Benutzer:Volker Beeck/Kostheimer Cellulose Fabik AG

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Von den Anfängen bis zum 1. Weltkrieg

Eines der zahlreichen Projekte des Unternehmers Hubert Anton Disch (1821 bis 1891) war die Errichtung einer Fabrik zur Herstellung von Zellulose in Kostheim am Main, nahe der Einmündung in den Rhein. Dazu wurde am 1.6.1885 eine Aktiengesellschaft gegründet, die am 2.7.1885 in das Handelsregister eingetragen wurde. Sie firmierte zunächst als Kostheimer Cellulosefabrik AG Kostheim am Main. Die für Errichtung und Betrieb einer derartigen Fabrik erforderliche Genehmigung war vom Großherzoglichen Kreisamt in Mainz am 22.4.1885 erteilt worden. Bei Gründung belief sich das Aktienkapital auf 400.000 Mark und war in 400 Aktien im Nennwert von je 1.000 Mark eingeteilt. Die Aktien der Gesellschaft wurden an den Börsen in Mannheim (seit Oktober 1903) und Berlin (seit Mai 1905) gehandelt.

Das Unternehmen wurde zunächst von Philipp Hubert Disch (1863 bis 1902), einem Sohn des Gründers geleitet.

Der Standort in Kostheim wies mehrere Vorteile auf. Hier betrieb H. A. Disch auf einem 8.000 Quadratmeter großen Grundstück bereits eine Kohlehandlung. Es ließ Platz für die anfänglichen Produktionsanlagen der Zellulosefabrik. Die Gemeinde Kostheim war eng mit der Holzindustrie verbunden. Hier wurde vom Main und Oberrhein kommendes Holz zu größeren Flößen zusammengestellt und nach Holland und England weitertransportiert. Ein Teil des Holzes wurde in Kostheimer Sägewerken verarbeitet. Der Main bot eine hinreichende Wassermenge für die Produktion von Zellstoff. Es wurde für den Herstellungsprozess benötigt. Die industriellen Abwässer wurden in den Fluss geleitet. Gleichzeitig war der Wasserweg für den Antransport der benötigten Rohstoffe und den Versand der Fertigprodukte besonders geeignet.

Die Gesellschaft steigerte die Produktion von Zellulose während der Folgejahre um ein Vielfaches. Ab 1892 wurde zusätzlich die Herstellung von Papier aufgenommen. Damit verbunden waren ständige Erweiterungen der Betriebsanlagen. Durch zahlreiche Grundstückserwerbe wurde das Betriebsgelände in Kostheim vergrößert. Nach dem Ausbau des Kostheimer Hafens verbesserten sich ab 1907 die Transportmöglichkeiten über Main und Rhein. Zur Absicherung der Rohstoffbasis erwarb die Gesellschaft 1908 einen 850 Hektar großen Waldkomplex am Ladogasee in Russland. Er ging im 1. Weltkrieg verloren.

Mit ca. 550 Mitarbeitern (1913) war die Zellulose- und Papierfabrik zum größten Arbeitgeber in Kostheim geworden.

Vom Beginn des 1. bis zum Ende des 2. Weltkriegs

Kriegsbedingt musste die Produktion während der Jahre 1914 bis 1918 zeitweise reduziert werden oder kam vollständig zum Erliegen. In der Folgezeit dauerten die wirtschaftlichen Schwierigkeiten an. Fehlende Kohle als Energieträger für die Produktion und die Beschlagnahme der Holzvorräte im Rahmen des Ruhrkampfes durch die französische Besatzungsbehörde (1923) führten zur über ein Jahr andauernden Stilllegung des Betriebs.

Während der Inflation zu Beginn der 1920er Jahre wurde die Gesellschaft unrentabel und die Altaktionäre veräußerten ihre Aktien. Der Erwerber, ein Hofrat Hartmann, sanierte das Unternehmen und verkaufte das Werk an den Verein für Zellstoffindustrie in Oberleschen AG.

Aufgrund von Absatz- und Preisrückgängen kam es 1931 zur Zahlungseinstellung. Aus dem gerichtlichen Vergleichsverfahren ging 1933 die Vereinigte Zellstoff- und Papierfabriken Kostheim-Oberleschen Aktiengesellschaft hervor. Ihren Sitz hatte sie in Mainz. Sie betrieb neben dem Werk in Kostheim eine Papierfabrik in Oberleschen (Niederschlesien). Ein erneuter Wechsel im Kreis der Aktionäre ließ die Zellstofffabrik Waldhof AG, Mannheim, 1936 und 1937 die Mehrheit der Aktien erwerben.

Mit umfangreichen Investitionen wurden in der Folgezeit die Betriebsanlagen erweitert. Im März 1945 wurden die Werksanlagen durch Artilleriebeschuss amerikanischer Truppen stark beschädigt.

Entwicklungen bis in die Gegenwart

Nach der Wiederinstandsetzung wurden die Fabrikationsanlagen modernisiert und wesentlich ausgebaut.

1970 fusionierten die Zellstofffabrik Waldhof AG mit der Aschaffenburger Zellstoffwerke AG zur Papierwerke Waldhof Aschaffenburg AG (PWA). Deren Aktienmehrheit übernahm zum 1.1.1995 die schwedische Svenska Cellulosa Aktiebolaget (SCA). Die von ihr hergestellten Hygieneprodukte firmieren unter dem Namen Essity. Derzeit stellt die Essity Operations Mainz-Kostheim GmbH unter Nutzung des ursprünglichen Geländes der Kostheimer Zellulosefabrik AG Papierhand- und -wischtücher für gewerbliche Anwender her.

Literatur

Willi Frenz: Die Kostheimer Cellulosefabrik, Eigendruck 2000

Willi Frenz: Die Industrialisierung Kostheims, 2003

SCA Hygiene Products GmbH: 125 Jahre SCA in Kostheim - Festschrift zum Jubiläum, 2010

Kategorie:Mainz-Kostheim