Benutzer:Sorgenlos/Joh. Ces. Godeffroy & Sohn
Joh. Ces. Godeffroy & Sohn war ein Handelshaus und Reederei in Hamburg, die 1766 gegründet und im Dezember 1879 ihre Aktivitäten einstellte.
Firmenname
- 1766 gründete Johan Cesar Godeffroy das Handelshaus „J.C. Godeffroy“. Er handelte in eigenem Namen und auf eigene Rechnung.[1]
- 1782 wurde ein Teilhaber aufgenommen, weshalb nun der Name „J.C. Godeffroy & Co“ geführt wurde.
- Seit dem 1. Januar 1806, als sich der Sohn Johan Cesar Godeffroy an der Firma beteiligte, führte sie den Namen „Johann Cesar Godeffroy & Sohn“.[2]
Teilhaber
- Eduard Ferdinand Faerber vom 22. Mai 1818 bis 16. Oktober 1819.[2]
- Johann Heinrich Bohnenberg vom 22. Mai 1818 bis 16. Oktober 1819.[2][3]
- Eduard Ferdinand Faerber vom 17. Oktober 1819 bis 31. Dezember 1831 [4]
- Gustav Godeffroy von 1842 bis 1872.
Aktivitäten
Zu den Handelsaktivitäten kamen im Laufe der Zeit der Schiffbau, die Reederei sowie die Beteiligung an dem Eisenhüttenwerk Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenverein in Georgsmarienhütte.
Über die Handelsaktivitäten zur Zeit des Gründers sind nur wenige Informationen bekannt. Gehandelt wurde mit Leinen aus Schlesien und Zucker aus der Karibik. Das Unternehmen importierte vorwiegend Leinen aus Schlesien, aber auch aus Sachsen und Westfalen.[5] Die Stoffe wurden üblicherweise über das Breslauer Bankhaus Eichborn & Co. aufgekauft[6] und von Hamburg mit gecharterten Schiffen nach Cádiz exportiert, wo dortige Kaufleute die Handelsware in die spanischen Kolonien nach Südamerika verschifften.[7] Von Havana wurde Zucker importiert.[8]
Unter dem Sohn des Gründers wandelte sich das Handelsunternehmen zu einer Reederei.
Vorher in St. Petersburg. Außerordentlich war eine Reise der Johan Cesar (Schiff, 1852) an den Amur nach Nikolajewsk im Jahr 1862 (Abfahrt Dezember 1861). Die Rückfahrt führte über die chinesische Hafenstadt Amoy (heutiger Name: Xiamen) und die malaiische Hafenstadt Penang.
Ein kurzer Bericht zu den Distanzen der ersten Reise 1861 der San Francisco (Schiff, 1859) erschien in der Börsen-Halle: von Hamburg nach Talcahuano (Chile) in 74 Tagen, von dort an den Amur in 68 Tagen, von dort nach Shanghai in 21 Tagen und über Singapore durch die Sundastraße in 90 Tagen nach Falmouth.[5]
Im Jahr 1846 gründete „Joh. Ces. Godeffroy & Sohn“ mit der 1770 gegründeten Fa. „L. R. Beit, Gold- und Silber-Affinerie“ das „Elb-Kupferwerk“ zur Verarbeitung der Kupfererze, die eigene und fremde Schiffe aus Südamerika und hauptsächlich aus Chile im Hamburger Hafen anlandeten. 1857 kam es zur Übernahme der Aktivitäten durch die neugegründete „Elbhütte Affinir- und Handelsgesellschaft“, an der Godeffroy und Ferdinand Beit weiterhin beteiligt waren. Als deren Nachfolgegesellschaft existiert heutzutage die Aurubis AG (früher: Norddeutsche Affinerie).
Am 22. Juni 1849 kaufte „Joh. Ces. Godeffroy & Sohn“ die um 1706 gegründete Reiherstiegwerft von Hermann V. Roosen,[9] um die Nachfrage nach Transportkapazität im wachsenden Handel u.a. mit Süd- und Nordamerika und Australien befriedigen zu können. Die Teilhaberschaft wurde im Frühjahr 1879 beendet. Der Liniendienst der Firma lief ab 1850 regelmäßig Ziele in Australien, Chile und Kalifornien mit Segelschiffen an.
Im April 1855 beteiligte sich „Joh. Ces. Godeffroy & Sohn“ mit „F. J. Tesdorf & Sohn“, Robert Kayser der schon an der „Elbhütte Affinir- und Handelsgesellschaft“ beteiligt war, und zwei weiteren Firmen an der Gründung der „Elb-Zuckersiederei“ in der Form einer AG. Firmenzweck war die Verarbeitung kubanischen Rohrzuckers, den die Handelsniederlassung in Havanna aufgekauft hatte. Da der Rübenzucker preisgünstiger angeboten wurde, wurde die Firma nach wenigen Jahren wieder geschlossen. Vorstand der Firma war Siegmund Robinow. Nach 1857 verlegte der damalige Inbaber Johan Cesar Godeffroy seine Aktivitäten in den Südpazifik. Er verschiffte bis 1881 auf der Route zahlreiche Auswanderer nach Südafrika und Australien. Auf Samoa betrieb er Kokosplantangen. Die Früchte wurden zerkleinert, nach Hamburg verschifft und zu Öl gepresst. Die Erfolge dieses Geschäftes brachten ihm den anerkennenden Beinamen „Südseekönig“.
Am Ende des Jahres 1868 beteiligte sich J.C. Godeffroy & Sohn an der Gründung einer Aktiengesellschaft zum Bau des Eisen- und Stahlwerkes zu Osnabrück. Cesar Godeffroy übernahm dabei den Vorsitz des Verwaltungsrates.[10]
Ausweitung des Handels
Der Blick der Seehandels-Gesellschaft fiel beim aufkommenden Welthandel auf die Südsee. Erste Stationen wurden auf Tuamotu, Tahiti und Samoa eingerichtet. Auf Samoas Hauptinsel Upolu wurden 1865 große Gebiete gekauft und erste eigene Plantagen eingerichtet, um in den beginnenden Koprahandel einzusteigen. Godeffroy organisierte Expeditionen ins Landesinnere, bei denen Ureinwohner verschleppt wurden, um diese auf den Plantagen als Zwangsarbeiter einzusetzen.
Es erfolgte eine Ausweitung des Interessengebietes auf andere Gebiete in Ozeanien, Mikronesien und Melanesien. Stationen entstanden auf den Karolinen (Yap), den Tonga-Inseln, Fotuna, Uvea und den Neuen Hebriden. Godeffroy beauftragte den aus Wilster stammenden Hamburger Kapitän Alfred Tetens in den 1860er Jahren mit einer Handels-Expedition und stellte ihm dafür das Schiff „VESTA“ zur Verfügung. 1869 wurde der erste permanente Sitz des Hamburger Handelshauses Godeffroy unter Leitung von Alfred Tetens auf Yap errichtet. 1873 wurden dann die Marshallinseln mit eingebunden, bis 1875 auch der Bismarck-Archipel und Neupommern.
Zahlungsunfähigkeit
Aufgrund mangelnder Liquidität stellte die Firma am 1. Dezember 1879 die Zahlungen ein. Im April 1880 erreichte Cesar Godeffroy mit seinen Gläubigern einen Vergleich, dessen Abwicklung über 30 Jahre lang dauerte. 1913 wurde der Name der Firma „Joh. Ces. Godeffroy & Sohn“ aus dem Handelsregister gelöscht. Die Samoa-Vorlage Bismarcks im Reichstag hing mit den Auffangbemühungen der Südseeaktivitäten zusammen.
Nachfolge
Die Südsee-Organisation des Handelshauses wurde weitgehend von der Deutschen Handels- und Plantagengesellschaft [11] der Südseeinseln übernommen.
Literatur (chronologisch)
- 1866–2006, Sonderheft zum 140 jährigen Bestehen der Norddeutschen Affinerie AG, Hrsg. Norddeutsche Affinerie Hamburg, S. 3, 8.
- Kurt Schmack: J.C. Godeffroy & Sohn, Kaufleute zu Hamburg, Leistung und Schicksal eines Welthandelshauses. Broschek, Hamburg 1938, Digitalisat
- Richard Hertz: Das Hamburger Seehandelshaus J.C. Godeffroy und Sohn, 1766–1879. Hartung, Hamburg 1922, (Veröffentlichungen des Vereins für Hamburgische Geschichte, Band 4).
Schifffahrt
- Walter Kresse: Aus der Vergangenheit der Reiherstiegwerft in Hamburg. Hrsg. Deutsche Werft, Hamburg o.J.
- Otto Mathies: Hamburgs Reederei 1814–1914. Friederichsen, Hamburg 1924.
- Ales Skrivan: Das hamburgische Handelshaus Johan Cesar Godeffroy & Sohn und die Frage der deutschen Handelsinteressen in der Südsee. S. 129–155, Veröffentlichungen des Vereins für Hamburgische Geschichte, Band 81, 1995
Weblinks
Anmerkungen
- ↑ Das Gründungsjahr 1766 von „J.C. Godeffroy & Co“ hatte der Autor Richard Hertz mit einer Textpassage in der Todesanzeige für Cesar Godeffroy belegt (siehe Fussnote 35): „er 52 Jahre dem Hause vorgestanden“. Tatsächlich aber wurde der Name erst 16 Jahre später 1782 eingeführt, nachdem Godeffroy einen Teilhaber aufgenommen hatte. Der Almanach für Reisende von 1782 führt noch den Eintrag „Joh. Ces. Godeffroy“, der Hamburger Kaufmannsalmanach auf das Jahr 1784 führt dann „Johan Cesar Godeffroi & Comp.“. Vergleichbare Angaben finden sich bei Ernst Baasch, Heft 5.
- ↑ a b c Proclamata (Hamburg, den 4. Januar 1819), in: Hamburger Nachrichten, 26. Januar 1819, S. 5
- ↑ Proclamata (Hamburg, den 27. Februar 1822), in: Hamburger Nachrichten, 10. April 1822, S. 2
- ↑ Proclamata (Hamburg, den 11. September 1834), in: Hamburger Nachrichten, Seite 3, vom 19. Dezember 1834
- ↑ Zusätzlich zum Handel mit Leinwand betrieb „J.C. Godeffroy & Co“ Proprehandel. (Siehe: Die Firmen der vornehmsten hamburger Handelshäuser ..., in: Johann Christian Herrmann: Allgemeiner Contorist, welcher von allen und jeden Gegenständen der Handlung aller in und außer Europa belegenen Handelsplätze die neuesten und zuverlässigsten Nachrichten ertheilet ..., Zweyter Theil, von C bis König, Schwickert, Leipzig 1789, S. 446).
- ↑ Richard Hertz benennt als Quelle für den Leinenhandel Kurt Moriz-Eichborn: Das Soll und Haben …. Die dort gemachten Angaben über die Zusammenarbeit von Godeffroy und Eichborn sind allgemeiner Natur, z. B.: „Die Aussichten für unsere Handlung … sind äußerst traurig.“
- ↑ Richard Hertz (S. 10): „Im allgemeinen sind so gut wie keine Nachrichten über die damalige Handelstätigkeit des Hauses erhalten: wir ersehen aus den Kontentbüchern nur, daß der Leinenumsatz von J.C. Godeffroy in den 90er Jahren mit einigen andern Firmen an erster Stelle steht, ohne daß wir Zahlen nennen könnten.“
- ↑ Ernst Baasch, Seite 621ff.
- ↑ Geschichte der Familie Roosen, Reiherstiegwerft
- ↑ Anzeige in: Hamburgische Börsen-Halle. 23. Februar 1869, S. 4
- ↑ Deutsches Koloniallexikon