Benutzer:Strahlen.schutz/Die Liebenden (Bertolt Brecht)
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Die Liebenden ist ein Gedicht von Bertolt Brecht aus den Jahren 1928 und wird damit der Epoche der Exilliteratur und der Nachkriegsliteratur zugeordnet.
Inhalt
Seht jene Kraniche in großem Bogen!
Die Wolken, welche ihnen beigegeben
Zogen mit ihnen schon als sie entflogen
Aus einem Leben in ein anderes Leben.
In gleicher Höhe und mit gleicher Eile
Scheinen sie alle beide nur daneben.
Daß so der Kranich mit der Wolke teile
Den schönen Himmel, den sie kurz befliegen
Daß also keines länger hier verweile
Und keines anderes sehe als das Wiegen
Des andern in dem Wind, den beide spüren
Die jetzt im Fluge beieinander liegen:
So mag der Wind sie in das Nichts entführen.
Wenn sie nur nicht vergehen und sich bleiben
So lange kann sie beide nichts berühren
So lange kann man sie von jedem Ort vertreiben
Wo Regen drohen oder Schüsse schallen.
So unter Sonn und Monds verschiedenen Scheiben
Fliegen sie hin, einander ganz verfallen.
Wohin ihr? - Nirgend hin. Von wem davon? - Von allen.
Ihr fragt, wie lange sind sie schon beisammen?
Seit kurzem. - Und wann werden sie sich trennen? - Bald.
So scheint die Liebe Liebenden ein Halt.
Analyse
Das Gedicht von Brecht, aus seiner Oper "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny", beschreibt einerseits die Erfahrung einer Liebe, andererseits für die Vergänglichkeit der Liebe. Das Gedicht besteht aus 23 Versen, jedoch nicht aus klassischen Strophen, sondern kann nur in vier Sinnabschnitte eingeteilt werden. Am Anfang leitet Brecht kurz ein und stellt dann gleich Forderungen an Liebende. Als nächstes wird das Glück zu lieben beschrieben und dann das Negative und gibt seine persönlich Kritik zum Ausdruck. Das Gedicht ist dialogisch geschrieben, nur in der Mitte beschreibend.
In den ersten sechs Versen wird der Leser direkt angesprochen und benutzt in der ersten Zeile einen Imperativ: "Seht jene Kraniche [...]" (Z.1). Auch lassen sich dort viele Metaphern finden. Bei den Kranichen meint Brecht vermutlich die Männer. Mit den Worten "in großem Bogen!" (Z.1) verdeutlicht er die große Vielzahl in der sie vorhanden sind. Mit den "Wolken, [die] ihnen beigegeben" (Z.2) meint er die Frauen. Mit dem Wort "[gleich]" meint der Schriftsteller die Gleichheit der Geschlechter. Brecht will verdeutlichen, dass die Liebe nichts Negatives ist, sondern etwas Positives. Das Reimschema in den ersten sechs Versen ist ein etwas anderer Kreuzreim: aba bcb.
In den Versen 7 bis 12 fordert der Dichter, dass die Liebenden nur noch für die Liebe leben, da die Zeit auf der Erde so knapp ist: "Den schönen Himmel, den sie kurz befliegen" (Z.9). Die Metaphern "Himmel" für "Erde", "befliegen" für "bewohnen" verdeutlichen das Schöne an der Liebe und drücken das Verliebt sein aus.