Benutzer:Transparadiso/Entwurf
transparadiso wurde 1999 von Barbara Holub (Künstlerin, Architektin) und Paul Rajakovics (Architekt und Urbanist) in Wien als transdisziplinäre urbane Praxis zwischen Architektur, Urbanismus und Kunst, zwischen Theorie und Praxis, gegründet.
Die Praxis und Forschung von transparadiso ist geprägt von sozialem und gesellschaftspolitischem Engagement. transparadiso arbeitet dafür insbesondere an einer neuen Methode – dem direkten Urbanismus. Direkter Urbanismus involviert Kunst und künstlerisch-urbanistische Strategien langfristig in prozessorientierte Stadtplanung und Stadtentwicklung, um auf die aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen in ihrer Komplexität reagieren zu können. Diese innovativen Strategien und transdisziplinären Expertisen sollen dabei gleichwertig zu herkömmlichen Planungsmethoden jenseits der Dichotomie von „bottom up“ und „top down“.etabliert werden und die Aneignung des öffentlich-urbanen Raums durch die BewohnerInnen/ NutzerInnen fördern.
transparadisos urbane Strategien und Taktiken streben danach, existierende Bedingungen und Aufgabenstellungen durch Aktivierung des "kulturellen Kapitals” im Sinne von Pierre Bourdieu neu zu formulieren. Dies ermöglicht eine Umwertung der Verteilung und Aneignung von Ressourcen. Strategien, die sich kritisch gegenüber bestehenden sozio-kulturellen Mustern verhalten, können die Erwartungshaltungen der Autoritäten unterwandern - sie arbeiten auf einer Parallelebene, ähnlich dem Phänomen, das Michel de Certeau als "Perücke” bezeichnet.
transparadiso entwickelt für den jeweiligen Kontext spezifische Tools, um spezielle urbanistische Programme (z.B. für „Wunschproduktion“) zu produzieren, die mit herkömmlichen stadtplanerischen Methoden nicht erzeugt werden können. Diese Tools ermöglichen partizipatorische Prozesse, die genau differenzieren, welche Bevölkerungsgruppen oder TeilnehmerInnen aus gemischten sozialen Hintergründen in welchem Stadium des Planungsprozesses für welche Ziele involviert werden. transparadiso schafft dafür „Situationen“ (siehe Situationisten), in denen die Verantwortung an die Bevölkerung und die beteiligten Verantwortlichen zurückgespiegelt wird. Speziell entwickelte Spiele, die meist auf bekannten Gesellschaftsspielen basieren, sind ein wichtiges Mittel für die Wunschproduktion bzw. für die Entwicklung von Inhalt, da das Spiel eine entspannte Situation herstellt, die unabhängig von Fachwissen ist (siehe Johan Huizinga „Homo Ludens“).
Weitere Strategien für direkten Urbanismus sind u.a.: kontextuelles Handeln, antizipatorische Fiktion, Makro-Utopie, Erweiterung des Kontexts, Rollenwechsel, Verlernen und Umwertung.
1. Geschichte
Paul Rajakovics gründete 1996 transbanana architects (mit Margarethe Müller und Bernd Vlay). Als 1998 „occupying architecture“ (hrsg. Jonathan Hill) erschien, schien es ein kurzer Weg zu sein, bis innovative Planungsansätze Eingang in konventionelle Planungspraxis finden würden. Seit Barbara Holub und Paul Rajakovics 1999 transparadiso gründeten, ist ihre Praxis getrieben von dem Bewusstsein, dass eine Veränderung in der Planungspraxis notwendig ist. Ihre Arbeit nimmt vor allem Bezug auf Henri Lefebvre, die Situationisten, sowie auf „Die Kunst des Handelns“ von Michel de Certeau. Von 2010-2013 führte Barbara Holub das künstlerische Forschungsprojekt „Planning Unplanned- Towards a New Positioning of Art in the Context of Urban Development an der TU Wien durch.
2. Werkverzeichnis (Auswahl)
Quartier Bienvenue, Wien (A), 2017-2019
WoGen Genossenschaftshaus, Wien, 2017-2019
Paradise Enterprise (Projekt für direkten Urbanismus), Judenburg (A), 2012-2014
StadtwerkLehen, Salzburg (A), 2009-2013
Galerie Fotohof, Salzburg (A), 2009-2012
„Aufforderung zur ungeforderten freiwilligen Intersprachlichkeit“, Platzgestaltung, Pottenhofen, (A), 2016
„Das Lachen, das im Halse stecken bleibt“, Vienna Biennale, Wien (A), 2015
„Je suis arabe“, Operation Goldhaube, Salzburg Museum, Salzburg (A), 2014
„Part of the Game“, nGbK, Berlin (D), urbane Intervention, 2014
„Bye,bye, bakchich système“, Sousse (TUN), urbane Intervention, 2014
”Uitzicht Op!”, Blue House (Jeanne van Heeswijk), Amsterdam/ Ijburg (NL), 2009
3. Auszeichnungen (Auswahl)
Österreichischer Kunstpreis für bildende Kunst, 2018
Otto-Wagner-Städtebaupreis, 2007
Schindler-Stipendium, MAK Center for Art and Architecture, Los Angeles, 2004
4. Lehrtätigkeit und Funktionen (Auswahl)
Barbara Holub war Gastprofessorin an der School of Art and Design/ University of Illinois at Chicago, an der Universität für Angewandte Kunst/ Wien, lehrte an der f+f Schule für Kunst und Design/ Zürich, der Kunstuniversität Linz und lehrt am Institut für Kunst und Gestaltung / TU Wien.
Paul Rajakovics lehrte an der Abteilung für Wohnbau und Entwerfen/ TU Wien bis 2017.
Präsidentin der Secession Wien (Barbara Holub, 2006-2007); Mitglied des Beirats für Kunst im öffentlichen Raum Niederösterreich ((Barbara Holub, 2005-2007); Co-Sekretär von Europan Österreich (Paul Rajakovics, 2004-2007); Redaktionsmitglied von dérive_Zeitschrift für Stadtforschung, Wien (A); Mitglied des advisory boards von Art & the Public Sphere Journal (UK); Mitglied des advisory boards von World Council for the Peoples of the United Nations, New York (USA).
5. Publikationen (Auswahl)
_Holub, Barbara und Christine Hohenbüchler (hrsg.). Planning Unplanned_Darf Kunst eine Funktion haben? Towards a New Function of Art in Society, 256 S., dt/ engl., Verlag für moderne Kunst, 2015
_ Holub, Barbara; Social Design Arts as Urban Innovation (hrsg.). Das Bienvenue: Ein Recht auf Raum für alle (Social Design Reader), 116 S., 2016
_Rajakovics, Paul, Irene Ott-Reinisch, Anita Aigner (hrsg.). Anders günstig. Wohnbau sozialintegrativ, 150 S., Verlag Bibliothek der Provinz, 2017
_Barbara Holub und Paul Rajakovics. Direkter Urbanismus/ Direct Urbanism, 216 S., dt/ engl., Verlag für moderne Kunst Nürnberg, 2013
_Abteilung für Wohnbau und Entwerfen/ TU Wien (hrsg.), re-searching utopia: when imagination challenges reality, 248 S., engl., Niggli, 201
_Holub, Barbara. found, set, appropriated, Verlag für moderne Kunst Nürnberg, 176 S., dt./engl., 2010
_Holub, Barbara und Paul Rajakovics (hrsg). Urbane Wunder, Bucher Verlag, 32 S., 2010
_Holub, Barbara. Initiative Island. Eastside Projects Birmingham, engl., 32 S., 2009
_Rajakovics, Paul und Bernd Vlay, Marko Studen (hrsg.). Uropean Urbanities, engl., 408 S., Springer Verlag, 2006
_Barbara Holubs Musterbuch: Ideal Living, Triton Verlag, Wien, 176 S., 2003
_Holub, Barbara. common ground, shared place, Galerija Marino Cettina, Umag, 14 S., 2001
_Holub, Barbara. Secession, Wien, 24 S., 1999
_Holub, Barbara. ohne deckung, Eikon Sonderdruck #3, Triton Verlag, 16 S., 1998