Benutzer:TobiasVetter/Bahaitum
Das Baha'itum[2] ist eine monotheistische Weltreligion. Die Anhänger dieser Religion werden als Baha'i[3] bezeichnet. Die drei Kernlehren des Baha'itums sind:
- die Einheit Gottes, dass es nur einen transzendenten Gott gibt, der alle Dinge erschaffen hat
- die Einheit der Religionen, dass alle Religionen einen gemeinsamen geistigen Kern haben und deshalb Akzeptanz verdienen
- die Einheit der Menschheit, dass Gott alle Menschen gleich erschaffen hat und die ethnische und kulturelle Vielfalt Anerkennung verdient
Aus Sicht der Baha'i gibt es nur einen ewigen unveränderlichen Glauben, der zu verschiedenen Zeiten an verschiedenen Orten offenbart wird und den Bedürfnissen und Fähigkeiten der jeweiligen Epoche entspricht. Aus dieser Anpassung an die historischen, sozialen und kulturellen Bedingungen ergeben sich die Unterschiede der verschiedenen Religionen, die im Kern jedoch allesamt Teil des einen Glaubens sind. Baha'i sehen die Stifter der Weltreligionen (darunter Moses, Jesus Christus, Mohammed, Krishna, Buddha und Zarathustra) als Manifestationen Gottes, in denen sich Gott zeigt (Theophanie). Aufgrund ihres gemeinsamen göttlichen Ursprungs werden die Manifestationen Gottes von den Baha'i als gleichwertig betrachtet, wenngleich sie sich historisch und individuell unterschieden. Baha'ullah wird als Manifestation Gottes für dieses Zeitalter betrachtet, nach der es auch weitere geben wird.
Nach dem Glauben der Baha'i befindet die Menschheit sich in einem fortschreitenden Prozess zu einer friedlichen und gerechten Weltgesellschaft. Zweck der menschlichen Existenz sei es Gott zu erkennen und aus Liebe zu ihm der Menschheit zu dienen.
Quellen des Glaubens und Heilige Schrift der Baha'i sind das als Gottesoffenbarung betrachtete Werk Baha'ullahs und die als verbindliche Auslegungen angesehenen Werke von ʿAbdul-Baha' und Shoghi Effendi. Ebenso als Heilige Schriften wird das sakrale Schrifttum anderer Religionen betrachtet (wie der Tanach, das Neue Testament, der Koran und Andere).
Das Baha'itum entstand in Persien und dem Osmanischen Reich des 19. Jahrhundert als eigenständige Offenbarungsreligion. Stifter und Prophet ist Baha'ullah. Während der Zeit von ʿAbdul-Baha' (1892–1921) breitete die Religion sich nach Europa und Nordamerika aus. Unter Shoghi Effendi (1921–1957) institutionalisierte sich die Religion und verbreitete sich weltweit. Seitdem wird die Gemeinde der Baha'i durch gewählte Gremien und von diesen ernannte Personen geführt. Das höchste Gremium ist das Universale Haus der Gerechtigkeit.
Das Baha'itum ist heute in jedem Land der Welt vertreten[4] und hat über fünf Millionen Anhänger aus nahezu jedem kulturellen, religiösen oder ethnischen Hintergrund[5]. In den meisten islamischen Staaten ist das Baha'itum jedoch Diskriminierungen ausgesetzt oder gar verboten. In der Islamischen Republik Iran werden die Baha'i seit der Gründung der Religion verfolgt.[6]
Lehre
ʿAbdul-Baha' und Shoghi Effendi beschrieben[7] folgende Prinzipien als grundlegende Elemente des Glaubens der Baha'i:
- Einheit der Menschheit
- Einklang von Religion mit Wissenschaft und Vernunft
- Religion soll Eintracht unter den Menschen stiften
- Gleichheit von Mann und Frau
- Aufgabe von Vorurteilen und Aberglauben
- Unabhängigkeit der Suche nach Wahrheit
- Einrichtung eines dauerhaften Friedens
- Errichtung eines universellen Bildungssystems
- Notwendigkeit der Leitung der Menschheit durch den Heiligen Geist
- Lösung der sozialen Frage und des ökonomischen Ungleichgewichts
- Einheit der Religionen
- Gleiche Rechte und Pflichten für alle Menschen
- Einführung einer Welthilfssprache
- Errichtung eines Weltgerichtshofs
- Universale Gerechtigkeit
Grundlage der Baha'i-Ethik[8] ist die Erkenntnis Gottes, die Anerkennung seiner Boten und die Befolgung der Gebote der Offenbarung. Diese Pflichten sind untrennbar miteinander verbunden und stellen den Bund Gottes mit den Menschen dar. Die Offenbarung ist der höchste Maßstab für moralisches Verhalten und ist dementsprechend zu befolgen. Damit eine Tat als gut gelten kann darf gegen kein offenbartes Gebot verstoßen und muss mit den besten Intensionen vollzogen worden sein. Diesem Maßstab genügt weder ein 'der (gute) Zweck heiligt die Mittel' noch eine vermeintlich gute Tat aus bloßer Berechnung heraus. Gleichwohl sollen die Folgen des Handels in Betracht gezogen werden.
Glaubenspraxis
Gemeinde
Geschichte
Verfolgung
- ↑ Bahá’i Holy Places in Haifa and the Western Galilee. Abgerufen am 11. Oktober 2014.
- ↑ Bahai-Transkription Bahá’ítum, arabisch البهائية, DMG al-Bahāʾīya, persisch دیانت بهائی, DMGDīānat-e Bahāʾī. Im Vergleich zum Begriff Baha'i-Religion (Bahai-Transkription Bahá’í-Religion, englisch Baha'i Faith) umfasst Baha'itum als kulturelles Gesamtphänomen mehr als nur die Religion an sich (analog zu Judentum und Jüdische Religion). Veraltet oder abwertend ist der Begriff Baha'ismus (englisch Baha'ism).
- ↑ arabisch بهائی, DMG Bahāʾī, englisch Baha'is
- ↑ Ausnahmen sind der Vatikanstaat und (vermutlich) Nordkorea. Siehe Peter Smith: An Introduction to the Baha’i Faith. Cambridge University Press, Cambridge 2008, S. 95.
- ↑ Peter Smith: An Introduction to the Baha’i Faith. Cambridge University Press, Cambridge 2008, S. 79–80.
- ↑ Christopher Buck: Islam and Minorities: The Case of the Bahá’ís. In: Studies in Contemporary Islam. Band 5, Nr. 1-2, 2003, S. 83–106 (christopherbuck.com [PDF]).
- ↑ Peter Terry: ‘Abdu’l-Bahá’s Explanation of the Teachings of Bahá’u’lláh: Tablets and Talks Translated into English (1911–1920). In: Lights of ‘Irfán. Band 1, 2000, S. 143–163 (irfancolloquia.org). Shoghi Effendi: God Passes By. US Bahá’í Publishing Trust, Wilmette 1979, S. 281–282 (bahai.org – Erstausgabe: 1944). Shoghi Effendi: The Faith of Bahá'u'lláh: A World Religion (= BIC Document. Nr. #47-0701). Bahá'í International Community, New York 2008 (bahai.org – Erstausgabe: 1947).
- ↑ Udo Schaefer: Doctrinal Fundamentals (= Bahá’í Ethics in Light of Scripture. Band 1). George Ronald Publisher, Oxford 2007, ISBN 978-0-85398-505-1, S. 331–340.