Benutzer:Softi23/Spielwiese

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Fetter Text

Die interkulturelle mediale Integration in Österreich bezeichnet die Teilhabe von ethnischen Minderheiten an der medial hergestellten Öffentlichkeit (Medieninhalte) und an der Medienproduktion der österreichischen Mainstreammedien (siehe auch mediale Integration). Es gibt bereits zahlreiche Initiativen sowohl auf der Seite der Mehrheitsgesellschaft als auch auf der Seite der ethnischen Minderheiten, die sich für eine angemessene und diskriminierungsfreie mediale Darstellung von ethnischen Gruppen und für deren selbstständige, mediale Artikulation einsetzen.

Kritik an Österreich

Die Europäische Kommission übte im Jahr 2010 Kritik an den österreichischen Medien und an der Medienpolitik. So heißt es in dem Bericht der Europäischen Kommission gegen Rassismus und Intoleranz (ECRI): "ECRI is especially concerned about the irresponsible editorial policy operated by some newspapers, which is contributing to the spread of racist and xenophobic stereotypes."[1] ECRI empfiehlt in dem Bericht, im Bereich Diversitätskompetenz Ausbildungsmöglichkeiten für Journalistinnen und Journalisten in Österreich anzubieten und den Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund im Journalismus durch gezielte Fördermaßnahmen zu erhöhen.[2] Dieser Anteil liegt derzeit bei rund 0,5 Prozent.[3] ECRI bemängelt in dem Bericht auch die geringe Sichtbarkeit von Menschen mit Migrationshintergrund in den führenden Medien in Österreich.[4] Neben den genannten Kritikpunkten der Europäischen Kommission wird die äußerst schlechte Datenlage über das Mediennutzungsverhalten von Menschen mit Migrationshintergrund in Österreich immer wieder bemängelt.[5] So werden Menschen mit Migrationshintergrund in der für den Werbe- und Anzeigenmarkt relevanten Österreichischen Media-Analyse und ethnische Medien nach wie vor nicht berücksichtigt, [6] ebenso wenig wie beim Austrian Internet-Monitor, einer quartalsweisen Erhebung der Internetnutzung der österreichischen Bevölkerung. Durch diese fehlenden Daten ist es der Wirtschaft bzw. den Werbeagenturen nicht möglich, die kauffreudige Zielgruppe der Einwanderer[7] auf der Basis wissenschaftlicher Befunde professionell anzusprechen.

Initiativen

Folgende Institutionen haben das Ziel, die interkulturelle, mediale Integration von Immigrantinnen und Immigranten in Österreich zu verbessern:

  • M-Media - Verein zur Förderung interkultureller Medienarbeit ist ein Verein von Immigrantinnen und Immigranten in Österreich, der sich für mehr ethnische Diversität in den österreichischen Medienbetrieben und eine angemessene Darstellung von Zuwanderern und Zuwanderinnen in den österreichischen Mainstreammedien einsetzt. Anfang 2007 hat M-Media gemeinsam mit der Tageszeitung Die Presse das "Projekt Migranten schreiben für Die Presse" ins Leben gerufen. Seit dem 28. Jänner 2007 gestalten Migrantinnen und Migranten jede Woche gemeinsam mit RedakteurInnen der Tageszeitung Die Presse eine redaktionelle Seite zu verschiedenen österreichischen Themen. Ziel des Projektes ist es, vermehrt Sichtweisen von Vertretern und Vertreterinnen der ethnischen Communities in die Berichterstattung einfließen zu lassen und in der Folge gut ausgebildete Journalistinnen und Journalisten mit Migrationshintergrund für die Tageszeitung zu gewinnen. Für das Projekt erhielt der Verein M-Media im Jahr 2008 den „Förderungspreis für Projekte des interkulturellen Dialogs 2008“ des Unterrichtsministeriums.[8]
  • Verein Wirtschaft für Integration wurde im Jahr 2009 von Ali Rahimi, Wiener Unternehmer mit Geburtstort Teheran, und Georg Kraft-Kinz, Generaldirektor- Stellvertreter der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien, gegründet. Der Verein, in dessen Vorstand einflussreiche österreichische Konzerne vertreten sind, will auf das Potenzial von Zuwanderung und gesellschaftlicher Vielfalt hinweisen und den Integrationsprozess in Österreich unterstützen. Ziel ist es, das defizitorientierte mediale Bild der Immigranten in der Öffentlichkeit in ein positives Bild zu verändern. Der Verein hat im Jahr 2010 erstmals gemeinsam mit dem ORF den Österreichischen Integrationspreis ins Leben gerufen. Dabei wurden die von einer Jury nominierten Initiativen und Projekte über das ORF-Service-Magazin "konkret" einer breiten Öffentlichkeit präsentiert. Zudem organisiert der Verein jedes Jahr zahlreiche Diskussionsveranstaltungen in dem Forum Brunnenpassage (Interkulturelles Zentrum der Erzdiözese Wien) in Wien, bei denen PolitikerInnen, Medienfachleute, MigrationsexpertInnen und PraktikerInnen aus unterschiedlichen Fachgebieten über die Chancen von Vielfalt für die österreichische Gesellschaft diskutieren.
  • dastandard.at: Anfang 2010 hat die österreichische Tageszeitung Der Standard ihr Online-Angebot um ein weiteres Portal mit dem Titel dastandard.at erweitert. dastandard.at wird von Journalistinnen und Journalisten mit Migrationshintergrund betreut, die verschiedene Themen aus ihrer Perspektive beleuchten.[9] Das Projekt wurde im April 2011 mit dem "Civis – Europas Medienpreis für Integration" ausgezeichnet.[10]
  • biber: Das Stadtmagazin "biber" mit Sitz in Wien wird von einer multikulturellen Redaktion produziert und richtet sich vor allem an junge Wienerinnen und Wiener der so genannten zweiten und dritten Generation. Es erscheint in deutscher Sprache zehn Mal im Jahr mit einer Auflage von 65.000 Stück.[11] Biber beleuchtet Themen aus dem Blickwinkel einer multiethnischen Community und ermöglicht dabei jungen journalistischen Talenten mit Migrationshintergrund den Einstieg in den Journalismus.
  • Nichtkommerzieller Rundfunk: In Österreich gibt es vierzehn zugelassene Freie Radios und die zwei Community-TV-Sender (Okto, Dorf TV GmbH.) (Stand: 2010)[12], die jenen Gruppen, die im österreichischen Mediensystem unterrepräsentiert sind, die Möglichkeit bieten, Radio- oder Fernsehsendungen selber zu gestalten. Die so genannten offenen Kanäle sind auf Partizipation ausgerichtet und bieten Menschen mit Migrationshintergrund eine niederschwellige Möglichkeit für den praktischen Einstieg in den Journalismus.
  • Österreichischer Rundfunk: Im Rahmen eines Public-Value-Prozesses ist der Österreichische Rundfunk (ORF) bemüht, jene Leistungen (Public Values), die er auf Basis des Programmauftrages nach dem ORF-Gesetz[13] für sein Publikum erbringt, sichtbar zu machen. So sind auch die Werte "Vielfalt"[14] und "Integration"[15] fixe Bestandteile des so genannten Gesellschaftswertes. Der ORF habe sich an der Vielfalt der Interessen aller Hörer und Seher zu orientieren und sie ausgewogen zu berücksichtigen, heißt es im ORF-Gesetz §4(2). Somit sind auch Menschen mit Migrationshintergrund eine Zielgruppe für den ORF. Im Jahr 2007 hat der ORF in der Studie "Migranten und Fernsehen" erstmals die Nutzung der ORF-Programme von Immigranten aus Ex-Jugoslawien, Osteuropa und der Türkei repräsentativ untersucht, um die Attraktivität der eigenen Programme in diesen Zielgruppen zu erforschen.[16] Im Jahr 2010 folgte eine Public-Value-Studie, die von dem Wiener Kommunikationswissenschafter Fritz Hausjell durchgeführt wurde und sich mit den Programmwünschen und -vorstellungen von Immigrantinnen und Immigranten in Bezug auf die Programme des ORF auseinander setzt.[17] Ziel dieser qualitativen Studie ist es, dem ORF wissenschaftliche Grundlagen für eine Verbesserung des Programmangebots für Menschen mit Migrationshintergrund zu liefern.
  • Ethnische Medien in Österreich: Neben den Medien der Mehrheitsgesellschaft existiert eine vielfältige Landschaft von ethnischen Printmedien, die entweder in der Herkunftssprache oder zweisprachig (Deutsch und in der Sprache der ethnischen Gruppe) schwerpunktmäßig über lokale und nationale Neuigkeiten berichten und so einen wichtigen Beitrag zur Orientierung für Immigranten in der Ankunftsgesellschaft leisten. Die meisten dieser Medien erscheinen monatlich und sind gratis.[18] Alleine in Wien gibt es 13 Monatszeitungen der türkischen Community.[19] Ethnische Medien bieten ebenso wie offene Kanäle für Immigranten die Möglichkeit, Medienpraxis zu gewinnen.

Weblinks

Wissenschaftliche Arbeiten

Folgende Hochschulschriften der Universität Wien befassen sich mit dem Thema "Immigration und Massenmedien in Österreich":

Literatur

  • Petra Herczeg (2009): Migrants and Ethnic Minorities in Austria: Assimilation, Integration and the Media. In: Rainer Geißler, Horst Pöttker (Hg.): Media - Migration - Integration. European and North American Perspectives. Bielefeld: transcript, S.71-96, ISBN 978-3-8376-1032-1

Anmerkungen


Siehe auch

Einzelnachweise

  1. ECRI Report on Austria, Published: 2.3.2010, Punkt 78, S.27.
  2. ECRI Report on Austria, Published: 2.3.2010, Punkt 84, S.29.
  3. Keine Förderung, keine Vorbilder, In: dastandard.at vom 6.10.2010
  4. ECRI Report on Austria, Published: 2.3.2010, Punkt 81, S.28.
  5. So blond sind wir gar nicht, Sybille Hamann - Blog.
  6. ORF: "Wir wissen praktisch nichts", In: diepresse.com vom 1.5.2007.
  7. Ethno-Marketing: Werbung lernt Fremdsprachen, In: diepresse.com vom 17.02.2009.
  8. M-Media: Auszeichnung für Migrantenprojekt, In: diepresse.com vom 12.12.2008.
  9. In eigener Sache: Das Redaktions-Team stellt sich vor, dastandard vom 15. Februar 2010
  10. daStandard.at erhält den Europäischen Civis-Online-Medienpreis 2011, In: dastandard.at vom 13. April 2011.
  11. Wien ist anders - Jetzt stimmts
  12. Eine Million Euro für nicht kommerzielle Sender, In: derstandard.at vom 31. Mai 2010.
  13. Bundesgesetz über den Österreichischen Rundfunk (ORF-Gesetz, ORF-G), Rechtsinformationssystem des Bundeskanzleramtes
  14. ORF Public Value - Vielfalt
  15. ORF Public Value - Integration
  16. ORF mediaresearch: Migranten und Fernsehen in Österreich, 2007
  17. Migranten wünschen sich stärkere Präsenz im ORF, In: dastandard vom 6.10.2010
  18. Karin Zauner (2010): Ethnic Print Media and Journalism in Austria. Conference Paper. An alternative self-representation? Ethnic minority media, between hegemony and resistances. Poitiers 2010, not published.
  19. Ismail Yildiz (2009): Die lokalen türkischsprachigen Zeitungen in Wien und deren Funktion beim Integrationsprozess. Eine empirische Untersuchung der türkischsprachigen Monatszeitungen in Wien., Univ. Wien: Diplomarbeit, S. 106

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