Benutzer:ThipsTheBig/Spielwiese

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Koordinaten: 48° 12′ 29″ N, 16° 22′ 49″ O

Vorgängerverein Pradler Ritterspiele

Die Pradler Ritterspiele sind ein urtümliches österreichisches Traditionstheater mit den berühmten „no amoi“-Rufen. Pradl, ein Stadtteil von Innsbruck, gilt als ihre Heimstätte. Sie gelten als ein Synonym für leichte Unterhaltung und Klamauk.

Im Jahre 1762 begannen einige Bauern, Studenten und Handwerker in der „Höttinger Au“ bei Innsbruck unter freiem Himmel mit Theateraufführungen. Das Publikum musste bei schlechtem Wetter Regenschirme aufspannen, was aber der Unterhaltung keinen Abbruch tat. Gespielt wurden Komödien, Bauernstücke und vor allem Ritterspiele.

Gegen Ende des 17. Jahrhunderts übersiedelten die Spiele unter der Leitung von Ferdinand Rauter nach Pradl in den Gasthof Zum Lodronschen Hof, wo der Nationalsänger für die Theaterleute ein richtiges Theater bauen ließ: den sogenannten Heustadl von Pradl.

Im Laufe der Zeit gewannen die 'Pradler' durch ihre Volkstümlichkeit und den Kontakt zum Publikum immer mehr an Beliebtheit. Obwohl es sich um Laienspiele handelte, war die Wirkung so beeindruckend, dass der Darsteller des Bösewichtes manchmal nach der Vorstellung von erbosten Zuschauern mit Regenschirmen verprügelt wurde. Die Spieler erkannten bald, dass nichts so amüsant war wie unvorhergesehene Pannen. So wurden alle Ausrutscher, die den Zuschauern gefielen, bewusst in die Stücke aufgenommen und oft genug Versprecher und Missgeschicke speziell für die Vorstellung geplant.

Das Wesentliche bei den „Pradler Ritterspielen“ ist der Kontakt mit den Zuschauern. Einem Besucher gefiel einmal eine Panne so gut, dass er zur Bühne „No amol“ (noch einmal) rief – und die Schauspieler nahmen die Aufforderung an und wiederholten die Szene. So entstand die einmalige Tradition, dass auf Wunsch des Publikums manchmal ganze Szenen wiederholt werden, meist mit einem zusätzlichen Gag. Besonders die Köpfung des Bösewichtes wird bis zu fünf mal gezeigt.

Im Laufe der Zeit wurde diese Bühne im In- und Ausland durch Tourneen und Gastspiele bekannt. 1897 holte Adolf, Ritter von Sonnenthal die Pradler ins Wiener Ronacher.

Datei:Pradlerruebeab.jpg
Szenenphoto Köpfung

Während ein Teil der Schauspieler weiterhin in Tirol blieb und unter dem Namen Alt-Innsbrucker Bauerntheater und Ritterspiele bekannt wurde (heute Innsbrucker Ritterspiele), ging Max Höller, der damalige Direktor der Pradler und Schwiegersohn der Heimatdichterin und langjährigen Prinzipalin der Ritterspiele, Josefine Weiß, mit dem Ensemble nach Wien. Ebenfalls eigene Wege ging Ferdinand Exl, der auch den Pradlern angehört hatte und dann die Exl-Bühne gründete.

1944 waren die Pradler die einzige Bühne, die „als eines der ältesten und urtümlichsten Kulturgüter“ nicht vom Theaterverbot betroffen war. Von 1966 bis 1996 hatten sie ihren Sitz in Wien in einem eigenen Kellertheater in der Biberstraße im 1. Wiener Gemeindebezirk. Zuvor war in der Biberstraße das „Studententheater am Luegerplatz“ als Nachfolger vom Theater der Courage etabliert.

Es gab fünfmal wöchentlich Aufführungen und gelegentlich auch Auswärtsgastspiele in ganz Österreich und Tourneen nach Deutschland und in die Schweiz.

Gretel Höller, die Tochter von Max Höller, leitete die Bühne bis zu ihrem Tod im Jahre 1989. Dann übernahm Albert Lechner die Leitung. Bis 1996 blieb Lechner mit dem Team im Keller in der Biberstraße, danach wechselte er den Standort und gastierte jeweils einige Zeit an verschiedenen Spielstätten innerhalb Wiens. Das Theater in der Biberstraße beherbergte von 1997 bis 2005 das „Kabarett Stadnikow"

Im Jahre 2004 übergab Direktor Albert Lechner die Leitung der Truppe an Ossi Heiter, der seit 1970 Mitwirkender der Pradler Ritterspiele ist.

Geschichte Innsbrucker Ritterspiele ab 1955

  • 1955 nennt sich der Innsbrucker Zweig »D`Stoanriegler Bauernspieler« – Gründer: Walter Saxer
  • 1958 findet der Verein im Gasthaus Bierstindl eine neue Heimat
  • 05.08.1961 Erste Kunopremiere im Bierstindl
  • 1963 Umbenennung: »Vereinigte Bühnen, Pradler Bauerntheater, Innsbrucker Ritterspiele«
  • Umbenennung: »Pradler Bauerntheater Innsbruck«
  • 1973 erste Fernsehübertragung des Schurkischen Kuno. Das war der Auslöser für den Einspruch des „Wiener Pradler Bauerntheaters“ gegen die Namensführung. Dadurch wurde eine nochmalige Namensäderung in „Alt Innsbrucker Bauerntheater und Ritterspiele“ notwendig.
  • 1982 Bau der jetzigen neuen Bühne im Gasthaus Bierstindl; Initiator Obmann Gebhard Jenewein
  • 1992 Das Bierstindl soll einem Wohnhaus weichen, eine von den „Rittern“ inszinierte Unterschriftenaktion verhindert dies.
  • 1992 Gründung des KulturGasthaus Bierstindl als Folge dieser Unterschriftenaktion
  • 08.07.2006 Einführung des neuen Vereinsnamen: Innsbrucker Ritterspiele/Märchen- und Boulevardbühne in Beisein von Frau Bürgermeisterin Hilde Zach (feierliche Ernennung zur „wilden Hilde vom Bierstindl“

Der schurkische Kuno von Drachenfels

Der Autor Vulmar Lovisoni schrieb zu seinen Lebezeiten 24 Stücke, welche alle aufgeführt wurden. Zu seinen Werken zählen Stücke wie »Schloßgespenst zu Rabenburg«, »Blutgericht zu Greifenstein« und vor allem der »Der schurkische Kuno von Drachenfels«. Als Vulmar Lovisoni Mitte der Fünfziger Jahre das Ritterdrama »Der Schurkische Kuno von Drachenfels« (oder auch »Leid und Standhaftigkeit der tugendhaften Tusnelda von Bärenfels«) schrieb, ahnte er nicht, dass dieses Stück in den nächsten Jahrzehnten das meistgespielte in ganz Tirol werden sollte.

Bereits am 20.3.1976 wurde die 500ste Kuno-Vorstellung gegeben und 1995 die 1000ste. Bis heute haben allein die Inns­brucker Ritterspiele den »Kuno« über 1500 mal sterben lassen. Der Verein gab auch Gastspiele und machte diese Persi­flage auf die Ritterzeit weit über die Grenzen hinaus bekannt. Jeden Sommer stimmen viele Gäste aus nah und fern in den traditionellen Ruf »no a mol« ein. Die Aufführungen im Bierstindl sind eine Fremdenverkehrsattraktion, die ein Stück Volkskultur vermitteln.

Der Erfolg liegt vielleicht nicht so sehr im Stück selbst begründet, sondern in der Art, wie die »Bierstindler« dieses dem Publikum darbieten. Als Parodie mit vielen Bezügen zur Gegenwart.

Seit 1961, dem Jahr der ersten Aufführung im inzwischen zum »KulturGasthaus Bierstindl« mutierten Musentempel am Fuße des Berg Isel, hat eine große Anzahl von Darstellern (über 1000) den Figuren dieses »erschröcklich blutigen Ritterdramas« Leben eingehaucht.

Im Februar 1973 wurde eine Aufzeichnung im ORF ausgestrahlt und beweist die Popularität dieser Theaterproduktion.

Am 12. August 2006 feierte der schurkische Kuno von Drachenfels, mit dem bisher am Längsten „amtierenden“ Kunodarsteller Werner Frank, seine 45 igste Aufführungsserie im Bierstindl. Zu diesem Anlaß wurde ein kleines Fest ausgerichtet, zu dem alle noch lebenden früheren Kuno-Mitspieler eingeladen wurden. Bei dieser Feierlichkeit wurde der neue Vereinsname Innsbrucker Ritterspiele im Beisein von Frau Bürgermeister Hilde Zach eingeführt. Zum Gaudium des Publikums wurde bei dieser Gelegenheit, die Bürgermeisterin zur „Wilden Hilde vom Bierstindl“ geschlagen.


Einzelnachweise

Weblinks

Kategorie:Kultur (Innsbruck) Kategorie:Theater (Österreich)