Benutzer:Srellek/O+A
O+A ist eine Künstlerpartnerschaft, die 1989 von den Klangkünstlern und Komponisten Sam Auinger (AT) und Bruce Odland (US) gegründet wurde.
Biografie
1987 entsteht im Rahmen der Ars Electronica die erste gemeinsame Arbeit von Sam Auinger und Bruce Odland. Die Klanginstallation 'riverworks'[1] im Linzer Donaupark wird zum Grundstein ihres gemeinsamen künstlerischen Themas 'hearing perspective'.[2] Bei der hearing perspective wird die räumliche Umgebung primär hörend wahrgenommen und das Gehörte als kulturelle Sprache des Ortes verstanden.
1989 gründen die beiden Künstler 'O+A' (Odland + Auinger) und erarbeiten inzwischen mehr als 50 temporäre und permanente Klanginstallationen im europäischen, nordamerikanischen und asiatischen Raum. Parallel zu ihren künstlerischen Arbeiten betreiben sie ein intensives Diskurs- und Vermittlungsprogramm mit Lectures, Workshops und Seminaren. Bisherige Höhepunkte ihrer künstlerischen Forschung waren ihre Performance-Lecture 'towards a hearing perspective'[3] als Keynote bei der ESOF 2010 in Turin und die Veröffentlichung ihres Artikels 'Reflections on the Sonic Commons' im LEONARDO MUSIC JOURNAL, Vol. 19.[4] Ihre Installationen und Performances verstehen sie als Ergebnis einer Erforschung des Zusammenspiels von individuellem Hören, Klanglandschaften und kulturellem Kontext.
Hearing Perspective
"Seit der Renaissance hat sich im Sprachgebrauch eine stark visuelle Perspektive ausgebildet, die es ermöglicht, über das gesehene ‚Bild’ miteinander zu kommunizieren. Eine Sprache, welche die Klänge der Welt definiert, fehlt bisher. So lässt sich zum Beispiel die komplexe Wellenform eines städtischen Umfeldes nur schwer beschreiben oder die Art, wie sie sich auf den Mensch auswirkt, was er dabei empfindet. Im Laufe der letzten Jahrzehnte hat sich der Umgebungslärm der sogenannte Nois-Floor vervielfacht. Es fehlt jedoch die gemeinsame Sprache um über dieses Phänomen zu diskutieren.
Odland und Auinger versuchen einen Sinn in der uns umgebenden Klangwelt zu finden, indem sie aufmerksam zuhören und die kulturelle Wellenform als eine eigenständige Sprache erforschen. In einer primären visuellen Kultur, in der Entscheidungen und Budgets oft an visuelle Logik gekoppelt sind, eröffnet das Denken mit den Ohren neue Perspektiven. Warum klingt der Skulpturengarten des MOMA, der als eine Bastion der Hochkultur angesehen wird, wie ein Taxistand im New Yorker Zentrum? Warum ist ein teures, ‚ruhiges’ Auto nur im Innenbereich ruhig?
O+A sammeln, filtern und erweitern, die in der Natur und in den Städten gefunden Resonanzen und versuchen hinter ihre Bedeutung zu kommen. Diese Geräusche werden zumeist von unserem mentalen Bild ausgeschlossen und als Rauschen abgetan. Wenn man diese Geräuschkulisse aktiv beachtet, den Lärm studiert, dann werden sie zu nützlichen Schallquellen. In der näheren Betrachtung zeigen diese Klänge oft eine versteckte Musik mit interessanten Details, interessanten Tönen und Obertönen und Harmonien. O+A haben begonnen diese Klänge zu sammeln und zu archivieren. Sie gaben dieser Sammlung den Namen ‚Alphabet der Klänge.’
In den letzten Jahren entwickelten O+A eine Reihe kompositorischer Werkzeuge, um ihre Klangumwelt zu formen und zu verändern. Diese Werkzeuge erlauben ihnen, das harmonische Material im Klang des Stadtlärms zu extrahieren und zu gestalten. Später spielen sie die Klänge in die Umgebung zurück, aufgeladen mit Gefühlen, Atmosphären und einem eigenständigen Sound Design. Sie machen die Melodie des Raums und der darin enthaltenen versteckten Stimmen hörbar. Sie verändern die Psychoakustik eines Ortes, indem sie die emotionale Landschaft verschieben und den Menschen die Welt durch ihr ‚musikalisches’ Gehirn wahrnehmen lassen. Die Notwendigkeit, den Lärm aus der akustischen Wahrnehmung herauszufiltern, entfällt damit.
O+A importieren keine exotischen Klänge in ihre Installationen, stattdessen destillieren sie musikalische Informationen aus dem Stadtlärm. Die kompositorisch gewählten Obertöne aus den gesammelten Resonanzen produzieren einen reichen harmonischen Akkord, der die Wahrnehmung des Raumes verwandelt – und den ästhetischen Wert des Raums in unerwarteter Weise erhöht.
Den vorgefundenen Klangraum durch ausgewählte musikalische Resonanzen zu erhöhen, erfordert eine Reihe von ästhetischen und kompositorischen Entscheidungen. Wie sieht das Nutzungsverhalten des Raumes aus? Wie generiert man eine Wahrnehmungsverschiebung, die die Umgebung auf harmonische Weise verbessert? Wo befindet sich der akustische Brennpunkt in der Architektur? Welche visuellen Aspekte der Umgebung erzeugen einen nützlichen Rahmen für das Hören?
Der Ausgangspunkt von O+A bei großen Klanginstallationen im öffentlichen Raum ist immer der Umgebungsklang des Raumes. Die Architektur, die Geschichte, die Akustik sowie die soziale Dynamik des Raumes fließen in die Komposition mit ein. Dabei herrscht oftmals eine große Diskrepanz zwischen der visuellen und akustischen Ästhetik. Sie gestalten eine sorgfältig geplante Ästhetik der Ruhe, Konzentration und Kraft im klanglichen Chaos der Autos, Hubschrauber, Musik und Notfallsirenen. Die Herausforderung besteht in der Wandlung von Informationen, die unser Gehör aus dem Chaos dekodiert, die Klänge neu belebt und der akustisch wahrgenommen Umwelt eine harmonische Version der Realität wiedergibt." (Sam Auinger, Bruce Odland)[5]
Werke (Auswahl)
- sonic vista. O+A, (seit 2011): Deutschherrenbrücke, Frankfurt/Main (DE)[6]
- Linz R2. O+A, (2011): Lentos Kunstmuseum, Ars Electronica, Linz (AT)[7]
- my eyes ... my ears. O+A, (2011): Lentos Kunstmuseum Linz/ Linz (AT); (2010) Concordia University / Montreal (CA); (2009) Judson Memorial Church / New York (US)[8]
- requiem for fossil fuels. O+A, (2007): (2010) World Financial Center[9], New York (US), St. Joseph’s Cathedral, San José (US); (2008) Sophienkirche / Berlin (DE); (2007) Judson Memorial Church / New York (US)
- blue moon. O+A, (2004): World Financial Center Plaza, New York (US)[10]
- box 30/70. O+A, mobile Installation, (2001): Witten, Rotterdam (NL), Berlin, Düsseldorf, Dresden (DE), Wien (AT); (2002) Linz (AT)[11]; (2005-2008) Neerpelt (BE)
- harmonic bridge. O+A, (seit 1998): Mass MoCA / North Adams, Massachusetts (US)[12]
- traffic mantra. O+A, (1992): Rom (IT), peter erskine's sos rom/trajan's forum[13]
Weblinks
- Die Arbeit von O+A - Auftragslos Hören Artikel von Susanna Niedermayr, 09.07.2009 auf Ö1 ORF
- O+A Website
- Sam Auinger Website
- Bruce Odland Website
Einzelnachweis
- ↑ Website Ars Electronica Ruprik Ars Electronica Archiv, Katalog Archiv, riverworks: Abgerufen am 8. August 2013
- ↑ Website O+A Erläuterungen zum Begriff hearing perspective: Abgerufen am 8. August 2013
- ↑ PDF ESOF 2010 Seite 30: Abgerufen am 8. August 2013
- ↑ PDF MIT Press Reflections on the Sonic Commons: Abgerufen am 8. August 2013
- ↑ O+A Website Ruprik Hearing Perspective: Abgerufen am 9. August 2013
- ↑ Website sonic vista
- ↑ Website Ars Electronica Rubrik origin, category, featured artist, Linz R2: Abgerufen 8. August 2013
- ↑ Website Ars Electronica Rubrik Featured Artist, Sam Auinger: Abgerufen am 8. August 2013
- ↑ Website WNYC Rubrik Blogs, New Sounds Live, 2010, Oct, 27, requiem for fossil fuels: Abgerufen am 8. August 2013
- ↑ Website Creative Time Rubrik projects, Blue Moon: Abgerufen am 8. August 2013
- ↑ Website Ars Electronica Rubrik Archiv, festival catalogs, festival artikel, Box 30/70: Abgerufen am 8. August 2013
- ↑ Website Mass MoCA Ruprik event details, harmonic bridge: Abgerufen am 8. August 2013
- ↑ Website Ars Electronica Rubrik residence aec, Traffic Mantra: Abgerufen am 8. August 2013