Benutzer:WMongrovius/Philosophie, Politik und Wirtschaft
Philosophie, Politik und Wirtschaft (PPW) ist ein berufsbegleitender, interdisziplinärer, nichtkonsekutiver Masterstudiengang der Ludwig-Maximilians-Universität München.[1] Er wurde zum Wintersemester 2004/05 eingeführt. Mit erfolgreichem Abschluss des Studiums wird der akademische Grad eines Master of Arts (M.A.) verliehen. Der Studiengang ist akkreditiert.
Geschichte
Als erste Einrichtung hat die University of Oxford ein Studium in Politics and Economics (PPE) angeboten.[2] Aus den Absolventen dieses Studiums rekrutiert sich bis heute ein großer Teil der politischen Führung Großbritanniens, darunter David Cameron, der gegenwärtige Premierminister Großbritanniens, und Ed Miliband, der Oppositionsführer im britischen Unterhaus. Oxford war Vorbild für ähnliche Programme, die z.B. die University of Warwick[3] und die University of York[4] in den 1980er Jahren ins Leben gerufen haben. Bald darauf etablierte sich das Programm auch in den USA, z.B. an der University of Pennsylvania[5].
Ihren sachlichen Ursprung hat die Verbindung der drei Disziplinen Philosophie, Politikwissenschaften und Wirtschaftswissenschaften in der Geschichte der Fächer. So haben Adam Smith und John Stuart Mill in der Geschichte dieser Fachbereiche bis heute ihren festen Platz.
Seit den 2000er Jahren findet die Verbindung von Philosophie, Politikwissenschaften und Wirtschaftswissenschaften in einem interdisziplinären Studium auch in Deutschland zunehmende Verbreitung. Hintergrund ist aber nicht so sehr die teilweise gemeinsame Geschichte der beteiligten Fächer. Vielmehr wird die Einführung solcher Studiengänge damit begründet, dass Führungskräfte in Wirtschaft, Politik und Verwaltung in der Lage sein müssen, nicht allein ökonomisch vernünftig sondern auch ethisch verantwortlich und mit Gespür für politische Strömungen zu entscheiden.
In Deutschland hat die Universität Bayreuth mit dem Studiengang Philosophy & Economics (P&E) den Anfang gemacht.[6] Es handelt sich um einen sowohl grundständigen als auch konsekutiven Studiengang, der mit dem akademischen Grad eines Bachelor of Arts (B.A.) oder eines Master of Arts (M.A.) abgeschlossen werden kann. Die Ludwig-Maximilians-Universität München folgte im Jahr 2004 mit dem nichtkonsekutiven Masterstudiengang Philosophie, Politik und Wirtschaft (PPW). Bis heute handelt es sich um den einzigen Studiengang dieser Art, der berufsbegleitend absolviert wird. Die jüngeren Studienangebote der Universität Hamburg[7], der Universität des Saarlandes[8] und der Universität Witten/Herdecke[9] sind als Vollzeitstudium angelegt.
Kritik
Ein interdisziplinäres Studium kann ein Studium mehrer Disziplinen niemals ersetzen. Entscheidend ist, wie die einzelnen Anbieter mit dieser Herausforderung umgehen. In der Regel wird darauf verzichtet, die drei Fächer Philosophie, Politik und Wirtschaftswissenschaften in ihrer ganzen Breite abzudecken. Die Studiengänge beschränken sich in der Regel auf Bereiche der einzelnen Disziplinen, die für das Studienziel relevant sind. In der Philosophie z.B. bedeutet das zumeist eine Beschränkung auf die praktische Philosophie. Weil derart selektiv vorgegangen wird, können die behandelten Themen grundsätzlich in einer Tiefe behandelt werden, wie es einem reinen Fachstudium durchaus vergleichbar ist. Insofern ist die Kritik der Oberflächlichkeit nicht gerechtfertigt.
Es ist allerdings so, dass Studierende interdisziplinärer Studiengänge nicht allein mit mehreren Disziplinen konfrontiert sind sondern auch mit deren unterschiedlichen Fachkulturen. In der Folge gewinnen die Studierenden selten ein klares Bild der einzelnen Fachkulturen. Das macht sich bei einem anschließenden Masterstudium, wenn es sich um ein reines Fachstudium handelt, oder im Fall einer anschließenden Promotion in der Regel negativ bemerkbar. Studierende können diesem Problem entgehen, wenn sie ein interdisziplinäres Studium erst nach einem reinen Fachstudium aufnehmen.
Aus Sicht der Unternehmenspraxis gilt ein Universitätsstudium nicht selten als zu sehr wissenschaftsorientiert und zu wenig anwendungsorientiert. Studiengänge, die sich auf die Schnittstellen von Philosophie, Politik und Wirtschaft konzentrieren, stehen schnell im Verdacht, sich noch weiter von der unternehmerischen Wirklichkeit zu entfernen. Gegen diesen Vorwurf hilft es, wenn die Studierenden bereits Berufserfahrung in das Studium mitbringen und angeregt werden, vermittelte Theorien vor dem Hintergrund ihrer beruflichen Tätigkeit zu reflektieren. Insofern ist es erstaunlich, dass nur der Studiengang Philosophie, Politik und Wirtschaft der Ludwig-Maximilians-Universität München Berufserfahrung zur Zulassungsvoraussetzung gemacht hat.
Ein letzter Kritikpunkt betrifft das unklare Berufsbild. Wenngleich abzusehen ist, dass sich das Verständnis von Führung in naher Zukunft ändern wird,[10] müssen viele Absolventen ihrem zukünftigen Arbeitgeber immer noch erklären, welche spezifischen Fähigkeiten und Kompetenzen sie mitbringen. Außerdem müssen sie erklären, wo im Unternehmen sie eingesetzt werden können. Daher ergänzen viele Absolventen ihre Ausbildung anschließend zumeist durch Master- oder Promotionsprogramme im In- und Ausland. Oder sie studieren berufsbegleitend als bereits Berufstätige, was allerdings nach wie vor nur an der Ludwig-Maximilians-Universität München möglich ist.
Einzelnachweise
- ↑ http://www.ppw.philosophie.uni-muenchen.de/index.html
- ↑ http://www.ppe.ox.ac.uk/
- ↑ http://www2.warwick.ac.uk/fac/soc/ppe/
- ↑ http://www.york.ac.uk/pep/undergraduate/courses/ba-philosophy-politics-economics/
- ↑ http://www.sas.upenn.edu/ppe/
- ↑ http://pe.uni-bayreuth.de/
- ↑ "Politics, Economics and Philosophy"
- ↑ "Economics, Finance and Philosophy"
- ↑ http://www.uni-wh.de/wirtschaft/studium-wirtschaftsfakultaet/philosophie-politik-oekonomik/
- ↑ http://www.wzb.eu/sites/default/files/projekte/fuehrungsstudie-snv-ezi-wzb.pdf