Benutzer:Vince2004/Sheffield-Regeln

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Die Regeln von 1858

Der erste Regelsatz wurde während der Jahreshauptversammlung des Vereins am 21. Oktober 1858 niedergeschrieben und anlässlich der anstehenden Spielzeit 1858/59 fortentwickelt.[1]

  1. Der Anstoß von der Mitte erfolgt durch einen Kick-Off.
  2. Der Kick out darf nicht weiter als 25 Yards außerhalb des Tors sein.
  3. Ein Fair Catch ist für jeden Spieler zulässig, also der Fang des Balls, der zuvor den Boden nicht berührt hat, und resultiert in einem Freistoß (und: has not been thrown from touch?)
  4. Das Schubsen ist im Falle eines Place Kicks (?) zulässig (ausgenommen ist der Angriff auf einen Spieler beim Kick off, wenn dieser zum Schuss ansetzt). Er darf jedoch den Gegner stets zurückziehen, bevor dieser den Ball mit den Füßen berührt hat.
  5. Mit den Händen zu drücken ist zulässig, aber das Hacking oder Tripping gilt unter keinen Umständen als fair.
  6. Kein Spieler darf gehalten werden.
  7. Der Ball darf niemals vom Boden aufgehoben werden (mit Ausnahme einer Berührung), zu welchem Zweck auch immer.
  8. Der Ball darf mit der Hand geschlagen oder gedrückt werden, aber das Festhalten des Balls ist - mit Ausnahme des Freistoßes - vollständig verboten.
  9. Ein Tor muss mit einem Tritt erzielt werden und darf nicht von einer Ballberührung mit der Hand oder aus einem Freistoß nach einem Fang herrühren.
  10. Ein berührter Ball ist tot. Die Mannschaft, die den Ball berührt, muss den Ball an die Seite bringen und den Fall von dort einwerfen.
  11. Jeder Spieler muss eine rote und dunkelblaue Kopfbedeckung aus Flannell besorgen, wobei jeweils eine Farbe von beiden Seiten getragen wird.

Übersicht

Konzeption

Obwohl Regelwerke aus dem Schulsport auch bis nach Sheffield gedrungen waren, folgte der FC Sheffield seit seiner Gründung den eigenen Vorschriften.[1] Eine große Anzahl der Gründungsmitglieder hatte zuvor die einheimische Collegiate School durchlaufen und den Kicking style , also das Spielgerät mit Tritten zu bewegen, dem klassischen Rugby-Stil vor. Diese Variante fand auch in den Orten Penistone und Thurlstone ihre Befürworter.[2] Erste Regeln waren die Bestrafung eines Foulspiels mit einem Freistoß, die Einführung des Einwurfs und die vorläufige Abschaffung der Abseitsvorschrift.[1] Ein Torerfolg nach einem direkten Freistoß oder nach einem Einwurf (ohne weitere Ballberührung) wurde als unzulässig erklärt.[1]

Wichtige Regeländerung wurden kontinuierlich in einem Protokoll fortgeschrieben[3] und die Ursprungsfassung sah ein weitgehendes Verbot des Handspiels vor, das nur im Fair Catch eine Ausnahme zuließ. Auch jedes Foulspiel in Form des Zufallbringens oder Haltens des Gegners galt fortan als unzulässig. Diese ersten sehr strikten Vorgaben fanden zwar gewisse Lockerungen, aber auch danach wies der Trend eine deutliche Entwicklung zum Kicking -Spiel auf und entfernte sich vom Handling -Stil. Die Spielzeit begann am 1. November und dauerte bis zum Ostersonntag des Folgejahrs an.[4] Die Anzahl der an einem Fußballspiel teilnehmenden Akteure war zu diesem Zeitpunkt noch nicht festgelegt.[5] Als erster Vorläufer des späteren Schiedsrichters sahen die neu eingeführten Regeln vor, dass Streitigkeiten auf dem Spielfeld von einem anwesenden Komiteemitglied geschlichtet werden sollten.[6]

Die ersten Jahre

Zu Beginn fand der Kondex nur unter Mitgliedern des FC Sheffield Anwendung.[7] Eine gewöhnliche Mannschaftszusammensetzung bestand darin, dass Spieler, deren Nachnamen sich im Alphabet vorne befanden, gegen die dort zuletzt genannten antraten. Da sich die talentierteren Spieler jedoch in Reihen der im Alphabet vorne stehenden Namen befanden, änderte die Organisatoren das Verfahren. Zahlreiche Alternativen wurden durchprobiert und die Variante, in der Professionals gegen Kaufleute und Manufacturers antraten, erfreute sich größter Beliebtheit. Im Dezember 1858 duellierte sich der FC Sheffield mit dem einheimischen 58. Armeeregiment erstmals "außerhalb der Vereinsgrenzen". Obwohl der Klub im Jahr 1859 das erste gedruckte Regelwerk produzierte[8], folgten die Partien den dort enthaltenen Vorgaben nicht vollständig, da während der gesamten Spielzeit mit möglichen Änderungen experimentiert wurde.[9]

Zwei wichtige Ereignisse fanden im Jahr 1860 statt. Am 31. Januar fand ein Treffen statt, bei dem beschlossen wurde, dass die achte Regel ausgetauscht werden sollte und fortan galt: "Der Ball darf mit der Hand geschlagen oder gedrückt werden, aber das Festhalten des Balls ist - mit Ausnahme des Freistoßes - vollständig verboten."[10] Das weltweit erste Spiel zwischen zwei Fußballververeinen fand am 26. Dezember 1860 zwischen dem FC Sheffield und dem neu gegründeten FC Hallam an der Sandygate Road in Hallam statt. Berichten zufolge traten die Sheffielder "in ihren üblichen scarlet und weißen Farben" an, was impliziert, dass diese Vereinsfarben bereits seit längerer Zeit benutzt worden waren. Obwohl der FC Sheffield in Unterzahl agierte, schlug er den FC Hallam mit 2:0.

Im Jahr 1861 wurden sogenannte "Rouges" in den Fußball eingeführt.[11] Die Idee dazu war am Eton College geboren worden und für den Fußballsport wurde das Tor von vormals acht auf vier Yards verkleinert. Vier Meter zum Tore entfernte Begrenzungen steckten den Bereich ab, innerhalb dessen ein angreifendes Team ein "Rouge" erzielen konnte, wenn sie den Ball dort mit einem Touchdown sichern konnte. Sollten beide Mannschaften in einem Spiel Gleichstand nach erzielten Toren haben, so entschieden die Rouges über Sieger und Verlierer. Eine Variante dieser Spielart ist bis heute im Australian Football erhalten geblieben.[12]

Als der Klub 1862 die zweite Ausgabe des Regelbuchs herausgab, war die Anzahl der Vorschriften bereits auf 17 angewachsen.[13] Diese zunehmende Regulierung hatte jedoch noch nicht dazu beigetragen, dass das zu dieser Zeit teilweise mit großer Härte geführte Spiel friedlicher geworden wäre. Eine erneute Begegnung zwischen Sheffield und Hallam wurde gar als "Schlacht von der Bramall Lane" bekannt. Es kam zu einem Vorfall, bei dem Nathaniel Creswick von Shay und Waterfall gehalten wurde. Über den weiteren Verlauf existieren unterschiedliche Versionen. Im Originalbericht ist die Rede von einem absichtlichen (accidently?) Schlag, den Waterfall Creswick erteilte. In einem Brief bestanden die Spieler aus Hallam darauf, dass dieser eine Reaktion auf einen von Creswick erteilten blow thrown gewesen war. Dessen ungeachtet führte das Vorkommnis zu einem Tumult, in dem auch eien Reihe von Zuschauern verwickelt waren. Waterfall wurde zur Strafe ins eigene Tor gestellt.[11]

Der Zwist zwischen Sheffield und London

Am 26. Oktober 1863 wurde bei einer Zusammenkunft in der Freemason's Tavern in London der nationale Verband der Football Association (FA) gegründet. Der FC Sheffield entsendete vier eigene Repräsentanten, die aber vielmehr als Beobachter fungierten.[14] Einen Monat später trat der FC Sheffield der neuen Organisation bei. zu dem Brief, den William Chesterman dazu an die FA schrieb, fügte er eine Kopie der Sheffield-Regeln bei und bezeichnete die Vereine, die sich gegen das erlaubte Foul- ("hacking") und Laufspiel aussprachen, als Gegner des Fußballs. Bei einem FA-Treffen am 1. Dezember 1863 wurde dieser Brief vorgelesen und im Anschluss ein neues Regelwerk erarbeitet, dass dann den Namen "Association Football" bekam - ohne das Hacking und das Laufspiel.[15]

Die Abseitsregel war ab 1863 Bestandteil der Sheffield-Regeln[16] und in der anfänglichen Variante musste für die Abseitsstellung lediglich ein gegnerischer Spieler näher zum Tor stehen als ein Angreifer. Praktisch umgesetzt wurde diese Regel im normalen Spiel aber eher selten. Die FA schlug vor, dass sich ein Spieler ständig hinter dem Ball befinden müsste, führte diese Version in der Saison 1865/66 auch ein, fiel damit aber auf breite Ablehnung, da sie dazu führte, dass nur noch wenige Torchancen entstanden. Nach den Sheffield-Regeln spielten die Verein ab 1867 mit dem "Ein-Mann-Abseits" gespielt, bevor 1877 die FA-Variante übernommen wurde. Die FA hatte nach der Einführung des Assocation Footballs die Vorherrschaft im englischen Fußball hinsichtlich der Regelbestimmung eingenommen- Im Jahr 1866 schlug der FC Sheffield ein Spiel gegen eines FA-Verein vor[17], das - obwohl anders beabsichtigt - schließlich am 31. März 1866 gegen eine kombinierte FA-Auswahl unter den Regeln des Association Footballs absolviert wurde. Die Spieldauer war auch erstmal auf 90 Minuten begrenzt, was der FC Sheffield unmittelbar übernahm[18] und erst 1877 Einzug ins FA-Regelbuch fand. Auch ein zweites Spiel sollte nach Wunsch der Londoner FA zeitnah folgen, aber andauernde Streitigkeiten in Bezug auf das zu benutzende Regelwerk verhindert dies.[19] Die FA führte eine 8-Fuß-Norm für die Querlatte ein, die bereits in Sheffield bestanden hatte. Noch im selben Jahr verlängerte Sheffield sie auf 9 Fuß.[20] Als die Sheffield-Regeln auch noch den "Fair Catch" verbaten,[21] war der Weg zum reinen Fußballspiel geebnet.

Bis zum Jahre 1867 waren die Sheffield-Regeln immer noch dominant im englischen Fußball. [22] Den Grad an nationaler Ausbreitung hatte die FA noch nicht erreicht, den der Verband zur heutigen Zeit besitzt; die Mitgliederanzahl war sogar auf nur noch zehn Vereine geschrumpft und anlässlich eines Treffens stellte man fest, dass neben drei wenig bekannten Klubs nur noch der FC Barnes und Crystal Palace aktuell nach den FA-Regeln spielten. Bei der gleichen Gelgenheit schlug der Vereinssekretär des FC Sheffield drei Regeländerungen vor: die Einführung der "Rouges", das Ein-Mann-Abseits und das vollständige Verbot des Handspiels. Keiner der Vorschläge stieß auf Zustimmung.[19] Erst später im Jahr sollte das Handspiel und der Touchdown abgeschafft werden, um sich so von den Fangspielen besser zu distanzieren.[23]

Fußball als Wettkampfsport

Der Youdan Cup war 1867 das weltweit erste ausgetragene Fußballturnier. Es wurden nach den Sheffield-Regeln gespielt[24] und zwölf Mannschaften aus der Region nahmen zwischen Februar und März teil. Die Turnierleitung hatte entscheiden, das die Spielleitung von einem Schiedsrichter außerhalb des Platzes übernommen werden sikkte, der im Falle von infringements Freistoßentscheidungen traf. Das Finale am 5. März 1867 war erst die zweite Partie an der Bramall Lane und die (Welt-)Rekordzahl von 3.000 Zuschauern wohnte dem Sieg des FC Hallam nach zwei Rouges in den letzten fünf Minuten mit insgesamt 2:1 Rouges bei.[24] Unmittelbar nach dem Turnier wurde die Sheffield Football Association gegründet[25] und die zwölf Turniervereine plus dem FC Sheffield waren die Gründungsmitglieder des Sheffield-Verbands, der ohne weitere Anpassungen die Sheffield-Regeln übernahm. Wie viele andere regionale Fußballverbände auch, sollte auch die Sheffield Football Assocation noch bis weit ins folgende Jahrzehnt aktiv sein.

Ein zweites Turnier fand im Jahr darauf als Cromwell Cup statt,[26] das jedoch nur für Mannschaften offenstand, die jünger als zwei Jahre waren. Unter den vier Teilnehmern befand sich auch The Wednesday, das letztlich auch Turniersieger wurde. Das Finale selbst hatte nach 90 Minuten torlos geendet und so spielten die Mannschaften bis zum ersten Treffer weiter. Damit wurde die Partie zum ersten Fußballspiel, das explizit eine Verlängerung verwendete.[27] Für einen Zeitraum von neun Jahren sollte der Cromwell Cup aber bis zum 1876 ins Leben gerufenen [[Sheffield Football Association Challenge Cup]] der letzte in Sheffield ausgetragene Turnierwettbewerb sein.[28]

Die Rogues wurden im Jahr 1868 aus dem Regelbuch entfernt; neue Elemente waren nun der Torabstoß und der Eckball.[29] Als erlaubt galt 1871 zudem das Handspiel in einem 3-Yard-Abstand zum eigenen Tor[30] und die FA führte zudem einen speziellen Torhüter ein, der den Ball auf dem gesamten Spielfeld mit den Händen berühren durfte. Die Organisatoren des Sheffield-Spiels limitierten den Torwartbereich auf die eigene Spielhälfte, um so dem Spiel mehr Spannung zu verleihen.

Im Jahr 1870 traten 16 Mannschaften des Sheffielder Fußballverbands der FA bei und erhielten dabei sogar die Erlaubnis, die Partien gegen FA-Vereine nach Sheffield-Regeln zu bestreiten.[31] Nur ein Jahr später näherte sich der Sheffield-Verband selber der FA an und es wurden Partien von Auswahlmannschaften der beiden Kontrahenten gegeneinander ausgetragen. Zwischen 1871 und 1876 fanden so 16 Spiele zwischen Sheffield und London statt[32] - jeweils nach unterschiedlichen Regelsätzen, wobei an der Bramall Lane sogar beide Lesarten auch gemischt wurden. Die Sheffield-Regeln gingen teilweise in die der FA über und allgemein näherten sich die beiden Ansätze in der Folgezeit immer weiter einander an. Zum Beispiel übernahm 1872 die FA den Eckball;[33] es folgte die Einschränkung des Torwart-Handspiels auf die eigene Spielhälfte. Dafür kehrte das Sheffield-Spiel zu einer 8-Fuß-Querlatte zurück.

Der Niedergang

Als zur Saison 1871/72 erstmals der FA Challenge Cup ausgetragen wurde, lehnten die Sheffield-Vereine eine Teilnahme ab, da die Spiele unter FA-Regeln ausgetragen werden sollten.[34] Der FC Sheffield debütierte erst in der Spielzeit 1873/74 im weltweit ersten nationalen Pokalwettbewerb, nachdem zuvor die Organisatoren die Aufnahme eines Teams aus dem Sheffielder Verband abgelehnt hatten. Auf Anhieb erreichte der FC Sheffield das Viertelfinale und unterlag dort den Clapham Rovers. Die Sheffield FA installierte 1876 ihren eigenen "Challenge Cup"[35], der allen Mannschaften aus der Sheffield FA offen stand. So lockte der Wettbewerb eine Reihe von auswärtigen Mannschaften an und das erste Finale sahen 8.000 Zuschauer - doppelt so viele, wie das Endspiel des FA Cups in der selben Spielzeit sahen, und vor einer Pokalrekordkulisse, die erst beim FA-Cup-Endspiel im Jahr 1883 überboten werden konnte.[35] Sieger war Wednesday nach einem 2:0-Sieg gegen den FC Heeley.

Spätestens im Jahr 1877 wurde zunehmend offensichtlich, dass sich die Lage im englischen Fußball unbefriedigend darstellte. Nach der Veröffentlichung von Briefen in der Zeitschrift The Field, in denen der Status angeprangert wurde, fiel die Entscheidung, den Fußballsport unter einem einheitlichen Regelwerk zu vereinen,[32] zumal der FA Cup mittlerweile der FA zu einer nationalen Dominanz verholfen hatte.[36] Die FA übernahm die Sheffield-Variante des Einwurfs, der vorsah, dass das Spielgerät in jede Richtung geworfen werden durfte und nicht mehr nur einem rechten Winkel, wie es noch heute im Rugby praktiziert wird. Auf der anderen Seite übernahm der Sheffield-Fußball das Drei-Mann-Abseits.

Der Einfluss der Sheffield FA schwand in den 1880er Jahren immer mehr; dazu kamen eine Reihe von internen Zwistigkeiten, die vor allem im Zusammenhang mit einem neuen Konkurrenzverband - der Hallamshire F. A. - an die Oberfläche kamen. Außerdem rieb sich der Vorsitzender Charles Clegg in seinem Kampf gegen den aufkommenden Profifußball auf, den er verlieren sollte.[37] Zur Mitte der 1880er steckten zahlreiche Vereine der Sheffielder Region, darunter der FC Sheffield und der FC Hallam, in finanziellen Schwierigkeiten.

Die vier nationalen Verbände im Vereinigten Königreich trafen sich 1882, mit dem Ziel einen gemeinsamen Regelsatz zu erarbeiten.[38] Dazu riefen sie später das International Football Association Board (IFAB) ins Leben, das 1886 erstmals zusammenkam. Später übernahm die FIFA bei ihrer Gründung 1904 die von dem IFAB erabreiteten Regelsatz und das Gremium blieb auch später alleinig für Regeländerungsfragen verantwortlich.

Die Neueinführungen im Überblick

Der Eckball war eine der Entwicklungen, die im Rahmen der Sheffield-Regeln erfunden wurden.

Die Sheffield-Mannschaften waren die ersten, die Tore mit stabilen Querlatten verwendeten. Das Kopfballspiel, Einwürfe, Eckbälle und Freistöße als Stafe für ein Foulspiel gingen jeweils auf das Sheffield-Spiel zurück.[39] Eine dauerhafte Charakteristik in den Sheffield-Regeln war der Verbot eines Tors, das durch einen direkt erzielten Freistoß oder Einwurf erzielt worden war. Die Vorschrift war bereits in der jüngsten Fassung vorhanden und die FA übernahm diesen Passus in ihrem Regelwerk später.[40] Das IFAB verfeinerte diese Vorschrift später hin zu dem modernen "indirekten Freistoß".

Das "Spiel in der Luft", das in Sheffield entwickelt worden war, verursachte vor allem im Londoner Raum zunächst Belustigung, als dort 1866 der Kopfball präsentiert wurde. Dieser sollte sich jedoch schon bald als integraler Bestandteil des Fußballs herausstellen.[41] Dies war vor allem auch der Abschaffung des Fair Catches zu verdanken, so dass ab 1877 alle Spieler - mit Ausnahme des Torhüters - den Ball nicht mehr mit den Händen berühren durften.[21]

Im Jahr 1862 wurde die Halbzeit eingeführt, an deren Ende die beiden Mannschaften die Spielhälften tauschten.[13] Dies war ursprünglich nur für den Fall einer torlosen ersten Halbzeit vorgesehen, da die Seiten sowieso schon bei erzielten Toren wechselten. Die Tauschregel wurde 1876 endgültig auf die Halbzeit beschränkt.[42]

In den frühen Spielen gab es noch keinen offiziellen Schiedsrichter auf den Platz, aber Streitigkeit zwischen den Akteuren wurden einem anwesenden Kommiteemitglied hervorgebracht.[43] Gegen Ende 1862 waren erstmals "Umpires" im Spiel vorgesehen. Dabei berief jede Mannschaft einen Umpire, der dann außerhalb des Spielfelds beratende Funktionen wahrnahm. Ein erster echter Schiedsrichter wurde 1867 anlässlich des Youdan Cups vorgesellt. Er stand jedoch weiterhin noch nicht auf dem Feld selbst; dafür wurde seine Funktion aber 1871 im Regelbuch festgeschrieben.[44] Die Umpires waren in der Konstellation zur Interessenswahrung ihrer Mannschaften abgestellt und konnten Unterredungen mit dem Schiedsrichter abhalten. Diese Vorgehensweise hielt bis 1891 an, als schließlich der Schiedsrichter auf das Spielfeld wechselte und aus dem Umpires Linienrichter wurden. Die Idee zu einer Flagge, mit der zunächst der Umpire und danach der Linienrichter arbeitete, kam von Charles Clegg anlässlich eines Treffens der Sheffield FA im Jahr 1874.[44]

Auch nach dem Niedergang der Sheffield-Regeln kam es in der Region zu weiteren Innovationen. Am 15. Oktober 1878 wohnten 20.000 Zuschauer an der Bramall Lane dem ersten Spiel unter Flutlicht bei.[45] Die Freundschaftspartie diente dabei vielmehr einem Test der Lichtanlage und die Brüder William and Charles Clegg führten die Teams auf das Feld - die Mannschaft von William Clegg gewann mit 2:0. Die Wiederholung dieses Experiments fand bereits einen Monat später im Stadion The Oval statt.

Das erste Stafstoß-Konzept kam anlässlich eines Treffens der Sheffield FA im Jahr 1879 auf und sollte Fouls bestrafen, die im Umkreis von zwei Yards vor dem eigenen Tor begangen wurde.[46] Erst 1892 fand diese Idee aber ihren Weg in das Regelbuch. Eine weitere Erfindung aus Sheffield waren die Drehschüsse in den 1870er Jahren. Dadurch waren die Spieler in der Lga, den Ball mit Effet ins Tor zu schießen; diese Technik gehört bei den Fußballspielern mittlerweile zum Standardrepertoire.[47]

Der Einfluss auf den weiteren Verlauf der Fußballgeschichte

Viele Regeln aus dem Sheffield-Spiel fanden im weiteren Verlauf der Fußballgeschichte Verwendung und sind bis zum heutigen Tag anzutreffen. Von den zwölf Änderungen im Regelbuch der FA zwischen 1863 und 1870 entstammen alleine acht aus Sheffield.[48] Der Einfluss auf die FA war sehr groß und als diese 1867 kurz vor einem Zusammenbruch stand, ermutigte die Sheffield FA den nationalen Verband zum Weitermachen.[49] Der Eckball wurde ebenso 1872 von der FA übernommen, wie ein Jahr später die Regel, dass die Torhüter den Ball nur noch in der eigenen Hälfte mit den Händen aufnehmen durften. In der letzten Gesprächsrunde der beiden Verbände fand auch die Regel, dass der Ball per Einwurf in jede beliebige Richtung ins Spiel zurückgebracht werden kann, Einzug in das Regelwerk der FA.[50]

Sheffield und London waren die dominierenden Metropolen im englischen Fußball in den 1860er Jahren.[51] Während in London keine einheitliche Vorgehensweise in Regelfragen existierte, waren die 1862 vom FC Sheffield festgelegten Sheffield-Regeln in der Stadt dominant.[52] Nottingham Forest übernahm 1867 den Sheffield Code und auch die regionalen Verbände in Birmingham und Derbyshire folgten ab 1876 den damit festgelegten Regeln.[53] Die meisten Vereine aus dem Norden Englands folgten somit den Sheffield-Regeln, während die Klubs südlich von Birmingham mehr nach den FA-Vorschriften agierten.[54]

Mutmaßlich beeinflusste der Sheffield Code auch den erst viel später entwickelten Australian Football.[55] Gemeinsamkeiten sind dabei vor allem die nicht vorhandene Abseitsregel, der Kick-off, Kick-Out, Einwurf und der Fair Catch. Henry Creswick, der mutmaßlich mit Nathaniel Creswick verwandt war, wurde in Sheffield geboren und zog 1840 mit seinem Bruder nach Australien. wo unter anderem die Stadt Creswick nach ihnen benannt wurde. Er setze sich 1854 in Melbourne nieder und trat der lokalen Cricketszene bei. Er spielte in der Saison 1857/58 gemeinsam mit drei Gründungsvätern des Melbourne Football Club, darunter Tom Wills, der die Originalregeln erarbeitet hatte.

Auch nach dem Bedeutungsverlust der eigenen Regeln blieb Sheffield bis zum Durchbruch des Profifußballs das Zentrum der Fußballwelt.[56] Die Verbandsspiel Sheffield gegen London hatten weiter ein hohen Stellenwert, der nur vergleichbar mit schottisch-englischen Länderspielen und dem FA-Cup-Endspiel war.[57] Der in Sheffield geborene Charles Clegg stieg 1890 zum Vorsitzenden der Football Association auf und hielt diese Position bis zu seinem Tod im Jahr 1937 inne. Er war damit der ältest gediente FA-Vorsitzende in seiner Geschichte und erhielt den Spitznamen "Napoleon des Fußballs".[58]

Spielgestaltung und -positionen

In der Frühzeit des Fußballs variierte die Anzahl der eingesetzten Spieler. Sogar ein Spiel, in der eine Mannschaft in Überzahl agierte, war möglich. Gründe war gleichsam, dass entweder ein Team nicht vollständig erscheinen konnte oder eine Mannschaft ein Handicap anbot, um Chancengleichheit herzustellen. Das Kräfteverhältnis in der ersten Partie zwischen dem FC Sheffield und dem FC Hallam betruf 16 zu 20, wobei die hohe Spielerzahl damals nicht ungewöhnlich war.[59] Erst im Oktober 1863 erklärte der FC Sheffield, dass er mit nur elf Akteuren pro Mannschaften antreten wollte.[60] Dennoch variierte die Mehrzahl der unter Beteiligung Sheffielder Mannschaften bis 1867 geführten Spiele mit Teambesetzungen zwischen elf und vierzehn Fußballern.

Eine der ersten Positionen, die durch das Sheffield-Regelwerk entstanden, war der "Kick Through".[61] Diese Rolle war einzigartig im Sheffield-Spiel und war eine direkte Folge daraus, dass keine Abseitsregel existierte. Der Spieler in der "Kick-Through-Position" stand unmittelbar vor der gegnerischen Tor und wartete auch den Ball; eine Taktik, die heute mehr einem "Abstauber" ähnelte.[61] Bis 1871 wurde aus dieser Position ein Stürmer moderner Prägung. Um die Wirkungskraft des Kick-Through-Spielers einzuschränken, wurde häufig ein Spieler zur Bewachung abgestellt.

Vor der Einführung der Querlatte kamen die Mannschaften ohne einen Torhüter aus.[62] Die ersten Hinweise auf einen Torhüter erschienen in einem Bericht zu "Schlacht an der Bramall Lane im Jahr 1862. Dabei war diese Position zunächst als Strafenalternative anstelle einer Hinausstellung verwendet worden; Erwähnung fand sie aber auch an in dem Regelwerk, womit zumeist der Spieler gemeint war, der sich am nächsten zum eigenen Tor befand. Im Gegensatz zur FA war das Handspiel im Sheffield-Spiel nie auf nur eine Person beschränkt. Dennoch wiesen die meisten Mannschaften ab den 1870er Jahren die Funktion in der Regel nur einer Person zu.

Die Begegnung zwischen Sheffield FA und FA im Dezember 1871 erwies sich als Fundgrube für die Entwicklung zahlreicher neuer Positionen.[62] Neben der erstmaligen Erwähnung von Stürmern ("Forwards") war auch von Flügelspielern ("Sides") die Rede. Der verbliebende Mannschaftsrest galt als "Mittelfeld". Eine expliziter Defensivspieler wurde im anschließenden Jahr erstmals als "Half back" bezeichnet. Zur Mitte der 1870er Jahre war der Torhüter fester Bestandteil, der gemeinsam mit zwei weiteren Torbewachern, zwei Halfbacks, fünf Mittelfeldspielern und einem Stürmer das 2-2-5-1-System bildete.

Die Schlüsselfiguren

Nathaniel Creswick und William Prest werden beide als Gründungsväter des FC Sheffield und Mitautoren der Sheffield-Regeln angesehen. Sie hatten einen weitereichenden Einfluss und waren Mitglieder des Kommitees. Creswick hatte dabei die exponierteste Stellung und war sowohl als Ehrensekretär und Schatzmeister in verantwortlichen Positionen.[63]

John Shaw was originally a member of Sheffield Club.[64] However another member, Thomas Vickers, also founded their main rivals, Hallam F.C. He also became the vice-president of the Sheffield FA upon its formation and president from 1869 to 1885. In this role he organised many of its first inter-association matches and was involved in the eventual merger of the Sheffield Rule into the national game.

John Charles Clegg (better known as just Charles) became a massive influence on the national as well as the local game.[65] As a player he was involved in the first inter-association match and became the first Sheffield-based player to be capped (gaining his only cap in the first international). He went on to become president of both the city's professional sides (playing a large part in the creation of Sheffield United) and held the same position at Sheffield and Hallamshire FA having overseen the merger of the two rival local FAs. He then moved on to national prominence when he became chairman of the FA in 1890 and president in 1923. He held both positions until his death in 1937.

Although not directly involved with Sheffield football, Charles Alcock had a major role in relations between the local and London associations.[66] He acted as a go between encouraging the FA to accept rules from the Sheffield Rules. When the FA declined a inter-association match in Sheffield on the grounds that they could not play under Sheffield Rules it fell to Alcock to organise a team of London players to fulfil the fixture. The success of the match led to it becoming a regular event in the following years.

Referenzen

  1. a b c d Football, the First Hundred Years
  2. Sheffield F.C. - The Club (www.sheffieldfc.com)
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  4. Quelle: Percy M. Young: Football in Sheffield. S. 18.
  5. Quelle: Brendan Murphy: From Sheffield with Love. S. 47.
  6. Quelle: Brendan Murphy: From Sheffield with Love. S. 44.
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  51. [http://www.informaworld.com/smpp/content~content=a714001668?db=all&hash=2744166408&tab=citations&words=sheffield "An Epoch in the Annals of National Sport': Football in Sheffield and the Creation of Modern Soccer and Rugby"
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