Benutzer:Tabeaanna/Der Pojaz

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Der Pojaz ist Emil Franzos' letzter Roman. Es handelt sich um einen Jungen aus Barnow, der bei seinem Wunsch, Komödiant zu werden, auf kulturelle und religiöse Grenzen stösst. Der deutsche Bildungsroman spielt in der Mitte des 19. Jahrhunderts und ist geografisch in einem jüdischen Dorf in Ostgalizien festgelegt.

Die zentrale Figur des Romans ist der sogenannte "Schnorrer", welcher auch den Erzählstil bestimmt. Ein Schnorrer ist ein wandernder Nachrichtenübbermittler und Unterhalter, der durch Galizien zieht und in den jüdischen Häusern Kost und Logie erhält. Als Gegenleistung überbringt er den Familien die Neuigkeiten und bringt mit Anekdoten und witzigen Übertreibungen Abwechslung in das eintönige Leben der Dorfbewohner.

Inhalt

Sender, dessen Eltern, Mendele und Mirijam Glatteis, gestorben sind, wächst bei seiner Pflegemutter Rosel Kurländer in Barnow auf. Die Leute in seinem Dorf waren überzeugt, dass Sender eines Tages genau wie sein Vater ein Schnorrer werden würde. Rosel Kurländer versucht auf jede Art und Weise dies zu verhindern, da sie es Sender's Mutter auf dem Sterbebett versprochen hat. Sie beschafft ihm einen Ausbildungsplatz beim Uhrmacher Jossele Alpenroth. Doch Sender nimmt diese Tätigkeit nur seiner Mutter zuliebe auf.

Bei einem Ausflug nach Czernowitz besucht Sender ein Theater. In diesem Moment wird seine Leidenschaft geweckt. Nach einem Gespräch mit dem Theaterdirektor Adolf Nadler beschliesst Sender Komödiant zu werden. Doch diese Zukunftsvision hat einige Hacken. In der Welt des Theaters wird deutsch gesprochen. Dies ist in seinem konservativen Heimatdorf kaum möglich. Zurück in Barnow trifft Sender dank eingreifen des Schicksals auf einen Soldaten namens Furbes, welcher ihm heimlich Deutsch beibringen kann. Die beiden Männer beginnen sich gegenseitig wichtig zu werden. Sender gibt Furbes ein Gefühl der Menschlichkeit und Wärme, während Sender nach und nach mehr Deutsch lernt. Nach Vorschriften des Militärs ist es Furbes verboten zu lesen. Als dies ans Tageslicht kommt, wird er zur Bestrafung getötet. Sender hat nur eine einzige Möglichkeit, um sein Deutsch weiter zu verbessern. In der Bibliothek des christlichen Klosters von Barnow beginnt er deutsche Literatur zu lesen. Damit nach wie vor niemand von seinem Treiben erfährt, besticht er Fedko, der ihm die Klostertüren öffnet. Doch das nächtliche Lernen im kalten Kloster macht ihn schwer krank. Die Krankheit hat jedoch auch gute Konsequenzen. So muss Sender den gefürchteten Militärdienst nicht aufnehmen und kann sich weiterhin seiner heimlichen Theaterzukunft widmen. Der Beginn seiner Krankheit ist verküpft mit einer wichtigen Stelle des Buches. Die beiden wichtigsten Geheimnisse treffen aufeinander. So kommt heraus, dass Sender deutsch kann und er kommt beinahe dahinter, dass Rosel nicht seine leibliche Mutter ist.

Die grösste Belastung ist nun der Heiratswunsch seiner Mutter, welche ihm mit Hilfe des Marschallik, einem Heiratsvermittler, eine passende Frau sucht. Sender schafft es stets sich bei den Familien der Kandidatinnen so schlecht zu benehmen, dass es nie zu einer Hochzeit kommt. Dies wiederholt sich einige Male, bis sich Sender zum ersten Mal richtig verliebt. Für Malke wäre er sogar bereit gewesen, seinen Theaterwunsch aufzugeben. Doch als es aus verschiedensten Gründen nicht zu einer Verbindung kommt, ist Sender erleichtert seine Zukunftspläne trotzdem aufrecht erhalten zu können.

Nach anfänglichem Skrupel lässt Sender sich von einem christlichen Prior des Klosters beim Literaturstudium unterstützen. Dies hilft ihm sehr die deutschen Bücher inhaltlich richtig zu interpretieren.

In dem schon längst erwarteten Brief von Adolf Nadler, wird Sender eingeladen, sich seiner Theatergruppe anzuschliessen. Er teilt diese Entscheidung niemandem mit und hinterlässt Rosel lediglich einen Abschiedsbrief, als er in einer stürmischen Nacht nach Czernowitz aufbricht.