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Sendeanlagen im Gebiet der ehemaligen Oberpostdirektion Braunschweig

In diesem Beitrag geht es um Sendeanlagen im Geltungsbereich der Oberpostdirektion Braunschweig.

Funkdienste

Die Genehmigung zum Betrieb einer Funkanlage war seit März 1908 gesetzlich festgelegt. Die Funkhoheit für das gesamte Reichsgebiet wurde 1919 der Deutschen Reichspost übertragen. Mitten in der Inflation, am 29. Oktober 1923, strahlte der von der Reichspost errichtete Sender Berlin das erste Rundfunkprogramm aus. Am 1. Januar 1924 gab es in Deutschland 1.580 Rundfunkteilnehmer.

Einer der ersten Rundfunkhörer war der Photograph Hartmann in Bad Harzburg. Er erhielt die Rundfunkgenehmigung am 22. November 1923, gleichzeitig auch die Genehmigung zum Handel mit Rundfunkgeräten. Die Rundfunkgebühr betrug damals 25 Billionen Mark.

Seit 1926 arbeitete die Post an der Entwicklung des Fernsehens. Ab 1929 strahlte der Sender Berlin Fernsehversuchssendungen aus. Sechs Jahre später wurde die erste öffentliche Fernsehstelle im Reichspostmuseum in Berlin eröffnet. 1936 hatte das Fernsehen den ersten Großeinsatz bei den Olympischen Spielen in Berlin. Im folgenden Jahr zeigte die Forschungsanstalt der Deutschen Reichspost den Besuchern der Funkausstellung Berlin zum ersten Male farbiges Fernsehen.

Einführung des UKW-Radios

Im Geltungsbereich der OPD Braunschweig begann die Geschichte um Sendeanlagen für Radio und Fernsehen erst nach dem Zweiten Weltkrieg.

Die Briten beschlossen schon im Spätsommer 1945, den Nordwestdeutschen Rundfunk (NWDR) zu einem eigenständigen Vollprogramm auszubauen. Noch sendete man in Europa vor allem auf Mittelwelle mit ihren sehr großen Reichweiten.

Die Sendefrequenzen waren auf der Kopenhagener Wellenkonferenz von 1948 neu verhandelt worden. Deutschland als besetzte Nation war nicht vertreten und bekam nur ganz wenige, ungünstige Frequenzen. Zu diesem Zeitpunkt waren Ultrakurzwellen (UKW) weitgehend bekannt, wurde aber noch nicht für den Rundfunk genutzt. Nun beschloss die Post zur Verbesserung des Rundfunks die Einführung der UKW-Frequenzen. Sie hatten nur eine sehr kurze Reichweite, verschaffte aber ein ganz neues Klanggefühl. Post und Wirtschaft haben experimentiert und entwickelt. Die ersten UKW-Sender hatten zunächst nur wenige Zuhörer. Mit den alten Rundfunkempfängern war der UKW-Empfang nicht möglich. Mit viel Werbung und einer deutlich besseren Tonqualität waren die Kunden jedoch schnell überzeugt.

Brocken

Zwischen 1936 und 1937 war auf dem Brocken ein Fernsehturm, heute ‟Brockenherberge”, mit einer Antennenhöhe von 95 m errichtet worden. Von hier sollten Fernsehprogramme für den nord- und mitteldeutschen Raum gesendet werden. Der Krieg unterband diese Bestrebungen. Stattdessen wurde zur DDR-Zeiten eine Radarstation betrieben. Der Westen baute seine Sendeanlagen im benachbarten Torfhaus.

Torfhaus

Blick auf Torfhaus vom Goetheweg im Sommer

Die geringere Reichweite des UKW-Funks machte den Bau neuer Sender notwendig. Das Fernmeldetechnische Zentralamt führte 1948 in Torfhaus Richtfunkversuche mit UKW-Sende- und -Empfangsanlagen durch, die noch im gleichen Jahre zur Einrichtung der „Funkstelle Torfhaus" führten. Sie dienten zunächst dem Fernsprechverkehr aus den Westzonen nach West-Berlin. 16 Ferngespräche konnten über diese „Funkbrücke" gleichzeitig geführt werden. Dieser Turm erhielt später die Fernsehantennen zur Ausstrahlung des 2. und 3. Fernsehprogramms.

1950 gehörte der NWDR zu den Gründungsmitgliedern der ARD. 1952 war der NWDR maßgeblich für den Wiederbeginn des Fernsehens in Deutschland verantwortlich. Auf dem Torfhaus kam 1952 eine Antennenanlagen hinzu. Durch die Errichtung eines 70 m hohen Antennenturmes in Stahlgitterkonstruktion, konnte die Leistungsfähigkeit wesentlich verbessert werden.

Durch die Auftrennung des Nordwestdeutschen Rundfunks (NWDR) entstand 1954 der Norddeutsche (NDR) und Westdeutsche Rundfunk (WDR). Beide Sendeanstalten übernahmen am 1. April 1956 den Sendebetrieb.

1958 entstand ein weiterer 45 m hoher Antennenturm in Torfhaus. Nun konnten im Verkehr mit Berlin 480 Ferngespräche gleichzeitig übermittelt werden. Diese Richtfunkstrecke erfuhr 1961 eine wesentliche Erweiterung, bedingt durch die Richtfunkstrecke Braunschweig - Torfhaus - Hannover. Nun konnten 960 Ferngespräche mit Westberlin geführt werden. Weitere Richtfunkstrecken übertrugen die Tonrundfunk- und Fernsehrundfunkprogramme von den Sendeanstalten zum Torfhaus. Die Radioprogramme und das 1. Fernsehrundfunkprogramm wurden über eine Kabelverbindung zum Torfhaus weitergeleitet. Das 2. Fernsehprogramm wird seit dem 1. Juni 1961, das 3. Fernsehprogramm seit dem 21. September 1964 von dem zum Dienstbereich des Fernmeldeamtes Braunschweig gehörenden Fernseh- und Funksender Torfhaus ausgestrahlt.

Torfhaus ist Standort von zwei großen Sendeanlagen, von denen eine vom Öffentlich-Rechtlichen NDR und die andere von der Deutsche Funkturm GmbH (DFMG) betrieben werden. Die Sendeanlage des NDR dient seit dem 24. Mai 2004 zur Verbreitung Digital Video Broadcasting Terrestrial (DVB-T) des erdgebundenes (terrestrischen) digitalen Fernsehens und von vier NDR-Hörfunkprogrammen im UKW-Bereich. Als Antennenträger fungiert ein 279,8 m hoher, abgespannter Stahlrohrmast, dessen Sendeantennen sich auf 243 m Höhe befinden. Am Fuß des Mastes befindet sich auch die Betriebszentrale für sämtliche NDR-Senderanlagen in Niedersachsen. Die Sendeanlage der Deutschen Funkturm GmbH dient der Verbreitung der Hörfunkprogramme Deutschlandfunk, Radio ffn und Hit-Radio Antenne im UKW-Bereich und ist auch Standort einer Richtfunkanlage.

Abbenrode/Cremlingen

Die Mittelwelle wurde weiter betrieben. Im Jahre 1962 errichtete die Deutsche Bundespost den Mittelwellensender Braunschweig/Abbenrode/Cremlingen. Er sendete das Programm Stimme Russlands des Deutschlandfunks, anfangs mit einer Leistung von 100 kW auf der Frequenz 630 kHz. Nach dem Aufbau eines 240 m hohen Antennen-Rohrmastes von 2 m Durchmesser ist die Leistung des Senders auf 400 kW erhöht worden. Ein zweiter Sender strahlt an der gleichen Stelle das Deutschlandfunk-Programm auf der Frequenz 756 aus. Er hat eine Leistung von 200 kW. Der Mast hat eine Höhe von 137 m, auf 99 m befindete sich eine Reserveantenne für Richtfunk.

Sender Fredesloh

Im Süden des OPD-Bezirks entstand 1962 der 155 m hohe und etwa 3200 Tonnen schwere Stahlbetonturm eines Senders bei Fredelsloh: der Fernmeldeturm Solling. Er dient seit August 1963 als Relaisfunkstelle für die Richtfunkverbindungen Hannover-Frankfurt am Main sowie der Übermittlung von Ferngesprächen auf der Richtfunklinie Göttingen-Fredelsloh-Hannover. Hinzu kommen die bereits genannten Richtfunklinien, die über die Funkstelle Torfhaus laufen. Fredelsloh sendet seit Februar 1964 das 2., und seit Juli 1965 auch das 3. Fernsehprogramm. Der Empfangsbereich umfasst die Göttinger Ebene bis zum Harzrand und bis an das Weserbergland. Da sich die Fernsehwellen geradlinig wie Lichtstrahlen ausbreiten und größere Erhebungen Hindernisse darstellen, ist in manchen Gebieten der Fernsehempfang unzureichend. Um auch den Bewohnern dieser Gegenden eine ungetrübte Freude am Fernsehen zu sichern, wurden im Bezirk der Oberpostdirektion „Füllsender" errichtet, die das Fernsehprogramm auf dem Funkwege empfangen und in die im „Empfangsschatten" liegenden Gebiete ausstrahlen.

Sämtliche Richtfunkstrecken für die Übertragung von Fernsehprogrammen, sowie alle Fernsehsender und die Fernsehumsetzer (Füllsender) im Bezirk Braunschweig sind seit dem Sommer 1967 für die Übertragung des Farbfernsehens technisch ausgerüstet.

Literatur

  • Horst Besold. "Die Oberpostdirektion Braunschweig - 1868 - 1968", OPD Braunschweig
  • Informationen von ehemaligen Mitarbeitern

Siehe auch

Kategorie:Funksender Kategorie:Braunschweigische Postgeschichte