Benutzer:Roll-Stone/Werk

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Ludwig Ruhe (* 1828 in Grünenplan; † 1888) war der Gründer der Tierhandlung Ruhe in Grünenplan im Harz und später in Leine, Niedersachsen. Das von ihm gegründete Unternehmen betrieb zunächst eine Vogelhandlung, ab 1880 einen bedeutenden Handel von außereuropäischen Großtieren für Zoos mit einem weltweiten Netz von Tierfang- und Sammelstationen. Hinzu kamen in den 1930er Jahren auch Völkerschauen.

Den Tierhandel gründete Ludwig Ruhe in den 1840er Jahren mit einem Handel für Kanarienvögel, die nach Nordamerika geliefert wurden. Als der Vogelhandel prosperierte, wurde 1868 eine Niederlassung gegründet, die Firma L. Ruhe in Nordamerika in New York. Nachdem Ludwig Ruhe verstarb, übernahmen seine beiden Söhne Bernhard und Hermann das Handelsgeschäft. Bernhard übernahm die Filiale in New York im Jahr 1882. Hermann blieb in Alfeld und erweiterte den Geschäftsumfang ab dem Jahr 1880 um den Großtierhandel wie beispielweise mit Elefanten, Gnus, Nashörner, Löwen, Tiger, aber auch Eisbären, Schlangen und exotischen Vögel.[1] Das ebenfalls in Alfeld ansässige Tierhandelsunternehmen Reiche, das die Firma Ruhe im Jahr 1910 übernahm, begann ab etwa dem Jahr 1860 Großtiere in Südafrika, Australien und Sudan zu fangen. Im Zeitraum von 1873 bis 1883 handelte die Firma Reiche mit 18 Nilpferden, 36 Elefanten, 130 Giraffen und 180 Raubtieren. In der Folge entstand mit Ruhe ein vernetztes Handelsunternehmen mit Tierfang- und Sammelstellen für Großwildtiere.[2]

Als im Deutsche Kaiserreich um das Ende des 19. Jahrhunderts ein globaler Umschlagplatz des internationalen Großtierhandels entstanden war und zunächst von der Tierhandelsfirma Carl Hagenbeck dominiert wurde, stand die in Alfeld ansässige Tierhandelsfirma Reiche, geführt von den Brüdern Carl ( 1827-1885) und Heinrich (1833-1887), Hagenbeck in kaum etwas nach. Als Ruhe im Jahr 1910 die Firma Reiche aufkaufte, wurde zu das Unternehmen Ruhe zum führenden Tierhändler weltweit. Ruhe war bis 1993 als Firma aktiv und verwaltete über 40 Jahre den Hannoverschen Zoo.[3]

Die Firma Ruhe betrieb auch Völkerschauen wie beispielsweise „Wildafrika“ im Jahr 1926 zusammen mit Hagenbeck, oder mit Carl Gabriel die „Riesenpolarshow“ im Jahr 1930.[4][3] Neuerdings wird davon ausgegangen, dass die Firmen Ruhe und Reiche mindestens 12 Völkerschauen, teilweise auch in Kooperation mit Hagenbeck, durchgeführt haben sollen.[2] Von 1931 bis 1971 hatte Rühe den Hannover-Zoo gepachtet. Als in den 1960er Jahren internationale Artenschutzabkommen geschlossen wurden, ging der Großtierhandel zurück und 1994 wurde die Firma Ruhe geschlossen.[2]

Einzelnachweise

  1. Tierhandlung Ruhe, ohne Datum, abgerufen am 22. März 2022. In: Alt-Alfeld
  2. a b c Vermessen und begafft: Wie Tierhandelsunternehmen aus Alfeld rassistische Völkerschauen organisierten, vom 1. Mai 2021. In: Hannoversche Allgemeine Zeitung
  3. a b Die globalen Handelsnetzwerke der Alfelder Tierhandelsunternehmen Reiche und Ruhe – Provenienzforschung zur Zirkulation von Tieren, Menschen und Ethnographica im 19. und 20. Jahrhundert, von 2021. In: Postkoloniale Provenienzforschung Niedersachsen.
  4. Anne Dreesbach: Gezähmte Wilde. Die Zurschaustellung „exotischer“ Menschen in Deutschland 1870–1940. Frankfurt a. M. 2005, ISBN 3-593-37732-2. S. 54.