Benutzer:Schiplagerheide/Lotte Pottel
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Henriette Anna Margarethe Charlotte „Lotte“ Pottel[1] (* 27. Juni 1901 in Halle (Saale); † 21. Februar 1994 in Essen), nach ihrer Heirat Lotte Eschner, war eine deutsche Typografin und Grafikdesignerin. Sie ist bekannt für ihre Drucksachengestaltung im Stil der Neuen Typographie und eine ihrer wenigen namentlich bekannten weiblichen Vertreterinnen.
Biografie
Lotte Pottel wurde als Tochter von Margarethe Luise Anna Pottel, geborene Wintzer (* 1877), und dem Kaufmann Karl Ewald Eduard Daniel Pottel (1867–1930) in Halle (Saale) geboren. Am 26. September 1902 folgte ihr Bruder Hans Karl Wilhelm Hermann Pottel.[1] Zwischen 1917 und 1919 besuchte sie die dortige Soziale Frauenschule[2] und studierte von 1920 bis 1926 an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein. Sie besuchte dort kurzzeitig die Textil-Werkstatt bei Johanna Schütz-Wolff[2] und danach die Malklasse sowie die Werbewerkstatt von Erwin Hahs.[3] Nach 1926 wurde sie künstlerische Beraterin der Firma Most in Halle, eines Schokoladenfabrikanten, für welchen sie die visuelle Kommunikation im Stil der Neuen Typographie verantwortete.[4] Später kooperierte sie mit Hans Finsler,[5] einem der bedeutendsten Vertreter der Neuen Sehens. Nicht verwechseln darf man dabei Lotte Pottels Arbeiten mit dem Schaffen von Alexandra Zollinger (verheiratete Pottel, * 1910 in Dieburg), die Fotografie bei Finslar studierte.[6] Lotte Pottel arbeitete gemeinsam mit Finsler an Drucksachen, z. B. für den Halleschen Wirtschafts- und Verkehrsverband.[7] Finslers Foto „Incandescent Lamp“ aus dem Besitz von Pottel befindet sich heute in der Sammlung des MoMA.[8]
Pottel gab ihre Berufstätigkeit 1932 aufgrund ihrer Heirat mit dem Diplom-Kaufmann Eduard Richard Ernst Eschner (1900–1968)[9] und dem damit verbundenen Umzug nach Essen auf.[5]
Werk
Für die Firma Most entwarf Pottel eine Serie von Werbemitteln und Schokoladenverpackungen. Ein vollständiger Überblick der Tätigkeit ist nicht mehr rekonstruierbar, da das Archiv der Firma Most (seit 1945 in Sarstedt ansässig) in den Kriegswirren bzw. danach zerstört wurde.[10] Das Metropolitan Museum of Art besitze ein Foto von Hans Finsler, dass eine der von ihr entworfenen Verpackungen darstellt.[11] Sie schuf in Kooperation mit Finsler zum 70jährigen Jubiläum der Firma Most eine Broschüre unter dem Titel: „Wie Kakao und Schokolade entsteht“. Dabei vermittelte sie ihm einen seiner frühen Aufträge als Fotograf. Die Fotos von Finsler stellten Arbeitsabläufe in der Fabrik dar.[12][13][14] Pottel fertigte daraus Collagen. Die Bildszenen werden durch eingeklebte Worte und Begleittexte erläutert. Einzelworte werden durch gezeichnete Schriften betont und getönte Hintergründe oder Rahmen fassen die Bilder.[15] Am Anfang und Schluss des Heftes stellen Werbefotos die Most-Produkte dar. Die Broschüre wurde in die Sammlung der Burg Giebichenstein aufgenommen.[16]
Für den Halleschen Wirtschafts- und Verkehrsverband e.V. entwickelte Pottel die Gestaltung und Typografie der Broschüre „Wo in Halle? Halle ist schön.“ und für „So in Halle. Halle ist schön.“ das Titelblatt mit sich abwechselnden roten, gelben und grauen Wörtern in Großbuchstaben sowie Linien von Halbkreisen. Beide Werke sind Teil der Sammlung der Burg Giebichenstein.[17]
Für die Hallenser Firma Pottel & Broskowski gestaltete die Grafikerin den Prospekt „Ich führe Sie durch das Haus Broskowski“, für den sie Gerda Leo, eine weitere Schülerin der Kunsthochschule Burg Giebichenstein (1926–1930), als Fotografin vermittelte.[3][18]
Ihr Monogramm bestand aus den Buchstaben L und P, die ineinandergreifen.[19]
Ausstellungen (Auswahl)
Zum 1oo. Geburgstag von Hans Finsler wurden neben seinen Fotografien auch Ihre Collagen in der Ausstellung Hans Finsler. Neue Wege der Fotographie im Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) im Jahr 1991, in der Schweizerischen Stiftung für Fotographie im Kunsthaus Zürich (1991), in der Berlinischen Galerie (1991/1992) und im Museum Folkwang gezeigt.[20] Das Werk von Pottel war als Bestandteil verschiedener Ausstellungen über die Burg Giebichenstein im Kunstmuseum Moritzburg Halle vom 20. März bis 13. Juni 1993 sowie im Badischen Landesmuseum vom 25. Juni bis 12. September 1993 ausgestellt. Die Ausstellung Gerda Leo – Photographien 1926–1932 präsentierte 1994 im Staatliche Galerie Moritzburg Halle und bis Februar 1995 im Verborgenen Museum in Berlin den Prospekt „Ich führe Sie durch das Haus Broskowski“ als Gemeinschaftswerk mit Fotos von Gerda Leo und der grafischen Gestaltung von Lotte Pottel.[18] Aus Anlass des 100jährigen Jubiläums des Bauhauses waren Werke Pottels Teil der Ausstellung Neue Typografie – funktionales Grafil-Design in der Zwischenkriegszeit 2017/2018 in der Universitätsbibliothek Erfurt und Das Bauhaus wirbt. Neue Typographie und funktionales Grafik-Design in der Weimarer Republik 2019 im KunstForum Gotha zu sehen.[4]
Arbeiten (Auswahl)
- 1920er Jahre: Unser Vertreter kommt, Most Werbepostkarte[4][21]
- 1920er Jahre: Unser Vertreter bringt schöne Oster-Artikel, Most Werbepostkarte[4][21]
- 1920er Jahre: mit Hans Finslar: Werbung für Most Schokolade[11]
- 1920er Jahre: Zwei Werbepostkarten und eine Einladungskarte[22]
- 1928: Ich bin der Most-Mann, Werbeanzeige[4][16][21][23][24]
- um 1928: Schokoladenverpackung „Pfefferminz Mischung“[16][25]
- um 1928: Schokoladenverpackung „Früchtemischung“[16][24]
- um 1928: Schokoladenverpackung „Garn und Knöpfe“[16][24]
- um 1928: Schokoladenverpackung „Most Schokolade für die Schule“[16]
- um 1928: Schokoladenverpackung „Feuerwerk Laternen-Fest“[16][24]
- um 1928: Schokoladenverpackung „Von allem etwas“[25]
- um 1928: Schokoladenverpackung „Doppeltäfelchen“[25]
- um 1928: Schokoladenverpackung „Wir angeln“[24]
- um 1928: Schokoladenverpackung „Für kleine Raucher“[24]
- 1928/1929: mit Hans Finslar (Fotos): Wie Kakao und Schokolade entsteht[16][20][26][27]
- 1929/1930: Einladungs-Doppelkarte für die Firma Most[16][21]
- 1930: Prospekt mit Arbeiten der Burg Giebichenstein[28]
- 1930: mit Hans Finslar (Fotos): Wo in Halle? Halle ist schön., Führer durch Halle[17][25][29][30]
- 1930: Titelblatt der Broschüre So ist Halle. Halle ist schön.[17]
- 1931: mit Gerda Leo (Fotos): Faltblatt Ich führe Sie durch das Haus Broskowski der Hallenser Firma Pottel & Broskowski[3][18]
Literatur
- Renate Luckner-Bien: Werbung und Grafik-Design in: Angela Dolgner, Rita Gründig, Katja Schneider: Burg Giebichenstein. Die hallesche Kunstschule von den Anfängen bis zur Gegenwart, Staatliche Galerie Moritzburg, Halle (Saale) 1993, S. 429, 436–438, 512, 549, 560. ISBN 978-3-86105-076-6
- Katja Schneider: Burg Giebichenstein. Die Kunstgewerbeschule unter Leitung von Paul Thiersch und Gerhard Marcks 1915 – 1933, 2 Bände, Weinheim, 1992, Textband S. 335, 336, Tafelband S. 430–437, 442–444, 628–630. ISBN 978-3-52717-725-7
Weblinks
- Literatur von und über Schiplagerheide/Lotte Pottel in der bibliografischen Datenbank WorldCat
Einzelnachweis
- ↑ a b Geburtsregister 1874–1903 Halle (Saale), Stadtarchiv Halle, abgerufen am 30. Mai 2022.
- ↑ a b Angela Dolgner, Rita Gründig, Katja Schneider: Burg Giebichenstein. Die hallesche Kunstschule von den Anfängen bis zur Gegenwart, Staatliche Galerie Moritzburg, Halle (Saale) 1993, S. 512
- ↑ a b c st.museum-digital.de, »Pottel & Broskowski« - Weinangebot, Kulturstiftung Sachsen-Anhalt - Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale), abgerufen am 29. Mai 2022.
- ↑ a b c d e Patrick Rössler: Neue Typografien. Bauhaus & mehr: 100 Jahre funktionales Grafikdesign in Deutschland. Beigeleitpublikation anlässlich der Ausstellungen "Neue Typografie - funktionales Grafikdesign der Zwischenkriegszeit" Universitätsbibliothek Erfurt, 3. November 2017 bis 19. Februar 2018 und "Das Bauhaus wirbt. Neue Typographie und funktionales Grafik-Design in der Weimarer Republik" Kunstforum Gotha, 1. März bis 12. Mai 2019. Wallstein, Göttingen 2018, ISBN 978-3-8353-3367-3, S. 113, 119.
- ↑ a b Gerda Breuer, Julia Meer (Hrsg.): Women in Graphic Design : 1890 - 2012 = Frauen und Grafik-Design. Jovis, Berlin 2012, ISBN 978-3-86859-153-8, S. 440.
- ↑ Angela Dolgner, Rita Gründig, Katja Schneider: Burg Giebichenstein. Die hallesche Kunstschule von den Anfängen bis zur Gegenwart, Staatliche Galerie Moritzburg, Halle (Saale) 1993, S. 552.
- ↑ Johannes Hage: Wo in Halle? : Halle ist schön. Hrsg.: Hallescher Wirtschafts- und Verkehrsverband. Karras & Koennecke, Halle 1930, DNB 580926974.
- ↑ moma.org, Modern Photographs: The Thomas Walther Collection 1909–1949 at The Museum of Modern Art, abgerufen am 23. August 2022.
- ↑ Halle (Saale), Heiratsregister 1874-1933 Nr. 1097 für Henriette Anna Margarete Charlotte Pottel
- ↑ Katja Schneider: Burg Giebichenstein. Die Kunstgewerbeschule unter Leitung von Paul Thiersch und Gerhard Marcks 1915 – 1933, 2 Bände, Weinheim, 1992, Textband S. 335. ISBN 978-3-52717-725-7
- ↑ a b metmuseum.org, Advertisement for Most Chocolate, Inscribed in pencil on print, verso, CR: Foto Finsler 1927, ger. Lotte Pottel, abgerufen am 29. Mai 2022.
- ↑ Julia Brodauf: Von Bauhaus bis Fotoform am 15. September: Saisonstart in Schwarzweiß. In: kunstmarkt.com. 10. September 2001, abgerufen am 27. Mai 2022.
- ↑ digi.ub.uni-heidelberg.de, Jan Tschichold: Fotografie und Typografie in: Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit, 3. Jahrgang 1928, S. 146, 147.
- ↑ Prof. H. K. Frenzel (Hrsg.): Gebrauchsgraphik, Offizielles Organ des Bundes Deutscher Gebrauchsgraphiker und des Reichsverbandes Deutsche Reklame-Messe e. V., Heft 3, 8. Jahrgang, Phönix Illustrationsdruck und Verlag GMBH, Berlin, März 1931, S. 7.
- ↑ Katja Schneider: Burg Giebichenstein. Die Kunstgewerbeschule unter Leitung von Paul Thiersch und Gerhard Marcks 1915 – 1933, Weinheim, 1992, Textband S. 335, 336.
- ↑ a b c d e f g h i Angela Dolgner, Rita Gründig, Katja Schneider: Burg Giebichenstein. Die hallesche Kunstschule von den Anfängen bis zur Gegenwart, Staatliche Galerie Moritzburg, Halle (Saale) 1993, S. 436
- ↑ a b c Angela Dolgner, Rita Gründig, Katja Schneider: Burg Giebichenstein. Die hallesche Kunstschulevon den Anfängen bis zur Gegenwart, Staatliche Galerie Moritzburg, Halle (Saale) 1993, S. 438
- ↑ a b c Staatliche Galerie Moritzburg (Hrsg.): Gerda Leo: Photographien 1926–1932, Ausstellungskatalog,Leipzig : Connewitzer Verlags-Buchhandlung, 1994, S. 72. ISBN 978-3-928833-27-1
- ↑ Angela Dolgner, Rita Gründig, Katja Schneider: Burg Giebichenstein. Die hallesche Kunstschule von den Anfängen bis zur Gegenwart, Staatliche Galerie Moritzburg, Halle (Saale) 1993, S. 560
- ↑ a b Staatliche Galerie Moritzburg (Hrsg.): Hans Finsler. Neue Wege der Fotographie, Leipzig, 1991, S. 66. ISBN 978-3-361-00365-1
- ↑ a b c d galeriefricke.de, abgerufen am 23. August 2022.
- ↑ digi.ub.uni-heidelberg.de, Hauswedell & Nolte, Wertvolle Bücher und Autographen des 15.-20. Jahrhunderts aus der Bibliothek eines Kunsthistorikers, 1. Teil: 20.-22. Mai 1987, Hamburg, abgerufen am 30. Mai 2022.
- ↑ printmag.com, Steven Heller: Where Typography Was Headed in Germany, 6. Februar 2020 (en), abgerufen am 29. Mai 2022.
- ↑ a b c d e f Katja Schneider: Burg Giebichenstein. Die Kunstgewerbeschule unter Leitung von Paul Thiersch und Gerhard Marcks 1915–1933, 2 Bände, Weinheim, 1992, Tafelband S. 628–630.
- ↑ a b c d Katja Schneider: Burg Giebichenstein. Die Kunstgewerbeschule unter Leitung von Paul Thiersch und Gerhard Marcks 1915 – 1933, 2 Bände, Weinheim, 1992, Tafelband S. 442–444.
- ↑ plakatkontor.de, Wie Kakao und Schokolade entsteht. 70 Jahre Most 1859-1929. Jubiläumsschrift der Most GmbH, Halle/Saale, 1929, Fotomontage und Typografie: Lotte Pottel; Fotografische Aufnahmen: Hans Finsler; Textbearbeitung: Hans Bock; Tiefdruck Rotophot AG, Berlin, abgerufen am 29. Mai 2022.
- ↑ Katja Schneider: Burg Giebichenstein. Die Kunstgewerbeschule unter Leitung von Paul Thiersch und Gerhard Marcks 1915–1933, 2 Bände, Weinheim, 1992, Tafelband S. 430–437.
- ↑ Alexandra Panzert: Silber, Stahl, Ebenholz, Kunststoff. Werkstätten und Material an Kunst- und Gestaltungsschulen der Weimarer Republik in: Anne Röhl, André Schütte, Philipp Knobloch, Sara Hornäk, Susanne Henning, Katharina Gimbel: bauhaus-paradigmen: künste, design und pädagogik, De Gruyter, Berlin, Boston, S. 278. Digitalisat/Leseprobe
- ↑ photobibliothek.ch, Wo in Halle? Halle ist schön., Hallescher Wirtschafts- und Verkehrsverband (Hrsg.); Text: Johannes Hage; Gestaltung und Typographie: Lotte Pottel; Fotos: Hans FINSLER; Druck: Karras & Koenneke, Halle o.J./ca. 1930, abgerufen am 29. Mai 2022.
- ↑ wiedler.ch, book (design) story #719, from new typography to swiss style, modernist book design in germany and switzerland 1925–1965 (and beyond), abgerufen am 29. Mai 2022.
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