Benutzer:Video2005/TV Radio Cast

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Unter TV Radio Cast bezeichnet man die Übertragung von Hörfunk- oder Fernsehprogrammen über die Austastlücke eines Fernsehsenders, über die normalerweise der Videotext übertragen wird.

Technik

Das Bild eines Fernsehers, welches aus 625 Zeilen besteht, wird zeilenweise mit einem Elektronenstrahl aufgebaut. Dabei entstehen Bereiche im Fernsehsignal, welche keine Bildinformationen enthalten. Man unterscheidet die horizontale Austastlücke (Zeit, die der Elektronenstrahl vom Ende einer Zeile bis zum Anfang der nächsten Zeile benötigt) und die vertikale Austastlücke (Zeit, die benötigt wird, um den Elektronenstrahl von der unteren rechten Position wieder in die obere linke Position zu bewegen, also vom Bildende zum Bildanfang des nächsten Bildes). Diese „verlorene Zeit“ der vertikalen Austastlücke wird normalerweise durch den Teletextdienst genutzt. Auch R@dio.mp3, Megaradio.mp3 und Sexxxcast.TV nutzten diese vertikale Austastlücke, indem das verpackte Musiksignal bzw. die Filme hierüber gesendet wurde. Hierzu wird ein digitales Signal auf ein analoges Fernsehsignal aufgebunden und über die Austastlücke verfügbar gemacht. Mit Hilfe der Player-Software wird das Signal, in dem die komprimierten MP3 Daten oder Filme enthalten sind, wieder decodiert.

Normalerweise verwendet ein Fernsehsender 12 Zeilen pro Halbbild, für den VideoText (TeleText), also 24 Zeilen pro Bild. Eine Zeile enthält 45 Bytes Daten. Dabei sind 5 Bytes Teletext Informationen, wie Zeilennummer, Magazin, etc. 40 Bytes können von einem Austastlückensender wie R@dio.mp3 oder Megaradio.mp3 genutzt werden. Eine Zeile pro 24 Zeilen sind ebenfalls für Teletest reserviert, das ist die Headerzeile. Somit ergeben sich 24*40Zeichen*23/24*25Hz = 23000 Zeichen/s. Da man jedes Zeichen mit 8 Bit belegen kann (normaler Teletext nutzt nur 7 Bit) ergibt sich eine Brutto Datenübertragung von 184 kBit/s, also fast dem dreifachen einer ISDN Verbindung. Da die Karlsruher Firma RapidSolution Software, die den R@dio.mp3, den Megaradio.mp3 und den Sexxxcast.TV Player entwickelte, mehrere ausgeklügelte, selbstentwickelte Protokolle (mehrere Daten-Ströme gleichzeitig, Robustheit gegen Übertragungsfehler, verschlüsselungsfähig, streamingfähig etc.) und auch FEC (Vorwärtsfehlerkorrektur zur Eliminierung von fehlerhaften Datenbits und Blockfehlern) verwendet, müssen dafür ca. 20% abgezogen werden. Damit kommt man etwa auf eine Nettorate von ca. 153 kBit/s, so dass R@dio.mp3 und zeitweise auch Megaradio.mp3 in dem nächstmöglichen Standard von 128 kBit/s sendeten.

MP3s können auch mit einer höheren Bitrate, als Übertragungsbandbreite vorhanden, gesendet werden, jedoch können diese MP3s dann nicht mehr live angehört werden und somit ist der entsprechende Sender kein Radiosender mehr und die Sache ist nicht mehr legal. Bei Sexxxcast.TV z.B. wurden auch hochaufgelöste Filme übertragen, die auch nicht live anzuschauen waren. Hier ist das ein Faktor von ganz grob 1/6, d.h. man muss länger aufnehmen als man später anschauen kann. Sexxxcast.TV sendete das Programm als Mediendienst, was die Sache dadurch legal machte.

Bei dem Produkt, das bei r@diomp3 und Megaradio.mp3 verwendet wurde, konnte die Austastlücke übrigens nicht beliebig, sondern nur in bestimmten Teilen in den Verhältnissen von 12:0 (100%), 8:4 (66%), 6:6 (50%), 4:8 (33%) oder 2:10 (20%) sinnvoll geteilt werden, um z.B. andere Dienste wie SMS-Chat oder einen normalen Videotext zusätzlich zu übertragen. Bei r@diomp3 war dies damals kein Problem, da NBC Europe damals auf den Videotext verzichtet hatte. Bei Megaradio.mp3 sah dies wieder anders aus, da NBC zu dieser Zeit zumindest zeitweise seinen Teletext zusammen mit einem SMS-Chat nutzen wollte. Eine Teilung im Bereich von 66% würde demnach nur noch eine Übertragung von 103 kBit/s in Realtime ermöglichen, was bei Megaradio.mp3 zeitweise der Fall war, als in 96 kBit/s gesendet wurde.

Für eine Übertragung in 128 kBit/s zusammen mit Diensten wie Teletext oder SMS-Chat wäre ein deutlich sehr viel höherer Aufwand nötig, da nicht nur das System der Austastlückensender sondern auch z.B. ein SMS-Chat System genau angepasst werden müsste. Unmöglich ist zwar technisch fast gar nichts, allerdings hängt dies auch von dem kompletten Equipment ab, was man einsetzt. Mittlerweile gibt es die Möglichkeit, Packet31 zu verwenden, bei dem beliebige Teilungsverhältnisse möglich sind. Allerdings muss dann auch noch auf verschiedene Komponenten geachtet werden.

Es geht also nicht nur um die Server-Software, sondern dass diese Software mit einer Inserter Hardware zusammen arbeitet, welche nur bestimmte Fähigkeiten hat, dass danach das Signal z.B. zunächst durch irgendeine Bridge (Brücke) geleitet wird, weiter kommt es natürlich auf z.B. das SMS-Chat-System an, wie dieses angebunden ist, wie die beiden Signale gemischt werden, wie schließlich in das Fernsehbild eingetastet wird usw. usf., ein Fernsehsender arbeitet komplizierter, als man meistens annimmt. Weiterhin gibt es natürlich vertragliche Randbedingungen, d.h. welcher der Partner welche Ressourcen bekommt und wofür zuständig ist, wie die Verteilung ist usw.

Auch für die digitale Zukunft ist bereits vorgesorgt: In PAL-Signalen wird es zwar immer eine Austastlücke geben. In den MPEG2 Datenströmen gibt es solche ungenutzten Kapazitäten allerdings nicht mehr. Jedoch bietet MPEG2 eine noch viel einfachere Möglichkeit um zusätzliche digitale Datenströme zu übertragen. Man ist hier völlig flexibel was die Bandbreite betrifft. Die grundlegende Technologie muss lediglich an das Medium (Austastlücke oder MPEG2-Datenstrom) angepasst werden.

Bisherige Sender

Mit R@dio.mp3 startete am 13. März 2000 der erste über das Fernsehsignal ausgestrahlte Hörfunksender der Welt. Nachdem r@dio.mp3 am 31. Mai 2001 einen Insolvenzantrag stellen musste, nutzte ab dem 18. April 2002 mit Megaradio.mp3 ein weiterer Hörfunksender diese Technik. Beide Sender übertrugen ihr Programm über die Austastlücke des Senders NBC Europe. Weitere Bemühungen, einen ähnlich gestalteten Austastlückensender mit dem geplanten Namen „RadioeasyMP3“ zu gründen, scheiterten 2003, da der Hauptinvestor kurzfristig abgesprungen war und kein Ersatz gefunden werden konnte.

Ab dem 25. April 2003 sendete mit Sexxxcast.TV erstmals ein Unternehmen jede Nacht Pornofilme über die vertikale Austastlücke des Fernsehsenders Eurosport. Nur vier Wochen nach dem Start musste Sexxxcast den Dienst wieder einstellen.

Kategorie:Rundfunktechnik