Benutzer:Rofello/Spielwiese
Stenus | ||||||||||
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Systematik | ||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||
Stenus | ||||||||||
Latreille, 1797 |
Die Gattung Stenus Latreille 1779 gehört zu der Familie der Kurzflügler (Staphylinidae) und stellt mit weltweit 2.246 rezenten Arten eine der artenreichsten Gattungen der gesamten Tierwelt dar.[1] In Europa sind dabei 309 Arten und Unterarten verbreitet,[2] 120 davon in Mitteleuropa.[3]
Merkmale
Die Käfer erreichen eine Körperlänge von 1,7 bis 7,5 Millimetern und weisen einen typischen Staphylinidenhabitus auf. Ihre Facettenaugen sind sehr groß, treten deutlich hervor und nehmen die gesamten Seiten des Kopfes ein. Der langgestreckte, dunkel gefärbte Körper ist häufig stark und dicht punktförmig strukturiert. Die Fühler sind an der Stirn frei zwischen den Facettenaugen eingelenkt. Die Schläfen sind nicht deutlich ausgebildet. Der Kopf ist inklusive der Augen meist breiter als der Halsschild. Dieser ist hinten halsartig verjüngt. Die Tarsen sind fünfgliedrig. Dem Analsegment fehlen die zwei langen Borstenhaare, es sind höchstens kurze Wimperhärchen ausgebildet. Die einzelnen Arten sehen einander sehr ähnlich und sind nur schwer voneinander zu unterscheiden.
Vorkommen und Lebensweise
Die Lebensweise der Tiere weist eine große Bandbreite auf. Es gibt Arten, die am Rande von Gewässern oder in sumpfigen Lebensräumen leben, andere findet man in der Streuschicht in Wäldern, in Genist, am Rande von Schneefeldern, in Heiden oder auch in Ameisennestern. Die Tiere leben räuberisch und ernähren sich von Collembolen und Kleininsekten. Zum Ergreifen der Beute kann das mit Klebepolstern versehene Labium sehr schnell nach vorne auf das Beutetier geschleudert und anschließend mit diesem wieder eingezogen werden.
Chemische Ökologie
Chemische Abwehr
Um das frei liegende, nicht durch Elytren bedeckte Abdomen vor Angriffen durch Prädatoren und der Besiedelung durch Mikroorgaismen zu schützen, verfügen die Vertreter der Gattung Stenus über potente chemische Abwehrstoffe (Terpene, Pyridine, Piperidinalkaloide). Diese werden in paarigen Pygidialdrüsen an der Hinterleibsspitze produziert, mit den Hinterbeinen aufgenommen und durch intensives Putzen auf der Körperoberfläche verteilt. Dadurch wird das komplette Tier mit den Abwehrsubstanzen imprägniert.[3] Wird der Käfer attakiert, so kann er zusätzkich einen Teil der Abwehrdrüsen an der Abdominalspitze ausstülpen und durch Krümmen des Abdomens die Abwehrsekrete direkt auf den Angreifer aufbringen.
Spreitungsschwimmen
Neben der Abwehrwirkung kann das Pygidialdrüsensekret auch zur Fortbewegung auf der Wasseroberfläche genutzt werden. Beim so genannten Spreitungsschwimmen gibt der Käfer auf der Wasseroberfläche stehend einen kleinen Tropfen seines Drüsensekrets ab. Dieses verteilt sich mit sehr hoher Geschwindigkeit auf der Wasseroberfläche und bildet dort einen dünnen Sekretfilm, an dessen Rand der Käfer ein Stück davongetragen wird. Erfolgt die Sekretabgabe kontinuierlich, so kann das Tier mit einer Geschwindigkeit von bis zu 75cm pro Sekunde über die Wassoberfläche gleiten, ohnen die Beine zu bewegen. Durch Krümmung des Hinterleibs kann die Bewegungsrichtung aktiv gesteuert werden[4] . Das Phänomen des Spreitungsschwimmens konnte bislang nur bei Stenus und einigen Vertretern der Wanzengattung Velia beobachtet werden. Letztere benutzen allerdings kein Pügidialdrüsensekret sondern Speicheldrüseninhaltsstoffe zur Fortbewegung auf der Wasseroberfläche.[4]
Arten (Auswahl)
- Gemeiner Schmalkurzflügler (Stenus clavicornis)
- Stenus comma
- Stenus bipunctatus
- Stenus longipes
- Stenus guttula
- Stenus maculiger
- Stenus fossulatus
- Stenus boops
Quellen
Einzelnachweise
- ↑ THAYER K. K. (2005) 11.7. Staphylinidae Latreille, 1802. In: Kristensen N. P. & Beutel R. G. (Herausgeber), Handbuch der Zoologie IV, Arthropoda: Insecta, Band 38, de Gruyter Verlag, Berlin-New York.
- ↑ Stenus. Fauna Europaea, abgerufen am 3. Mai 2010.
- ↑ a b BETZ O. (1999) A behavioural inventory of adult Stenus species (Coleoptera: Staphylinidae). Journal of Natural History 33: 1691-1712.
- ↑ a b LINSENMAIER K.E., JANDER R. (1963) Das "Entspannungsschwimmen" von Velia und Stenus. Die Naturwissenschaften 50 (6): 231
Literatur
- Karl Wilhelm Harde, Frantisek Severa und Edwin Möhn: Der Kosmos Käferführer: Die mitteleuropäischen Käfer. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co KG, Stuttgart 2000, ISBN 3-440-06959-1.
- A. Horion: Faunistik der mitteleuropäischen Käfer Band IX: Staphylinidae 1. Teil: Micropeplinae bis Euaesthetinae, Verlagsdruckerei Ph. C. W. Schmidt, Neustadt a.d. Aisch, 1963.
- Edmund Reitter: Fauna Germanica – Die Käfer des Deutschen Reiches. 5 Bände, Stuttgart K. G. Lutz 1908–1916, Digitale Bibliothek Band 134, Directmedia Publishing GmbH, Berlin 2006, ISBN 3-898-53534-7.