Benutzer:Volker Leukers/Bürgermeister Schoelkens-Villa in Wachtendonk
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Beschreibung des Wohnhauses sowie der Architekten:
Das freistehende Wohnhaus im Landhausstil wurde 1910/11 nach einem Entwurf des Architekturbüros Albert Schutte und Volmer, Barmen errichtet. Diesem seinerzeit stilprägenden Architekturbüro wurde bereits im "Monatsheft für Architektur und Raumkunst" Moderne Bauformen 5 1906 [1] ein mehrseitiger Artikel mit illustrierten Muster-Entwürfen gewidmet. Ebenso gab es in der "Deutschen Bauzeitung", Nr. 51, Berlin vom 26. Juni 1907 einen bebilderten Artikel über diese Architekten.
Die Ehemalige Bürgermeister-Schoelkens-Villa steht außerhalb des Ortskerns von Wachtendonk an der Straße "Kuhdyck" [2].
Das massiv errichtete und verputzte, querrechteckig in die Tiefe des Grundstücks gebaute Haus wurde typisch allseitig freistehend auf einem großzügigen umgebenden Gartengrundstück errichtet.
Am 10.09.2020 wurde die Ehemalige Bürgermeister-Schoelkens-Villa als 190. Baudenkmal unter A 180 in die Liste der Baudenkmäler in Wachtendonk eingetragen. Die Unterzeichnung der Denkmalschutz-Urkunde des Landes Nordrhein-Westfalen erfolgte durch den Ministerpräsidenten Armin Laschet sowie der Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung Ina Scharrenbach.
In der Begründung des Denkmalwertes zur Eintragung ist u. a. zu lesen, dass dieses "...Wohnhaus des langjährigen Bürgermeisters Heinrich Schoelkens, mit Qualität voller Gestaltung durch ein renommiertes, überregional tätiges Architekturbüro, im für gehobene Wohngebäude typischen, in Wachtendonk aber eher ungewöhnlichen und daher auffälligen Landhausstil seiner Zeit ... das 1910/11 errichtete Haus ... bedeutend für Städte und Siedlungen, hier die Gemeinde Wachtendonk." ist. Im weiteren Verlauf ist zu lesen, dass "Es ... ein wichtiger Bestandteil der Bau- und Architekturgeschichte des Ortes im 20. Jahrhundert." ist.
Dass beim Denkmalschutz auch die Innenarchitektur mit Blick auf die Holztreppe, der Holz-Kassettentüren sowie einer verglasten Schwebetüre inklusive ihrer Messing-Klinken und Beschläge, der von innen zu kurbelnden Fensterläden, ausstellbaren Rollläden etc. inbegriffen sind, darf als Besonderheit gewertet werden.
Familie Schoelkens und die Nutzung des Landhauses
Das Landhaus wurde im Mai 1911 durch den Bürgermeister Heinrich Hubert Joseph Schoelkens (geb. 23.08.1872 in Burgwaldniel, gest. 02.10.1961 in Wachtendonk) sowie seiner Gattin Anna Maria Catharina Schoelkens (geb. 15.11.1886 in Wachtendonk, geb. Rox, gest. 10.06.1980 in Straelen) bezogen. Die Ehe wurde am 20.07.1908 geschlossen und brachte vier Kinder hervor:
Heinrich Wilhelm Schoelkens (geb. 09.05.1910, gest. 1998, Maschinen- und Flugzeug-Ingenieur), Hochzeit am 27.06.1964 mit Anna Elisabeth Panhuysen (geb. 25.10.1916 in Straelen, gest. 31.10.2013).
Henriette Schoelkens (geb. 22.03.1913, gest. 02.11.1943 in einem Kriegslazarett in Belgien).
Theodor Schoelkens (geb. 09.12.1914, gest. 02.06.1996, Textilingenieur), Hochzeit am 23.04.1957 mit Maria Gerarda Teeuwen (geb. 27.07.1918 in Arcen, gest. 04.09.2008).
Anni Dersen, geb. Schoelkens (geb. ....). Ihre Tochter, Anneliese Dersen (geb. 23.01.1934), wurde mehrfache Deutsche Meisterin und Goldmedallien-Gewinnerin bei den Paralympics [3] im Bogenschießen.
Die Schoelkens-Villa wurde bis zum Tode am 31. Oktober 2013 der letzten Witwe von der Familie Schoelkens bewohnt.
Den Erzählungen nach, fanden Sonntags nach dem kirchlichen Hochamt Klavierspiele bei offenem Erker-Fenster im Erdgeschoss statt. Nachbarn sangen dazu im Vorgarten der Villa. Auch das ein oder andere Gläschen sei dabei genossen worden.
Eine weitere Legende besagt, dass der Zugang in die Villa für Gäste und Besucher nur sehr selektiv zugelassen wurde. Die Familie habe sich stets weitestgehend abgeschottet. "Unstimmigkeiten" unter den Bürgermeistersöhnen "Heinz" und Theo beziehungsweisen ihren Frauen "Änne" und "Gerta" waren bisweilen an der nur zur Hälfte gemähten Rasenfläche im gemeinsam genutzten Vorgarten für Passanten und Nachbarn erkennbar.
Im Jahr 2014 wurde das Landhaus von den Eheleuten Volker Leukers und Nicola Leukers (geb. Hommes) mit Ihren Söhnen Simon Gregor, Noah Jakob und Aaron Henry erworben und umfassend renoviert.
Epilog zum Bürgermeister Heinrich Schoelkens[4]
Heinrich Schoelkens war von 1906 bis 1937 der bislang dienst älteste Bürgermeister der Gemeinde Wachtendonk. Nach ihm wurde post mortem auch der Schoelkensdyck [5] in Wachtendonk benannt.
Heinrich Schoelkens wurde in seinem Geburtsort Burgwaldniel zunächst "Verwaltungsbeflissener" und am 06. April 1906 zum Vertreter des Bürgermeisters Franz Pauly in Wachtendonk und der damit verbundenen Verwaltung der Landbürgermeisterei Wankum ernannt. Am 17. August 1907 erhielt er seine endgültige Ernennung. Erprobt in Kaiserzeit und Republik trat er erst am 01. Oktober 1937 in den Ruhestand, obwohl er kein Mitglied der NSDAP gewesen war und auch sonst keine parteipolitischen Betätigungen ausgeübt hatte. Schoelkens machte während der rund vier Jahre Amtszeit in der Diktatur immer nur dort Zugeständnisse, wo es nützte und gleichzeitig keinem weh tat, er betrieb sogar regelrechte "Eulenspiegeleien" mit den Nazis: so beispielsweise am 23. Dezember 1935, als er Zweifel daran äußerte, ob seine Einladungen an den Ortsgruppenleiter für die Ratssitzungen rechtens sind. Mit Anschreiben an den Deutschen Gemeindetag, der "Gauleitung Essen" und weitere Stellen löste er eine bis November 1936 - im Gemeindearchiv nachweisbare - Diskussion zu dem Thema aus. Selbst um Auskunft über die gängige Praxis in Geldern und Grefrath wird nachgesucht. Aber auch offizielle Stellen sind sich nicht einig. Am 12. November 1936 gab Kreisamtsleiter Eikelberg bekannt, dass er weitere Erkundigungen beim "Gauamt für Kommunalpolitik" wegen Zuziehung der Ortsgruppenleiter einholen wolle. Der Ausgang der Sache ist, vermutlich auch durch die Verabschiedung von Schoelkens bedingt, nicht bekannt.
Unter Schoelkens' politischen Gemeindeführung wurden zahlreiche Verschönerungsmaßnahmen in Wachtendonk vorgenommen. Beispielsweise die Umgestaltung des damaligen "Hindenburgplatzes" (heute Friedensplatz[6]), dessen Fertigstellung am 04. Oktober 1936 im Rahmen des Erntedankfestes mit einer großen Proklamation gefeiert wurde. Diese wurde auch von "Volksgenossen aus Duisburger Betrieben" sowie von Radwandergruppen aus Essen und Mülheim, die bereits am Vortag anreisten, besucht und begleitet. Ganze Seiten wurden der damaligen Festungsstadt Wachtendonk, die zuvor eher ein beschauliches Dasein geführt hatte, plötzlich eingeräumt, unter anderem in der Westdeutschen Zeitung am 19. September 1936.
In den letzten Jahren der Amtszeit des Bürgermeisters Heinrich Schoelkens wurde Wachtendonk mit dem Titel "Musterdorf des Gaues Essen" beworben.
Der Bürgermeister a. D. blieb in "seinem" Wachtendonk sesshaft. Zu seinem 80. Geburtstag 1951 erhielt er Glückwünsche und Ehrungen aus allen politischen Richtungen und von zahlreichen Vereinen und Verbänden. Er verstarb am 2. Oktober 1961, woraufhin Gemeinderatsmitglied Anton Ingenhaag vorschlug, ihm zu Ehren den seinerzeit auf sein Betreiben erworbenen Dammweg in "Schoelkensdyck[7]" umzubenennen. Noch heute bleiben die Person und seine "Bemühungen zur Ortsverbesserung" so zumindest im Straßenbild der Gemeinde "Stadt Wachtendonk" erhalten.
Kategorie:Bauwerk in Wachtendonk
- ↑ Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst (5.1906). Abgerufen am 29. April 2022.
- ↑ a b Kuhdyck · 47669 Wachtendonk, Deutschland. Abgerufen am 29. April 2022 (de-US).
- ↑ Anneliese Dersen - Archery, Dartchery | Paralympic Athlete Profile. Abgerufen am 29. April 2022 (englisch).
- ↑ Jürgen Kwiatkowski: Geldrischer Heimatkalender. Hrsg.: Historischer Verein für Geldern und Umgegend e. V., gegr. 1851. 2007, S. 63 - 72.
- ↑ Schoelkensdyck · 47669 Wachtendonk, Deutschland. Abgerufen am 29. April 2022 (de-US).
- ↑ Friedenspl. · 47669 Wachtendonk, Deutschland. Abgerufen am 29. April 2022 (de-US).
- ↑ Schoelkensdyck · 47669 Wachtendonk, Deutschland. Abgerufen am 29. April 2022 (de-US).