Benutzer:StefanWesthoff/Trommel (Instrument)
Der Begriff Trommel (von mhd.: trume [lautm.]) bezeichnet in der Musikwissenschaft ein Musikinstrument, bei dem der Klang mit einer aufgespannten Schwingungsmembran, dem sogenannten Fell, erzeugt wird. Der Fachbegriff hierfür lautet Membranophon. Umgangssprachlich werden meist Instrumente, deren Fell direkt mit Schlägeln oder Händen angespielt wird, als Trommel bezeichnet. Gelegentlich weitet sich die Bezeichnung in diesem Zusammenhang auch auf weitere Schlaginstrumente aus, seltener auch auf andere Instrumente. Trommeln werden auf der ganzen Welt in vielfältiger Form als Rhythmus-, Effekt- oder Signalinstrumente verwendet und zählen zu den ältesten Musikinstrumenten der Menschheit.[1] Oftmals spielt man sie kombiniert mit anderen Schlaginstrumenten oder Perkussions, so beispielsweise beim Schlagwerk des klassischen Orchesters oder beim modernen Schlagzeug.
Abgrenzung
Schlag-, Zupf-, Reib- und Ansingtrommel
In der Instrumentenkunde werden Musikinstrumente oftmals nach der Art ihrer Tonerzeugung klassifiziert. Nach der Klassifikation der Hornbostel-Sachs-Systematik sind die Begriffe Membranophon und Trommel gleichbedeutend. Es wird hierbei zwischen Schlag-, Zupf-, Reib- und Ansingtrommeln unterschieden, je nachdem, wie die Schwingungsmembran angespielt wird. Zu den Ansingtrommeln zählt somit auch das – vordergründig einem Blasinstrument ähnelnde – Kazoo, da hier ein aufgespanntes Papier durch die menschliche Stimme angespielt und so in Schwingung versetzt wird, vergleichbar mit dem „Blasen“ auf einem Kamm. Ein Beispiel für die Zupftrommel ist das indische Ektara oder Gopi-yantra, bei dessen Spiel eine einzelne, an einem Fell aufgespannte Saite gezupft wird.[2] Das Banjo wird hingegen als Chordophon (Saiteninstrument) klassifiziert, obwohl auch seine am Steg angebrachten Saiten ein aufgespanntes Fell in Schwingung bringen.
Auch Lautsprecher erzeugen Töne meist mittels Schwingungsmembran, gelten aber in der Regel nicht als Musikinstrument.
Trommel und Pauke
Einige Definitionen unterscheiden zwischen Trommel und Pauke. Demnach überwiegt beim Spiel der Trommel das atonale Geräusch, während die Pauke auf einen bestimmten Ton mit klar definiertem Notenwert gestimmt ist. Durch einen Mechanismus lässt sich das Fell der Pauke während des Spiels spannen und hierdurch die Tonhöhe verändern, so dass das Instrument tonal genutzt werden kann.
Die Unterscheidung macht sich beispielsweise im Sinfonieorchester bemerkbar, wo die große und die kleine Trommel vom Schlagwerker, die Pauke jedoch vom Paukisten gespielt wird.[3] Die indische Tabla gilt wegen ihres ähnlichen Aufbaus ebenfalls als Pauke, ihr Name lässt sich jedoch wiederum auf tabl (arabisch: ‚Trommel‘) zurückführen. Sie verfügt nicht über die Spannmechanismen der klassischen Pauke, die Tonhöhe wird durch das Spiel von Flageoletttönen variiert. Die afrikanische Talking drum wiederum besitzt Spannmechanismen, die denen der klassischen Pauke ähneln, zählt wegen ihres sonstigen Aufbaus jedoch nicht zu den Pauken. Das Tom Tom des zeitgenössischen Schlagzeugs kann eine definierte Tonhöhe aufweisen und wird zuweilen auch als „Jazz-Pauke“ bezeichnet, zählt aber zu den Trommeln.[3]
Grundsätzlich existieren unterschiedliche Definitionen dessen, was die Höhe eines Tons ausmacht, wobei zwischen physikalischer Messbarkeit, der sogenannten Tonhöhe, und psychoakustischen Aspekten, der sogenannten Tonheit oder „wahrgenommenen Tonhöhe“, unterschieden wird.
Trommel, Schlaginstrument, Perkussion
Umgangssprachlich werden in der Regel alle Schlaginstrumente als Trommeln bezeichnet, die mit einem oder mehreren – aus Tierhäuten, Kunststoff oder anderem dünnen Material bestehenden – Fellen bespannt sind. Meist steht bei ihrem Spiel der Rhythmus im Vordergrund, während die präzise Tonalität eine oftmals untergeordnete Rolle spielt. Bei vielen Trommeln überwiegt im Klang der geräuschhafte Charakter. Instrumente, die vergleichbar zur Schlagtrommel „getrommelt“[4] werden oder ähnliche Klänge erzeugen, zählt man gelegentlich den Trommeln hinzu, speziell einige idiophone Schlaginstrumente (wie Schlitztrommeln), aber auch andere Instrumente (wie Maultrommeln). Oft werden Trommeln mit diversen Schlag-, Rhythmus- und Effektinstrumenten unter allgemeineren Begriffen wie Perkussion oder Schlagzeug zusammengefasst. In der Popmusik und im Jazz wird das Schlagzeug dann wiederum als drum kit bzw. drum set (engl.: ‚Trommelsatz‘) oder schlicht als drums (engl.: ‚Trommeln‘) bezeichnet, der Schlagzeuger wird dementsprechend drummer (engl: ‚Trommler‘) genannt.
Der Übergang zwischen membranophem Fellklinger und idiophonem Selbstklinger ist zuweilen fließend. Beispielsweise kann eine Blechtrommel als eine mit einer Metallmebran bespannte Trommel betrachtet werden, ebenso aber auch als selbstklingende Metallbüchse, ähnlich einer Steel Pan oder eines Gongs. Auch der Übergang zwischen Schlagen und Reiben einer Trommel ist fließend, so werden beispielsweise beim Schlagzeugspiel mit Besen die Instrumente gelegentlich geschlagen, gelegentlich aber auch gerieben.
Schlaginstrumente, bei deren Spiel meist die Tonalität im Vordergrund steht und die zudem ohne Fell auskommen – wie Xylophon, Vibraphon oder Klavier – werden auch umgangssprachlich nicht als Trommel bezeichnet.
Aufbau und Spielweise
Wegen ihrer weiten Verbreitung und ihres einfachen Grundprinzips existiert eine Vielzahl unterschiedlicher Trommeln und grundsätzlich kann jeder seine eigene Variante entwickeln.
Korpus
Trommeln bestehen in der Regel aus einem Korpus und dessen Bespannung. Der Korpus ist innen hohl und kann verschiedene Formen haben. Verbreitet sind beispielsweise zylindrische, scheiben-, kessel-, kelch- oder sanduhrförmige Trommeln, es existieren aber auch andere Formen. Der Korpus einer Kesseltrommel hat nur eine Öffnung, während die anderen meist an beiden Seiten geöffnet sind. Gelegentlich werden sämtlichiche Trommelkorpi auch unabhängig ihrer Form allgemein als Kessel bezeichnet. Sofern die Höhe einer zu beiden Seiten offenen Trommel den Durchmesser ihres Fells übertrifft spricht man von einer Röhrentrommel, im umgekehrten Fall von einer Rahmentrommel. Der Korpus besteht oft aus Holz, Keramik, Metall, Kunststoff, gehärteter Tierhaut oder Knochen. Je nach Größe und Aufbau des Korpus dient dieser entweder eher dazu, die Felle aufzuspannen oder aber er schwingt mit oder reflektiert die Schallwellen und beeinflusst damit unter Umständen stark den Klang der Trommel.
Schlag- und Schwingfelle
Die Öffnungen des Korpus können mit einem Fell bespannt sein. Man unterscheidet zwischen Einmembran- und Doppelmembrantrommeln. Essentiell ist das Schlagfell, welches angespielt wird, obligatorisch die Schwingfelle, welche beim Spiel mitschwingen. Auch beidseitige Schlagfellbespannungen ist möglich, so dass die Trommel von mehreren Seiten angespielt werden kann. Die Felle bestehen bei traditionellen Trommeln meist aus Tierhäuten (Fell oder Leder), bei modernen Trommeln in der Regel aus Kunststofffolien, aber auch andere Materialien wie Textilien, Papier oder Metallbleche sind möglich. Die Felle sind entweder Fest an den Korpus angebracht oder können mittels einer Spannvorrichtung – beispielsweise durch Schnüre, Riemen oder Schraubgewinde – gestimmt werden. Je straffer ein Fell gespannt ist, desto höher ist in der Regel sein Klang. Die Spannung eines Fells lässt sich beim Spiel durch Druck oder spezielle Mechanismen verändern. mit Bei den Fellen des modernen Schlagzeugs spricht man speziell von Schlagzeugfellen.
Schnarrsaiten und Schellen
Zusätzlich können an der Trommel sogenannte Schnarrsaiten angebracht sein, entweder in ihrem Inneren (wie bei der Snare Drum) oder auch außerhalb (wie gelegentlich bei der Caixa). Die Saiten sind meist nahe der Felle oder in direktem Kontakt zu ihnen aufgespannt. Beim Spiel werden sie in Schwingung versetzt und beeinflussen so den Klang der Trommel. Auch die Verwendung anderer beim Spiel mitschwingender Perkussionselemente ist möglich, beispielsweise Schellen beim Tamburin oder dem verwandten Pandeiro, oder durch Auflegen rasselnder Objekte auf das Fell.
Schlägel und Handspiel
Trommeln werden in der Regel mit der Hand oder speziellen Schlägeln angespielt, meist geschlagen. Bei der Handtrommel unterscheidet man zwischen Einhand- und Zweihandtrommeln. Einhandtromeln werden oft mit einer Hand gehalten und mit der anderen angespielt, während Zweihandtrommeln meist auf den Untergrund aufgelegt, an speziellen Vorrichtungen angebracht oder zwischen den Knien eingeklemmt werden.
Die Schlägel werden manchmal nicht direkt in der Hand gehalten sondern stattdessen mit speziellen Mechanismen bedient, so bei der Fußmaschine der Bass Drum oder bei Rasseltrommeln wie der Damaru.
Trommeln (Auswahl)
- Schlagtrommeln:
- Basler Trommel, Doppelfelltrommel der Basler Volksmusik
- Batá-Trommel, sanduhrförmige Doppelfelltrommel der Yorubas
- Bongos, kleines kubanisches Trommelpaar
- Conga, hohes einfelliges kubanisches Trommelpaar
- Djembé, westafrikanische Bechertrommel
- Handtrommel, mit den Händen geschlagen, unabhängig von der Bauart
- Kesseltrommel, einfellig bespannt, unten geschlossener Korpus
- Nachrichtentrommel, Sammelbegriff nach der Funktion, unabhängig von der Bauart
- Rahmentrommel, meist einfellig bespannter Rahmen
- Röhrentrommel, Korpus höher als sein Durchmesser
- Pauken:
- Reibtrommeln:
- Zupftrommeln:
- Anblastrommeln:
- Schlagideophone, die als Trommel bezeichnet werden:
- Wassertrommel, Wasser zur Klangbildung erforderlich
- Schlitztrommel
- Sonstige:
Siehe auch
Literatur
- Karl Peinkofer, Fritz Tannigel: Handbuch des Schlagzeugs. Praxis und Technik, Mainz: Schott 1969 ff. S. 76–109
Einzelnachweise
- ↑ Rudolf Ohlig (redaktionelle Leitung): Meyers großes Taschenlexikon (Bd. 22), BI-Taschenbuchverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 1995, ISBN 3-411-11005-8, S. 212.
- ↑ Dilip Ranjan Barthakur: The music and musical instruments of North Eastern India, Mittal Publications, New Delhi 2003, ISBN 81-7099-881-6, S. 129. (online)
- ↑ a b Angelika Rehm, Dieter Rehm: Von Pauken und Trompeten, ISBN 3-8344-3867-7, Persen Verlag, Buxtehude 2006, S. 8. (online)
- ↑ trommeln /Vb./ auf der Webseite des DWDS, abgerufen am 29. August 2010.