Benutzer:Schiplagerheide/Artikelentwurf Elisabeth
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Elisabeth Schmidt-Pecht (* 2. April 1857 in St. Blasien; † 24. März 1940 in Konstanz) war eine deutsche Keramikerin und Kunstgewerblerin.
Leben und Werk
Ihre erste Ausbildung absolvierte die Künstlerin in der Kunststickerei- und Zeichenschule des Badischen Frauen-Vereins Karlsruhe. Bei Franz Keller-Leuzinger studierte sie Keramikmalerei.[1] Im Jahr 1880 reiste sie nach London und verbrachte dort einen mehrmonatigen Studienaufenthalt. Zwischen 1880 und 1890 fertigte sie Stickerei- und Nagelarbeitsentwürfe für die Zeitschrift 'Die Modenwelt'. Im Jahr 1894 begann Zusammenarbeit mit der Steingutfabrik Haager, Hoerth & Cie. in Zell am Harmersbach, die später als Georg Schmider Vereinigte Zeller Keramische Fabriken firmierte. Der Töpfer Benz unterwies sie 1895 in Tägerwilen in seinen Werkstätten. Es begann eine keramischen Produktion, die später in die Töpferei Glatz in Villingen mündete. Seit dem Jahr 1905 arbeitete sie mit Julius Diez zusammen, der Keramikdekore entwarft und auch selbst ausführte. In den Räumen der Lithografenwerkstatt wurde 1906/07 eine Kunsttöpferei eingerichtet. Als Betriebsleiter wurde der erfahrene schwäbischen Töpfer Strohm eingestellt. Die Werkstatt arbeitete u.a. für das Kaufhaus Wertheim in Berlin, für Wahliss in Wien und Liberty in London. Mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs wurde die Produktion eingestellt und 1917 wurde die Kunsttöpferei aufgegeben.
Elisabeth Schmidt-Pecht, Max Laeuger und Theo Schmuz-Baudiß zählten um 1900 zu den Hauptvertretern einer auf regionale Volkskunst gegründeten deutschen Jugendstilkeramik. Schmidt-Pechts Entwürfe zeichneten sich durch breite, einfache Pinselstriche und klare Designs in leuchtenden Farben aus. Die handgemalte, dekorative Ware ließ sich kostengünstig produzieren. Als 'Zeller Service' wurden florale Blau-Gelb-Dekore bekannt, die Keramikmalerinnen auf traditionelle Steingut-Formen auftrugen. Sie verkaufen sich sehr erfolgreich. Dennoch störte sich die Künstlerin an dem etwas groben Stil und kreierte das 'Hilda-Service', das auch in einer rot-grünen Variante produziert wurde. 1904 entwarf sie 'Favorite' in einen rot-blauen Dekor mit Anklängen an das Rokoko. Als 'Konstanzer Geschirr'wird es bis heute produziert. Dieseer Entwurf schaffte es als Alltagsgeschirr bis zur Großherzoglich-Badener Famile auf der Insel Mainau wie in die kaiserlichen Jagdschlösser. Wohl auf Anregung von Hans Thoma (1839) wurden ab Mitte der 1890er Jahre Vasen, Schalen, Krüge, Wandteller, Übertöpfe und andere Irdenwaren auch nach Schmidt-Pechts Entwürfen geformt. Die regionalen Einflüsse bei der Formgebung wichen im Lauf der Zeit zunehmend schlichten, ostasiatischer Vorbildern. Engobemalereien bzw. Sgrafittotechniken wurden individueller auf die Form der Gefäße abgestimmt. Die Stücke erhielten zwei oder drei Farben, z.B. Gelb auf Rot, Grün auf Blau, Oliv und Rot auf Weiß. Sie setzte zunehmend abstrahierende Dekorationen ein. Häufig kehrte ein rankenförmiges Spiralmotiv wieder. Linear-geometrischen Dekore nahmen bereits Motive des Art déco vorweg.
Werke der Künstlerin befinden sich in den Sammlung Winnicke im Keramik-Museums Berlin (KMB), im Augustinermuseum in Freiburg im Breisgau, im MAK Hamburg, im Badischen Landesmuseum Karlsruhe sowie im Rosgarten-Museum Konstanz.
Werke (Auswahl)
- 1897: Schwarzwälder Fayencen[2]
- 1898: »Thonvasen«[3]
- 1899: Töpfereien[4]
- 1899: Majoliken[5]
- 1899: Schwarzwälder Majoliken[6]
- 1899: Ziertopf[6]
- ohne Jahr: Gefäße für 'La Maison Moderne'[7]
- 1905: Schwarzwälder Kermik[8][9]
- 1911: Buchumschläge[10]
- 1911: Töpferwaren[11]
Ausstellungen
- 1897: Münchner Kunst-Ausstellung[2]
- 1897: Weihnachts-Ausstellung im Münchener Kunstgewerbehaus[12]
- 1898: Münchener Jahres-Ausstellung im Glas-Palast[3][13]
- 1900: Weltausstellung Paris 1900[14]
- 1901: Internationale Kunst-Ausstellung Dresden[15]
- 1904: Düsseldorf[16]
- 1904 St.Louis: WA
- 1906 Dresden: Dt. Kunstgew.-Ausst. (K)
- 1906: Ausstellung moderner Keramik, Kunstgewerbemuseum der Stadt Zürich[17]
- 1906: Jubiläums-Kust-Ausstellung[18]
Posthum
- * 2010/11: Villa Stuck: Die Jugend der Moderne[19]
Auszeichnungen
Literatur
- Schmidt-Pecht, Elisabeth. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 30: Scheffel–Siemerding. E. A. Seemann, Leipzig 1936.
- Schmidt-Pecht, Elisabeth. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band 6, Nachträge H–Z. E. A. Seemann, Leipzig 1962.
D.Zühlsdorff, Marken-Lex., Porzellan- und Keramik-Report 1885-1935, I, St. [1988]. – R.Borrmann, Mod. Keramik, L. 1902; K.Widmer, Keramik, FiB. 1907; Badisches LM (Ed.), Jugendstil, Ka. 1987; Rosgarten-Mus. Konstanz (Ed.), Keramikzentrum Konstanz. Jugendstil bis 50er Jahre, St. 1997 (Lit.); I.v. der Dollen u.a., Eigenwillig. Künstlerinnen am Bodensee 1900 bis 1950 (K), Konstanz 2005; MKG Hamburg (Ed.), Die Jugendstil-Slg, Bd 4, Petersberg 2010.
Einzelnachweise
- ↑ archive.org, Frau Elise Schmidt-Pecht, Atelier-Nachrichten – Kleine Mitteilungen in: Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten, Band IV., Darmstadt, 1899, S. 492.
- ↑ a b digi.ub.uni-heidelberg.de L. Gmelin: Die Kleinkunst auf der Kunstausstellung zu München 1897 in: Bayerischer Kunstgewerbe-Verein (Hrsg.): Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851, 47.1897–1898, S. 53, abgerufen am 25. April 2022.
- ↑ a b digi.ub.uni-heidelberg.de L. Gmelin: Das Kunsthandwerk im Münchener Glaspalast in: Bayerischer Kunstgewerbe-Verein (Hrsg.): Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851, 47.1897–1898, S. 380, abgerufen am 25. April 2022.
- ↑ digi.ub.uni-heidelberg.de Ernst Zimmermann: Die künstlerische Nothlage der Westerwälder Steinzeugindustrie in: Bayerischer Kunstgewerbe-Verein (Hrsg.): Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851, 50.1899–1900, S. 81, abgerufen am 25. April 2022.
- ↑ digi.ub.uni-heidelberg.de Badisches Kunstgewerbe in: Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten, 4.1899, S. 457, Abgerufen am 23. April 2022.
- ↑ a b digi.ub.uni-heidelberg.de Badisches Kunstgewerbe in: Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten, 4.1899, S. 456, abgerufen am 23. April 2022.
- ↑ archive.org, Roberta Waddell: The Art nouveau style in jewelry, metalwork, glass, ceramics, textiles, architecture, and furniture, Dover Publications Inc., New York, 1977, S. 110.
- ↑ digi.ub.uni-heidelberg.de Anton Jaumann: Vereinfachen und stilisieren in: Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten, 15.1904–1905, S. 334, abgerufen am 23. April 2022.
- ↑ digi.ub.uni-heidelberg.de Anton Jaumann: Vereinfachen und stilisieren in: Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten, 15.1904–1905, S. 335, abgerufen am 23. April 2022.
- ↑ archive.org, L. Deubner: German Architecture and Decoration in: The Studio Year Book of Decorative Art, 1911, S. 197.
- ↑ archive.org, L. Deubner: German Architecture and Decoration in: The Studio Year Book of Decorative Art, 1911, S. 198, 199.
- ↑ digi.ub.uni-heidelberg.de Von der Weihnachts-Ausstellung im Münchener Kunstgewerbehause in: Bayerischer Kunstgewerbe-Verein (Hrsg.): Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851, 47.1897–1898, S. 175, abgerufen am 25. April 2022.
- ↑ digi.ub.uni-heidelberg.de Das Kunsthandwerk im Münchener Glaspalast in: Bayerischer Kunstgewerbe-Verein (Hrsg.): Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 50.1899-1900, S. 57, abgerufen am 25. April 2022.
- ↑ digi.ub.uni-heidelberg.deDeutsche Kunst und Dekoration auf der PariserWelt-Ausstellung, Erster Rundgang durch die deutsche und oesterreichische Abtheilung in: Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten, 6.1900; S. 465, abgerufen am 25. April 2022.
- ↑ digi.ub.uni-heidelberg.de Paul Schumann: Das Kunstgewerbe auf der internationalen Kunst-Ausstellung zu Dresden Mai - Oktober 1901 in: Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten, 8.1901, S. 414, abgerufen am 25. April 2022.
- ↑ digi.ub.uni-heidelberg.de Max Osborn: Die Düsseldorfer Ausstellung in: Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe, 2.1904, S. 496, abgerufen am 25. April 2022.
- ↑ digi.ub.uni-heidelberg.de Geplante Ausstellungen in: Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler, 5.1905/1906, Heft 40, S. 548, abgerufen am 23. April 2022.
- ↑ digi.ub.uni-heidelberg.de K. Widmer: Die Karlsruher Jubiläums-Kunst-Ausstellung in: Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten, 18.1906, S.786, abgerufen am 25. April 2022.
- ↑ [1] villastuck.de, Die Jugend der ModerneArt Nouveau und Jugendstil – Meisterwerke aus Münchner Privatbesitz28.10.2010 - 23.1.2011, abgerufen am 26. April 2022.
- ↑ digi.ub.uni-heidelberg.de, Auszeichnungen und Medaillen, Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler, 4.1904/1905, Heft 11, S. 152, abgerufen am 23. April 2022.
- ↑ digi.ub.uni-heidelberg.de Die Auszeichnungen in St. Louis in: Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler, 4.1904/1905, Heft 13, S. 179, abgerufen am 23. April 2022.
- ↑ digi.ub.uni-heidelberg.de Die Auszeichnungen in St. Louis in: Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler, 4.1904/1905, Heft 14, S. 196, abgerufen am 23. April 2022.