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Semiotik

Semiotik (gr. σημεῖον semeion „Zeichen“) ist die Wissenschaft, die Zeichen und Zeichensysteme untersucht. Es handelt sich hierbei um eine hermeneutische Wissenschaft, da Überlegungen der Semiotik schwer oder kaum empirisch zu belegen sind.

Unter einem Zeichen können nach unterschiedlichen Blickwinkeln verschiedene Dinge verstanden werden: „ein Zeichen ist etwas, durch das wir, indem wir es kennen, etwas mehr wissen“ (Peirce) . Alternativ kann unter einem Zeichen auch bloß „etwas, das zu jemandem für etwas in irgendeiner Hinsicht oder Eigenschaft steht“ verstanden werden.

Entstehung der Semiotik

Debatten über den semiotischen Untersuchungsgegenstand finden sich in der gesamten europäischen Philosophiegeschichte von den Vorsokratikern über Aristoteles, Augustinus bis zu den Philosophen des 17. und 18. Jahrhunderts. Als eigenständige Disziplin setzte sich die Semiotik erst Anfang des 20. Jahrhunderts durch. Da sich bis heute nur wenige Universitäten finden, an denen die Semiotik als eigenständiges Fach gelehrt wird, sind ein großer Teil der Semiotiker noch immer Philosophen, die sich irgendwann der Zeichenlehre zuwendeten.

Das Erkenntnisinteresse der Semiotik ist auf der einen Seite idiographisch, z. B. das Deuten von Wetterphänomenen für eine Wettervorhersagen oder die Analyse volkswirtschaftlicher Daten zur Einschätzung der Konjunkturlage. Andererseits kann das Interesse nomothetisch sein und somit auf ein generelleres Verständnis der Gesetzmäßigkeiten von verschiedenen Zeichensystemen zu erlangen (wie beispielweise in der Linguistik).

Die Semiotik wird vielfach als eine Metatheorie begriffen, da auch Wissenschaftler lediglich Menschen sind, die sich mittels Zeichen miteinander verständigen. Sie ist auch Teildisziplin der Epistemologie und der Wissenschaftstheorie, und somit auch in Fragestellungen der Wahrheitsfindung involviert.

Im Folgenden sollen die Sichtweisen zweier semiotischer Denker dargestellt werden. Auf der einen Seite der Ansatz von Ferdinand de Saussure (1857 -1913)und auf der anderen Seite das Verständnis von Charles Sanders Peirce (1839 - 1914).

Semiotik nach Peirce

Die Grundelemente einer triadischen Struktur

Neben Ferdinand de Saussure gilt Charles Sanders Peirce (* 10. September 1839 in Cambridge, Massachusetts; † 19. April 1914 in Milford, Pennsylvania) als Begründer der modernen Semiotik. Nach Peirce gilt die Semiotik als Metawissenschaft, da Zeichen und Kommunikation Grundlage für alle weiteren Wissenschaften sind.

Die Kommunikation unter Menschen trägt zur Verständigung und zu einem gemeinsamen Miteinander bei. Streng genommen kommunizieren wir aber nicht nur mit bloßen Worten, sondern mit Bedeutungsmodellen, die bestimmte Worte generieren und im Verständnis des Wissens des Gegenübers miteinander austauschen. Der kommunikative Austausch erfolgt über Zeichen und deren Bedeutung. Nach Peirce ist die Interpretation über Zeichen mit Bezugnahme auf ein Objekt ein endloser, dynamischer Prozess, die er als Semiosis bezeichnete.

Vereinfacht können die drei Grundelemente in einer triadischen Struktur skizziert werden (siehe Grafik).

Ein Zeichen (Representamen), welches sich an eine bestimmte Person richtet, für die das Zeichen etwas bedeutet. Im Geiste der Person wird eine Art „modifiziertes Zeichen“ erschaffen. Ein neu erschaffenes Zeichen im Geiste der „Empfängerperson“ welches als Interpretant bezeichnet wird.

Wofür das Zeichen steht, ist das Objekt. Das Zeichen determiniert den Interpretanten, das Objekt auf eine bestimmte Weise zu repräsentieren. Wie eingangs erwähnt erfolgt das Denken in Zeichen, die objektbezogen sind (Ausdruck der relationalen Beziehungen sind Zeichen). Zeichen können in Formen eines Ikons (Zeichen hat gleiche Merkmale wie das Objekt, z.B.: Fotografien oder Fernsehbilder), eines Index (zwischen Indizes und Objekt besteht keine Ähnlichkeit, sondern eine kausale Beziehung, z.B.: Rauch ist Indiz für Feuer), oder in Form von Symbolen (eine Übereinstimmung zwischen Symbol und Objekt durch die getroffenen Konventionen, Gewohnheiten oder Definitionen, z.B.: Zahlensystem, SOS-Zeichen) auftreten.

Semiotik nach Ferdinand de Saussure

Ferdinand de Saussure (* 26.11.1857 in Genf; † 22. Februar 1913 in Vufflens-le-Château bei Morges) ist neben Peirce einer der wichtigsten Vertreter der Semiotik sowie Präger des strukturalistischen Ansatzes.

Von 1906 bis 1911 hielt er Vorlesungen zur allgemeinen Sprachwissenschaften. Aus den dortigen Mitschriften wurde das Werk „Grundfragen der allgemeinen Sprachwissenschaften“ im Jahr 1916 veröffentlicht und schuf somit den Anfang der strukturalistischen Sprachwissenschaft sowie den Beginn des strukturalistischen Denkens. De Saussure gelang es die Sprachwissenschaften zu einer anerkannten Disziplin mit eigenständigen Methoden zu entwickeln.

In seinen Werken hat de Saussure stets die Notwendigkeit einer Wissenschaft von den Zeichen unterstrichen. Weiterhin hat er einen Begriff des sprachlichen Zeichens entwickelt, der innerhalb des Strukturalismus auch auf weitere Zeichenbereiche ausgeweitet wurde. De Saussures Zeichenmodell sowie die Theorie von der Arbitrarität des Sprachzeichens sind wichtige Elemente für die Semiotik.

Ferdinand de Saussure entwarf in seinem Projekt die Konturen für eine noch nicht existierende Zeichenwissenschaft. Diese Wissenschaft empfiehlt er als Semiologie zu bezeichnen als „Wissenschaft, welche das Leben der Zeichen im Rahmen des sozialen Lebens untersucht“. Der Sprache wird insgesamt als Ausdruck von Gedanken eine besonders wichtige Rolle zugeschrieben. Sie ist ein System von Zeichen und zudem das wichtigste System, mit dem auch Ideen ausgedrückt werden können und somit vergleichbar mit der Schrift, dem Taubstummenalphabet und militärischen Signalen.

In de Saussures Zeichentheorie wird unterschieden zwischen Zeichenkörper (signifiant – im Deutschen Signifikant) und Zeicheninhalt (signifié – im Deutschen Signifikat). Dabei steht Signifikant für das Bild des Zeichens, wie es wahrgenommen wird beziehungsweise für die Form des Zeichens. Signifikat dahingegen bezeichnet das geistige Konzept auf das sich das Zeichen bezieht, welches durch Kultur- und Subkultur bestimmt ist.

Durch de Saussure wurden nicht nur die Begriffe signifiant und signifié bekannt, sondern noch weitere Unterscheidungen traten in den Vordergrund:

Unterscheidung zwischen langage, langue und parole

Wobei langage als Oberbegriff der beiden anderen steht. Langue steht für das sprachliche System von Zeichen sowie Regeln und ist im Vergleich zur individuellen parole überindividuell.

Unterscheidung zwischen Diachronie und Synchronie

Mit diesen beiden Begriffen werden zwei verschiedene Arten von Sprachwissenschaften unterschieden. In der diachronischen Sprachwissenschaft werden Sprachveränderungen sichtbar wohingegen in der synchronischen Sprachwissenschaft der Schwerpunkt auf der Analyse der syntagmatischen und paradigmatischen Beziehungen liegt.

Unterscheidung zwischen syntagmatischen und paradigmatischen Beziehungen

Die syntagmatischen Beziehungen stellen lineare Beziehungen dar. Die paradigmatischen Beziehungen bestehen zwischen den einzelnen Elementen, die in einem Syntagma vorkommen.

Quellen

Bentele, G.(1978). Semiotik: Grundlagen und Probleme. Stuttgart, Berlin, Köln, Mainz: Kohlhammer

Müller, G. (1999). Die Semiotik. Ein kleiner Einstieg. Verfügbar unter: http://forge.fh-potsdam.de/~hobohm/semiotik.pdf. [17.06.2011]

Nöth, W. (1985). Handbuch der Semiotik. Stuttgart: Metzler.

Eco, U. (1985). Semiotik und Philosophie der Sprache. München: Wilhelm Fink.

Kjørup, S. (2009). Semiotik. Paderborn: Wilhelm Fink.

Korte, E. (1997). Semiotik und Wissenschaftstheorie bei Charles Sanders Peirce. Grin Verlag.

Gehrke, Jens (10.6.2009). Semiotik. In: MedienKulturWiki. Verfügbar unter: http://www.leuphana.de/medienkulturwiki/medienkulturwiki2/index.php?oldid=1649 [Datum des Zugriffs: 01.07.2011].

Hoffmann, Michael (11.11.2001): Peirces Zeichenbegriff: seine Funktionen, seine phänomenologische Grundlegung und seine Differenzierung. Verfügbar unter: http://www.uni-bielefeld.de/idm/semiotik/Hoffmann-Peirces_Zeichen.pdf [Datum des Zugriffs: 01.07.2011].