Benutzer:Roland Rattfink/Hakenkreuzbratwurst
Hakenkreuzbratwurst ist ein Begriff, den der israelische Historiker und Autor Saul Friedländer ab 1984 in den politisch-historischen Diskurs einbrachte. Der Begriff steht in engem Zusammenhang mit dem Reichsgesetz zum Schutz der nationalen Symbole und den zugehörigen Durchführungsbestimmungen, die das NS-Regime am 19. Mai 1933 erließ. Daran anknüpfend befasst sich Friedländer näher mit der Wirkung des Hakenkreuzes als nationalsozialistischem Symbol und der nationalsozialistischen Doktrin vom Kitsch. Mitunter werden die Vorschriften zur „Hakenkreuzbratwurst“ heute als Sinnbild für deutsche Gründlichkeit, aber auch eine ungezügelte Regelungswut gesehen und als Beispiel für Absurditäten während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft genannt.
Hintergründe
Saul Friedländer
Saul Friedländer wurde am 11. Oktober 1932 als Pavel Friedländer in Prag als Kind einer deutschsprachigen jüdischen Familie geboren. Sein Vater war Jan Friedländer (1897–1942), stammte aus Prag, hatte an der dortigen Karls-Universität Jura studiert und war später Angestellter einer Versicherungsgesellschaft. Seine Mutter Elli (1905–1942) kam ursprünglich aus dem Riesengebirge, wo ihr Vater mit einer Weberei zu Reichtum gekommen war. Die Familie, die vorübergehend nach Paris emigrierte, war jüdisch, aber nicht religiös.[1] Im Herbst 1942 versuchten seine Eltern über die Schweizer Grenze zu fliehen, wurden jedoch abgewiesen, an die französische Polizei ausgeliefert, deportiert und wahrscheinlich noch 1942 im Konzentrationslager Auschwitz ermordet. Saul Friedländer überlebte, zwischenzeitlich katholisch getauft, versteckt in einem katholischen Internat in Frankreich.[2]
Nach einem Studium in Paris und Genf mit Promotion in Geschichte unterrichtete er als Professor vor allem in der Hebräischen Universität in Jerusalem, der Universität Tel Aviv und der University of California, Los Angeles.[3]
Das Reichsgesetz zum Schutz der nationalen Symbole vom 19. Mai 1933
Hitler als Reichskanzler, Goebbels als Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda sowie Frick als Reichsminister des Innern
Friedländers Buch Nachdenken über den Holocaust (2007)
Das Verbot der „Hakenkreuzbratwurst“ von 1933–1945
Allgemeines
Einordnung als „symbolentweihender Kitsch“
Rezeption / Aufgreifen des Begriffs durch Dritte
Allgemeines
- James Lee Burke: Mississippi Jam – Ein Dave-Robicheaux-Krimi. Übersetzt aus dem Englischen von Jürgen Bürger. Pendragon, Bielefeld 2016. ISBN 978-3-865-32527-3[5]
- Peter Schaal-Ahlers: Kitsch – Annäherung an ein Phänomen. Deutsches Pfarrerblatt, Ausgabe 12 / 2016, Verband der evangelischen Pfarrerinnen und Pfarrer in Deutschland, Kassel, ISSN 0939-9771 (als PDF abrufbar auf dem Webportal pfarrerverband.de).
- Christoph Wendler: Goebbels’ Wortgewalt: Der Klang der Vernichtung – Eine ideologiekritische Analyse der Sprache im Nationalsozialismus anhand der Linzer Rede vom 15. März 1942, Diplomarbeit Zur Erlangung des Magistergrades der Philosophie (Mag. phil.), Studienrichtung: Politikwissenschaft, Universität Wien, Oktober 2010
Speziell: Das „Hakenkreuz-Schnitzel“
Literatur
- Saul Friedländer: Kitsch und Tod – Der Widerschein des Nazismus. Übersetzt von Michael Grendacher / Günter Seib, Carl Hanser Verlag, München 1984, ISBN 978-3-446-13821-6, S. 13.
- Saul Friedländer: Nachdenken über den Holocaust. C. H. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-54824-6, S. 51 ff.
- Walter Delabar: NS-Literatur ohne Nationalsozialismus? – Thesen zu einem Ausstattungsphänomen in der Unterhaltungsliteratur des „Dritten Reiches“. In: Carsten Würmann / Ansgar Warner: Im Pausenraum des „Dritten Reiches“ – Zur Populärkultur im nationalsozialistischen Deutschland. Peter Lang, Internationaler Verlag der Wissenschaften, Bern, Schweiz 2008, ISBN 978-3-03911-443-6, S. 161 ff. (S. 177).
Weblinks
- Gesetz zum Schutze der nationalen Symbole vom 19. Mai 1933, Reichsgesetzblatt 1933 I S. 285, aufgehoben durch Art. I. Ziffer 1d des Gesetzes Nr. 1 des Alliierten Kontrollrats für Deutschland vom 20. September 1945 (ABl. S. 3), abgerufen am 10. Januar 2020.
- Verordnung zur Durchführung des Gesetzes zum Schutze der nationalen Symbole vom 23. Mai 1933, Reichsgesetzblatt 1933 I. S. 320, aufgehoben infolge des Gesetzes Nr. 1 des Alliierten Kontrollrats für Deutschland vom 20. September 1945 (ABl. S. 3), abgerufen am 10. Januar 2020.
Einzelnachweise
- ↑ Alexander Cammann: Saul Friedländer: „Das tut mir weh, gewiss“. In: Die Zeit, Nr. 3/2011.
- ↑ Saul Friedländer: Wenn die Erinnerung kommt. Autobiographie. Aus dem Französischen von Helgard Oestreich. Deutsche Verlagsanstalt, München 1979 ISBN 3-421-01826-X, S. 75–120.
- ↑ Saul Friedländer: Wenn die Erinnerung kommt. Autobiographie. Aus dem Französischen von Helgard Oestreich. Deutsche Verlagsanstalt, München 1979 ISBN 3-421-01826-X, S. 15.
- ↑ Saul Friedländer: Nachdenken über den Holocaust. C. H. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-54824-6, S. 51 ff.
- ↑ Walter Delabar. Neo-Nazi-Schlamassel – „Mississippi Jam“: James Lee Burke über ein ziemliches Durcheinander und einige scheußliche Wiedergänger. 22. Juli 2017 auf dem Rezensionsforum Literaturkritik.de, abgerufen am 10. Januar 2020.