Benutzer:Sabine Patzke (DAI)/Orient-Abteilung

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Die Orient-Abteilung des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) entstand 1996 durch die Zusammenfassung der bis dahin eigenständigen Außenstellen des Instituts in Baghdad, Sanaa und Damaskus. Ihren Sitz hat die Abteilung seitdem in Berlin-Dahlem. Das Arbeitsgebiet der Abteilung liegt im Vorderen Orient, südlich der Türkei und westlich Irans bis einschließlich der südlichen Arabischen Halbinsel, und umfasst Forschungen von prähistorischer Zeit über die mesopotamischen Hochkulturen bis in die Spätantike und die islamische Zeit.

Geschichte und Aufgaben

Neben den räumlich definierten Studien gibt es einen Forschungsschwerpunkt zur Musikarchäologie. Einen besonderen Schwerpunkt der Abteilung bildet weiterhin der Schutz gefährdeter archäologischer Stätten und die Zusammenarbeit mit den örtlichen Stellen bei der Ausbildung von Fachkräften und bei der Restaurierung und touristischen Erschließung der Monumente.

Direktoren der Abteilung

Bibliothek und Fotothek

Die Bibliothek der Orient-Abteilung in Berlin umfasst ca. 30.000 Bände und 160 laufende Zeitschriften mit den Schwerpunkten vorderasiatische Archäologie, Altorientalistik, Islamkunde und Arabistik. Der Bestand ist zu großen Teilen über den Bibliothekskatalog ZENON der DAI-Bibliotheken erschlossen.[1] Den Ausgangspunkt der Sammlung bildete die Bibliothek der Abteilung Baghdad, die 1984 in Teilen nach Berlin überführt wurde.

In der Fotothek befinden sich ca. 100000 Aufnahmen, die vor allem die Forschungsprojekte der Abteilung dokumentieren. Den Grundstock der Sammlung bildet das Uruk/Warka-Archiv der ehemaligen Abteilung Baghdad mit ca. 30.000 (Glasplatten)-Negativen und Dias. Darüber hinaus besitzt die Abteilung einige Sammlungen und Archive, u. a. mit historischen Aufnahmen aus dem Iraq. Seit 1998 liegen die Schwerpunkte der fotografischen Sammlung in der Dokumentation eigener Ausgrabungsprojekte in Äthiopien, Irak, Jemen, Jordanien, Libanon, Oman, Saudi Arabien, Syrien und der Osttürkei.

Publikationen

Seit ihrer Gründung gibt die Orient-Abteilung die Zeitschrift für Orient-Archäologie[2] heraus, in der die bis dahin erschienenen Zeitschriften der ehemaligen Abteilungen Baghdad (Baghdader Mitteilungen)und Damaskus (Damaszener Mitteilungen) zusammengefasst wurden. In unregelmäßiger Folge erscheint die Reihe Orient-Archäologie.[3]

Außenstelle Baghdad

Nachdem es bereits seit 1887 deutsche Ausgrabungen im Irak gegeben hatte, wurde 1955 eine Abteilung des DAI in Baghdad eröffnet. Gründungsdirektor war Heinrich Jacob Lenzen, ihm folgten 1967 Jürgen Schmidt und 1993 Rainer Michael Boehmer, er die Leitung der Abteilung bereits seit 1979 innehatte. Seit 1996 gehört die Abteilung als Außenstelle zur im selben Jahr gegründeten Orient-Abteilung. Das Arbeitsgebiet der Außenstelle sind die Kulturen Mesopotamiens von der Vorgeschichte bis ins islamische Mittelalter, der Schwerpunkt liegt dabei zurzeit auf der Archäologie des Süd-Iraks vom 4. bis 1. Jahrtausend v. Chr. Von der Außenstelle Baghdad wurden unter anderem Grabungen in Babylon und Uruk durchgeführt. Die politische Entwicklung im Irak führte zu einer Verschiebung der Arbeitsschwerpunkte der Abteilung weg von der reinen Feldarbeit, hin zu einer stärker kulturpolitischen Ausrichtung mit engen Kooperationen zu irakischen Wissenschaftlern, z. B. durch Unterstützung bei der Denkmalpflege und dem Kulturgüterschutz und durch Fortbildungen.

Die Bibliothek der Abteilung Baghdad hatte eine Keimzelle in den Privatbibliotheken des Altorientalisten Hans Ehelolf und des Architekten Friedrich Wetzel. Weitere Bücher stammten aus der Bibliothek der Forschungsstation Isfahan, genannt Stützpunkt des Deutschen Archäologischen Instituts. Schließlich konnten Bücher aus den Bibliotheken von Walter Andrae, Julius Jordan und Ernst Kühnel eingegliedert werden. 1984 wurde ein großer Teil der Bibliothek der Abteilung Baghdad nach Berlin überführt. Heute verfügt die Außenstelle über eine Handbibliothek mit ca. 500 Büchern und 15 Zeitschriften. Die Fotothek mit ca. 25000 Aufnahmen wird gegenwärtig in Berlin aufbewahrt. Von 1960 bis 2006 gab die Außenstelle die Zeitschrift Baghdader Mitteilungen[4] heraus, die seit 2007 als Faszikel Mesopotamien und regional übergreifende Themen der Zeitschrift für Orient-Archäologie erscheinen. In unregelmäßiger Abfolge erscheint die Monographienreihe Baghdader Forschungen[5].

Die Außenstelle in Baghdad ist derzeit nicht personell besetzt, die Arbeiten werden von Berlin aus durchgeführt. Die kommissarische Leitung der Abteilung hat Margarete van Ess.

Außenstelle Sanaa

1978 wurde eine Abteilung in Sanaa eröffnet, der die Jemen-Expedition des DAI vorausging. Sie wurde 1996 in die im selben Jahr gegründete Orient-Abteilung eingegliedert. Die Abteilung führt Forschungen im Jemen und in Äthiopien durch, einen Schwerpunkt bildet dabei die Untersuchung von Kulturkontakten zwischen beiden Regionen, zum Beispiel in sabäischer Zeit. Seit 2000 leitet Iris Gerlach die Außenstelle.

Seit 2006 befindet sich die Außenstelle Sanaa in einem etwa 250 Jahre alten Haus in der zum UNESCO-Weltkulturerbe zählenden Altstadt von Sanaa. Hier befindet sich eine Bibliothek mit ca. 4000 Bänden zur Arabischen, Vorderasiatischen, Klassischen und Ostafrikanischen Archäologie sowie zur Islamischen Kunstgeschichte, die über den Bibliothekskatalog ZENON erschlossen werden.[6]. Außerdem gibt es eine Fotothek mit etwa 10000 Aufnahmen. Die Außenstelle gibt seit 1982 in unregelmäßiger Folge die Reihe Archäologische Berichte aus dem Yemen[7] heraus, seit 1999 Epigraphische Forschungen auf der Arabischen Halbinsel (gemeinsam mit Prof. Dr. Norbert Nebes, Jena)[8] und seit 2003 die dreisprachigen (deutsch/englisch/arabisch) Hefte zur Kulturgeschichte des Jemen[9]. Außerdem erscheint in der Zeitschrift für Orient-Archäologie das Faszikel Arabische Halbinsel und der Region verwandte Themen.

Außenstelle Damaskus

Den Forschungsschwerpunkt der 1980 gegründeten Abteilung Damaskus, die 1996 als Außenstelle in die Orient-Abteilung eingegliedert wurde, bildet die Grundlagenforschung zu archäologischen Monumenten in Syrien. Die Zeitspanne der untersuchten Plätze reicht dabei von der Steinzeit bis ins Mittelalter. Die Außenstelle wird von Karin Bartl geleitet.

Die Bibliothek der Außenstelle umfasst ca. 14000 Bände zur Prähistorischen Archäologie, Vorderasiatischen Archäologie, Klassischen Archäologie, Archäologie der römischen Provinzen, Christlichen Archäologie sowie Islamischen Archäologie und Kunstgeschichte, die über den Bibliothekskatalog ZENON erschlossen sind.[10] Daneben gibt es eine Fotothek, die vor allem die Grabungsprojekte der Außenstelle dokumentiert und etwa 45000 analoge und 40000 digitale Bilder verwahrt. Seit 1983 bis zum Band 15.2006 erschienen jährlich die Damaszener Mitteilungen[11], die ab 2008 als Faszikel Levante der Zeitschrift für Orient-Archäologie fortgeführt werden. In unregelmäßigen Abständen erscheint die Monographienreihe Damaszener Forschungen.[12]

Gegenwärtig ist das Personal der Außenstelle nach Berlin abgeordnet, Feldforschungen des DAI in Syrien finden aufgrund der politischen Lage zurzeit nicht statt.

Literatur

  • Deutsches Archäologisches Institut, Orient-Abteilung (Hrsg.): Aktuelle Forschungsprojekte, Berlin 2008.
  • Deutsches Archäologisches Institut, Orient Abteilung (Hrsg.): Deutsches Archäologisches Institut, Orient Abteilung - Außenstelle Baghdad. 50 Jahre Forschungen im Irak 1955-2005, Berlin 2005.
  • Astrid Dostert (Hrsg.): Zwischen Kulturen und Kontinenten. 175 Jahre Forschung am Deutschen Archäologischen Institut, Berlin 2004, S. 134-161.

Weblinks

Belege