Benutzer:Swan1976/Kerammodelleur
Kerammodelleur/in ist ein ehemaliger 3-jähriger Ausbildungsberuf. Er wurde durch den Nachfolgeberuf Industriekeramiker/in Modelltechnik ersetzt.
Tätigkeit
Kerammodelleure/innen fertigen Grundmodelle aus Gips, Ton, Plastilin und Ähnlichem für die Herstellung von Zier- und Gebrauchsartikeln aus Porzellan, Steingut oder Steinzeug.
Zur Vorbereitung der Arbeit fertigen Kerammodelleure/innen Entwurfsskizzen, falls diese von Auftraggebern bzw. von externen Designern/Designerinnen oder Künstlern/innen nicht zur Verfügung stehen.
Anhand der vorbereiteten Entwurfszeichnungen stellen sie Musterstücke in Originalgrößen aus Gips, Ton und Ähnlichem her. Sie überprüfen und korrigieren gegebenenfalls die Entwurfszeichnungen und die dazugehörigen Musterstücke in Absprache mit den Auftraggebern oder den oben genannten (künstlerischen) Fachkräften, bis sie ihren Anforderungen bzw. Wünschen entsprechen.
Unter der Berücksichtigung der Schwindung (Volumenverkleinerung durch Trocknen und Brennen) und unter Beachtung von Deformationen durch den Brand fertigen sie sogenannte Modellzeichnungen. Diese müssen möglichst genaue Maßangaben, alle Schnittdarstellungen und notwendige Draufsichten enthalten.
In Abhängigkeit von Form und Herstellungsverfahren (Dreh-, Guss-, Press- oder Druckgussverfahren) des späteren Artikels stellen sie mittels Modellzeichnungen Urmodelle aus Gips, Ton, Plastilin und Ähnlichem her. Dieses geschieht durch Drehen, Ziehen, Schneiden und
Negativschneiden.
Kerammodelleure/innen fertigen ebenfalls durch Abgießen der Urmodelle einfache Mutterformen bzw. Hauptformen (z.B. einfache Spreng- und Kastenformen) sowie durch Abgießen der Mutterformen mit Gips oder Kunststoff einfache Arbeitsmodelle/-formen an.
Durch sauberes Retuschieren, sorgfältiges Glätten mit Sandpapier und scharfes Nachziehen der Nähte machen sie ihre Arbeitsmodelle für die Serienfertigung bereit. Zur Erhöhung der Widerstandsfähigkeit bestreichen sie die Oberflächen der Arbeitsmodelle mit Firnis. Mit Hilfe von Arbeitsmodellen werden für die Serienproduktion benötigte Arbeitsformen hergestellt.
Zu ihren Aufgaben gehört auch das Aufräumen und Reinigen von Arbeitsgeräten und -einrichtungen. Gegebenfalls müssen sie die Reparatur von schadhaften Geräten durchführen oder veranlassen. Auch das Schärfen ihrer Werkzeuge, wie die Abdreheisen, Klingen und Messer gehört zu ihren Tätigkeiten.
Das Zeichnen und Gestalten der Modelle erfordert von Kerammodelleuren/innen eine ausgeprägte zeichnerische Begabung und Sinn für Geschmack und ästhetische Wirkung von Formen und Farben. Ihre Arbeiten führen Kerammodelleure/innen überwiegend in Werkstätten aus.[1]
Geschichte
Ein Werkstoff zwischen Tradition und Technik: Keramik
Ab dem 19. Jahrhundert machten Feuerfestigkeit, Widerstandsfähigkeit gegen Chemikalien sowie die isolierenden Eigenschaften die Keramik zu einem wichtigen Werkstoff für die Technik. Bis zu diesem Zeitpunkt fanden Keramikprodukte in erster Linie weite Verbreitung als Alltagsgegenstände, dienten als Baumaterial und boten Anreize zur künstlerischen Gestaltung. Seine Formbarkeit machte Ton zum idealen Material für die Herstellung von Gefäßen und Geschirr.
Mit der Industrialisierung begann auch die industrielle Fertigung der Keramik. Maschinen und mechanisierte Fertigungsabläufe beschleunigten die Produktion und machten Keramik zur Massenware. Die technische Entwicklung veränderte auch die Anforderungen in den keramischen Berufen: Neben der manuellen Bearbeitung der Werkstücke ist es heute auch notwendig, präzise Formen für automatisierte Produktionsanlagen herzustellen, Produktentwicklungsprozesse zu begleiten und Qualitätsprüfungen durchzuführen. Der Ausbildungsberuf Industriekeramiker/in Modelltechnik trägt diesen Entwicklungen in der Keramikherstellung Rechnung.
Vom Modellieren zur Modelltechnik
Zum 1. August 2005 wurden die Berufsausbildungen in der keramischen Industrie neu geordnet. Der neue Ausbildungsberuf Industriekeramiker/in Modelltechnik ersetzt die bisherigen Ausbildungen zum Kerammodelleur/zur Kerammodelleurin (erstmals im Jahr 1937 anerkannt) und zum Kerammodelleinrichter/zur Kerammodelleinrichterin (im Jahr 1988 anerkannt).
Keramische Industrie im Wandel
Die drei weiteren neuen Monoberufe Industriekeramiker/in Anlagentechnik, Industriekeramiker/in Dekorationstechnik und Industriekeramiker/in Verfahrenstechnik lösten die Ausbildungsberufe Industriekeramiker/in der Fachrichtung Mechanik, Glas- und Kerammaler/in der Fachrichtung Kerammalerei sowie Industriekeramiker/in der Fachrichtung Formgebung ab. Industriekeramiker/innen Modelltechnik teilen sich mit den anderen Keramikberufen Basisqualifikationen, die in den ersten zwölf Monaten der Ausbildung vermittelt werden.
Die Neuordnung trug der technischen Entwicklung in der keramischen Industrie Rechnung: In der Ausbildung zum Industriekeramiker/zur Industriekeramikerin Modelltechnik werden nun unter anderem die erhöhten Anforderungen an Prozessorientierung und Qualitätskontrolle berücksichtigt.[2]
Vorraussetzungen Kerammodelleur/in
In der Regel wird für den Zugang zur Tätigkeit eine abgeschlossene Berufsausbildung als Kerammodelleur/in oder eine abgeschlossene Ausbildung im Nachfolgeberuf Industriekeramiker/in Modelltechnik gefordert.
Ausgebildete Industriekeramiker/innen Modelltechnik werden dem Arbeitsmarkt allerdings frühestens 2008 zur Verfügung stehen.
Zugangsberufe:
- Kerammodelleur/in
- Industriekeramiker/in - Modelltechnik
Zugangsberufe der ehemaligen DDR:
- Zierkeramiker/in - Modelleur/in
- Porzellangestalter/in - Modelleur/in
- Porzellangestalter/in - Scheibenmodelleur/in
- Kunstformer/in - Gips
Weiterbildung (beruflicher Aufstieg)
- Industriemeister/in Fachrichtung Keramik
- Staatlich geprüfter Techniker/Staatlich geprüfte Technikerin Fachrichtung Keramiktechnik
- Technischer Fachwirt/Technische Fachwirtin
- Staatlich geprüfter Gestalter/Staatlich geprüfte Gestalterin Fachrichtung Keramik
- Ausbilder/Ausbilderin für anerkannte Ausbildungsberufe (Weiterbildung)
Weblinks und Quellen
Enstehung und historische Entwicklung
Tätigkeitsbeschreibung von Kerammodelleur/Kerammodelleurin vom 23.02.2007
Ausbildungsbeschreibung von Kerammodelleur/Kerammodelleurin vom 28.06.2005