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Das Forschungsprojekt Religions- und rechtsgeschichtliche Quellen des vormodernen Nepal, Heidelberger Akademie der Wissenschaften, erschließt ein Korpus von Dokumenten und Texten zur Religions- und Rechtsgeschichte des vormodernen Nepals und macht dieses in gedruckter wie in digitaler Form (Datenbank) zugänglich. Das Projekt mit einer Laufzeit bis 2028 wird geleitet von Axel Michaels; Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind Astrid Zotter, Christof Zotter, Manik Bajracharya, Simon Cubelic, Ramhari Timalsina, Sabine Tittel (alle Standort Heidelberg), Frederic Link, Rabi Acharya, Pabitra Bajracharya und Yogesh Budhathoki (alle Standort Patan, Nepal).
Projektgeschichte
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Forschungsziel
Ziel des Forschungsprojekts ist es, das Textkorpus zur Religions- und Rechtsgeschichte des vormodernen Nepals systematisch zu untersuchen und ausgewählte Dokumente in Edition, Übersetzung und Kommentar zu veröffentlichen. Im Zentrum steht dabei der Aufbau einer öffentlich zugänglichen Datenbank. Gleichermaßen werden die bearbeiteten Dokumente im Lichte übergeordneter kulturgeschichtlicher Fragestellungen untersucht. Dadurch soll ein facettenreiches Bild der sozio-kulturellen Transformationsprozesse Nepals vom späten 18. Jahrhundert bis zur ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gezeichnet werden.[1] Die Herangehensweise vereint Methoden der Indologie, Tibetologie, der Geschichte, Anthropologie, Religionsgeschichte, der Philologie und, darüber hinaus, der Digital Humanities und des Semantic Web.[2]
Das Textkorpus beinhaltet Tempeldokumente (Erlasse, Landschenkungen, Verträge, Stiftungsurkunden, Briefe etc.) und Rechtsdokumente (Urteile bezüglich sittlichen Verhaltens, Ablassbriefe, Kastenregulierungen) sowie in weitaus geringerem Umfang narrativ-eulogische Texte zu lokalen Heiligtümern. Diese Textgruppen bilden zusammenhängend die wesentliche Grundlage für die Geschichte zahlreicher Tempel und anderer Heiligtümer Nepals (vornehmlich des Kathmandu-Tals), aber auch für die Rechtspraxis Südasiens. Darüber hinaus gibt das Material Aufschluss über die Entwicklung von Elitekulturen, die Legitimation und Inszenierung von Herrschaft, Formen von Religionspolitik, die Herausbildung öffentlicher Ordnung sowie den Stellenwert der Verschriftlichung und Kodifizierung von Recht im Zusammenhang ethnologischer erfasster Jurisprudenz. Die Mitarbeiter arbeiten auf Basis des Korpus zu unterschiedlichen Forschungsschwerpunkten und -themen.[3] Der zeitliche Schwerpunkt des Projekts liegt auf der frühen Śāha (1769–1846) und Rānā-Periode (1846–1951) – auf Nepals „langem 19. Jahrhundert“.[4]
Grundlage des Korpus bilden Archivalien der National Archives Nepal[5] (Rashtriya Abhilekhalaya, Kathmandu) und anderer staatlicher Organisationen, die von der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft (DMG) im Rahmen des Nepal-German Manuscript Preservation Project (NGMPP) mikrofilmiert, ansatzweise katalogisiert und bis auf wenige Ausnahmen weder in Edition und Übersetzung vorliegen noch eingehend wissenschaftlich bearbeitet wurden.[6] Im Rahmen des Projekts soll der Gesamtbestand des NGMPP von über 100.000 historischen Dokumenten erstmals sukzessive katalogisiert und digitalisiert werden.
Neben dem vom NGMPP erfassten Material fließen weitere Sammlungen in die Katalogdatenbank ein, bislang (Stand 02/2021):
- Dokumente aus Tsum (Sammlung Nadine Plachta)
- vom Nepal Heritage Documentation Project (NHDP)[7] erfasste Inschriften
- Dokumente aus der Sammlung Walter Rindfleisch
- Dokumente der Familie von Laksmidas Pradhan
- Inschriften aus Sankhu (Sammlung Balgopal Shrestha)
Documenta Nepalica
Documenta Nepalica ist die Bezeichnung der digitalen Infrastruktur des Projekts mit den zwei Bestandteilen "Katalogdatenbank" und "Editionsplattform".
Katalogdatenbank
Die Katalogdatenbank enthält Einträge mit Metadaten sowohl zu den bislang erst katalogisierten als auch zu den bereits edierten und publizierten Dokumenten.
Beim Start der Datenbank (Mai 2016) enthielt sie ca. 19.000 Einträge und ist auf ca. 60.000 [Stand 12/2020] angewachsen.[8] Ein Gesamtvolumen von mehr als 100.000 Einträgen zum Ende der Projektlaufzeit 2028 ist geplant. Es soll alle relevanten NGMPP-Dokumente sowie die später integrierten Sammlungen umfassen. Die im Katalog enthaltenen Metadaten können mit bibliographischen Informationen zu früheren Editionen, Übersetzungen und Studien der entsprechenden Dokumente angereichert werden. Datensätze der edierten Texte sind mit den jeweiligen Editionen verknüpft.
Zum Zeitpunkt der Verfilmung des NGMPP wurde für jedes Dokument eine handschriftliche Katalogkarte erstellt. Dabei wurden zwei Kartentypen verwendet. Die Angaben auf diesen Karten sind von unterschiedlicher Qualität. Zu dokumentarischen Zwecken wird jedoch jede Information erfasst und durchläuft dann eine weitere Eingabekontrolle. Um Eingabefehler zu minimieren, werden beim Erfassen Templates für Datumsangaben und Ähnliches verwendet. Korrigiert werden einzig offensichtliche, grobe Sprachfehler (Englisch). Für jeden Datensatz wird ein Kurztitel erstellt, der Informationen zum Dokumententyp, Verfasser, Adressaten, Betreff und Ausstellungsjahr (Ära wie im Original) enthält. Jedes Dokument erhält eine eineindeutige Identifikationsnummer, die auf der NGMPP-Nummer basiert und für die weiteren Sammlungen analog verwendet wird.
Editionsplattform
Die Editionsplattform ist eine von der Forschungsstelle entwickelte, digitale Infrastruktur, die alle Funktionen für die Transliteration, Transkription und XML-Auszeichnung (gemäß den Richtlinien der TEI für Texteditionen) der Dokumente bereitstellt. Die Editionsrichtlinien sind diplomatisch-interpretativ. Für die Anzeige der Editionen stehen verschiedene Optionen zur Auswahl (diplomatisch; mit Worttrennung; XML-Strukturbaum; Devanagari-Schrift oder Transliteration in lateinischer Schrift; Zoom-in-Funktion). Zu jeder Edition wird ein digitales Faksimile bereitgestellt. Darüber hinaus enthält die Edition Informationen zum Kurztitel des Dokuments, zum Namen der oder des Bearbeiter(s), eine Inhaltszusammenfassung, eine deutsche Übersetzung, Anmerkungen und einen Kommentar.
Publikationen
Digitale Publikationen
Edierte Dokumente werden fortlaufend auf der Editionsplattform des Forschungsvorhabens veröffentlicht, insgesamt sind 376 Dokumente ediert [Stand 02/2021].[9] Seit Februar 2017 werden sie zudem sukzessive im Open Access und unter der Vergabe einer DOI bei der Universitätsbibliothek Heidelberg auf Publikationsplattform Heidelberg Historic Literature Digitized (DWork)[10] veröffentlicht. Es sind 133 Editionen mit DOI publiziert [Stand 02/2021].[11]
Buchpublikationen
Die Forschungsstelle gibt die Publikationsreihe “Documenta Nepalica – Book Series” im Open Access (CC BY-SA 4.0) heraus. Die Bände sind auch als Print-on-Demand erhältlich.
- Simon Cubelic, Axel Michaels und Astrid Zotter (Hrsg.), Studies in Historical Documents from Nepal and India, Heidelberg: Heidelberg University Publishing, 2018 (Documenta Nepalica – Book Series, Band 1); DOI: 10.17885/heiup.331.454
Literatur
Hier ein paar ausgewählte Publikationen.
Weblinks
Website der Forschungsstelle bei der Heidelberger Akademie der Wissenschaften
Deutsche Morgenländische Gesellschaft (DMG)
Orientabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin (SBB)
Centre for Asian and Transcultural Studies (CATS)
Heidelberg Historic Literature Digitized (DWork)
Department of Archaeology Nepal
Kathmandu Valley Preservation Trust
The Nepalese-German Manuscript Cataloguing Project (NGMCP, successor of the NGMPP)
Nepal Heritage Documentation Project (NHDP)
Kathmandu Valley Preservation Trust
- ↑ Astrid Zotter: Papier ist geduldig. In: Heidelberger Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Jahrbuch der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Heidelberg 2019, ISBN 978-3-00-062676-0, S. 97–98.
- ↑ Simon Cubelic, Astrid Zotter, Axel Michaels: Studying Documents of South Asia: An Introduction. In: Simon Cubelic, Astrid Zotter, Axel Michaels (Hrsg.): Studies in Historical Documents from Nepal and India. Documenta Nepalica - Book Series, Nr. 1, 2018, S. 2, doi:10.17885/HEIUP.331.454 (uni-heidelberg.de [abgerufen am 8. Februar 2021]).
- ↑ Documenta Nepalica - Topics. In: https://abhilekha.adw.uni-heidelberg.de. Abgerufen am 5. Februar 2021.
- ↑ Axel Michaels: Kultur und Geschichte Nepals. [1. Auflage]. Alfred-Kröner-Verlag, Stuttgart 2018, ISBN 978-3-520-21201-6, S. 1 (worldcat.org [abgerufen am 8. Februar 2021]).
- ↑ NA | National Archives of Nepal. Abgerufen am 5. Februar 2021.
- ↑ Simon Cubelic, Astrid Zotter, Axel Michaels: An Introduction. In: Simon Cubelic, Astrid Zotter, Axel Michaels (Hrsg.): Studies in Historical Documents from Nepal and India. Documenta Nepalica - Book Series, Nr. 1. Heidelberg 2018, S. 21, doi:10.17885/HEIUP.331.454 (uni-heidelberg.de [abgerufen am 8. Februar 2021]).
- ↑ Uni Heidelberg: Cluster Asia and Europe - Uni Heidelberg: NHDP. Abgerufen am 5. Februar 2021.
- ↑ Nepal Katalog der Dokumente. Abgerufen am 5. Februar 2021.
- ↑ Alle Editionen - HAdW Nepal publ docs. Abgerufen am 5. Februar 2021.
- ↑ Heidelberg University Library: Heidelberg historic literature – digitized. Abgerufen am 5. Februar 2021.
- ↑ Editionen mit DOI - HAdW Nepal publ docs. Abgerufen am 5. Februar 2021.