Benutzer:Thot 1/Atelier/Der Adler vom Oligozän bis heute

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Der Adler vom Oligozän bis heute war eine Ausstellung von Marcel Broodthaers vom 16. Mai bis 9. Juli 1972 in der Kunsthalle Düsseldorf, die in der Fiktion eines eigenen Musée d’Art Moderne münden sollte.

Vorgeschichte

Am 14. Juli 1968, dem Jahrestag der Erstürmung der Bastille, kündigte Broodthaers in einem Brief an Joseph Beuys die Schaffung eines Museums moderner Kunst in Brüssel an und das niemand daran glaube – in einer Zeit in der es in ganz Belgien kein Museum für moderne Kunst gab. Und weiter war zu lesen: „Gott, wie schwer es doch ist, einen Deutschen Freund zu nennen, wenn man auf einer anderen Erde geboren ist. Beuys, Du bleibst ein Freund, und Dutschke ist ein Freund. Das schöne Deutschland lebt auf.“[1] Zwei Monate später gab Broodthars in einem fingierten Auftrag eines der Minister im „Kabinett der Kulturminister“ die bevorstehende Eröffnung eines solchen Museums, eines Département des Aigles, bekannt. Drei Wochen nach dieser Ankündigung eröffnete er am am 27. September 1968 im Namen des Département des Aigles das Museum für Moderne Kunst mit einer „Sektion 19. Jahrhundert“ und zwar, wie es in einem losen Blatt vom 29. November desselben Jahres verlautete, in Gegenwart „zahlreicher Persönlichkeiten des zivilen und militärischen Lebens.“[1] Die Eröffnungsrede wurde in dem als Museum ausgewiesenen Ateliers des Künstlers in der rue de la Papinière in Brüssel von Johannes Cladders, damals Direktor am Städtischen Museum in Mönchengladbach, gehalten.[2]

Die Ausstellung zeigte hauptsächlich Kunsttransportkisten und anderes Verpackungsmaterial, ausgewählte Kunstpostkarten, Dias und typografische Inschriften. Die Rückbesinnung dieses Musée d’Art Moderne in die Zeit und den Ort des 19. Jahrhunderts war hier „ein Ort der Reflexion, wo wie mit dem Echolot Erinnerungen heraufbeschworen wurden, Erinnerungen an das Pathos Davids […] den Stil Ingres, an den Geist Baudelaires und an den Symbolismus Mallarmés“,[1] den Broodthaers mit der „Identität des Adlers als Idee mit der Idee der Kunst“ huldigte. Unter der Rubrik „Politik“ des Département des Aigles schickte Broodthaers eine Mitteilung hinaus, die die Erhöhung des öffentlichen Kulturetats empfahl, auch wenn es zu diesem Zweck nötig würde, den Etat der Verteidigung und des Inneren zu senken.[3]

Künstlermuseum

1970 kam Marcel Broodthaers nach Düsseldorf und richtete sich in einem Keller am Düsseldorfer Burgplatz die Section Cinéma ein, wo sich das Hauptquartier des Départements befand.[4] 1972 gastierte Broodthaers im ersten Stock der Düsseldorfer Kunsthalle mit einer Ausstellung eines Département des Aigles – seines Musée d’Art Moderne, die er als Section des Figures, der Adler vom Oligozän bis heute vorstellte.[2]

Literatur

  • Bernd Klüser, Katharina Hegewisch (Hrsg.): Die Kunst der Ausstellung. Eine Dokumentation dreißig exemplarischer Kunstausstellungen dieses Jahrhunderts. Insel Verlag, Frankfurt a. M./ Leipzig 1991, ISBN 3-458-16203-8

Einzelnachweise

  1. a b c Marcel Broodthaers zitiert nach Jürgen Harten: »Der Adler vom Oligozän bis heute«, Düsseldorf 1972. In: Bernd Klüser, Katharina Hegewisch (Hrsg.): Die Kunst der Ausstellung. Eine Dokumentation dreißig exemplarischer Kunstausstellungen dieses Jahrhunderts, S. 222
  2. a b Jürgen Harten in: Bernd Klüser, Katharina Hegewisch (Hrsg.), S. 220
  3. Jürgen Harten in: Bernd Klüser, Katharina Hegewisch (Hrsg.), S. 222
  4. Karl Ruhrberg (Hrsg.): Zeitzeichen. Stationen Bildender Kunst in Nordrhein-Westfalen. DuMont, Köln 1989, ISBN 3-7701-2314-X, S. 180