Benutzer:Ulrich Kusche-Niemeier/Artikelentwurf Nikolaus Niemeier

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Nikolaus Niemeier (* 25. Mai 1876 als Nicolaus Johannes Max Niemeier in Hamburg-Altona; gest. 1. Dezember 1934 in Berlin-Steglitz: auch Max Nikolaus Niemeier genannt) wirkte als Maler, niederdeutscher Dichter und Puppenspieler. Sein bekanntestes Werk ist der im Frühjahr 1922 erstellte Rosenhimmel von Hiddensee, die Ausmalung des Tonnengewölbes in der Inselkirche Hiddensee. Von 1918 bis 1932 lebte er überwiegend im Norderende von Vitte, während er sein Atelier in Berlin-Steglitz hatte. 1925 erschien der niederdeutsche Gedichtband De Sternseier, der 1996 eine Neuauflage erfuhr. Im Heimatmuseum Hiddensee wird sein 1923 gemaltes Bild Das Spuckhaus gezeigt und sind zwei von Niemeier selbst geschnitzte Handpuppen ausgestellt.

Leben

Die wesentlichen Motive seines Schaffens lassen sich in seiner Kindheit finden. Sein Vater hatte sich vom Goldgräber zum Kaufmann hochgearbeitet und verbat dem einzigen Kind, zu Hause Plattdeutsch zu sprechen. Wie Ernst Hermann in seinem Nachruf berichtet, sprach er es deshalb doppelt so gern mit seinen Kameraden. Und als ihn das Schicksal in aller Herren Länder jagte, wurde ihm sein Platt immer lieber. Seine heimlichsten Gedanken und Sehnsüchte konnte er in dieser Kindheitssprache zum Ausdruck bringen. Auch die Blumen als Schlüsselsymbol in seinen Gedichten und Gemälden stammen wohl aus seiner Jugend. Von ihr berichtet Autor Bolze, dass er zwischen den unzähligen blühenden Blumentöpfen seiner Mutter aufwuchs. Es ist ungeklärt, ob Nikolaus Niemeier zunächst eine Lehre absolvierte. Jedenfalls begann er das Studium der Malerei an der Kunstgewerbeschule in Hamburg und setzte es in Paris fort. Dort gehörte er zum Kreis der Künstlerinnen und Künstler, die sich zwischen 1903 und 1910 im Café du Dome trafen. Er beendete das Studium an der Akademie der Künste in Berlin. Angaben über das Studium an den Kunstakademien in München und Dresden können nicht als gesichert angenommen werden. Im Ersten Weltkrieg wurde Niemeier ausgerechnet an der Westfront eingesetzt und so schwer verletzt, dass er den Rest seines Lebens das rechte Bein nachzog. Schon vor dem Ersten Weltkrieg lernte Niemeier die Insel Hiddensee kennen und lieben. Womöglich war es der ältere Freund, der Maler Emil Orlik, der ihm den Aufenthalt auf Hiddensee vermittelte. Bald nach Kriegsende, im Herbst 1919 erwarb Niemeier das Fischerhaus am Norderende 90 in Vitte, das zu seinem weiteren Lebensmittelpunkt wurde. Zu seinen Besuchern gehörte auch Inselpastor Arnold Gustavs, der gewiss von den Schwierigkeiten berichtete, die seit 1906 geplante Renovierung der Inselkirche zum Abschluss zu bringen. Niemeier erbot sich, die Ausmalung der Kirche kostenfrei durchzuführen, und bemalte die hölzerne Kirchendecke mit mehr als 1200 Rosenblüten und Bouquets. In einem Brief vom März 1922 erklärte er die Absicht seines Werkes mit dem Wunsch, dass mein Beispiel, Freude zu geben Nachahmung finde, damit uns allen das an und für sich schwere Leben leicht und schön werde. Diese Absicht drückt sich auch aus in seinen Gedichten und Sinnsprüchen, die nur an wenigen Stellen die persönlichen Nöte erkennen lassen. Niemeier war fünf Mal jeweils nur wenige Jahre verheiratet. Aus den Beziehungen mit Marie Elise David (1902-1905), Ida Schmidt (1907-1913) und Katharina Donny geb. Wernicke (1915-1920) stammen seine vier Kinder Gertrud, Walter, Katharina und Christian. Elisabeth Mendel brachte ihre Tochter Dorothea mit in die vierte Ehe (1925-1931). Diese erinnert sich an Niemeier als liebevollen Stiefvater. Die leiblichen Kinder erlebten ihren Vater in ihren Sommerferien, in denen sie zu ihm nach Hiddensee kamen. Die fünfte Ehefrau, die frühere Besitzerin des Hotel Seestern in Binz, begleitete Niemeier in den letzten drei Jahren seines Lebens, bis er im Alter von 58 Jahren starb. Nach seinem Tod bewohnte sie das Atelier in der Berliner Albrechtstraße, das 1942 bei einem Luftangriff mit zahlreichen künstlerischen Hinterlassenschaften zerstört wurde.

Werke

Anders als bei seinen Künstlerfreunden Emil Orlik und Cesar Klein sind nur wenige der Radierungen und Gemälde von Nikolaus Niemeier erhalten geblieben. In Familienbesitz befinden sich ein impressionistisches Frühwerk aus der Studienzeit in Frankreich, ein Bild der Steilküste auf Hiddensee, ein Triptychon vom Hamburger Hafen, einzelne kleinere Blumenbilder sowie ein mit Blumenmotiven bemalter Schrank, wie er sie wohl häufiger gestaltet hat. Als Postkarten verbreitet sind ein Überblick über die Hausmarken auf Hiddensee und der viele Jahrzehnte als Werbespruch genutzte Text Hiddensee. Der niederdeutsche Gedichtband De Sternseier ist 1925 im Verlag von Walter Krohß in Bergen auf Rügen erschienen. Das den Gedichten vorangestellte Motto lautet bezeichnenderweise Kummst du to mi, kummst du to di. In den Rezensionen wurde Niemeier als großer niederdeutscher Dichter gerühmt und vor allem die Musikalität seiner Texte hervorgehoben. Die Komponistin Charlotte Kaufmann hat denn auch mehrere seiner Gedichte vertont. Ein Notenblatt findet sich in der 1996 im Hiddensee-Verlag "Das blaue Blatt" erschienenen Neuauflage. Sie enthält auch ein Nachwort von Katharina Kusche geb. Niemeier unter dem Titel Erinnerungen an meinen Vater. Inzwischen ist wenig bekannt, dass der Hiddenseer Rosenhimmel zunächst nur einen Teil der Ausmalung der Kirche in Kloster darstellte. Ursprünglich wurde die ausgemalte Decke von mehreren auf die Wände gemalten Pilastern getragen. Es war der Dresdner Architekturprofessor Helmut Trauzettel, der bei der 1965 anstehenden Renovierung der Kirche vorschlug, den Schatz des Rosenhimmels dadurch zur Geltung zu bringen, dass die Kirchenwände weiß bemalt das Licht an die Decke werfen würden. In dieser Gestalt wurde die Decke der Inselkirche 2008 ein weiteres Mal aufwändig restauriert, so dass die zahlreichen Besucherinnen und Besucher der Insel sich auch noch im 100. Jahr seit ihrer Ausmalung an dieser einzigartigen Blumendarstellung erfreuen können. In den wirtschaftlich schwierigen Jahren half Niemeier das Puppenspiel, die Situation ein wenig zu verbessern. Seine Tochter Katharina erinnert sich, dass an manchen Tagen die Puppenbühne aufgebaut wurde. Die Kinder von Vitte wurden eingeladen und gebeten, als Eintritt eine Kartoffel oder ein Stück Kohle mitzubringen. Der Schauspieler und Regisseur Karl Huck, künstlerischer Leiter der Seebühne auf Hiddensee, nennt Niemeier gern seinen Vorgänger.

Literatur

Ruth Negendanck, Ein Künstler des Lebens: Max Nikolaus Niemeier, in: Hiddensee. Die besondere Insel für Künstler, Fischerhude 2005, 120-122

Weblinks

Einzelnachweise


Konrad Glöckner, Inselkirche Hiddensee Nikolaus Niemeier, De Sternseier, Neuauflage mit einem Nachwort von Katharina Kusche geb. Niemeier Erinnerungen an meinen Vater und einem Anhang des Verlages mit Zeichnungen und einem Notenblatt, Hiddensee Verlag Das blaue Blatt, Hiddensee 1996 Ute Fritsch, Künstlerkarte Nikolaus Niemeier. Nr.1 der Serie Poetisches Hiddensee, Berlin 2016 Barbara Franck, Das Museumsfest am 14.August 2013, in: Hiddensee. Inselnachrichten August/September 2013, S.5 Ernst Hermann, Der niederdeutsche Dichter Nikolaus Niemeier, in: 30./31.Dezember 1934,S.6 Boltze, Max Nicolaus Niemeier, Steglitzer Anzeiger, 3.Dezember 1934 Annette Gautherie-Kampka, Café du Dome. Deutsche Maler in Paris, 1903-1914, Bremen 1996 Insula Rugia (Hg.), Malerlexikon Rügen-Vilm-Hiddensee, Niemeier, Max Nicolaus Arnold Gustavs, Eintragungen zu Vorgeschichte und Ausmalung der Kirche 1922, in: Memorabilia, Chronik der Ev.Kirchengemeinde Hiddensee, S.86ff. Walter Heynen, De Sternseier, in: Die Preußischen Jahrbücher, April 1926 Rezension De Sternseier, in: Frankfurter Nachrichten Holger Teschke im Interview mit Karl Huck und Wiebke Volksdorf: 20 Jahre Seebühne Hiddensee, in: Karl Huck/Wiebke Volksdorf, Seebühne Hiddensee-Logbuch 4, Theater der Zeit Berlin 2017, S.5ff.


Vorgesehene Fotos: Porträt (s. Ausschnitt aus Sternseier), Postkarte Kirche von 1952, evtl. Foto von Niemeier mit Kindern vor dem Haus im Norderende