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Shimenawa (jap.
) sind geflochtene Taue aus Reisstroh, die im Shintō die Welt der Götter (Kami) von der diesseitigen Welt trennen.
Ferner markieren Shimenawa abgegrenzte Wohnorte der Kami und symbolisieren somit die Anwesenheit eines Gottes oder einer göttlichen Kraft.
Verwendung
Da Shimenawa hauptsächlich dazu verwendet werden, um einen Platz als Ort der Kami zu kennzeichnen, finden sich solche Taue meist an religiösen Stätten des Shintō wie Schreinen, Torii und anderen heiligen Orten wie eindrucksvollen Bäumen oder Felsen.
Selten verbinden Shimenawa zwei oder mehr Gegenstände miteinander, wie die zwei Steine des Meoto-Iwa, oder am Yoshida-Schrein, wo acht Shimenawa den Elendshügel (yaku-zuka) vor der Tür des Allerheiligsten (honden) binden.
Auch Hausschreine (Kamidana) werden mit Shimenawa geschmückt. Manche sind nicht dicker als ein gewöhnlicher Faden, andere können Durchmesser von mehr als zwei Metern erreichen.
Zu Neujahr ist es in Japan außerdem ein weit verbreiteter Brauch, kleine Shimenawa als Schutz vor Krankheiten und dem Bösen über Hauseingänge und Eingangstore zu spannen. [1]
Shimenawa sind in der Regel mit zickzackförmig geschnittenen und besonders gefaltenen Papierstreifen (shide), die ihrerseits wiederum an Holzstöcken (gohei) befestigt sind, und Anhängern aus Flachs (yū) behängt, die eine reinigende, aber auch schmückende und anzeigende Bedeutung für heilige Stätten haben. Sie entstammen älteren Arten von heihaku, Opfergaben für die Götter.
Die zeremonielle Herstellung eines Shimenawa geht höchstwahrscheinlich auf eine Tradition von Kōno Michinobu, einen Feldherrn des Gempei-Krieges zurück. Dieser soll durch die Herstellung eines Riesenseils einen Drachengott um eine ruhige See gebeten haben. Oft finden, zum Gedenken an diese Begebenheit, jährliche separate Zeremonien zur Herstellung eines Shimenawa in Japan statt. [2]
Für das Anbringen der zum Teil kunstvoll geflochten Shimenawa gibt es mitunter ebenfalls aufwendige Zeremonien (shimenawa-taki).
Etymologie
Die genaue Bedeutung und Etymologie von Shimenawa ist trotz dieser starken Verbreitung umstritten und nicht kanonisch festgelegt. Nach Basil Hall Chamberlain und Motoori Norinaga, die sich auf das Kogoshūi beziehen, ist die archaische Version des Wortes shiri-kume-nawa, was etwa „Strohseil so gefertigt, daß die Wurzeln herausragen und so an den Enden sichtbar sind“ bedeuten soll.
Diese Bezeichnung geht auf eine Begebenheit des durch das Kojiki und Nihonshoki überlieferten mythologischen Zeitalters zurück. Der Legende nach hatte sich Amaterasu, die Sonnengöttin, beleidigt durch das Benehmen von Susa-no-O-no-Mikoto, ihres Bruders, in eine Felsenhöhle zurückgezogen. Da nun das von Amaterasu ausgehende Licht nicht mehr die Welt erreichen konnte, und diese somit in Dunkelheit gehüllt war, versuchen die anderen Götter sie wieder aus ihrem Versteck hervorzulocken. Als Amaterasu das Tor zu ihrer Höhle öffnete und ein wenig hervorgetreten war, spannte Futo-Tama no Mikoto ein shiri-kume-nawa hinter ihrem Rücken aus, damit sie nicht wieder in die Felsenhöhle zurücktreten konnte.
Im Kojiki bedeutet das Wort shiri-kume-nawa so viel wie „nach hinten geflochtenes Strohseil“. Das Nihonshoki, welches die gleiche Begebenheit erzählt und das Seil ebenfalls shiri-kume-nawa nennt, schreibt das Wort jedoch anders, sodass es den Sinn „linkes Strohseil“ bzw. „Strohseil mit heraushängenden Enden“ ergibt.
Mit den „heraushängenden Enden“ sind dabei wahrscheinlich die heraushängenden Wurzeln gemeint, die sich durch die Verflechtungen mit den Halmen ergeben haben, und danach hervorstanden. Heute werden diese Wurzelenden durch besondere Strohhalme angedeutet, die dem Seil angefügt sind und daran hängen. [3]
Im Gegensatz zu Basil Hall Chamberlain und Motoori Norinaga behauptete Genchi Katō, dass shime soviel wie „Tabu“ bedeute, also shimenawa „Tabu-Seile“ seien. Demnach sollen also Shimenawa als Tabuzeichen dienen, die den Ort, an dem sie angebracht sind, als einen den Kami geweihten, profanen Nutzungen entzogenen, geheiligten und vor Verunreinigung (kegare) jeder Art zu schützenden Platz kennzeichnen.
Gelegentlich findet man für Shimenawa auch die moderne Übersetzung „Götterseil“. [4]
Beziehungen zum Sumō
Das mit Gohei versehene Seil, das die Yokozuna im Sumō tragen, ist ein, dem Shimenawa ähnliches, Utensil. Da das Sumō-Ringen von jeher starke Verbindungen zum Shintōismus hat, gibt es Vermutungen, dass es sich von den Shimenawa ableitet.
Einzelnachweise
- ↑ Keiko Onozuka und Thomas Wilhelm: Shintoismus - abgerufen am 12. Mai 2008
- ↑ Bernhard Scheid: Religion in Japan, ein Web-Handbuch - Shimenawa - abgerufen am 12. Mai 2008
- ↑ Karl Reitz: Der Ritus des Shinto-Gottesdienstes - abgerufen am 12. Mai 2008
- ↑ Bernhard Scheid: Religion in Japan, ein Web-Handbuch - Schreine - abgerufen am 12. Mai 2008
Weblinks
- Motosawa Masashi: „Shimenawa“. In: Encyclopedia of Shinto. Kokugaku-in, 1. September 2005 (englisch)
- Informationen auf Very Large Array von Peter Schmidt - Englisch
Kategorie:Shintō Kategorie:Religiöses Objekt Kategorie:Textilie