Benutzer:Stiebie
Vielfalt LEBEN ist eine Initiative für die Stärkung der Demokratie und die Förderung von Toleranz und Weltoffenheit im Landkreis Greiz. Gefördert wird die Initiative vom Thüringer Landesprogramm „DENK BUNT“ für Demokratie, Toleranz und Weltoffenheit, welches wiederum gefördert wird durch das Ministerium für Bildung, Jugend und Sport. Das Landesprogramm DENK BUNT unterstützt Projektideen ideell und finanziell, welche sich mit der Stärkung der Demokratie befassen und/oder sich positiv auswirken auf die Identifikation und Partizipation mit und in einer Heimat, die für Alle offen ist. Dafür wurden in den Landkreisen und kreisfreien Städten Thüringens Initiativen und Partnerschaften zur Förderung und Stärkung der Demokratie geschaffen
Träger von „Vielfalt LEBEN“ ist der Evangelisch-Lutherische Kirchenkreis Greiz - eine Tatsache, die die Initiative einzigartig macht - denn die finanzielle Förderung eines solchen Programms wird normalerweise komplett vom Land getragen.
Ziel dieser Programme und Initiativen ist es, die in der Region lebenden Menschen Demokratie als erstrebenswert und als individuellen Gewinn erleben zu lassen und sich als Teil dieser Demokratie zu erfahren. Allgemeines Ziel der Initiative „Vielfalt LEBEN“ ist es, die Zivilbevölkerung im Landkreis Greiz für die Problematik der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit und Fremdenfeindlichkeit zu sensibilisieren und aufzuklären und gleichzeitig die Bereitschaft zur Zivilcourage zu stärken. Zentrale Anlaufstelle der Initiative ist die Koordinierungsstelle. Engagierte und Interessierte können hier Informationen über die aktuelle Situation im Landkreis einholen, sich in lokale Netzwerke einbringen oder selbst Projektideen vorstellen und finanzielle Mittel für Projekte beantragen bzw. sich bei der Antragsstellung der öffentlichen Gelder beraten lassen.
„Vielfalt LEBEN“ bildet die Vernetzungsgrundlage für Ideenumsetzungen aller Art die ein generationen -und kulturübergreifendes Miteinander unterstützt.
Die Geschichte der Initiative Vielfalt Leben
Gesellschaftliche Notwendigkeit
Der durch die weltweite Flüchtlingssituation hervorgerufene Anstieg des Ausländeranteils in der Bevölkerung stellt unsere Region vor große Aufgaben. Vor allem in strukturschwachen Regionen finden die Aussagen der rechtspopulistischen Parteien Zustimmung. Gründe hierfür sind häufig das fehlende Wissen über die Kulturen, die Unsicherheit im Umgang mit den Geflüchteten, die Angst vor dem Unbekannten, die Angst vor drohender Kriminalität und Krankheit, das Einwirken der rechtsgerichteten Propaganda sowie Neid bei unterschiedlichen Personengruppen. Es gilt das Zusammenleben in der demokratischen Gesellschaft nicht als selbstverständlich anzusehen sondern jeden Tag aufs Neue hierfür einzutreten. Grundsätzlich gilt, dem jeweiligen Gegenüber entsprechenden Respekt entgegen zu bringen sowie die konstruktive Auseinandersetzung mit anderen Traditionen, Bekenntnissen, Herkünften, Lebensentwürfen, Kompetenzen und körperlichen wie geistigen Einschränkungen. Es gilt die Stärkung und Festigung der Demokratie sowie eine Antidiskriminierung zu erzielen. Die Schaffung einer Willkommenskultur sowie die Aufklärung der Bevölkerung sind notwendig. Integration, Toleranz und friedliches interkulturelles sowie interreligiöses Zusammenleben muss gefördert werden.
Bewilligung
Koordinierungsstelle
„Die Koordinierungsstelle von Vielfalt Leben dient als zentrale Anlaufstelle, informiert Interessierte über aktuelle Problemlagen im Landkreis (eigene Recherchen), unterstützt bestehende Netzwerke, bietet Gruppen und Einzelpersonen Beratungen an (insbesondere bei Antragstellung sowie zu Schulungsangeboten des Landesprogramms für Demokratie, Toleranz und Weltoffenheit) und stellt bei Bedarf Kontakte zu Beratungsstellen, zum Beispiel Ausstiegsberatung aus rechter Gewalt, Opferberatung, Mobile Beratung her.“
Begleitausschuss
Der Begleitausschuss setzt sich aus Vertretern aus dem Bereich bürgerschaftliches Engagement sowie dem Bereich der Institutionen des Landkreises Greiz zusammen (Vereine, Verbände, Schulen, Kirchen, Gewerkschaften, Bündnisse, Arbeitsgemeinschaften). Er entscheidet über die Förderung von Projekten. Weiterhin ist er hauptsächlicher Impulsgeber für die inhaltliche Ausrichtung von „Vielfalt Leben“.
Steuerungsgruppe
Die Steuerungsgruppe entscheidet über die Aktionsfondanträge. Weiterhin erfolgt hier die Vorbesprechung für Thematiken. Wenn schneller Handlungsbedarf besteht, zum Beispiel wenn in der Presse etwas veröffentlicht werden soll, kann die Steuerungsgruppe kurzfristig Entscheidungen treffen ohne zuvor den Begleitausschuss einberufen zu müssen.
Tätigkeitsbereiche und Wirkung
Begleitung bei Antragstellung durch die Koordinierungsstelle
Wenn Privatpersonen oder Unternehmen, also im Allgemeinen Träger, eine Idee für ein Event, Projekt oder eine Aktion haben, die der Förderung von Demokratie, Toleranz oder Weltoffenheit helfen soll und Geld brauchen, steht ihnen die Koordinierungsstelle von Vielfalt Leben zur Verfügung. Diese berät den Träger dann, wie das Projekt sein muss, um Fördermittel zu bekommen oder hilft dabei den Antrag zu schreiben. Ebenso kann die Koordinierungsstelle Kontakt zu anderen Experten herstellen. Sie kann zudem Hinweise über weitere Förderungen geben und steht wenn nötig auch für Hilfen bei der Abrechnung zur Verfügung. Die Anträge sind auf der Internetseite von Vielfalt Leben für den Download hinterlegt. Es gibt zwei verschiedene Anträge. Zum einen den Aktionsfond- und zum anderen den Projektantrag. Fertig ausgefüllte werden sie dann per Post oder E-Mail der Koordinierungsstelle zugestellt. Es erfolgt die Sammlung, bis der Begleitausschuss, welcher vier Mal im Jahr tagt, direkt darüber entscheidet, ob ihnen zugestimmt wird oder nicht. Bei einem Antrag für einen Aktionsfond können Fördersummen von bis zu 1000€ ausgeschüttet werden. Bei Anträgen für Projekte sind die Fördersummen theoretisch unbegrenzt. Jedoch muss der Antragsteller oder ein Vertreter des Unternehmens ab einem Betrag von 5000€, seine Idee für das erdachte Projekt, in einer der Begleitausschusssitzungen präsentieren. Auskunftsfähig sollte er nach der Präsentation über das Konzept in Bezug auf die Förderung von Demokratie, Toleranz oder Weltoffenheit sein.„Der Begleitausschuss behält sich vor, Anträge nur teilweise zu bewilligen oder diese abzulehnen. Es besteht kein Rechtsanspruch auf Förderung.“, darauf wird schon auf den Antragsformularen für Projekte von Vielfalt Leben hingewiesen.
Information durch die Koordinierungsstelle
Oft kommt es vor, dass die Koordinierungsstelle wegen Themen benachrichtigt wird, die nicht unmittelbar, sondern nur mittelbar zu Vielfalt Leben passen. So kann es zum Beispiel passieren, dass sich Personen über Thügida, den "III. Weg" oder die "Identitäre Bewegung" informieren möchten. Thügida nennt sich ein Thüringer Ableger der PEGIDA Bewegung (Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes). Diese Gruppierung ist vom Verfassungsschutz unseres Landes als rechtsradikal und rassistisch eingestuft. Der III. Weg ist eine deutsche Kleinpartei, die unter Führung ehemaliger NPD- Funktionäre rechtsextremistisch- neonazistische Meinungen vertritt. Auch die Identitäre Bewegung lässt sich in diesem politischen Bereich wiederfinden. Ihrer Ideologie zufolge bedroht die zunehmende Islamisierung die europäische Kultur. Die Koordinierungsstelle verweist dann auf Organisationen wie zum Beispiel auf die Mobile Beratung für Opfer rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt - ezra oder die Mobile Beratung in Thüringen - Mobit. Letztere hat sich die Aufklärung und Beratung von Projekten, Vereinen und Schulen im Bereich Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit als Ziel gesetzt. Unter diesem sozialwissenschaftlichen Begriff versteht man vor allem Rassismus, Rechtsextremismus, Diskriminierung und Sozialdarwinismus. Mobit bietet außerdem auch Schulungen wie zum Beispiel im Bereich Zeichen und Symbole rechten Gruppierungen an. Ezra hingegen berät direkt Opfer von rechtsextremer, rassistischer und antisemitischer Gewalt. Ebenfalls kann auf das Thüringer Landesprogramm ´Denk Bunt´ oder andere Organisationen wie den weißen Ring verwiesen werden.
Netzwerkpartner für die Koordinierungsstelle
Ein Leitziel der Initiative Vielfalt Leben ist die Netzwerkbildung und Öffentlichkeitsarbeit. Über die Mitglieder des Begleitausschusses können eine Vielzahl von weiteren Akteuren und Personengruppen erreicht werden. Zum Beispiel sind zwei der Begleitausschussmitglieder in der Jugendarbeit im Landkreis Greiz tätig. Oder auch über die Mitglieder aus kirchlichen Institutionen oder Verbänden erfolgt eine Weitergabe von Informationen. Bereits bestehende und neue Projektträger können gezielt informiert oder aktiviert werden. Desgleichen gibt es eine enge Zusammenarbeit mit dem Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport. Auch gibt es eine direkte und enge Vernetzung mit den weiteren Thüringer Landkreisen und den dortigen Lokalen Aktionspartnern. Eine Präsens auf sozialen Netzwerken wie Facebook oder eine aktuelle Homepage unter anderem mit der Möglichkeit des Downloads von Formularen zählt selbstverständlich als Öffentlichkeitsarbeit, die der Unterstützung der Netzwerkpartner dient.
Projekte
Aktionsfonds und Projektantrag
Projekte können aus dem Aktionsfonds mit einer Fördersumme bis zu 1000 € unterstützt werden. Wenn ein Antragsteller jedoch mehrere Projekte beantragt, dürfen diese Anträge eine Gesamtsumme von 2000 € nicht überschreiten. Diese Art von Antrag kann jederzeit gestellt werden, wenn bis zu Projektbeginn noch mindestens vier Wochen Zeit sind. Der Antrag muss sowohl in Papierform als auch als elektronische Datei eingereicht werden.
Projektförderung (Beispiel)
Ein sehr bekanntes Projekte, welches durch Vielfalt Leben gefördert und unterstützt wurde, ist zum Beispiel das „Festival für ein buntes Vogtland“, der „Kreisjugendfeuerwehrtag“ oder „Wärdochgelacht 25*25“. Festival für ein buntes Vogtland, das Projekt des Trägers Vivere e.V., hat den Begleitausschuss von Vielfalt Leben überzeugt. Mit 15.000€ Förderung wurde der Plan in die Tat umgesetzt. Das Festival, welches in Electro (erster Abend)- und Rock für ein buntes Vogtland (zweiter Abend) gegliedert war, lockte zahlreiche Besucher an. Die Bands und DJs setzten ein klares Zeichen gegen Rechtsextremismus und Intoleranz, außerdem für Weltoffenheit und kulturelle Vielfalt. Der Kreisjugendfeuerwehrtag, welcher von der Kreisjugendfeuerwehr Greiz e.V. veranstaltet wurde, wurde mit einer Summe von rund 3000€ gefördert. Die jugendlichen Nachwuchsfeuerwehrmänner und -frauen liefen in Kleingruppen geteilt eine Geocachingtour ab. Unterwegs trafen sie auf Stationen, bei denen verschiedenste kooperative-, erlebnispädagogische und feuerwehrspezifische Übungen erledigt werden mussten. Auch dies geschah mit dem Zweck, Weltoffenheit, Toleranz und den demokratischen Umgang miteinander zu fördern. Am eindrücklichsten beim Lesen des Sachberichtes zu diesem Projekt war mir die geschilderte Situation bei einer Übung namens Säuresee. Hierbei ging es nicht wie in der Standartaufstellung um einen zu rettenden Gegenstand sondern um eine jugendliche, ausländisch aussehende Schaufensterpuppe, die im Mittelmeer zu ertrinken drohte. Bei der Absolvierung der Kooperationsübung gab es mehrere abfällige Bemerkungen von Erwachsenen wie zum Beispiel, dass „ob ein Ertrinkender, mehr oder weniger, auch nichts ausmacht“. Hier wird für mich klar deutlich, dass es nicht nur sinnvoll sondern zwingend notwendig ist, dass solche Projekte gefördert werden. Wärdochgelacht 25*25, so nennt sich ein Projekt des Greizer Theaterherbstes e.V., bei dem 625 Fotos von lachenden oder lächelnden Gesichtern eingereicht wurden. Die Gesichter wurden auf Fahnen gedruckt- und auf öffentlichen Plätzen in Szene gesetzt. Dienen sollen diese Bilder als Symbol für Vielfalt und Weltoffenheit. Außerdem sollen Menschen dazu aufgefordert werden, das Projekt mit zum Beispiel geflüchteten Menschen weiterzubearbeiten.
Ziele
Leitziele
Die Leitziele der Initiative "Vielfalt Leben" sind die Stärkung der Demokratie im Landkreis Greiz; die Förderung eines tolleranten Miteinander Aller im Alltag; die Beitragung zur Aufklärung der Zivilgesellschaft; die Stärkung der Wahrnehmungs- und Handlungskompetenzen und die Entwicklung von Bildungs-, Unterstützungs- und Beratungsangebote.
Handlungsziele
Unter den Handlungszielen kann man die Ermittlung der Bedarfe und Vorstellung der Beteiligungsmöglichkeiten in den Komunen; den Austausch über Potentiale, Probleme und Handlungsbedarf vor Ort; Präventionsangebote für Kinder und Jugendliche (programmrelevante Themen); eine klare Positionierung zu Ausgrenzungstheorien und praktiken in Zivilgesellschaft; Politik und Verwaltung (Diversity); die Projekte, die die Gleichwertigkeit des Menschen bearbeiten (Inklusion); die Beachtung und Kontrolle von Chancengerechtigkeit sowohl bei der Absprache, im Umgang miteinander, bei der Vergabe der Fördermittel und der Durchführung der Projekte durch die verantwortlichen Träger und Begleitausschuss (Gender); der Versuch und Gewinnung neuer Netzwerkpartner und Aufbau einer nachhaltigen Struktur im Landkreis und die flächendeckende Verteilung von Flyern und Infobriefen (z.B. Thema „Geflüchtete im Landkreis Greiz“) an zentralen Anlaufpunkten des Landkreises verstehen.
Quellenverzeichnis
- Handlungskonzept Vielfalt Leben
- Thüringer Landesprogramm für Demokratie, Toleranz und Weltoffenheit
- https://de.wikipedia.org/wiki/Landtagswahl in Thüringen 2014
- http://image3-cdn.n24.de/image/1400494/1/large16x9/b58/infografik--rechte-gewalt-in-den-bundeslaendern-image_620x349.jpg
- MOBIT Artikel vom 05.02.2014
- Interview mit der Koordinatorin Stefanie Weber am 11.12.2016
- Richtlinien zum Projekt Vielfalt Leben S.1
- https://de.wikipedia.org/wiki/Pegida
- https://de.wikipedia.org/wiki/Der_III._Weg
- https://de.wikipedia.org/wiki/Identit%C3%A4re_Bewegung
- http://www.ezra.de
- http://www.mobit.org
- https://de.wikipedia.org/wiki/Gruppenbezogene_Menschenfeindlichkeit
- vgl. Handlungskonzept Vielfalt Leben S.4
- Fördergrundsätze Aktionsfonds Vielfalt Leben
- Projekte 2016
- Projekte 2014
- https://www.facebook.com/Verein.Vivere/
- vgl. Sachbericht zum Kreisjugendfeuerwehrtag 2016