Benutzer:Secular mind/Kunya
Eine kunya (arabisch كنية) ist ein ehrenvoller Beiname, mit dem Muslime in arabischen Ländern im täglichen Leben in der Regel angesprochen werden. Er wird mit „abū“ (Vater) oder „umm“ (Mutter) gebildet und bezieht sich typischerweise auf den erstgeborenen Sohn.
Allgemeiner Gebrauch
Abū oder umm steht vor den Namen des Sohns und bilden eine besitzanzeigende Konstruktion (die iđāfa). Im Deutschen wäre dies äquivalent dazu, jemanden, dessen erstgeborener Sohn Peter heißt, „Vater von Peter“ zu nennen. Wenn jemand die kunya verwendet, kennzeichnet dies normalerweise eine gewisse Nähe zum Angesprochenen, es ist jedoch höflicher als den Vornamen (ism) zu verwenden. Bei Politikern und anderen Prominenten wird die kunya auch als Zeichen des Respekts benutzt.
Mahmoud Abbas, der Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde, wird häufig „Abū Mazen“ genannt. Dies bezieht sich auf seinen erstgeborenen Sohn Mazen. Obwohl Mazen 2002 starb, behält Abbas nach wie vor diesen Namen. Seine Frau wird entsprechen „Umm Mazen“ genannt.
Männer, die noch keine Kinder haben, werden häufig mit einen erfundenen kunya angesprochen, diese bezieht sich häufig auf den Vornamen seines Vaters. Der Sohn eines Mannes namens Karim wird daher häufig seinen Freunden als „Abū Karim“ bekannt sein bis er selbst einen Sohn hat.
Wenn der volle Name einer Person verwandt wird, steht die kunya vor dem Vornamen. „Mahmud, der Vater von Mazen" heißt daher abū māzin maħmūd. Abū wird im Hocharabischen dekliniert und kann die Formen abā (Akkusativ) und abī (Genetiv) annehmen. In den heute gesprochenen Dialekten ist dies jedoch nicht der Fall.
In manchen Fällen ist eine kuya nicht wörtlich sondern metaphorisch zu verstehen. Ein Beispiel aus der heutigen Zeit ist der Name der islamistische Terrorgruppe Abu Sayyaf, die im Süden der Philippinen operiert. Sayyaf bedeutet Schwertträger, in diesem Fall verweist „Vater des Schwertträgers“ auf den kriegerischen Charakter der Gruppe.
Kunya als Kampfname
Unter den palistinänsischen Führern, ursprünglich innerhalb der Fatah, wurde es Brauch, in ihrem Kampf gegen Israel echte oder erfundene kunyas als Kampfnamen zu verwenden.
Zum Beispiel trägt Jassir Arafat den Namen abū `ammār, obwohl er nie einen Sohn namens Ammar hatte. Ammar ibn Yasir war ein früher Gefährte Mohammeds, die Ableitungen der Wurzel `ayn-mīm-rā drehen sich aber auch um den Wiederaufbau, die Wiederbevölkerung und das Schaffen von Wohlstand. Dies schien ein passender Name für einen Mann, der vor hatte, das Heimatland der Palästinensers wieder zu errichten. Eine weitere Theorie stellt eine Verbindung zwischen Arafats Namen und der Zeit, in der er als Bauingenieur (muhandis `ammār) in Kuwait arbeitete, her, in jener Zeit nahm er diesen Namen an.
Diese Art von kunyas bekam auch außerhalb der Palästinenserbewegung in Mode und wird heutzutage häufig von arabischen Guerillakämpfern und Geheimagenten benutzt. Beispiele hierfür sind unter anderem „Abu Anis“, welcher von George Hawi während des Libanesischen Bürgerkrieges benutzt wurde, und „Abu Arz“, der von Etienne Saqr verwandt wurde.