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Glirarium

Ein Glirarium ist ein Mastgefäß, welches zur Zucht und Mast von Siebenschläfern (lat. Glis Glis) aus der Familie der Bilche (lat. Gliridae) verwendet wird. Die Tiere galten bei den Etruskern und später auch bei den Römern als Delikatesse. Nachdem man festgestellt hatte, dass Siebenschläfer im Winter fett werden, erstellte man Gefäße deren Innenseite mit Rippen und Aussparungen versehen war, auf denen die Tiere sich bewegen konnten, wo sie Futter aufnehmen konnten und wo sie sich vermehren konnten.[1]

Beschreibung

Siebenschläfer-Mastgefäße ähneln in Form und Größe zeitgenössischen Vorratsgefäßen (Dolium). Glirarien verfügen gewöhnlich über eine Höhe von ca. 100-130cm und einem Durchmesser von bis ca. 80-100cm. Im Gegensatz zu gewöhnlichen Tongefäßen ist der Gefäßkörper des gebrannten Glirariums seitlich mit Licht- und Luftlöchern versehen. Auch im Boden sind zahlreiche Löcher eingelassen. Im Inneren des Gefäßes befinden sich seitliche Lauf- und Wohnflächen sowie Vertiefungen zur Aufnahme von Futter, Durch Öffnungen kann Wasser und Futter von außen nachgefüllt werden, ohne dass der Deckel angehoben werden muss.[2]

Das etruskische Museum in Cortona (MEAC) besitzt eine Nachbildung eines Glirariums, dessen Rippen fünf Stockwerke bilden und deren Wände von kleinen Öffnungen durchzogen sind.

In Freiheit erreichen die Tiere nach Anfressen des “Winterspecks” ein Gewicht von bis zu 160g[3]. In Glirarien gehaltene Tiere wurden vermutlich etwas schwerer. Vor Festbanketten wurden die Tiere laut Ammianus Marcellinus teilweise verwogen, was auf eine intensive Mästung hindeutet.[4]

Fundorte

Nachbildungen und Rekonstruktionen von Glirarien werden in verschiedenen italienischen Museen ausgestellt. Glirarien sind ein Ausstattungsmerkmal wohlhabender römischer Villenhaushalte. Siebenschläfer-Mastgefäße konnten sowohl im Außenbereich als auch in Innenräumen aufgestellt werden.

Verwendungszweck

Siebenschläfer waren bei den Römern ein begehrtes Nahrungsmittel.

Die Verwendung von Glirarien wird vom römischen Gelehrten Marcus Terentinus Varro in "Über die Landwirtschaft" (De Re Rustica) detailliert beschrieben.[5] Demnach werden Siebenschläfer in einem Gehege gehalten, das von polierten Wänden umgeben ist, damit die Tiere nicht entkommen können, und das mit Früchten wie Bucheckern, Eicheln und Kastanien gefüllt wird. Die Gehege enthalten Nistplätze, in denen Siebenschläfer gebären können.[1]

In „Über die Kochkunst“ (De Re Coquinaria), von Marius Gabius Apicius, sind einschlägige Siebenschläfer-Rezepte überliefert. Die gemästeten Tiere wurden demnach abgezogen und kamen mit unterschiedlichen Füllungen in gebackener, gesottener oder gebratener Zubereitung auf den Tisch. [6]

Einzelnachweise

  1. a b LacusCurtius • Glirarium (Daremberg & Saglio). Abgerufen am 6. September 2021.
  2. MEAC, Museo dellˋ Accademia Etrusca Cortona, Italien; Exponat (Beschreibung)
  3. Umweltbundesamt, 2021: Siebenschläfer. 5. März 2019, abgerufen am 5. September 2021.
  4. LacusCurtius • Ammian (Ammianus Marcellinus). In: p145, Absatz 13. Abgerufen am 6. September 2021.
  5. LacusCurtius • Varro — De Re Rustica. S. 440 Absatz 3.3., abgerufen am 5. September 2021 (lateinisch).
  6. Apicius: De re coquinaria / Über die Kochkunst, herausgegeben, übersetzt und kommentiert von Robert Maier, ISBN 978-3-15-008710-7 (c) 1991 Philipp Reclam jun.GmbH & Co., Stuttgart; Abschnitt Apicius Liber VIII - Tetrapus, IX Glires

Kategorie:Keramikgefäß