Benutzer:Stefan B. Link/Gotteserkenntnis

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Gotteserkenntnis bezeichnet Aussagen über die Erkennbarkeit der Existenz Gottes, insofern sie von der Vernunft her möglich sein sollen.

"Wie das konkret geschieht, ist unter Gottesbeweisen zu sagen."[1]

Der Begriff Gotteserkenntnis darf nicht mit dem Begriff Gotteserfahrung verwechselt werden, der nicht nur Vernunfterkenntnis meint, sondern vor allem Wahrnhemungs-Erkenntnis.


Biblische Aussagen

Im Alten Testament meint "Gotteserkenntnis" keine vernunft-theoretische Erkenntnis Gottes, sondern ein aus geschichtlicher Erfahrung und Vertrauen entstandenes Wissen [2] (Deutungs-Konstrukt) oder die Erfahrung der Größe und Schönheit der Dinge, die - damals evident - einen Schöpfer voraussetzen [3]. Im Neuen Testament knüpft Paulus an dieses weisheitliche Wissen des AT im Römerbrief an, wenn er sagt, dass Gottes unsichtbares Wesen und Macht, die an den Schöpfungswerken erkannt werden, wahrgenommen wird (Röm 1,19). Gott selbst (sein Wesen) ist unerkennbar (vgl. 1 Tim 6,16: Gott "wohnt in unzugänglichem Licht", den "kein Mensch gesehen hat noch je zu sehen vermag").

Kirchliche Aussagen

Das Erste Vatikanische Konzil formuliert zum Begriff Gotteserkenntnis:

"Gott, der Ursprung und das Ziel aller Dinge, (kann) mit dem natürlichen Licht der menschlichen Vernunft aus den geschaffenen Dingen gewiß erkannt werden kann; das Unsichtbare an ihm wird nämlich seit der Erschaffung der Welt durch das, was gemacht ist, mit der Vernunft geschaut [Röm 1,20]: jedoch hat es seiner Weisheit und Güte gefallen, auf einem anderen, und zwar übernatürlichen Wege sich selbst und die ewigen Ratschlüsse seines Willens dem Menschengeschlecht zu offenbaren, wie der Apostel sagt: „Oftmals und auf vielfache Weise hat Gott einst zu den Vätern in den Propheten gesprochen: zuletzt hat er in diesen Tagen zu uns gesprochen in seinem Sohn" [Hebr 1,1f; Kan. 1]." [4]

Wortwörtlich heißt es in Röm 1,20:

"Das Unsichtbare an ihm seit Schöpfung der Welt an den Schöpfungswerken erkannt werdend (nooumena) wird beschaut (kathoratai), nämlich seine ewige Macht und Gottheit." (Röm 1,20)

Das Konzil gibt Röm 1,20 so wieder:

"Das Unsichtbare an ihm wird nämlich seit der Erschaffung der Welt durch das, was gemacht ist, mit der Vernunft geschaut."

Wichtig für die Klärung des Begriffes Gotteserkenntnis ist aber, wie die katholische Kirche den Satz des Ersten Vatikanischen Konzils über die Erkenntnis Gottes interpretiert. Der von den Deutschen Bischöfen herausgegebene Katechismus schreibt hierzu, dass das Konzil „um die Schwierigkeiten wusste, [...] Gott zu erkennen.“ [5] Deshalb lehre das Konzil nicht, dass „alle Menschen Gott mit Sicherheit erkennen“, ja nicht einmal, daß es Menschen gegeben habe, „die Gott ganz ohne die Hilfe von Offenbarung mit letzter Gewißheit erkannt haben. Es erklärt nur, daß man Gott mit Hilfe der Vernunft aus der Welt erkennen kann.“ Und die Erläuterung wird angefügt: „Das Konzil wollte damit festhalten, daß man jeden Menschen auf Gott hin „ansprechen kann, so daß der christliche Glaube nichts Unvernünftiges oder gar Widervernünftiges ist“, der Glaubende darauf vertrauen dürfe, „daß sich sein Glaube in der menschlichen Erfahrung und im Denken immer wieder neu bewährt.“ Bei den „sogenannten Gottesbeweisen“ handele es sich nicht um Beweise, wie sie „aus der Naturwissenschaft oder aus der Mathematik geläufig sind.“ [6] Sie wollen „den Glauben nicht durch Wissen ersetzen“, sondern „zum Glauben einladen, im Glauben bestärken“.

Die ältere Form der Gottesbeweise verweise auf die Wirklichkeit der Welt. Man könne „immer weiter zurückfragen [...], irgendwo muß eine erste Ursache [...] sein.“ [7] Wer hier nur auf die Urmaterie verweise, erkläre gar nichts. Denn sie sei ja „höchst unvollkommen. Letzter Grund kann aber nur etwas sein, das [...] vollkommen [...] ist, das aus sich existiert“ – was mit Gott gemeint sei. [8]

Eine zweite Form zu zeigen, dass der Glaube nichts Unvernünftiges sei, verweise „auf die Wirklichkeit des Menschen. Er ist ein durch und durch endliches Wesen, abhängig und bedroht von der ihn umgebenden Natur, dem Tod verfallen." [9] Menschen lebten in der Spannung zwischen ihrer eigenen Endlichkeit und Unvollkommenheit einerseits und der Sehnsucht nach dem Unendlichen, Absoluten und Vollkommenen andererseits. „Soll also das Menschsein nicht letztlich sinnlos und absurd sein, dann ist das nur möglich, wenn unserer Hoffnung auf das Absolute eine Wirklichkeit des Absoluten entspricht [...] Nur wenn Gott ist, lagert der Mensch nicht am Rande eines Kosmos, der unempfindlich ist für seine Fragen und Nöte. Wenn aber Gott ist, dann bedeutet dies, daß letztlich nicht abstrakte Sachgesetzlichkeiten, nicht blinder Zufall und nicht ein anonymes Schicksal die Welt regieren. [...] Er ermöglicht ein grundlegendes Vertrauen in die Wirklichkeit, ohne das niemand leben, lieben und arbeiten kann.“ [10]

Quellen/Fußnoten

  1. Karl Rahner, Kleines Theologisches Wörterbuch, Herder 1980(12), 109
  2. Walter Kasper (Hrsg.), Lexikon für Theologie und Kirche, 3. Bd., Herder 2006, ISBN-13: 978-3-451-22012-8, 782 (Artikel Erkenntnis Gottes)
  3. Vgl Psalm 19,2 "Die Himmel rühmen die Herrlichkeit Gottes, vom Werk seiner Hände kündet das Firmament. und Weish 13,1.5 Töricht waren von Natur alle Menschen, denen die Gotteserkenntnis fehlte. Sie hatten die Welt in ihrer Vollkommenheit vor Augen, ohne den wahrhaft Seienden erkennen zu können. [...] denn von der Größe und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen.
  4. http://www.uibk.ac.at/theol/leseraum/texte/250-52.html, Kap. 2Die Offenbarung
  5. Deutsche Bischofskonferenz (Hrsg.), Katholischer Erwachsenen-Katechismus, Verlag Butzon & Berger 1985, ISBN 3-7666-9388-3, 29
  6. Deutsche Bischofskonferenz (Hrsg.), Katholischer Erwachsenen-Katechismus, Verlag Butzon & Berger 1985, ISBN 3-7666-9388-3, 30
  7. Deutsche Bischofskonferenz (Hrsg.), Katholischer Erwachsenen-Katechismus, Verlag Butzon & Berger 1985, ISBN 3-7666-9388-3, 30
  8. Deutsche Bischofskonferenz (Hrsg.), Katholischer Erwachsenen-Katechismus, Verlag Butzon & Berger 1985, ISBN 3-7666-9388-3, 31
  9. Deutsche Bischofskonferenz (Hrsg.), Katholischer Erwachsenen-Katechismus, Verlag Butzon & Berger 1985, ISBN 3-7666-9388-3, 31
  10. Deutsche Bischofskonferenz (Hrsg.), Katholischer Erwachsenen-Katechismus, Verlag Butzon & Berger 1985, ISBN 3-7666-9388-3, 32

Siehe auch