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Quillow
Daten
Lage Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern
Flusssystem Ucker
Abfluss über Ucker → Stettiner Haff
Quelle Dorfsee bei Lichtenberg
Mündung Ucker

Länge 35,3 km
Einzugsgebiet etwa 161 km²
Abfluss
AEo: 397,5 km²
an der Mündung
MNQ 1972/1990
MQ 1972/1990
Mq 1972/1990
MHQ 1972/1990
1,96 m³/s
4,55 m³/s
11,4 l/(s km²)
17,04 m³/s
Durchflossene Seen Roßbauersee, Wrechener See,

Kleiner und Großer Parmensee, Speichersee bei Dedelow

Das Einzugsgebiet des Quillows befindet sich größtenteils in der Uckermark im Norden des Bundeslandes Brandenburg der Bundesrepublik Deutschlands sowie zu einem kleinen Teil in Mecklenburg-Vorpommern. Es umfasst eine Fläche von ca. 16.093 ha und erstreckt sich von Lichtenberg in der amtsfreien Gemeinde Feldberger Seenlandschaft in Mecklenburg-Vorpommern im Westen und bis nach Prenzlau im Osten. Der brandenburgische Teil liegt im Kreis Prenzlau und umfasst die Gemeinden Nordwestuckermark und einen Teil der amtsfreien Stadt Prenzlau. Der Quillow entspringt westlich des Dorfsees in Lichtenberg und mündet bei Prenzlau in die Ucker.

Gewässer im Einzugsgebiet

Nach seinem Ursprung im Dorfsee von Lichtenberg passiert der Quillow sogenannte Fließseen. Der Roßbauersee, der Wrechener See, der Kleine und Große Parmensee sind Seen mit einen Zu- und einem Abfluss. Im Anschluss durchfließt er den Speichersee bei Dedelow um nördlich von Prenzlau in die Ucker zu münden. Im Einzugsgebiet liegen noch der Warbensee sowie der Haussee und Steinsee bei Arendsee. Insgesamt gibt es neun große Seen im Einzugsgebiet. Der Große Parmensee ist mit 127 ha der größte und der Warbensee mit 5,5 ha der kleinste von ihnen.

Das Grundwasser speist sich aus den Niederschlägen und verringert such durch die Verdunstung an der Oberfläche und der Transpiration der Vegetation (Wasserbilanz). Somit ist es vom Klima, der Vegetation, dem Boden, und der Art der Oberflächenbeschaffenheit abhängig. In der Uckermark ist aufgrund der geringen Niederschläge die Wasserbilanz negativ. Nur in niederschlagsreichen Jahren sammelt sich Wasser im Grundwasserleiter an und tritt in Senken, Niederungen und Grundwasserseen an die Oberfläche.[1]

Geologie und Geomorphologie

Das Einzugsgebiet des Quillows liegt im Norddeutschen Tiefland und wurde von den pleistozänen Vergletscherungen geprägt und von der letzten Phase der quartären Eiszeiten, der Weichseleiszeit (vor 27.000 bis 10.200 Jahren) geformt. Schröder 2004 Während das Eis sich in Warmphasen zurückzog, kam es in kälteren Perioden immer wieder zu Vorstößen, die innerhalb der Haupteiszeit sogenannte Staffeln bildeten. Vor ca. 15.800 Jahren entstand so innerhalb von ca. 1.000 Jahren die Gerswalder Staffel, deren Höhenzüge heute das Einzugsgebiet des Quillows von Gerswalde im Süden kommend über Arendsee, östlich Groß Parmensee bis nach Fürstenberg im Norden durchqueren. [2] Die höchste Erhebung befindet sich im Westen bei Neugarten am Buchensee(151,1m ü. NN. Der tiefste Punkt ist im besonders tief ausgeformten Uckertal an der Mündung in die Ucker (17,5 m ü. NN). Der größte Teil des Einzugsgebietes ist von Grundmoränen geprägt. Sie steigen von 40m ü. NN im Osten bis auf 90m ü. NN im Südwesten an. Durch sie ziehen sich Rinnen des Quillows von West nach Ost. Aus den Grundmoränen ragen eisüberfahrene weichselzeitliche Stauchmoränen heraus. Mit dem Abtauen des Eises wurde das Gebiet durch verschiedene Prozesse überprägt. Verschüttete Toteisblöcke tauten auf und bildeten Senken, in denen sich Kleingewässer bildeten. Schlaak 1999 Seit dem Neolithikum mit der ersten landwirtschaftlichen Nutzung des Gebietes durch den Menschen, wird das Relief auch durch anthropogene Einflüsse verändert. [3]


Vegetation und Landnutzung

Die Region wäre ohne den menschlichen Einfluss heute fast vollständig von Wäldern bedeckt. Nach der Eiszeit kam es in der Region zu einer vollständigen Bewaldung mit Kiefern und Birken und später bildeten sich Eichen- und Ulmenwälder und die Hasel verbreitete sich. Vor ca. 2.700 kam es im Einzugsgebiet es Quillows zur Verbreitung von Buchenmischwäldern mit Rotbuchen, Haibuchen, Kiefern und Eichen. [4]

Naturschutzgebiete

Schutzwürdige Bereiche umfassen in der Uckermark vor allem Niederungen, Laubwälder und Seen. [5] Im Einzugsgebiet des Quillows sind die Wälder des Kieker nordwestlich von Parmen, sowie der Damerower Wald als Naturschutzgebiet nach brandenburgischen Naturschutzgesetz und als Flora-Fauna-Habitat nach europäischen Recht ausgewiesen. Die Region westlich der Linie Damerow, Kraatz, Schönermark ist Teil des Landschaftsschutzgebietes Norduckermärkische Seenlandschaft und bis auf die Siedlungen auch Vogelschutzgebiet von europäischer Bedeutung. [6]

Geschichte der Landnutzung in der Uckermark und im Einzugsgebiet des Quillows

Charakteristisch für den Nordwesten der Uckermark ist eine großflächige Landwirtschaft mit Ackerflächen auf den Grundmoränen und Grünland in den Niederungen, während an den End- und Stauchmoränen Wald vorherrscht. Durch das günstige Klima und die fruchtbaren Böden siedelten sich schon früh Menschen in dieser Region an. Die Uckermark wird schon seit ca. 10.000-8.000 v.u.Z. von Jägern, Sammlern und Fischern durchstreift. Sie siedelten sich an Flüssen und Seen in der damals noch spärlich bewachsenen, dauerfrostgeprägten Region. Im Neolithikum ab 5.000 v.u.Z. lebten erste Ackerbauern auf den Schwarzerden um Prenzlau, Schwedt und Angermünde. Sie bauten Einkorn, Gerste, Kein, Hirse und Erbsen an und hielten Schafe, Ziegen und Schweine. [7]

Durch massive Brandrodungen in der Uckermark kam es schon in der Jungstein- Bronzezeit zu Bodenerosionen. Die Tiere wurden in die Wälder getrieben und verhinderten ein Aufwachsen von Jungwuchs. Die fruchtbaren Böden waren schnell erschöpft und es mussten weitere Waldflächen gerodet werden. [7]

Im 6. Jahrhundert besiedelten Slawen, die sogenannten Ukranen das Gebiet und bewirtschafteten die Böden mit einer extensiven Feld-Gras-Wirtschaft mit mehrjährigen Brachen.[8]

Mit der Ostkolonisation vom 10. bis 12. Jahrhundert kamen deutsche Bauern und brachten die Dreifelderwirtschaft und den eisernen Wendepflug mit. Dadurch konnten auch die Böden auf den Hochflächen beackert werden. Die neuen Dörfer wurden planmäßig angelegt, oft neben slawischen Kleinsiedlungen oder in gerodeten Wäldern. Die Siedler legten Mühlen und Gräben an. Durch den starken Zuzug nahmen die Nutzflächen ein nie wieder erreichtes Ausmaß an. Im Mittelalter waren nur noch weniger als 20% der Flächen Brandenburgs bewaldet. [9] 1232 wurde die Stadt Prenzlau gegründet. Kurze Zeit später fiel die nördliche Uckermark an die brandenburgischen Markgrafen. Die Region blieb danach Grenzgebiet, was sich in zahlreichen Burganlagen zeigt. Prenzlau lag an einem, schon zur slawischen Zeit wichtigen Verkehrsknotenpunkt. Die Ucker war bis zum Oderhaff schiffbar. [10] Im 13. Jahrhundert kamen Siedler aus den ganzen deutschen Reichen sowie Holland in die Uckermark und brachten neue Techniken wie die Entwässerung und den Deichbau. [3] Im 14. Jahrhundert erfuhr die bisher sehr positive Entwicklung der Uckermark einen Einbruch. Das Land geriet in Kriegswirren. 1340 liegen 40% der Ackerfläche brach und 1375 waren bereits ein Viertel der Dörfer und die Hälfte der Ackerfläche aufgegeben. [11] Hinzu kamen in den nächsten Jahrhunderten Agrarkrisen, Tierseuchen, Wüstungen, unfruchtbare Böden und Bevölkerungsverluste durch die Pest. Besonders Prenzlau war von den Folgen betroffen. [12] Die Landschaft war im 17. Jahrhundert weitgehend ausgeräumt. Vor allem im fruchtbaren Norden der Uckermark gab es nur noch selten Bäume und Sträucher (LUTZE2003). Der 30-jährige Krieg, der schwedisch-polnische Krieg und der brandenburgisch-schwedische Krieg verwüsteten die Region nachhaltig (ENDERS 1992). Um das Land neu zu besiedeln holten die Kurfürsten Holländer und Hugenotten in die Region. Der Allgemeine Anstieg der Bevölkerung brachte auch der Uckermark einen neuen Aufschwung. (LUTZE2003). Um 1800 war die Uckermark die Kornkammer mit starken Weizen-, Kartoffel-, Rüben-, Obst-, und Tabakanbau für das nahe Berlin unentbehrlich. (BAYERL 2006). In Prenzlau gab es wichtige Leinenwebereinen, Strohhutfabriken, Papiermühlen und lederverarbeitenden Betriebe. In den Wäldern entstanden Köhlereien, Glashütten und Ziegeleien. Die Landwirtschaft wurde intensiviert. Die Dreifelderwirtschaft wurde von der Koppelwirtschaft mit Kleefeldern abgelöst. (ENDERS1992,MÜLLER1998). In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts verdoppelte sich die Bevölkerung in der Uckermark. Demzufolge musste die Landwirtschaft intensiviert werden. Flurbereinigung, Frondienste und Gesindezwang führten zur Stärkung der Gutswirtschaft, aber auch zu eigenständigen Bauernhöfen und kleineren Siedlungsstandorten. (LUTZE2003). Die mineralische Dünung, die Fruchtwechselwirtschaft, neue Bodenbearbeitungsgeräte führten zum wirtschaftlichen Anbau neuer Kulturen und zu einem Wandel und zur Ertragssteigerung in der Landwirtschaft. (MÜLLER1998). Der Druck auf die Wälder nahm zu. Feuchtgebiete und Moore gingen durch Melioration und Grünlandnutzung zurück. (LUTZE2003). Auch im 20. Jahrhundert bleibt die Uckermark landwirtschaftlich geprägt. Industrie fehlte größtenteils. Prenzlau und Schwedt waren die wirtschaftlichen Mittelpunkte. Die sozialistische Landwirtschaft in der sowjetischen Besatzungszone brachte die größte Veränderung seit den Agrarreformen des 18./19. Jahrhunderts. Die Großgrundbesitzer, Großbauern und Domänenpächter wurden enteignet. Die großflächigen Fluren der Uckermark wurden aufgeteilt und an Landlose, Landarbeiter und Flüchtlinge abgegeben. (BAYERL2006). Um 1950 wurde die Bodenreform teilweise wieder rückgängig gemacht. Es wurden Gutskomplexe gebildet. Die brachliegenden Flächen wurden in schon bestehende oder neu zu gründende Volkseigene Güter eingegliedert. (NEHRIG1996). 1952 beschloss die Regierung der DDR die Umwandlung kleiner landwirtschaftlicher Betriebe in Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften (LPG). Somit wechselte die Landschaft der kleinen Langstreifenfluren der Neubauern zu großflächigen Blockfluren. In den 1970er Jahren entstanden Mastställe mit einigen zehntausend Schweinen und tausenden Rindern. (BAYERL 2006). Eine besondere Stellung bei der Industrialisierung hatte das „sozialistische Dorf“ Dedelow. Die Gülle der Massentierhaltung sollte über eine Kombinierte Klarwasser-Güllerverengung in der weiteren Landschaft verteilt werden. Dazu wurde am Austritt des Quillows am Groß Parmensee ein Pumpwerk und in Dedelow ein Speichersee errichtet. (WBV1969). Das Wasser aus dem Speichersee wurde ab April 1969 ganzjährig, mit Gülle vermischt, über Rohrleitungen auf 1.200 ha Acker zwischen Holzendorf und Ellingen verteilt. (PAKLEPPA1969). Nach 1989 wurden die sozialistischen landwirtschaftlichen Strukturen, die LPG, abgeschafft und privatgesellschaftlich weitergeführt oder aufgeteilt (SCHÖNE2008). Auch heute prägen große Ackerfluren die Landschaft, die zunehmend für den Biomasseanbau zur Energieerzeugung genutzt werden.

Einzelnachweise

  1. Thienemann, A. (1932), Grundwasserschwankungen in Norddeutschland, Aus der Hydrobiologischen Anstalt der Kaiser Wilhelm-Gesellschaft, Plön, 1932.
  2. Lüthgen, C. & Böse, M. (2011), Chronology of Weichselian main ice marginal positions in north-eastern Germany, in: Quaternary Science Journal, Volume 60, Number 2-3, S 236-247, Deutsche Quartärvereinigung e.V. (Hrsg.), Hannover 2011, 12 S.
  3. a b Rieck, W. & Stähr, F. (2004), Eigenschaften typischer Waldböden im Norddeutschen Tiefland unter besonderer Berücksichtigung des Landes Brandeburg, Eberswalder Forstliche Schriftreihe19, Ministerium für Landwirtschaft, Umweltschutz und Raumordnung (MLUR), Landesforstanstalt Eberswalde, Eberswalde 2004, 180S.
  4. Hofmann, G. & Pommer, U. (2005), Potenzielle Natürliche Vegetaion Brandenburgs und Berlin, Eberswalder Forstliche Schriftenreihe Band XXIV, 315 S.
  5. BfN (2012), Landschaftsteckbriefe, Bundesamt für Naturschutz (BfN), 01.03.2012 http://www.bfn.de/0311_landschaften.html
  6. LUGV (2014a), Naturschutzfachdaten und Gewässerinformation des Landes Brandenburg, Landesamt für Umwelt, Gesundheut und Verbraucherschutz (LUGV)http://osiris.aed-‐synergis.de/ARC-­‐WebOffice/synserver?project=OSIRIS&language=de&user=os_standard&password=osiris
  7. a b Schulz, R. (2000) Jäger und Bauern in der Steizeit, Etdeckungen entlang der märkischen Eiszeitstraße, Heft 4, Gesellschaft zur Erforschung und Förderung der Märkischen Eiszeitstraße e.V., Eberswalde 2000, 79 S.
  8. Kirsch, K. (2012), Die Slawen im Nordosten Brandenburgs, Die slawische Besiedlung von Uckermark und Barnim zwischen dem 7. und 12. Jahrhundert, Entdeckungen entlang der märkischen Eiszeitstraße, Heft 15, Gesellschaft zur Erforschung und Förderung der Märkischen Eiszeitstraße e.V., Eberswalde 2012, 92 S.
  9. Voigtländer, U. (2007), Ein Beitrag zur Siedlungs- und Landschaftsgeschichte des Feldberger Gebietes, in: Neue Schriftenreihe des KWA Neustrelitz, Karbe-Wagner-Archiv (Hrsg.), Thomas Helms Verlag, Schwerin 2007, 160 S.
  10. Michas, U. (2003), Die Eroberung und Besiedlung Nordostbrandenburgs, Entdeckungen entlang der märkischen Eiszeitstraße, Heft 7, Gesellschaft zur Erforschung und Förderung der Märkischen Eiszeitstraße e.V., Eberswalde 2003. 68 S.
  11. Fidicin, E. (1856), Landbuch der Mark Brandenburg von 1375, nach handschriftlichen Quellen, herausgegeben von E. Fidicin, Stadtarchivar zu Berlin, 1856, 385 S.
  12. Enders, L. (1992), Die Uckermark, Geschichte einer krumärkischen Landschaft vom 12. bis zum 18. Jahrhundert, Verlag Herman Böhlhaus Nachfolger Weimar, 1992, 730 S.