Benutzer:Stephan Klage/Baustelle/Die Kunst der Rasuliden

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Die Kunst der Rasuliden geht auf eine bedeutende türkischstämmige Dynastie (1228-1454) im Jemen zurück.

Die Blütezeit der Rasuliden schloss sich nahtlos an die der Ayyubiden an, einer kurdischstämmigen Dynastie, die von 11711252 Ägypten und den Westen der Arabischen Halbinsel (arabische Kernländer bis auf Bagdad) beherrschten, dann allerdings durch Saladins Reichsteilung vor dessen Tod und die sich anschliessenden dynastischen Machtkämpfe - neben Teilen Syriens und Mesopotamiens - auch den Jemen aus ihrem Einflussbereich verloren. Während ihrer Regentschaft kamen die Rasuliden bereits im 14. Jhd. zunehmend unter den Druck der jemenitischen Zaiditen. Nach deren Eroberung Sanaas konnten sich die Rasuliden nur noch im Süden des Jemen behaupten, bevor sie 1454 von den Tahiriden gestürzt wurden.

Rasulidische Kunstgegenstände waren über den Jemen hinaus bekannt; so in den mamlukischen Gebieten Syriens und Ägyptens. Die Arbeiten aus den mamlukischen Gebiete gewähren einen guten Einblick in diese spezielle Kultur als die im Jemen selbst hergestellten. Die Begründung ist einfach herleitbar: Erstere sind erhalten, letztere müssen mittels zeitgenössischer Literatur interpretiert und durch archäologische Untersuchungen sichergestellt werden.

Metallarbeiten

Bekannte Metallarbeiten sind insbesondere große, mit Silber eingelegte Messingteller, die auf die Sultane al-Malik-al-Muzaffar Yusuf und al-Malik-alMuayad Daúd zurückzuführen sind.

Auf rasulidischen Metallobjekten waren Titularien aufgebracht und ein Wappen, díe fünf-blättrige Rosette. Die frühesten Objekte, die in den Interessenskreis der Rasuliden fielen, waren die der ayyubisdischen und deren Kunst des 14. Jahrhunderts. Der Stil zeichnete sich insbesondere durch reichlich eingelegte Messingarbeiten aus. Die Motive verwiesen auf Jagdszenen und Darstellungen höfischer Lustbarkeiten. Reichliche Verzierungen und Arabesken machten diesen Kunststil aus. Ebenfalls häufig wiederkehrende Motive waren mythische Tiere und personifizierte Sternkreiszeichen. Diese modellierten Phantasien liessen sich auf die Zeit des rasulidischen Sultans al-Muzaffar Yusuf zurückführen. Die Arbeiten waren zudem durch höchste Qualität geprägt. Gegenstände verzierter Kunst waren Tabletts, Becken, Kohlepfannen, Kerzenständer und Gebrauchspfannen.

Ab 1320 wandelte sich der Stil. Unter Sultan Muayyad Dáud ging die Gestaltung von kleinfigürlichen Darstellungen weg und hin zu großflächig gestalteten Kalligraphien, thuluth genannt. Gleichzeitig eroberten neue Motive den Markt, nämlich chinesische. Aus China etablierte sich das Motiv der Lotusblüte.

Mamlukische Künstler können als Urheber nachgewiesen werden, ebenso rasulidische Eigentümer als Empfänger. Um die Wertgegenstände stritten sich als Kontrahenten auch die Zaiditen. Die Abhängigkeit zu den mamlukischen Objekten nährte sich aus dem traditionell untergeordneten Verhältnis der Rasuliden gegenüber ihren überlegenen Nachbarn. Durch Geschenke versuchten die Rasuliden Aufmerksamkeit, Vertrauen und insgesamt die Gunst der Ayyubiden zu erwerben. Oft wurden die Geschenke zurückgesandt, da als unzureichend erachtet. Die Abreise der Gesandschaften aus Jemen sind vielfach dokumentiert und hatten regelmässig zum Ergebnis, dass das Buhlen um die nachbarliche Gunst nicht adäuat erwidert wurde. Soweit aus Ägypten stammende Gegenstände nach Jemen freigegeben wurden, waren sie mit rasulidischen Insignien versehen und können dem Kulturbereich der Rasuliden zugeschlagen werden.

Allerdings wurde auch im Jemen selbst produziert. So sind Nachweise darüber vorhanden, dass der erste rasulidische Sultan, Nur-al-Din´Umar im Jahr 1234 silberne und goldene Lampen nach Mekka sandte, die dort in der Kaaba aufgehängt wurden. In den Jahren 1267- 1268 wurde die Tür der Kaaba mit Gold und Silber verziert. Sultan al-Ashraf I. trieb, bevor er 1295 die Regierung übernahm, astronomische Studien und verfertigte selbst ein Astrolab aus eingelegtem Messing.

Lange Jahre wurde ein Metallkästchen als undatierbar behandelt. Ursprünglich in das 14. Jahrhundert datiert, führte die Korrektur in das 16. Jahrhundert. Dieses Metallkästchen gibt heute eindeutig definierten Aufschluss über die jemenitische Schaffenskunst, denn die Arbeit verweist neben parallel entstandenen Schreibutensilien nach neueren Erkenntnissen auf eine Verarbeitungsschule in Sanaa, Jemen. James Allen verweist auf solche Schulen sogar bereits im 14. Jahrhundert. Dieser Nachweis überzeugt die Wissenschaftler zwar nicht, er gibt gleichwohl zu bedenken, dass mamlukische Objekte so zahlreich im Jemen vertreten waren, dass ein eigener Stil daraus manifest wurde.

Glas

Elf emaillierte Glasobjekte mit eindeutiger Verbindung zu den Rasuliden sind heute bekannt. Zwei Lampen für al-Malik-al Ashraf I., eine Flasche und ein Becken für al-Malik-al Muyyad sowie drei weitere Objekte, die die fünf-blättrige Rosette tragen. Höhepunkt dieser Epoche waren die Jahre 1300-1350. Bereits1400 kam die Glasperiode vollständig zum Erliegen. Ähnlich wie bei den Metallarbeiten überwogen zunächst der ayyubidische Stil und dessen Formen, sowie dessen bildliche Darbietungen. Zunehmend allerdings wurde dieser Stil durch epigraphische und florale Motive abgelöst.

Ruinenfelder (Kawd am Sailah) und darüber hinaus chinesische Quellen dokumentieren große Mengen Glas in jemenitischen Gebieten. Luppen von grünlicher Glasfritte sowie Hinweise auf Öfen lassen Beweise für die Glasherstellung zu. Armreifen (zurückzuführen wohl auf die Glasindustrie Adens) lassen ebenso wie die weitere Funde den Schluss zu, dass Südarabien, Nutzglasproduzent war.

Die rasulidische Rosette

Die rasulidische Rosette ist ein Wappen. Sie war fünf-blättrig. Neben die Fünf-Blättrigkeit kam als Markenzeichen eine eigene Inschrift. Die Herkunft dieser Insignien ist unbekannt. Schwieriger zu beurteilen noch ist die Fünf-Blättrigkeit ohne Inschrift. Es wird vermutet, dass Objekte dieser Art für hohe Würdenträger oder gar für das Ausland bestimmt waren.

Rosetten gab es bereits vor der rasulidischen Zeit. Sie wurden bereits bei den Ayyubiden bei Metallarbeiten als Dekorationselement verwendet, genauso wie im [[Irak|Nord-Irak]. Auch die Mamluken hatten Rosetten in Architekturelemente aufgenommen. Auch die Rasulidenarchitektur hatte bereits Rosetten in ihr Repertoire aufgenommen. Drei Moscheen in Taizz wiesen Rosetten auf: Die Mutabiyyah, die Muzaffariyyah und die Ashrafiyyah. Zumesit waren die Rosetten rot. In der spät-rasulidischen Zeit wurden sie auch in weiss gehalten. In der letzten Endphase dann wurden sie anscheinend als rein dekoratives Zier-Element verwendet.

Textilien

Eine besondere Rolle in der rasulidischen Zeit spielte Seide. Dies sowohl am mamlukischen wie am rasulidischen Hof. Es handelte sich dabei um Ehrenkleider. Besonderer Luxus prägte die Zeit. Bis heute ist lediglich ein Einzelstück bekannt. Es handelt sich um ein Fragment in brauner und elfenbeinener Farbe.