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Der katholische Jungmännerverband (KJMV) war eine der großen Jugendorganisationen der katholischen Kirche zur Zeit der Weimarer Republik und einer der letzten Verbände, die im Nationalsozialismus 1938/39 gleichgeschaltet wurden.

Geschichte

Zum Verband der katholischen Jugend- und Jungmännervereine Deutschlands schlossen sich erstmals 1896 etwa 600 katholische Jugend- und Jungmännervereine zusammen. Dieser Verband blieb jedoch noch bis zum Ende des ersten Weltkriegs sehr nahe an den Idealen der marianischen Kongregationen orientiert. Von 1896 bis 1907 stiegen die Mitgliederzahlen von einst 40.000 auf 150.000 Jugendliche an. Unter der Leitung des ersten Generalsekretärs Carl Mosterts, wurde 1907 eine Verbandszentrale in Düsseldorf erstellt. Unter Mosterts wuchs die Anzahl der Vereine des Verbandes auf 4400 und 400.000 Mitglieder (im Jahr 1926). 1924 wurde das Jugendhaus in Düsseldorf eingeweiht[1]. Hier wurde der Dachverband der verschiedenen Vereine und Strömungen für Jugendliche als auch Erwachsene geleitet. Zum Leiter und „Generalpräses“ des Jugendhauses in Düsseldorf wurde 1926 von den Diözesanpräsides Ludwig Wolker gewählt. Am 7. Oktober 1929, dem Verbandstag des KJMV, wurden die Wandergruppen selbstständig und bildeten zwei eigenständige Verbände. Einer dieser beiden Verbände war die Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg, die einen kleineren Teil darstellte. Der Großteil der Gruppen schloss sich in der Sturmschar zusammen, welche bis 1933 23.040 Mitglieder zählte [2]. Die offizielle Umbenennung des Verbandes zu „Katholischer Jugendmännerverband Deutschlands“ (kurz KJMVD) erfolgte 1930 [3]. Der Höhepunkt der Verbandsgeschichte bildete 1931 die Reichstagung in Trier, bei der 15.000 jugendliche Teilnehmer erschienen.

Struktur

Der KJMV unterteilte sich in mehrere Unterorganisationen, darunter die Deutsche Jugendkraft, die Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg und die Sturmschar. Der Verein war offiziell ein politisch- neutraler Verein, wirklich jedoch war er der BVP und der Zentrumspartei nahe. Der KJMV warnte im Wahlkampf 1933 auch vor den regierenden Nationalsozialisten. Im Regelfall war es üblich, dass die Vereine einer Pfarrei zugeordnet waren. Folgende Altersstufen waren in der Mitgliedschaft umfasst: „Jungmänner“(über 18 Jahre), „Jungenschaft“(14-18 Jahre), und die „Jungschar “ (13-14 Jahre). Geleitet wurde der Verein durch einen Priester einer Pfarrei, dem „Präses“, und ein „Jungmann“ als „Präfekt“. Dabei mussten die Präsides vom bischöflichen Ordinariat der jeweiligen Diözese bestätigt werden.

Widerstand gegen den Nationalsozialismus

Der KJMV nahm öfters Stellung gegenüber der nationalsozialistischen Bewegung, weshalb auch keine Doppelmitgliedschaft im Verband und in der NSDAP erlaubt war[4]. Aufgrund des immensen Propagandaaufwands der bereits regierenden Nationalsozialisten warnten die Verbände in folgendem Wahlaufruf davor: „Was sich seit Mitte März vorigen Jahres ereignet hat, ist ein nationales Verderben (...) Wir erfahren es: Bolschewismus kann auch werden unter nationalen Vorzeichen. (...) Deutschland darf nicht den Extremen ausgeliefert werden; weder rechts noch links.“ Dieser Wahlaufruf hatte mehrere Folgen: • er diente für Nationalsozialisten als Beweis der regierungsfeindliche Einstellung des KJMV • die Zeitungen, die diesen Wahlaufruf veröffentlichten, wurden daraufhin verboten[5] Wolkers Schrifttum („Die Wacht“ und „Am Scheideweg“) wurden mit der Auflösung der Diözesanverbände des KJMV 1937, verboten. Bereits am 25. Januar 1938 wurde der KJMV in Bayern aufgelöst, auf Reichsebene dann am 6. Februar 1939.

Auflösung

„140 Gestapo-Beamte besetzten das Jugendhaus. (...) Es wurde uns bekundet, daß wir fristlos entlassen seien. Generalpräses wollte noch ein Abschiedswort an seine Mitarbeiter richten, es wurde im verwehrt. [6]}}“ Wolker sowie 57 Mitarbeiter des Jugendhauses in Düsseldorf wurden am 6. Februar 1936 verhaftet. Die Freilassung des Generalpräses Wolker erfolgte am 12. Mai 1936, das Jugendhaus in Düsseldorf war darauf wieder ganz geöffnet. Am 6. Februar 1939 erfolgte die Auflösung der KJDV einschließlich aller Unter- und Nebengliederungen durch das Reichssicherheitsamt, das den Sitz in Berlin hatte. Das gesamte Vermögen wurde beschlagnahmt. Die Schließung des Jugendhauses Düsseldorf und somit die Entlassung aller Mitarbeiter inklusiv Brand selbst, war die Folge. Nach dem offiziellen Verbot des KJMV gingen die vertrautesten Mitglieder zu der Pfarrjugend über und konnten dort als „Kernschar“ den Zusammenhalt auf¬recht¬er¬hal-ten[7].

Zeitschriften

Der KJMV gab insgesamt acht verschiedene Zeitschriften heraus: „Am Scheideweg“, „Jung-Wacht“, „Wacht“, „Stimmen der Jugend“, „Jugendführung“, „Korrespondenzblatt für Präsides“ und „Jugendverein“. Die bekanntesten dieser Zeitschriften war "Die Wacht", welche ab dem Jahr 1905 monatlich erschien und standardmäßig 24 Seiten umfasste. Im November 1938 verbot das NS-Regime den weiteren Druck der Zeitschriften. [8]

Einzelnachweise

  1. http://www.jugendhaus-duesseldorf.de/wirueberuns/index_wir.html
  2. Ulrich Stoll: Sturmschar, 1929-1938/39 im Historischen Lexikon Bayerns
  3. Vgl. Barbara Schellenberger, Katholische Jugend und Drittes Reich. Eine Geschichte des Katholischen Jungmännerverbandes 1933-1939 unter besonderer Berücksichtigung der Rheinprovinz, Mainz 1975, S. 2
  4. Schellenberger, Jugend, S. 24. Zu expliziten Stellungnahmen des KJMV gegen den Nationalsozialismus siehe im Überblick ebd., S. 20-30, 98f
  5. : Wahlaufruf (17. Februar 1933). Druck: Stasiewski: Lage der Kirche I, Nr. 2, S. 3-6
  6. Ansprache von A. Fehrenbach am 9.11.1951. Zit. nach: Schellenberger: Katholische Jugend, S. 173
  7. Goldhammer: Jugend Frankens, S. 337
  8. Die Wacht (ab 1930: Die Wacht. Zeitschrift katholischer Jungmänner), Düsseldorf u.a. (Verlag Jugendhaus Düsseldorf), 1 (1905) - 34 (1938).

Siehe auch

Weblinks

Literatur

  • Bernd Börger, Hans Schroer: "Sie hielten stand: Sturmschar im Katholischen Jungmannerverband Deutschlands", Düsseldorf : Altenberg, 1990, ISBN 3-7761-0007-9
  • Georg Pahlke, "Trotz Verbot nicht tot. Katholische Jugend in ihrer Zeit", Paderborn: BDKJ-Verlag 1995, ISBN 392468006X
  • Barbara Schellenberger, "Katholische Jugend und Drittes Reich", Mainz: Matthias-Grünewald-Verlag 1975, ISBN 3786705232


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