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Thelema Society

Die Thelema Society ist eine okkult-esoterische Gesellschaft.

Geschichte

1979, nach anderen Quellen 1982, gründete der Computerfachmann Michael Dietmar Eschner (* 1949), der sich selbst als die sechzehnte Wiedergeburt des britischen Okkultisten Aleister Crowley bezeichnet haben soll, in Berlin den Thelema Orden des Argentum Astrum e.V. Entsprechend dem sizilianischen Vorbild von Crowley wurde die Niederlassung in Berlin auch als "Abtei Thelema" bezeichnet.

Um 1983 nahmen die Vorwürfe der Medien und der Justiz gegenüber den Praktiken des Ordens und ihres Gründers zu. Daraufhin verlegte Eschner die Gemeinschaft 1985/1986 von Berlin nach Bergen an der Dumme in der Lüneburger Heide. In seinem 1985 erschienen Buch "Netzwerk Thelema" schreibt er zu diesem Vorgang: "Die Abbey Thelema ist aufgelöst. Es gibt jetzt im ganzen Land viele kleine Gruppen (Evolutionszentren)"

1992 wurde der Gründer wegen Vergewaltigung und gefährlicher Körperverletzung zu sechs Jahren Haft verurteilt, die er in der JVA Uelzen absaß. Die Gruppe leitete Eschner aus dem Gefängnis weiter. Gegen Ende der Haftzeit durfte er regelmäßig zu Wochenendfreigängen nach Hause, während der er einer Gerichtsverhandlung im Jahr 2002 gegen Mitglieder der Thelema Gesellschaft zufolge seinen Sexualpraktiken und erheblichen Alkoholkonsum nachging. Er bestritt bei dieser Versammlung, mit der Klägerin Sexualverkehr gehabt zu haben, den sie nicht selbst gewollt habe, während die Anklage davon ausging, dass das beklagte Mitglied, sie ihm gewaltsam "zugeführt" habe. Die beiden Angeklagten wurden zu Geldstrafen wegen sexueller Nötigung verurteilt.

Aktuell leben dort rund 30 Mitglieder in verschiedenen Wohnungen. Insgesamt wird geschätzt, dass die Thelema Society 100 bis 150 Mitglieder hat. Auf der Internet-Plattform sind rund 6000 Nutzer registriert.

Seither tritt man seither unter dem Namen Thelama-Society und die Gemeinschaft in Bergen als "Ethos-Gemeinschaft-Thelema" auf.

Am 8. Februar 2004 wurde in der Fernsehsendung ML Mona Lisa von dieser Psychogruppe berichtet (Autor: Rainer Fromm). Aussteigerinnen berichten davon, dass sich an den Praktiken von früher nichts geändert habe. Die Gruppe und Eschner selbst dementieren das. Eschner sieht sich sogar als pazifistischen Ratgeber und Ausbilder seiner Organisation.

Organisation

Die Gesellschaft ist streng hierarchisch organisiert.

Die Gesellschaft führt an diversen Orten Intensivseminare für Kandidaten durch, zu denen über die Homepage eingeladen wird. Dort sollen die Teilnehmer den "individuellen Entwicklungsweg herausfinden und eine Entscheidung über eine Mitgliedschaft im 1. Kreis der Thelema Society treffen". Die Ausbildung hat das Ziel "von alten Zwängen und Verhaltensmustern zu befreien". Laut ehemaligen Mitgliedern sind Elemente der Ausbildung Ekeltraining, exzessiver Alkoholgenuss und erzwungener Beischlaf. Dies bestreitet Eschner und die Gesellschaft jedoch. Auch meditative Parforceleistungen und sexualmagische Übungen sollen zur Ausbildung gehören.

In Bergen unterhalten sie mittlerweile einen Verlag, eine Druckerei und ein Ausbildungszentrum.

Die Thelema Society gehörte bis Herbst 2002 zum sogenannten Concilium GENA, einem neuheidnisch-okkulten Zusammenschluß. Gemeinsam mit dem befreundeten Vidar/Vali-Bund trat man dann aber vom Dachverband aus, nachdem vertrauliche Unterlagen im Web veröffentlicht worden sein sollen. Darauf kam es zu einer offenen Auseinandersetzung zwischen Eschner und Federico Tolli, dem Vorsitzenden der Pansophischen Gesellschaft in Hamburg, die mit dem Austritt der beiden Gruppen aus dem Dachverband endete, aber auch zum Rücktritt von Tolli führte.

Grundlagen

Die Thelema Society erkennt das von Aleister Crowley geschriebene Buch Liber Al vel Legis und die das enthaltene Gesetz von Thelema an. Dessen Kernsätze lauten:

  • "Jeder Mann und jede Frau ist ein Stern",
  • "Tue was Du willst sei das ganze Gesetz",
  • "Liebe ist das Gesetz, Liebe unter Willen",
  • "Der Tod, o Mensch, ist dir verboten,"

Sie grenzt sich laut eigenen Angaben von Crowley und den magischen Traditionen und Gradsystemen ab.

Inhalte

Die Thelema Society entwickelt und erforscht dem eigenen Selbstverständnis nach das Neue Äon bzw. einen neuen Äonischen Lebens- und Entwicklungsweg (Entwicklung des Wahren Willens und der Kundalini-Shakti).

Eschner als Autor

Eschner gibt im zum Thelema-Netzwerk gehörenden Verlag Kersken-Canbez Bücher heraus:

  • Das Buch des Gesetzes. Liber Al vel Legis mit Kommentaren von Aleister Crowley, 1984; 1992
  • Psychologik. Praktisches Handbuch für den Gebrauch/Entwicklung des menschlichen Nervensystems, 1985
  • Netzwerk Thelema. Die geheimnisvoll spektakulären Wege aus der Roboter-Einfalt zur Vielfalt der Erleuchteten, 1985
  • Die geheimen Sexualmagischen Unterweisungen des Tieres 666, 1985; 1993
  • Die geheimen Unterweisungen und Rituale des hermetischen Ordens der Goldenen Dämmerung, Bd.1, 1985; Bd.2, 1987
  • /Jürgen Hostrup: Die magische Kabbala, 1986; 1993
  • /Andreas Baar: Das Henochische Schachspiel, 1986
  • Die Henochischen Schlüssel der Magie, 1988
  • MatheMagie, 1989
  • Techniken der Bewußtseinserweiterung, 1993
  • Magie, eine Einführung, 1998
  • Götterdämmerung, 1998
  • Leben wie der Phönix, 2000

Siehe auch


Weblinks



Michael Dietmar Eschner

Michael Dietmar Eschner (* 16. Februar 1949 in Berlin) ist ein spiritueller Berater, Buch- und Softwareautor aus Bergen an der Dumme, Niedersachsen. Er war Begründer der ersten Abtei Thelema in Deutschland und wirkt heute als spiritueller Berater der Thelema Society. Die Person Eschners ist allerdings auch unter Anhängern Thelemas umstritten.

Leben und Werk

Eschners Kindheit wurde durch seine außereheliche Geburt geprägt, da die streng katholische Familie seiner Mutter ihn erst langsam akzeptierte. Trotzdem wurde er die ersten fünf Jahre von seinen Großeltern aufgezogen. Später war er für kurze Zeit in einem katholischen Internat untergebracht. Eschner besuchte das Gymnasium und schloß mit der neunten Klasse ab.

Seinen Vater lernte er erst im Alter von 16 Jahren kennen. 1965 begann er eine Ausbildung zum Elektromechaniker. Daneben besuchte er eine Abendschule, um das Abitur nachzuholen. Nach abgeschlossener Lehre war er zunächst bei der Firma Siemens in Berlin beschäftigt. Danach schlug er sich in der damals geteilten Stadt als Vertreter für die Firma Bertelsmann, Wohnungsmakler und GEZ-Schwarzhörerfahnder durch. Eschner war als Gewerkschaftsfunktionär und betrieblicher Jugendvertreter aktiv und hatte persönlichen Kontakt zu Rudi Dutschke. Eschner trat als Referent über Marxismus und marxistische Wirtschaftstheorie in Erscheinung.

Später wandte sich Eschner von der 68er-Bewegung ab und verschrieb sich ganz dem Studium des Okkultismus. Er gründete 1979 in Berlin eine Kommune, die er unter den Namen „Thelema-Orden des Argentum Astrum e.V.“ als Verein eintrug. In Arbeitsgruppen wurden Kurse angeboten, die magische Themen, Philosophie, Systemtheorie und Kommunikation umfassten. Die deutsche Erstauflage von „Magick“, einem Werk Aleister Crowleys, wurde publiziert, ebenso weitere Bücher, Kassetten und Fernlehrgänge zu magischen Themen. Um 1983 nahmen Vorwürfe von Medien und Sektenberatungsstellen zu, so dass zunehmend mehr Ressourcen in die Außenarbeit verlegt werden mussten. Um arbeitsfähig zu bleiben, wurde der Verein aufgelöst und das sogenannte „Netzwerk Thelema“ aufgebaut. Ein Teil der Berliner Gemeinschaft zog nach Bergen ins Wendland.

Eschner, der sich als Reinkarnation Aleister Crowleys sieht, erweiterte Anfang der 1980er den von diesem übernommenen thelemitischen Ansatz um Modelle aus dem Bereich der Neurobiologie, Kybernetik und Soziologie. Das von Timothy Leary stammende und von Eschner erweiterte Schaltkreismodell der Psyche bescheibt – schlagwortartig vereinfacht – das menschliche Gehirn als Computer und den menschlichen Körper als Bioroboter. Im Rahmen seines „Thelema-Ordens des Argentum Astrum“ begann Eschner mit der praktischen Umsetzung seines Umprogrammierungskonzeptes. Dazu diente nach Angabe ehemaliger Mitglieder Ekeltraining, meditative Übungen, übermässiger Alkoholkonsum und sexualmagische Übungen. Dies sollte beim Mitglied zu einer weitgehenden Löschung alter hemmender Verhaltensweisen führen.

Einflüsse

Der von Eschner geprägte Thelema-Begriff ist ein Konglomerat aus Philosophie, Soziologie, Psychologie und Esoterik. Thelema biete, so Eschner, „nicht Wahrheit, sondern Wege.“ Will man dennoch von Wurzeln und einer Art Genealogie seines Thelema-Begriffs sprechen, sind Friedrich Nietzsche, Niklas Luhmann, Georg Hegel, Alfred North Whitehead, Charles Sanders Peirce und Martin Heidegger zu nennen.

Zu Beginn seiner Thelema-Laufbahn nahm Eschner für sich in Anspruch, als Wegbereiter eines neuen Zeitalters der Menschheit, dem Wassermannzeitalter beziehungsweise Horus-Äon, den idealen Menschen zu formen. Das Anliegen der 68er-Bewegung, Änderung der Gesellschaft durch planbare Änderung des Menschen, war für Eschner durch Vernunftappelle nicht zu erreichen.

Eschner nahm Kontakt zu der Fraternitas Saturni auf, die ihn auf Aleister Crowley aufmerksam machte. Seit den 1970er Jahren entwickelte Eschner seine eigene Version der Lehren von Thelema. Eschner übernahm die Lehre, dass die christlich-abendländische „Sklavenmoral“ mit ihren menschenfeindlichen Tendenzen dadurch aufgehoben werden müsse, dass jeder Mensch seinen „wahren Willen“ fände und diesem folge.

Problematik

Eschners Methode führe, so Kritiker, weniger zu Individuation, sondern vielmehr zu unbedingtem Gehorsam ihm gegenüber. Immer wieder gibt es Berichte über Straftaten. Weitere Problematik: Andere Organisationen wie etwa der Ordo Templi Orientis werden oft mit Eschner beziehungsweise dessen Gruppen verwechselt. 1992 wurde Eschner wegen schwerer Körperverletzung an einer Minderjährigen und Vergewaltigung zu einer Freiheitsstrafe von sechs Jahren verurteilt. Medien und Kirchen kritisieren Eschners Methoden und disfunktionale Lehrinhalte. Eschner selbst wiederum wirft den Medien vor, häufig undifferenziert und vorurteilsbelastet zu berichten.

Weblinks

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