Benutzer:Sinuhe20/Französische Revolutionsmigration nach 1789

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Diese Seite ist Teil des Benutzernamensraums von Sinuhe20 und kein fester Artikelbestandteil der deutschsprachigen Wikipedia.

Die Französische Revolutionsmigration nach 1789 war eine der größten politischen Migrationsbewegungen der Neuzeit. Zwischen 1789 und 1800 wanderten ca. 140.000 Franzosen aufgrund der revolutionären Unruhen aus ihrem Land ab, und das schon seit dem ersten Tag nach dem Sturm auf die Bastille am 14. Juli. Katholiken und Anhänger der Monarchie flohen aus Angst vor Verfolgung und Ermordung. Viele von ihnen waren Adlige, Priester oder Ordensleute (44%), aber auch Soldaten (4%), Bürgerliche (17%), Bauern (20%), Arbeiter, Handwerker und Kaufleute (15%). Einige emigrierten um die Revolution von außen zu bekämpfen, andere um ihrer Gewalt, insbesondere dem Terror, zu entkommen.

Revolutionszeit (1789–1799)

Gegner der Französischen Revolution

Auf den ersten revolutionären Unruhen am 12. und 13. Juli 1789 folgte der Sturm auf die Bastille. Die gewaltsame Wendung der Ereignisse und die Unruhen in den Provinzen veranlassten den Prinzen Louis VI. de Condé am 15. Juli 1789 von Chantilly aus den Weg nach Flandern einzuschlagen. Am 17. Juli 1789 begab sich der Graf von Artois, der zukünftige König Karl X., gefolgt von den Polignacs und einigen anderen großen Herren des Hofes, seinerseits ins Ausland. Sie gehörten zu den ersten, die abreisten, und kamen in Turin an den Hof des Königs von Sardinien, dem Schwiegervater des Grafen von Provence, des Grafen von Artois und ihrer Schwester Clothilde von Frankreich, dann in das Kurfürstentum Trier, wo ihr Onkel mütterlicherseits, Clemens Wenzeslaus von Sachsen, regierte.

Aus Angst vor einen Zusammenbruch des Regimes und damit um ihre Sicherheit folgten ihnen bald der Marquis de Bouillé, alle Mitglieder des Kriegsministeriums von Broglie, und viele Höflinge.

Der Graf von Provence, der spätere Ludwig XVIII., verließ seinerseits Frankreich erst am Abend des 20. Juni 1791 – in derselben Nacht, in der Ludwig XVI. zu fliehen versuchte – allerdings auf einem anderen Weg (er nahm den kürzesten Weg in die Österreichischen Niederlande).

Die Royalisten gründeten öffentliche Büros in Paris und in den wichtigsten Städten Frankreichs, um die Auswanderung zu beschleunigen. Ihre Zeitungen übertrieben stark die Vorbereitungen der ausländischen Mächte gegen Frankreich, sowie die Zahl der Emigranten, die sich an den Grenzen sammelten, und sagten mit großer Überzeugung ihren Triumph und den Sturz der Verfassung voraus.[1]

Es folgte die Verbannung von Heeres- und Marineoffizieren, oft adliger Herkunft, die sich dem Widerstand, ja sogar der Gewalt ihrer Männer ausgesetzt sahen, ebenso von „eidverweigernden Priestern“ (prêtres réfractaires), die die am 12. Juli 1790 beschlossene (und vom Papst angeprangerte) Zivilverfassung des Klerus ablehnten.

Die Flucht und Verhaftung Ludwigs XVI. in Varennes am 21. Juni 1791 löste eine neue Welle von Ausreisen aus.

Nach der Auflösung der Verfassunggebenden Versammlung am 1. Oktober 1791 drängte die Radikalisierung der Revolution viele Mitglieder der Konstituante adliger Herkunft, Frankreich ebenfalls zu verlassen.

Zwischen 1789 und dem 10. August 1792, als die Tuilerien eingenommen wurden, verließen insgesamt 30.000 Franzosen das Land.

Diejenigen schließlich, die später, nach dem Tuileriensturm, den Septembermassakern und dem Beginn des Terrors, auswanderten, waren zwar Gegner der Republik, kamen aber aus allen Schichten: Handwerker, Ladenbesitzer oder auch etliche Bauern, deren bekennende Meinungen ihr Leben in Gefahr brachten. In seinen Memoiren beschreibt Chateaubriand einerseits „diese wirre Versammlung von Männern, die sich aus alten, aus ihren Taubenschlägen herabgestiegenen Männern zusammensetzte, […] alte Herren, […] zerrissene Kleider, […] sich mit einem Stock schleppend und von einem ihrer Söhne unter den Armen gestützt“, während andererseits „der Generalstab in Opulenz lebte“.[2]

Auswanderungsgebiete

Die Auswanderungsgebiete waren sehr vielfältig und hingen hauptsächlich von der geografischen Herkunft der Auswanderer ab:

Politik der republikanischen Regierung

Während es 1789 und 1790 noch relativ einfach war, sein Hab und Gut außer Landes zu schaffen, wurde es ab 1791 deutlich komplizierter. Die Revolutionsbehörden erkannten, dass dies eine Kapitalflucht war, die der Volkswirtschaft schaden konnte, wenn sie fortgesetzt werden würde. Außerdem sammelten sich die Auswanderer an der Grenze und wurden immer bedrohlicher.

Daher wurden Gesetze erlassen, die die Bewegungsfreiheit möglicher Auswanderer einschränkten, und am 31. Oktober 1791 ordnete die gesetzgebende Versammlung per Dekret an, dass die Auswanderer vor dem 1. Januar des folgenden Jahres zurückkehren mussten, da sie sonst zu Rebellen erklärt und ihrer Rechte beraubt würden. Ein zweites Dekret vom 1. Februar 1792 führte die Verwendung des Reisepasses, insbesondere bei der Ausreise, wieder ein, der kurz zuvor abgeschafft worden war.

Da die Fürsten den Anweisungen nicht Folge leisteten, fordete die Legislative die Auswanderer am 9. Februar 1792 unter Androhung einer dreifachen Strafsteuer zur Rückkehr auf. Sie erklärte alle, die mit dem Prince de Condé oder den anderen Emigranten verkehrten, zu Landesverrätern. Beamte, Nationalgardisten und sogar Soldaten wurden angewiesen, diejenigen zu verhaften, die versuchten das Königreich zu verlassen. Zugleich wurden alle Ausfuhren von Bargeld, Gold, Silber, Waffen, Munition, Kutschen und Pferden verhindert.

Für „Komplizen von Emigranten“ wurden gesonderte Maßnahmen ergriffen. Am 30. März 1792 wurde die Konfiszierung von Emigranteneigentum angeordnet, gefolgt von der Todesstrafe für jeden Emigranten, der „zu den Waffen greift“. Tatsächlich war an der Grenze die von Preußen und Österreich unterstützte sogenannte Armee der Prinzen, bestehend aus Royalisten, versammelt und wartete auf die erste Gelegenheit, die junge Republik zu stürzen. Aber noch vor den rein sicherheitspolitischen Gründen war es „vor allem wirtschaftliche Gesichtspunkte, die die Verfolgungen gegen die Emigranten bestimmten“[3]. Die Flucht der Emigranten wurde gewissermaßen vom Staat gesteuert, um sich ihren Besitz besser anzueignen, indem er ihn in Nationalgüter umwandelte, die zu niedrigen Preisen verkauft wurden.

Die Verschärfung der Gewalt in Frankreich mit dem Tuileriensturm am 10. August 1792, die Gefangennahme der königlichen Familie im Tour du Temple und die Septembermassaker ermutigten die Emigranten nicht zur Rückkehr, ganz im Gegenteil wurde ihre Organisation an der Grenze fortgeführt.

Die Legislative setzte ihre Flucht nach vorn fort und ging sogar noch weiter: Sie erklärte die jenseits der Grenzen versammelten Franzosen der Verschwörung gegen das Vaterland für verdächtig. Gegen sie, gegen die außerhalb des Königreichs ansässigen Fürsten und Beamten und gegen alle, die sich für die royalistische Armee anwerben ließen, wurde die Todesstrafe verhängt.

Mitte 1792 trafen 4.000 Soldaten der Prinzenarmee in Trier ein und vereinigten sich mit den Preußen. Am 20. September griffen sie bei der Schlacht von Valmy die nordöstlichen Grenzen an.

Einzelnachweise

  1. https://www.jeanmariedarmian.fr/2012/09/09/ne-parlez-surtout-pas-dexil-mais-de-fuite-ou-de-desertion/
  2. François-René de Chateaubriand: Mémoires d'outre-tombe, Tome 1, Livre IX, Chap. 9-11. Le Livre de Poche, Paris 2003, ISBN 978-2-253-13273-8 (französisch).
  3. Jean Tulard: Histoire et Dictionnaire de la Révolution Française, 1998.