Benutzer:Thoby0152/Evaluation

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Allgemein spricht man bei Evaluation von Bewertung (Evaluation ist der lateinische Begriff für Bewerten) oder einer Beurteilung des Wertes eines Produktes, einer Person, einer Institution, einer Maßnahme etc. Der Begriff Evaluation wird allerdings äußerst vielfältig verwendet und entzieht sich somit einer voll umfassenden Definition. So werden synonym auch Begriffe wie Erfolgskontrolle, Effizienzforschung, Begleitforschung, Bewertungsforschung, Wirkungskontrolle oder Qualitätskontrolle gebraucht.

Evaluation im Alltag

Evaluation im alltäglichen Sprachgebrauch bedeutet ganz allgemein, dass jemand eine andere Person, eine Sache o.ä. irgendwie bewertet. Dazu zählen Rückmeldungen über eigenes oder fremdes Verhalten, wobei die dabei zugrundeliegenden Daten selten methodisch und gezielt eingeholt werden. Hier spielen also eher subjektive und intuitive Werturteile eine Rolle. Wegen dem Fehlen eines methodischen Vorgehens kann es hierbei auch zu Beobachtungs- oder Beurteilungsfehler sowie zu Stereotypen kommen.

Evaluation und Evaluationsforschung

Evaluation

Evaluationsforschung

Die wissenschaftliche Evaluation dient zum einen der Überprüfung und Verbesserung praktischer Maßnahmen, ist Planungs- und Entscheidungshilfe und damit handlungsorientiert. Zum anderen ist sie in ihrer Konzeption und Konstruktion dem jeweiligen aktuellen Stand wissenschaftlicher Techniken und Forschungsmethoden angepasst. Nach Wottawa und Thierau[1] ist Evaluation durch ihren Wissenschaftscharakter gekennzeichnet. Hier soll die Möglichkeit des Beweises anstelle der reinen Behauptung treten. Im Unterschied zur E Evaluationsforschung setzte in der BRD Anfang der 70er Jahre ein. Schwerpunkte waren damals die Bereiche der Gesundheit, Bildung und Wirtschaft. Seit den 80er Jahren ist ein Anstieg der Forschung im Bereich betrieblicher Bildungsmaßnahmen zu verzeichnen. Hier steht v.a. (aber nicht nur) die Überprüfung des Kosten-Nutzen-Aufwand im Vordergrund. Die Deutsche Gesellschaft für Evaluation (DeGEval), die u.a. auch Standards für Evaluation vorgibt, definiert Evaluation als

„die systematische Untersuchung des Nutzens oder Wertes eines Gegenstandes. Solche Evaluationsgegenstände können z.B. Programme, Projekte, Produkte, Maßnahmen, Leistungen, Organisationen, Politik, Technologien oder Forschung sein. Die erzielten Ergebnisse, Schlussfolgerungen oder Empfehlungen müssen nachvollziehbar auf empirisch gewonnenen qualitativen und/oder quantitativen Daten beruhen.“[2]

Werner Stangl fasst es so zusammen: "Bei der Evaluation geht es im einen um das Bewerten und zum anderen um die Auswertung dieser Bewertungen. Dieser Begriff kommt sehr oft in der pädagogischen Psychologie vor. Hier meint man z.B. die Bewertung eines Lernprogramms."[3]

Verwandte Konzepte

Verwandte Begriffe sind Mentoring, in der es aber in erster Linie um Einhaltung von Vorschriften, Haushaltsbegrenzungen und Zwischenzielen geht und weniger um Bewertungen. Beim Qualitätsmanagement, wird wie auch bei der Evaluation ein Vorgang oder eine Organisation beschrieben und bewertet. Diese Beschreibungen oder Bewertungen werden aber hauptsächlich von Ökonomen und Ingenieuren durchgeführt, wohingegen Evaluationen eher von Psychologen, Erziehungs- und Sozialwissenschaftler vorgenommen werden. Bei Inspektionen geht es um die systematische Anwendung sozialwissenschaftlicher Forschungsmethoden zur Beurteilung des Konzepts, des Designs, der Umsetzung und des Nutzens sozialer Interventionsprogramme.

Ein Blick in die Geschichte

Schon Aristoteles hat eine Bewertung von v.a staatlichen Maßnahmen gefordert. Diakrineia ... Alten Überlieferungen zufolge, soll die Erkenntnis, dass Vitamin C Skorbut verhindert auf ein Versuch in der Seefahrt zurückgehen. Dabei soll ein Kapitän einen Teil der Mannschaft Vitamin Zitrusfrüchte und dem anderen Teil das übliche Essen verordnet haben. Es zeigte sich dann, dass der Genuss von Zitrusfrüchten Scorbut verhindere. Evaluative Tätigkeiten gibt es also schon sehr lange. Evaluation als Begriff und als Fachdisziplin aber erst seit den letzten Jahrzenten des 20. Jahrhundert. Man sprach dabei auch von wissenschaftlicher Begleitung.

Neuzeitliche historische Epochen

  • 1930er Jahre USA: Roosevelt etabliert den New Deal, ein soziales Programm gegen Arbeitslosigkeit. Es wurde vorgeschlagen dieses Programm zu evaluieren.
  • 1957 (USA): Durch Initiative von J.F. Kennedy werden als Folge des Sputnikschocks mehrere millionen US-Dollar in die Verbesserung des Schulwesens gesteckt, dessen Folgen ebenfalls evaluiert werden.
  • 1965 (USA): Für das Department of Health, Education and Welfare (HEW) diente seit 1965 das Planning, programming and budgeting system (PPBS) als Evaluationsperspektive. 1965 wurde auch der Elementary and Secondary Education Act (ESEA) verabschiedet. Dabei wurden mehr als eine Milliarde Dollar für die Erziehungs- und Ausbildungsbedürfnisse benachteiligter Kinder bereitgestellt. Senator Robert F. Kennedy machte seine Zustimmung für das Gesetz von regelmäßigen Evaluations- und Berichtssystemen abhängig, welche die Effektivität der einzelnen Programme aufzeigen sollten.

Evaluation im schulischen und wissenschaftlichen Bereich

Hier werden Informationen über die Wirkung von Lehr- und Lernprozessen gewonnen, beschrieben, ausgewertet, bewertet und interpretiert. Das Ziel ist dabei, auf empirisch zuverlässiger Grundlage Optimierungen oder Modifikationen vorzunehmen.

Formative Evaluation versus Summative Evaluation

Formative Evaluation (auch Prozessevaluation genannt) erfolgt während oder schon zu Beginn der Entwicklung, Erbrobung und Ausführung einer Maßnahme oder eines Projekts. Dabei werden in gewissen zeitlichen Abständen Stärken und Schwächen festgestellt und bei unbefriedigenden Evaluationsergebnissen Vorschläge zur Veränderung oder Verbesserung gemacht. Eine summative Evaluation (weniger gebräuchlich auch Bilanzevaluation genannt erfolgt i.d.R. , ein Produkt fertig gestellt, nachdem eine Maßnahme oder ein Projekt endgültig abgeschlossen wurde. Es wird eine abschließende Bewertung vorgenommen. Auch hier können die Ergebnisse bei zukünftigen Maßnahmen oder geplante Projekte eine wichtige Entscheidungsgrundlage bieten.

Evaluationsmodelle

Kontext (Erheben der Rahmenbedingungen und Problemanalyse)
Input (verfügbare Ressourcen, realisierungsmöglichkeiten, Kosten-Nutzen-Analysen)
Prozess (fortlaufender Kontrolle neu eingeführter Maßnahmen) und
Produkt (Bewertung der Alternativen nach der Erprobungsphase)

Quellennachweise

  • Gollwitzer, M. & Jäger, R.S. (2009). Evaluation kompakt. Beltz: Weinheim, Basel.
  • Suchman, E.A.: Evaluation research. New York 1967.
  • Westermann, R. (2002). Merkmale und Varianten von Evaluationen: Überblick und Klassifikation. Zeitschrift für Psychologie, 210 (1), 4-26, Göttingen: Hogrefe Verlag.
  • Wottawa, H. & Thierau, H. (2003). Lehrbuch Evaluation (Kapitel 4). Bern: Huber.


Definitionen in Wörterbüchern:

  • Psychologisches Wörterbuch Dorsch (Häcker & Stapf Hrsg., 2008). Stichwort: Evaluation S. 293-294. Bern: Huber
  • Wörterbuch Pädagogik (Schaub & Zenke, 2007). Stichwort: Evaluation S. 217-218. Göttingen, Reutlingen: dtv (Deutscher Taschenbuch Verlag)

Weblinks

http://www.degeval.de/ Deutsche Gesellschaft für Evaluation e.V.

Einzelnachweise

<references>Rossi,Freemann & Lipsey,1999

  1. Wottawa, H. & Thierau, H. (1990): Evaluation. Bern: Huber
  2. Deutsche Gesellschaft für Evaluation, 2002, S. 13
  3. http://www.stangl.eu/psychologie/definition/Evaluation.shtml
  4. Stufflebeam, D. L. (1972). The relevance of the CIPP evaluation model for educational accountability. SRIS Quarterly, 5(1).