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Bevor die Flut kommt (Originaltitel Over Sea, Under Stone) ist ein Fantasy-Roman der englischen Schriftstellerin Susan Cooper aus dem Jahr 1965. Ursprünglich ein alleinstehender Roman[1], wurde er später zum ersten Teil der fünfbändigen Reihe „Wintersonnenwende“. Die deutsche, von Annemarie Böll getätigte Übersetzung erschien 1984 erstmals im Otto Maier Verlag Ravensburg (heute Ravensburger).

Handlung

Der Hafen des Fischerdorfes Mevagissey, einem Ort, wo Cooper selbst oft ihre Ferien verbracht hatte, diente als Vorlage für das im Roman beschriebene Dorf Trewissick.

Das Ehepaar Drew reist mit seinen drei Kindern Jane, Simon und Barney in den Ferien aus London in den kleinen Hafenort Trewissick in Cornwall, wo sie Merriman Lyon, einen bereits älteren und die meiste Zeit mit Feldforschungen beschäftigten Universitätsprofessor, besuchen. Obwohl sie diesen „Onkel Merry“ nennen, ist dieser nicht mit ihnen verwandt, sondern ein alter Freund der Familie, der früher sehr eng mit Frau Drews Vater befreundet war. Die Gäste wohnen mit Merry im Grauen Haus, das eigentlich einem Kapitän gehört, der derzeit allerdings auf Reisen ist.

Die Kinder untersuchen neugierig das große Haus und spielen dabei Entdeckungsreise im Urwald Südamerikas, wo sie in ihrer Fantasie vor kannibalischen Eingeborenen auf der Flucht sind. Sie stoßen dabei auf einen versteckten Zugang, der zum Dachboden führt, wo eine Reihe von Gegenständen aufbewahrt werden. Dort finden sie auch ein altes Pergament, dessen Schrift sie jedoch nicht entziffern können. Simon kann zumindest einige lateinische Brocken ausmachen, u.a. ist dort „Marco Arturoque“ (von Marcus und Arturus) zu lesen, womit offenbar der legendäre König Arthur und Mark, der legendäre Herrscher von Cornwall gemeint ist. Die Kinder beschließen, vorerst niemandem von ihrer Entdeckung zu erzählen.

Im Hafen des Ortes liegt auch eine Yacht, die dem Antiquitätenhändler Norman Withers und seiner jüngeren Schwester Polly gehört. Sie kommen mit Mr. Drew am Hafen ins Gespräch und es stellt sich heraus, dass auch sie aus London kommen und man dort sogar ganz in der Nähe wohnt. Die Withers-Geschwister laden die Familie daher am nächsten Tag auf ihre Yacht ein. Mrs. Drew will jedoch lieber weiter ihrer Arbeit nachgehen, auch Jane bleibt zurück, da sie hinsichtlich der Yacht und ihrer Gäste ein sehr merkwürdiges Gefühl hat. Ebenso fern bleibt Merry, der – wieder einmal – unbemerkt verschwunden ist.

Während ihre Brüder auf dem Schiff sind, findet Jane durch Zufall einen alten Reiseführer des Ortes. Dort befindet sich eine Karte, wo ein Berg namens King Mark's Head eingetragen ist – derselbe Name, den sie auch auf dem Pergament lesen konnte. Ihr fällt allerdings auf, dass die Küstenlinie auf der Karte nicht mit der Skizze auf dem Pergament deckungsgleich ist. Sie beschließt, das örtliche Pfarrhaus aufzusuchen und den Pfarrer, der das Buch geschrieben hat, danach zu fragen. Sie erfährt, dass der Pfarrer bereits verstorben ist, sein Nachfolger, ein Mr. Hastings, bittet sie zu sich herein. Er geht davon aus, dass sich die Küste, gerade die Granitfelsen im Laufe der Jahre nicht allzu viel verändert haben dürften, ist aber auffällig daran interessiert, weshalb Jane dies wissen will. Sie gibt vor, auf irgendeiner Karte einen solchen Umriss gesehen zu haben, woraufhin Mr. Hastings nachbohrt. Jane verabschiedet sich schließlich, die ganze Atmosphäre war er mehr als unheimlich.

Am nächsten Morgen müssen sie feststellen, dass im Grauen Haus eingebrochen wurde: Sämtliche Bücher sind aus den Regalen genommen worden, alle Bilder aus ihren Rahmen entfernt. Gestohlen wurde nichts, lediglich die Landkarten im Haus fehlen. Die Kinder sehen einen Zusammenhang mit dem Besuch beim Pfarrer, erinnern sich aber, dass auch die Withers-Geschwister sie nach Karten oder alten Büchern befragt haben.

Als die Kinder mit Merry einen Ausflug auf den King Mark's Head machen, erzählen sie ihm alles. Es stellt sich heraus, dass sie mit dem Manuskript etwas gefunden haben, nach dem Merry schon länger in der Gegend sucht. Er erzählt ihnen von einem schon länger währenden Kampf zwischen den Mächten des Lichts und der Finsternis, bei dem nie eine Seite den endgültigen Sieg errungen konnte. Immer wieder, wenn die Finsternis besonders mächtig war, gab es große Führer, unter denen es gelang, diese wieder zurückzudrängen, so etwa König Arthur. Bei dem Pergament handelt es sich um eine mittelalterliche Abschrift eines viel älteren Originals, das davon berichtet, wo einst vor langer Zeit der Gral begraben wurde. Das Schriftstück enthält Hinweise, die zu diesem Ort führen. Merry warnt sie, dass die Unterstützer der Finsternis, zu denen auch Mr. Withers und seine Schwester gehören, gefährlich sind und rät dazu, dass sie ihre Suche vor Ort nach den Hinweisen erst am nächsten Tag fortsetzen sollen. Bislang, so meint er, seien die Kinder nicht im Blickwinkel der Finsternis, sondern würden sich auf Merry konzentrieren. Dieser will sie am nächsten Tag beschäftigt halten, damit die Kinder derweil ungestört weitersuchen können.

Dies machen sie auch und können herausfinden, dass es sich bei der Skizze um keine Karte, sondern eine perspektive Darstellung handelt, der erste Hinweis ist dabei eine auffällige Felsenformation. Plötzlich erscheint jedoch Polly Withers und überrascht die Kinder mit der Karte, die sie für sich fordert. Simon flieht daraufhin jedoch mit der Karte, wird verfolgt und kann schließlich von Merry mit dem Auto gerettet werden, den Jane und Barney sogleich aufgesucht haben.

Die Kinder finden schließlich heraus, dass sie den nächsten Hinweis bei Vollmond herausfinden können. Sie begeben sich daher des Nachts mit Merry nach draußen und stellen fest, dass das Mondlicht genau auf eine Klippe scheint. Sie vernehmen Eulenrufe, die ihnen sehr seltsam vorkommen, und müssen feststellen, dass Leute der Gegenseite dort sind. Merry meint, dass ihnen diese nichts tun werden, solange er bei ihnen ist und bringt sie in Sicherheit.

Am nächsten Morgen wollen sich die Kinder zu den Klippen begeben. Merry, der noch schläft, soll die Haushälterin ausrichten, er wisse, wo sie seien. Die Kinder suchen die Klippe auf und entdecken dort zu Zugang zu einem Schacht. Es geht jedoch sehr tief nach unten und sie haben nichts, um einen Abstieg zu wagen. Als sie zudem auf der See die Jacht erblicken, ziehen sie es vor, wieder zu gehen, um den vermutlichen Aufenthaltsort des Grals nicht zu verraten.

Im Ort findet derweil ein großes Fest statt, bei dem alle Einwohner verkleidet sind. Daheim ist niemand mehr, auch Merry ist fort. Während sich Jane und Simon dort umsehen, ob Merry dort ist, will Barney nochmals sehen, ob Merry ihnen auf die Klippen gefolgt ist. Dabei wird Barney jedoch von den Withers-Geschwistern entführt und zum Anwesen von Mr. Hastings gebracht. Dieser versucht Barney zu überreden, dass Merry nur an seinem eigenen Ruhm als Gelehrt interessiert ist, während er einer Gruppe angehört, die das Wissen über die Vergangenheit mit allen Menschen teilen wollen. Hastings behauptet, ein Museum zu besitzen, wo der Gral ausgestellt werden soll. Als sie später in das Dorf zurückkehren, kann Barney ihnen entkommen und wieder mit seinen Geschwistern zusammenfinden.

Auf der Flucht vor ihren Verfolgern geraten sie auf die Landspitze. Da gerade Ebbe ist, hoffen sie, über das Watt fortzugelangen. Dabei kommt ihnen nun, dass dies das Rätsels Lösung sein könnte: Unter Stein und über der See bezieht sich auf die Ebbe - der Zugang zum Versteck des Grals muss sich unter dem Meeresspiegel befinden und nun freiliegen. Sie finden schließlich den Zugang zu einer Höhle, in die sich Simon und Barney begeben, wo sie auch den Gral finden. Als die Kinder mit diesem zurück aufs Festland wollen, müssen sie sich beeilen, da die Flut bereits eingesetzt hat. Doch nun taucht auch die Yacht sowie ein weiteres Boot auf, die Kinder, die kaum mehr entkommen können, werden aufgefordert, den Gral zu überreichen. Sie weigern sich und ihre Verfolger wollen es ihnen abnehmen, als Merry mit einem weiteren Boot erscheint und ihnen zur Hilfe kommt. Der Gral kann in Sicherheit gebracht werden, ein in diesem befindlicher Behälter aus Blei sowie das ursprüngliche Manuskript fallen jedoch in das Meer und gehen so verloren. Merry beruhigt die Kinder jedoch, dass es wichtig ist, dass der Finsternis keiner der Gegenstände in die Hände gefallen ist. Der Behälter aus Blei liegt nun am Meeresgrund und da die Mächte der Finsternis nicht genau wissen, wo dieser verloren ging, können sie ihn auch nicht suchen ohne dass man ihre Aktivitäten bemerkt.

Der Gral gelangt schließlich in ein Museum, wo er als keltisches Kunstwerk bezeichnet wird und unter den Wissenschaftlern eine Debatte darüber auflöst, was die Darstellungen auf dem Artefakt über die Historizität von König Arthur aussagen. Jane, Simon und Barney werden als Finder genannt. Als Merry sich mit einigen Kollegen unterhält, wird Barney plötzlich nachdenklich und fragt sich, ob Merriman Lyon wirklich der richtige Name ihres Onkels ist. Verkürzt man diesen kommt man auf „Merlion“ und „Merlin“. Die Kinder denken, dass hinter allem, was sie erlebt hat, wesentlich mehr steckt als sie bisher erahnen. Barney meint nachdenklich, dass sie es eines Tages erfahren werden.

Stil und Genre

Auch wenn Wenn die Flut kommt den Auftakt einer Fantasy-Reihe darstellt, lässt sich der Roman nur bedingt in den Fantasy-Bereich einordnen. Zwar finden sich Verweise auf die Artussage und mystische Geheimnisse, allerdings besitzt der Roman keine eindeutigen magischen Elemente. Der Zauber, mit dem Barney kurzzeitig belegt wurde, kann auch als Hypnose gedeutet werden. Merriman spricht an einer Stelle auch davon, dass Artus' Macht so groß war, dass man ihm deshalb später magische Hilfe andichtete, er meint zudem, dass Magie nur ein Wort sei. [...]

Hintergrund

Der Zauberer Merlin (hier auf einer französischen Buchmalerei des 13. Jahrhunderts) weist Ähnlichkeiten zur Figur des Merriman Lyon auf, dessen genauer Hintergrund wird jedoch von Cooper offengelassen.

Die am Ende des Buches von Barney getroffene Feststellung, dass der Name Merry Lion ähnlich Merlion und Merlin klingt, legt nahe, dass es sich bei der Figur des Merriman Lyon tatsächlich um den aus der Sage bekannten Zauberer Merlin handelt. Dies wird in den weiteren Bänden der Reihe allerdings offengelassen. Merriman bezeichnet in Der graue König König Artus als seinen Herren, der Name Merlion wird in Die Mächte des Lichts einmal erwähnt. Es wird im Verlauf der Reihe nur deutlich, dass Merriman in früheren Zeiten bereits lebte (so etwa nachweislich im 13. Jahrhundert, wo er Hawkins als Gefolgsmann besitzt). In Wintersonnenwende wird er gefragt, ob er kein Engländer ist, wo er nur erwidert, dass er ein Mischling sei, ohne aber genauer darauf einzugehen.

Rezeption

Einzelnachweise

  1. Hermann Urbanek: s.v.: Cooper, Susan (Mary), in: Hans Joachim Alpers, Werner Fuchs, Ronald M. Hahn, Jörg M. Munsionius u. Hermann Urbanek (Hrsg.): Lexikon der Fantasy-Literatur, Fantasy Productions, Erkrath 2005, S. 111.

Kategorie:Fantasyliteratur Kategorie:Artusepik Kategorie:Merlin