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Gedenkstein in Dresden, vor der 46. Oberschule

Soja Anatoljewna Kosmodemjanskaja (russisch Зоя Анатольевна Космодемьянская; * 13. September 1923 im Dorf Osino Gai, Rajon Gawrilowo, Oblast Tambow; † 29. November 1941 in Petrischtschewo, Oblast Moskau) war eine sowjetische Partisanin im Zweiten Weltkrieg und Heldin der Sowjetunion.

Von der sowjetischen Propaganda wurde sie ab 1942 gleichsam zu einer Ikone des Widerstandes gegen die deutschen Invasoren erhoben. Die orthodoxe Kirche erwägt heute die Heiligsprechung der russischen Nationalheldin[1].

Einsatz, Gefangennahme und Hinrichtung

Seit 1938 gehörte Soja Kosmodemjanskaja der kommunistischen Jugendorganisation Komsomol an. Ende Oktober 1941 meldete sie sich von einer Moskauer Oberschule freiwillig zum Dienst in einer Partisaneneinheit.

Kosmodemjanskaja wurde in den Partisanen-Truppenteil Nr. 9903 des Stabes der Westfront aufgenommen, dessen Hauptaufgabe darin bestand, Sabotageakte zu verüben, insbesondere deutsche Unterkünfte hinter der Frontlinie zu zerstören.[2]

Anfang November 1941 überschritt sie nach einer Kurzausbildung erstmals die deutschen Linien. Ihre Gruppe von elf Partisanen agierte erfolgreich in der Gegend von Schachowskaja und kehrte ohne Verluste zurück. Der zweite Einsatz, zusammen mit zwei Kameraden, Wassili Klubkow und Boris Krainow, ihrem Kommandeur, führte sie in der Nacht des 21. November über die Frontlinie im Raum Naro-Fominsk. Die Partisanen sollten Häuser im Dorf Petrischtschewo bei Wereja anzünden, in denen Deutsche Quartier bezogen hatten. Kosmodemjanskaja bekam den südlichen Teil des Dorfes zugeteilt und erledigte wie ihr Kamerad Boris Krainow diese Aufgabe. Vermutlich war es ihr Auftrag, den Pferdestall des Dorfes anzuzünden. Die Deutschen verloren 20 Pferde.

Die Deutschen organisierten daraufhin unter den Dorfbewohnern eine Wache, um weitere Anschläge zu verhindern. Am Abend des 27. November wurde Kosmodemjanskaja bei dem Versuch, eine Scheune in Brand zu stecken, vom Hausherrn Semjon Siridow entdeckt. Er holte Deutsche herbei, die sie festnahmen. Zuvor war schon Klubkow festgenommen worden, der Kosmodemjanskaja zu diesem Zeitpunkt bereits verraten hatte. Er erhoffte sich, dadurch dem Todesurteil zu entgehen. Klubkow war bis 1945 in deutscher Kriegsgefangenschaft, wurde von den Amerikanern im Juli 1945 der Sowjetunion übergeben und noch im selben Jahr hingerichtet. Über das Schicksal von Krainow ist nichts bekannt. Vermutlich wurde auch er am 29. November 1941 in Petrischtschewo gehängt.

Kosmodemjanskaja wurde durch Angehörige der 197. Infanterie-Division verhört und gefoltert, gab jedoch keine Informationen heraus. Lediglich ihr Pseudonym gab sie an: Tanja. Mit einem Schild um den Hals „Ich bin eine Brandstifterin“ wurde sie am 29. November 1941 um 10:30 Uhr auf den Dorfplatz von Petrischtschewo geführt. Angeblich soll sie vor ihrer öffentlichen Erhängung den Dorfbewohnern zugerufen haben: „Genossen, warum guckt ihr so traurig? Kämpft weiter! Ich habe keine Angst zu sterben, Genossen, es macht mich glücklich für euch zu sterben.“ und in Richtung ihrer Henker: „ Deutsche Soldaten, kapituliert bevor es zu spät ist. Der Sieg wird unser sein. Mein Tod wird gerächt werden. Wir sind über 170 Millionen, ihr könnt uns nicht alle hängen!“. Im Geschichtsbuch Klasse 9 der DDR werden ihre letzten Worte, unter einer Abbildung von ihr, folgendermaßen zitiert: "Ich fürchte mich nicht zu sterben, Genossen! Es ist ein Glück, für sein Volk zu sterben! Lebt wohl, Genossen! Kämpft, fürchtet Euch nicht!" (Seite 203)

Erst um die Weihnachtszeit beerdigte man sie. Ihr mittlerweile von Betrunkenen geschändeter, halbbekleideter Leichnam lag bis dahin auf Anordnung der Deutschen zur Abschreckung auf dem Dorfplatz.

Begräbnis und Heldenverehrung

Am 22. Januar 1942 wurde Petrischtschewo von der Roten Armee zurückerobert. Wenige Tage später kam der sowjetische Journalist Pjotr Lidow in das Gebiet.

Durch einen älteren Bauern aus Petrischtschewo erfuhr er von Kosmodemjanskajas Hinrichtung im November. Bis zu diesem Zeitpunkt war Kosmodemjanskaja den Bewohnern nur als „Tanja“ bekannt und auch der Journalist sprach in seinem ersten Zeitungsartikel, den er am 27. Januar 1942 in der Prawda veröffentlichte, von „Tanja“. Stalin, der den Artikel gelesen hatte, sorgte dafür, dass die Geschichte der unbekannten Partisanin publik gemacht wurde. Am 30. Januar 1942 wurde die Leiche Kosmodemjanskajas nach Moskau gebracht. Ihr Bruder, der seine Schwester auf einem Zeitungsfoto erkannt hatte, identifizierte sie wenig später.

Am 16. Februar 1942 wurde sie postum zur Heldin der Sowjetunion ernannt. Ihr Grab befindet sich heute auf dem Nowodewitschi-Friedhof in Moskau.[3]

Kontroverse

Im September 1991, fast 50 Jahre nach dem Tod Kosmodemjanskajas, veröffentlichte der russische Journalist Aleksandr Zhovtis den Artikel Korrekturen zu den kanonischen Versionen in dem russischen Wochenmagazin Argumenty i Fakty.[4][5] Der Artikel behauptete, dass es in Petrischtschewo keine deutschen Truppen gegeben habe und Soja von örtlichen Bauern gefangengenommen worden sei, die erbost über die Zerstörung ihres Eigentums waren. Diese Information wollte Zhovtis' Informant Nikolai Anow von einem bereits verstorbenen Lehrer erhalten haben. Am Ende des Artikels gab Zhovtis Stalins Verbrannter-Erde-Politik die Schuld an dem „unnötigen“ Tod der jungen Frau.


Einen Monat später veröffentlichte die Zeitschrift einen weiteren Artikel[6], der auf Leserbriefen zu Zhovtis' Artikel basierte. Einige Leser unterstützen die bekannte Version und gaben an, jedes Haus in Petrischtschewo sei mit deutschen Soldaten besetzt gewesen, dies werde auch von unveröffentlichen NKWD-Protokollen von Vernehmungen der Dorfbewohner bestätigt. [5] Doch es gab auch gegenteilige Stimmen. Ein Moskauer namens Petrow gab an, Petrischevo resident in 1958 about bizarre irregularities in the identification of "Tanya's" identity. A postgraduate student of the Institute of Russian History, Elena Sinyavskaya, published research supporting that the person executed in Petrischevo was not Zoya Kosmodemyanskaya but a "missing in action" partisan, Lila Azolina.

The Argumenty i Fakty articles prompted a response from Pravda observer Viktor Kozhemyaka in the form of an article titled Fifty years after her death Zoya is tortured and executed again.[7] In the article, Kozhemyaka criticized Sinyavskaya's theory and upheld the official expert conclusion about the identity of the executed partisan. Later the Institute for Criminal Expertise and the Department of Justice of the Russian Federation issued an official conclusion stating that the family photographs of Kosmodemyanskaya belong to the same person as the Pravda photograph of the hanged partisan.[5] The article ended in emotional sentences Let your names be sacred for centuries, Tanya, Zoya, Lila! So many of you gave for us the most precious thing you had; your lives. And we cannot, should not, and indeed have no right to forget or betray you.[5]

Ten years later, Kozhemyaka wrote another article Zoya is executed yet again.[8] In the article Kozhemyaka told how he was emotionally shaken when discovering some "absurd material" on internet boards. These materials alleged that Zoya hurt Russian peasants rather than German troops. They also alleged that Zoya suffered from schizophrenia, was a fanatical Stalinist, and so on. Kozhemyaka attributed materials to the same Elena Sinyavskaya (now a Doctor of Historical Science). In her response (in the newspaper Patriot from 26 February 2006 Sinyavskaya stated she had no connections to the material except that a few quotes were from her monograph. The real author of the internet publication seems to have been an obscure "psychoanalytic writer", Alexander Menyaylov.[5]

Another important development was the publication by the newspaper Glasnost of the previously unknown protocols of the official commission of residents of Petrischevo village and Gribtsovsky selsovet on 25 January 1942 (two months after Zoya's execution).[9] The protocol stated that Kosmodemyanskaya was caught while trying to destroy a stable containing more than 300 German horses. It also quite graphically described her torture and execution.[5]

A slightly different story was told by the notes of Pyotr Lidov published in Parlamentskaya Gazeta in 1999. Apparently, Lidov for years meticulously collected all the available information on Kosmodemyanskaya. The notes supported the version that Kosmodemyanskaya and Vasily Klubkov were caught while asleep on the outskirts of Petrischevo. The Germans were called by Petrischevo resident Semyon Sviridov. Lidov's notes also included an interview with a German noncommissioned officer taken prisoner by the Soviet Army. The interview described the negative effect on the morale of the German soldiers who witnessed the burning of the houses.[5]

Marius Broekmeyer in his 2004 book claims that she was reported to the Germans by angry neighbors because she had burned their stables and killed their horses while trying to destroy supplies before the Germans could get to them.[10]

Klubkov's betrayal version

Some details of Zoya's assignment and arrest were classified for about sixty years because treachery might have been involved. The criminal case number 16440 was declassified in 2002. The case was then reviewed by Russia's Chief Military Prosecutor Office, and it was decided that Vasily Klubkov, who betrayed Zoya Kosmodemyanskaya, was not eligible for rehabilitation. According to criminal case 16440, three Soviet combatants: Zoya Kosmodemyanskaya, Vasily Klubkov, and their commander Boris Krainov had to perform acts of sabotage on Nazi-occupied Soviet territory. They had been given the task of setting fire to houses in the village of Petrishchevo, where German troops were quartered. Krainov was to operate in the central part of the village, Kosmodemyanskaya in the southern and Klubkov in the northern parts. Krainov was the first to carry out his task and returned to the base. Zoya performed her task too, as was evidenced by three columns of flame in the southern part of Petrischevo seen from the base. Only the northern part was not set on fire. According to Klubkov, he was captured by two German soldiers and taken to their headquarters. A Nazi officer threatened to kill him, and Klubkov gave him the names of Kosmodemyanskaya and Krainov. After this, Kosmodemyanskaya was captured by the Germans.[11][12]


Andenken

Literatur

  • Ljubow Kosmodemjanskaja: Soja und Schura. Verlag Neues Leben, Berlin 1954
  • Daniela Rathe: Soja - eine „sowjetische Jeanne d`Arc“? Zur Typologie einer Kriegsheldin. in: Silke Satjukow, Rainer Gries (Hg.): Sozialistische Helden: eine Kulturgeschichte von Propagandafiguren in Osteuropa und der DDR. Berlin 2002, S. 45-49

Quelle

  1. Kp.ru Kosmodemyanskaya should become Saint Zoya(in Russian)
  2. Spiegel 6/2000: [Stalins Brandstifter. In: Der Spiegel. (online). Deutscher Überfall auf die Sowjetunion. Stalins Brandstifter].
  3. Michail Gorinow, Soja Kosmodemjanskaja (1923-1941), Otetschestwennaja istorija, №1, 2003, ISSN 0869-5687
  4. Alexander Zhovtis Corrections to the canonical versions, Argumenty i Fakty, N39, 1991
  5. a b c d e f g Legends of the Great Patriotic War. Zoya Kosomodemyanskaya Mass-media in internet. April 5, 2005 Vorlage:Ru icon
  6. Soja Kosmodemjanskaja: Heldin oder Symbol Argumenty i Fakty, N43, 1991
  7. Viktor Kozhemyaka. Fifty years after her death Zoya is tortured and executed again Pravda November 29, 1991
  8. Viktor Kozhemyaka Zoya is executed yet again Pravda, November 29 and November 30, 2001
  9. Ivan Osadchy Her name and deeds are immortal, Glasnost, 24 September 1997
  10. M. J. Broekmeyer, Stalin, the Russians, and Their War: 1941-1945, University of Wisconsin Press, 2004, ISBN 0-299-19594-5, Google Print, p.206
  11. The Truth on Zoya and Shura (russian) RIA Novosti. November 16, 2006. Abgerufen am 22. November 2006.
  12. Agent is not the subject for rehabilitation (russian) In: Moskovskij Komsomolets. October 9, 2002. Abgerufen am 22. November 2006.

Weblinks

Commons: Soja Kosmodemjanskaja – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien