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Louis-Armand de Lom d'Arce, Baron de Lahontan
Louis-Armand Lom d'Arce, Baron de Lahontan (*9. Juni 1666 in Mont-de-Marsan - † vermutl. 21. April 1716 in Hannover)[1] war ein französischer Kolonialoffizier, Abenteurer und Schriftsteller. Nach über zehn Jahren Dienst bei den französischen Truppen in Nordamerika gelangte er zu seiner Zeit durch sein Werk Nouveaux Voyages de Monsieur le Baron de Lahontan dans l'Amérique septentrionale zu einiger Berühmtheit, welches 1709 als Des berühmten Herrn Baron de Lahontan Neueste Reisen nach Nord-Indien oder das mitternächtische America ins Deutsche übersetzt wurde. Sein wichtigstes Werk aber war wohl Supplement aux Voyages ou Dialogues avec le sauvage Adario, welches ihn zu einem der Begründer des neuzeitlichen Bildes vom Edlen Wilden machte.
Leben
Hintergrund
Lahontan wurde vermutlich um 1666 als Sohn eines verarmten französischen Landedelmanns geboren.[2] Aufgrund der hohen Schulden des Vaters verlor er schon früh seine Besitzungen und trat bereits in jungen Jahren der königlich französischen Armee bei. Wie bei jungen Adeligen damals üblich, wurde Lahontan mit bereits siebzehn Jahren Leutnant. Im gleichen Jahr wurde Lahontan zum Dienst in den Kolonien versetzt, deren Verteidigung damals dem Marineministerium oblag.[3]
Kolonialoffizier
Lahontan kam 1683 nach Neufrankreich, welches unter anderem das heutige Quebec und Neufundland umfasste. Er nahm dabei an der Expedition des damaligen Gouverneurs von Neufrankreich, Joseph-Antoine de La Barre, gegen die Irokesen teil. Die Irokesen waren einer der wenigen Stämme der Ostküste, welche mit den Briten verbündet waren, und zudem mit den Franzosen durch die sogenannten Biberkriege in einem Dauerkonflikt.[4] Die meisten anderen Stämme waren mit Frankreich verbündet.[5] Aufgrund von Seuchen und schlechter Versorgung wurde die Aktion jedoch ein Fehlschlag, was letzlich zur Absetzung La Barres führte. Die folgenden Jahre als Kolonialoffizier nutzte Lahontan, um sich Kenntnisse in der meistgesprochenen Sprache der Indianer der Nordostküste, Algonkin, anzueignen.[2] Während späterer Auseinandersetzungen mit den Irokesen zeichnete Lahontan sich aus. Zudem nutzte er die Kriegszüge, um auch in wenig erforschte Gebiete vorzudringen. Laut eigener Angabe hielt Lahontan diese Erlebnisse in Briefen fest, welche die Grundlage für seine späteren Werke wurden.
Auch während des King William's War, der nordamerikanischen Front des Pfälzischen Erbfolgekriegs, zeichnete Lahontan sich aus. So nahm er an der Verteidigung von Quebec und Plaisance gegen britische Angriffe teil, und wurde zur Auszeichnung zum Gouverneur-Leutnant von Plaisance ernannt. Dies jedoch führte ihn in einen Konflikt mit dem Gouverneur Neufundlands, Jacques-Francois de Monbeton de Brouillan. Lahontan verlor den Machtkampf und musste 1693/94 fliehen.[3]
Späteres Leben
Seine Desertion und Flucht führte Lahontan schließlich nach Portugal, und von dort aus nach England, Dänemark und verschiedene norddeutsche Fürstentümer.[3] Im Jahr 1703 veröffentlichte er dann in Den Haag seinen Bestseller Nouveaux Voyages de Monsieur le Baron de Lahontan dans l'Amérique septentrionale. Dieser wurde bald auch in andere Sprachen übersetzt. Gerade in England stießen seine Texte dabei auf großes Interesse. Aufgrund einer fehlenden Lebensgrundlage veröffentlichte Lahontan schließlich noch weitere Werke, nämlich seine Memoiren und Supplement aux Voyages ou Dialogues avec le sauvage Adario. Diese Werke waren Ergänzungen zu seinem Erstwerk und waren dabei besonders für seine britischen Gönner geschrieben worden. Am Hofe des hannoveranischen Kurfürsten lernte Lahontan den berühmten Philosophen Gottfried Wilhelm Leibniz kennen.[6] Lahontan starb wahrscheinlich um 1715/16, mehrere Quellen nennen dabei den 21. April 1716 als wahrscheinlichstes Todesdatum.[1]
Schriftsteller
In seinem Erstlingswerk Nouveaux Voyages de Monsieur le Baron de Lahontan dans l'Amérique septentrionale gibt Lahontan seine Erlebnisse in seiner Zeit als Offizier in Neufrankreich zwischen 1683 und 1693 in Briefform wieder. Es besteht aus fünfundzwanzig Briefen, welche Lahontan angeblich einem Bekannten in Frankreich während seiner Zeit als Offizier in den Kolonien geschrieben hatte. Dabei ist das Werk bis heute umstritten. Zum einen gibt es starke Zweifel daran, dass Lahontan die Briefe tatsächlich während seiner Zeit in Nordamerika schrieb, zum anderen gibt es Diskrepanzen zwischen seinen Beschreibungen seiner dritten Reise und den tatsächlichen geographischen Gegebenheiten der Regionen, die er erforscht haben will.[1][2]
In seinem zweiten Werk, den Memoirs de l'Amérique Septentrionale, beschreibt Lahontan hauptsächlich die Flora und Fauna der französischen Kolonien in Nordamerika. Dies war jedoch das erste Werk Lahontans, welches er nach Aufforderung für seine Gönner in England und Norddeutschland schrieb. Kurz später schrieb er noch ein Werk für seine Gönner, die sogenannten Dialoge. In diesen trifft ein Erzähler in der ersten Person auf einen Indianerhäuptling der Huronen namens Adario. In dem nun stattfindenden Dialog stellt Lahontan die verschiedenen Sichtweisen der Europäer und der Indianer gegenüber. Die Art und Weise, wie Lahontan ihn darstellt, hat die Figur des Adario zu einem Inbegriff des Edlen Wilden werden lassen.
Einzelnachweise
- ↑ a b c David Allen Harvey: The Noble Savage and the Savage Noble: Philosophy and Ethnography in the Voyages of the Baron de Lahontan. In: French Colonial History. Nr. 11, S. 161–191.
- ↑ a b c Louis-Armand de Lom d’Arce, baron Lahontan 1684-1689 | Virtual Museum of New France. Abgerufen am 3. Mai 2017.
- ↑ a b c Peter Allan: Baron de Lahontan. 12. September 2011 (ubc.ca [abgerufen am 3. Mai 2017] University of British Columbia).
- ↑ Daniel P. Barr: Unconquered. The Iroquois League at War in Colonial America. Greenwood Publishing Group, Westport, Connecticut 2006.
- ↑ Hack, J., R. Dillon and B. Yenne.: Das große Buch der Indianer. Alle Stämme – alle Kriege. Mathias Lempertz GmbH, Königswinter 2008.
- ↑ Joseph Edmond Roy: Le Baron de Lahontan. Imprimé à la Revue du notariat, 1903.