Benutzer:Ulf.johannes/Coswig-Gierseilfähre

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Coswig-Gierseilfähre

"Die Coswiger Fähre wurde im Landbuch von 1566 erstmals erwähnt. Die Kahnfähre benötigte damals, je nach Wasserstand, 40 - 60 Minuten zur Überquerung des 125 m breiten Flusses. Auf dem Fahrprahm, einem flachen Schiffskörper mit stumpfem Bug und Heck, hatte ein Pferdewagen mit Pferden Platz. Dieser Prahm, ob mit oder ohne Last, wurde dann vom Fährmann und seinen Fährknechten am Ufer ein- bis zweihundert Meter stromab gestakt und gerudert. Natürlich trieb die Fähre dabei ab, weshalb man anfangs erst gegen den Strom gefahren war.
Der Elbübergang diente zu jener Zeit den Transporten der anhaltischen Fürsten zwischen Dessau - Wörlitz - Coswig und den Bauern, die ihre Heufuhren von den Elbwiesen nach Coswig brachten.
Die Fähre war als herrschaftliches Eigentum verpachtet. Der Fährmeister war zur Unterhaltung der Kähne verpflichtet. Er hatte den Auftrag, den Fürsten und sein Gesinde mit Pferd und Wagen überzusetzen.
Als Gegenleistung erhielt er vom Fürsten jährlich einen Wispel Roggen (ca. 1000 kg). Auch für alle anderen Fahrgäste gab es keinen festen Tarif. Wer überfahren wollte, mußte mit dem Fährmeister über den Lohn einig werden. Von alters her gehörte die Fähre je nach familiärer Aufteilung des Landes erst zu Anhalt-Zerbst und später zu Anhalt-Bernburg. Nach Vereinigung von Anhalt-Bernburg und Anhalt-Dessau wurde die alte Fähre im Jahre 1863 durch eine Kettenfähre ersetzt. Bei diesen Fähren war eine Kette quer über den Fluß gespannt. Durch Schrägstellen der Fähre zum Strom mittels Ruder wurde die Fähre durch die Strömung an das andere Ufer getrieben.
Anders verhielt es sich bei der im Dezember 1863 eingerichteten "Kettenfähre mit Giervorrichtung". Die Fähre hing an einer ca. 200 m langen Kette, die im Strom oberhalb des Überganges verankert war. Mittels Ruder brachte man die Fähre in Gierstellung (Gieren: seemännisch "außer Kurs laufen").
Die Fährleute hatten anfangs Probleme mit der neuen Technik. Erst nach mehrmaligem Ändern der Verankerung und dem Ersetzen der Kette durch Stahltaue erfolgte die Überfahrt ab Pfingsten 1864 als fliegende Fähre bzw. als Gierfähre. Der Holländer Hendrik Heuck aus Nimwegen erfand schon im Jahre 1657 die Technik der Gierfähren, um den Verkehr über den breiten Wal zu erleichtern.
Solch eine "Gierponte", wie die Fähren genannt wurden, hing so wie zur heutigen Zeit an einem langen Drahtseil, das sich kurz vor der Fähre teilt. Ein Ende ist am Bug befestigt, das andere am Heck. Verändert man die Längen der Enden zueinander, so ändert sich auch der Anstellwinkel der Fähre zum Strom. Durch den Druck des anströmenden Wassers gegen die schräg gestellte Fähre, wird sie zum andern Ufer gedrängt.
Im Laufe der Jahre wurden immer wieder Neuerungen und Verbesserungen an der Fähre vorgenommen.
Die sich noch heute in Betrieb befindende Fähre ist 1990 völlig neu aufgebaut worden. An dem Schiffskörper, der aus 8 mm starken und vernieteten Stahlplatten besteht, hat sich wenig geändert. Modernisiert wurde die Fähre jedoch seitdem noch mehrmals.
1978 erhielt die Fähre ein neues Gesicht. Auf der stromab gelegenen Seite erhielt das Personal eine Aufenthaltskabine, zu der auch ein kleiner Raum für Werkzeuge und Hilfsmittel gehört. Insgesamt bekam die Fähre ein freundliches Aussehen und paßt sich gut der reizvollen Umgebung an. Seit 1949 ist die Fähre Eigentum der Stadt Coswig. Ganz aktuell ist der neueste Umbau, der 1996/1997 durchgeführt wurde.
Durch die Verlängerung der beiden Ausleger um ca. 1,5 m ist die Fähre jetzt auch mit Bussen befahrbar. Außerdem wurden die Holzplanken der Nutzfläche beseitigt und durch eine geriffelte Metalloberfläche ersetzt. Der Schiffskörper ist, einem Ponton gleich, unsinkbar. Im Verlauf eines Jahres legt die Fähre ca. 3000 km zurück. Das sind bei einem jährlichen Einsatz von etwa 300 Tagen ungefähr 10 km pro Tag. Die beförderten Personen entsprechen etwa 10.000 Platz-Kilometern Beförderungsleistung. Die Fähre besitzt mit ihrem motorlosem Antrieb eine Tragfähigkeit von über 20 Tonnen. Bei normalem Wasserstand hat die Elbe bei Coswig eine Fahrwassertiefe von 3 m, das sind 59,70 m über NN. Erreicht der Pegelstand in Coswig 61,20 m über NN, also 4,50 m im Fahrwasser, muß der Fährverkehr eingestellt werden. Hinzu kommt, daß die Bundesstraße 107 dann im Elbuferbereich überspült wird.
Die Fähre ist jedoch ganzjährig im Einsatz; ausgenommen eine Winterpause in den Monaten Januar und Februar.

(Quelle: "Die Gierfähre in Coswig (Anhalt)" der Stadtinformation der Verwaltungsgemeinschaft Coswig (Anhalt))