Benutzer:Slaytina/Hannah Witte

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Hannah Witte ist eine in Leipzig ansässige Grafikdesignerin, Typografin und Autorin. Ihre gestalterische Praxis entwickelt sich um die Themen Feminismus, Gender-Stereotype, Sprache und nicht-binäre Typografie. Als diskriminierungskritische Gestalterin sieht sie sich in der „politischen Verantwortung, Inhalte und Informationen, welche [sie] visuell kommu­nizier[t], kritisch zu hinter­fragen”[1].

Witte ist außerdem Autorin und Gestalterin des Handbuchs Typohacks für gendersensible Sprache, welches aus ihrem Bachelorabschluss an der Folkwang Universtität der Künste in Essen hervor ging. Das Buch zeigt Wege auf, die deutsche Sprache gender-inklusiv zu gestalten und gibt handfeste Beispiele zur konkreten, typografischen Anwendung. Ihr Studium vertieft sie seit 2020 an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig in der Klasse Systemdesign, in welcher Design als kritisches Werkzeug verstanden wird.[2]


Werdegang

Witte hat von 2015 bis 2020 Kommunikationsdesign an der Folkwang Universität der Künste in Essen studiert und erhielt dort ihren Bachelorabschluss. Einen Einfluss auf ihr Studium hatte 2017 die Neueinrichtung der Professur „Gender und Diversity” unter Prof. Simon Dickel im Fachbereich Gestaltung.[2] Die angebotenen Theoriekurse gaben ihr die Möglichkeit, gesellschaftspolitische Themen mit ihrer eigenen praktischen Arbeiten zu verbinden.

Seit dem Wintersemester 2020/2021 studiert Witte Grafikdesign in der Klasse für Systemdesign an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig.[2]

Gestalterische Praxis

In ihren bisherigen Arbeiten legte Witte den Fokus auf die konzeptionelle sowie inhaltliche Recherche  gesellschaftspolitischer Themen und ihr Verhältnis zur Gestaltung. Mittels unterschiedlicher Formate und Medien, die von Buchgestaltung über Kartografie bis hin zu Workshops und Installationen reichen, kommuniziert sie ihre gestalterische Auseinandersetzungen. [2]

Exemplarische Arbeiten von Witte, die Feminismus, Gender und Race thematisieren, sind genderneutrale Toilettenschilder für die Ausstellung „Freiraum Folkwang“ im Kunstverein Duisburg, ein Magazin über Gendersterotype, Plakate zu Alltagsrassismus oder Hass im Netz sowie eine variable Schrift, die individuell interpolierbare Emojis enthält.[3]

Während ihres Studiums an der Folkwang Universität der Künste war sie im Referat „Gender@Folkwang” des allgemeinen Studienausschusses aktiv und organisierte Vortragsreihen und Workshops zu den Themen Feminismus, Gender und Diversity in den Fachbereichen Gestaltung und Musik.[2]

Werke

Typohacks

Typohacks ist ein Handbuch für gendersensible Sprache und Typografie mit Methoden für nicht-binäre und gendersensible Nutzung von Typografie in der deutschen Sprache und wurde im Verlag form GmbH & Co. KG, 2021 veröffentlicht. Das -hack im Buchtitel steht hierbei für einen „Eingriff in bestehende gesellschaftliche [orthografische und typografische] Normen”.[2][1] Neben einer Einführung in aktuelle Methoden des Genderns wird auch antidiskriminierende Sprache behandelt. Zentraler Bestandteil der Publikation ist die Gylphe Asterisk in Verwendung als Genderstern.[4] Ansätze, die Witte bereitstellt sind hierbei die richtige Positionierung von Genderzeichen durch Ausnutzung von Gestaltungssoftware, die Verwendung von Coding, welches ein Asterisk über den Stamm des Minuskel i setzt und ein Appell an Typedesigner ein Genderstern mitzugestalten.[4]

Hintergrund

Witte bemerkte während ihrer studentischen Praktika, dass gendersensible Sprache nicht zur Anwendung kommt, da dies als störend im Schriftbild, unästhetische und typografisch inkorrekt wahrgenommen wird.[5] Hinzu kam auch, dass in keiner Fachliteratur Hinweise und Regeln zur Verwendung von Genderzeichen zu finden sind.[5] Dies führte dazu, dass sich Witte mit diesen Themen in ihrer Bachelorarbeit an der Folkwang-Universität in Essen auseinander setzte und somit die Grundlage für die Publikation Typohacks schaffte.[6][5] Mit Typohacks hat Witte eine Sammlung von verschiedenen Möglichkeiten für die Verwendung von gendergerechter Sprache bereit gestellt.[5]

Finanzierung

Typohacks wurde durch eine Crowdfunding Kampagne in Kooperation mit der Chefredaktion des Form Design Magazins unter Leitung von Nina Sieverding und Anton Rahlwes vom 9. April bis 5. Mai 2021 finanziert.[7] Insgesamt konnte eine Fundingsumme von 17.994 Euro durch 521 Unterstützende erlangt werden.[8] Die erste Auflage umfasste 1000 Bücher und ist seit Dezember 2021 erhältlich.[7]

Variable Emojis

Ist ein Projekt aus Wittes 7. Semester an der Folkwang Universiät der Künste in Essen und beschäftigt sich mit der normierten Menschendarstellung von Emojis[9]. Die Webbasierte Anwendung Variable Emojis ist eine variable Schrift, die eine Auswahl an individuellen Kombinationen für die Erstellung eines persönlichen Emojis zu lässt.[9]

Veröffentlichungen

Neben ihrer gestalterischen Arbeit als Designerin befasst sie sich mit den gendergerechter Sprache auch in Schriftform. So schreibt sie beispielsweise für den Deutschen Designer Club in der Rubrik Design Diskurs über das Möglichkeiten des Genderns und den Einsatz von Genderzeichen.[1]

Auszeichnungen

  • 2021 phiGenia Gender Design Award für Typohacks[8]
  • 2019 Folkwang Preis in Sparte Gestaltung für die Arbeit zu den Themen Gender und Race [10]

Einzelnachweise

  1. a b c Hannah Witte – Warum der DDC ein Sternchen braucht? Abgerufen am 13. Mai 2022.
  2. a b c d e f Linguhacks/Typohacks. Abgerufen am 13. Mai 2022 (deutsch).
  3. Hannah Witte – Folkwang Preis 2019. Abgerufen am 13. Mai 2022 (deutsch).
  4. a b Hannah Witte: Typohacks– Handbuch für gendersensible Sprache und Typografie. 1. Auflage. Verlag form, Frankfurt am Main 2021, ISBN 978-3-943962-62-8.
  5. a b c d Christine Olderdissen: Genderstern – wie schön. In: genderleicht.de. 22. April 2021, abgerufen am 13. Mai 2022 (deutsch).
  6. DBSM:meet #1: Typohacks. Gendersensible Typografie. Abgerufen am 13. Mai 2022.
  7. a b Typohacks: Crowdfunding-Kampagne für das Buch gestartet. 13. April 2021, abgerufen am 13. Mai 2022.
  8. a b Anton Rahlwes: Typohacks. Abgerufen am 13. Mai 2022.
  9. a b von Antje Dohmann: Variable Emojis. 7. Juni 2019, abgerufen am 13. Mai 2022 (deutsch).
  10. Detail Auszeichnungen Tanz. Abgerufen am 13. Mai 2022 (deutsch).