Benutzer:Waileo/Otto Schanzenbach
Otto Schanzenbach (* 27. Februar 1837 in Ludwigsburg, † 28. Juli 1910 in Ludwigsburg) war ein deutscher Lehrer, Bibliotheksdirektor und Heimatforscher
Leben
Der Sohn eines Sattlermeisters besuchte nach der Elementarschule zunächst das Lyzeum (Progymnasium) seiner Vaterstadt. 1851 legte er das Landexamen ab, das ihm die Aufnahme in das Evangelische Seminar Maulbronn ermöglichte. 1855 nahm er das Studium der Theologie in Tübingen auf,[1] und legte 1859 die erste theologische Staatsprüfung ab. ## und im Herbst des genannten Jahres Vikar in Weidenstetten wurde. Bereits im Dezember 1859 verließ er Deutschland, um vier Jahre lang als Hauslehrer der Söhne von Fürst Alexei## Lobanow–Rostowski (1824–1896##) in Sankt Petersburg zu arbeiten.
Als Philologe veröffentlichte er 1898 Musterübersetzungen zu den Übungstexten zu der französischen Grammatik von Eugène Borel,[2] die als "autorisierte Übertragung" offenbar einem älteren, "vor Unrichtigkeiten wimmelnde(n) Schlüssel" das Wasser abgraben sollte.[3] Auch ein Rezensent, der solchen Projekten grundsätzlich kritisch gegenüberstand, sah sich dabei veranlasst zu konzedieren, dass "Dr. Schanzenbergs Übersetzung vortrefflich zu sein scheint."[4]
Selbst der für seine "scharfe, aber stets gerechte Kritik" bekannte Neuphilologe und Lektor an der Universität Freiburg, Prof. Dr. Joseph Sarrazin (1847-1895),[5] bescheinigte Schanzenbach eine "von eingehender und liebevoller Beschäftigung mit dem Stoffe zeugende, in eleganter und stellenweise schwungvoller Sprache geschriebene Arbeit, die der Belesenheit und dem ästhetischen Verstandnis des Verf(assers) alle Ehre macht."[6] Schanzenbachs "hochinteressante und gediegene Abhandlung" verdiene, so schließt Sarrazin, "einen weiteren und dankbarerern Leserkreis als ihn die Programmarbeiten im allgemeinen haben."[7]
Seit 1890 war er im Nebenamt zugleich Bibliothekar am Eberhard–Ludwig–Gymnasium.[8] Schanzenbach gehörte zu den Mitunterzeichnern des Aufrufs zum 10. November 1895 zum Eintritt in den neu gegründeten Schwäbischen Schillerverein.[9]
Als Ausschuss–Mitglied des Schillervereins und Hofbibliotheksdireketor in Personalunion war Schanzenbach an der "Anreicherung" der Sammlungen des Schillervereins aus den Beständen der Hofbibliothek beteiligt: "Dr. Schanzenbach, übergab für die Handschriftensammlung des Vereins unter sachlichen Erläuterungen ein in der K. Hofbibliothek aufgefundenes handschriftliches Gedicht Justinus Kerners an die Königin Katharina und konnte dabei rühmen, wie gerne und freudig Seine Majestät der König diese Wegschenkung genehmigt und dabei wiederholt die soeben im Rechenschaftsbericht erwähnte Erlaubnis bestätigt habe, daß der Bibliothek des Vereins aus der K. Hofbibliothek eine Reihe von Schenkungen zugewendet werden solle."[10] Diese angekündigten weiteren Schenkungen mussten jedoch angesichts erheblicher Rückstände bei der Katalogisierung bis auf weiteres ausgesetzt werden: "Auch von der hochherzigen Erlaubnis Seiner Majestät des Königs, der K. Hofbibliothek die zahlreichen auf Schiller bezüglichen Broschüren für die Sammlungen unseres Vereins (sofern Krongut, unter dem Vorbehalt des Eigentumsrechts) zu entnehmen, konnte bis jetzt noch nicht Gebrauch gemacht werden. Ich habe mich – im Einvernehmen mit dem Herrn Hofbibliotheksdirektor Dr. Schanzenbach – vorderhand damit begnügt, einige Doubletten aus der K. Hofbibliothek für unsere Zwecke zu erbitten, und das weitere der Zukunft anheimgestellt."[11]
Am 1. Dezember 1899 wurde dem 62jährigen Schanzenbach, nunmehr also Gymnasialprofessor a.D., die Leitung der Königlichen Hof– und Handbibliothek Stuttgart – als Nachfolger des mit 77 Jahren in den Ruhestand getreten Edmund Zoller (1822–1902) – zunächst provisorisch übertragen, endgültig "mit dem Titel eines Hofbibliothekdirektors und dem Rang eines Oberraths" dann am 1. September 1900.[12] Schanzenbach trat als Hauptredner bei einer am 11. Oktober 1891 vom Stuttgarter Liederkranz "im Einvernehmen mit den bürgerlichen Collegien" veranstalteten Gedächtnisfeier für den soeben verstorbenen König Karl von Württemberg in Erscheinung.[13]
"interim. Vorstand der Hofbibliothek 23.11.1899, Leiter der Hofbibliothek mit dem Titel eines Hofbibliotbekars und dem Rang auf der 5. Stufe 20.11.1900, später Titel eines Direktors und Rang auf der 4. Stufe, entlassen 29.2.1908 mit Wirkung vom 1.4.1908" Gisela Herdt: Der württembergische hof im 19. Jh. S. 447.
"Schüleraustausch": "prof.%20dr.%20Schanzenbach" online
In der Generalversammlung des Schwäbischen Schillervereins, die am 13. April 1907 in Stuttgart stattfand, wurde Schanzenbach noch zu denjenigen verdienten Mitgliedern des Vereinsausschusses gezählt, die ihren 70sten Geburtstag "in erfreulicher geistiger Frische und körperlicher Rüstigkeit" feiern konnten.[14] Schon bei der übernächsten Versammlung am 24. April 1909, wurde indessen mit Bedauern kund getan, dass Schanzenbach sich "durch sein körperliches Befinden" veranlasst gesehen habe, "mit der Niederlegung seines Amtes [als Hofbibliotheksdirektor] auch aus unserem Ausschuß auszutreten, dem er seit der Gründung des Schwäbischen Schillervereins angehörte."[15] In den Ruhestand getreten war Schanzenbach – wie eindeutig belegt ist – in der Tat bereits ein Jahr zuvor, näherhin am 31. März 1908.[16]
Zuletzt musste er ins Männerkrankenhaus Salon in Ludwigsburg verbracht werden, wo er wenige Tage später, am 28. Juli 1910, verstarb.
" Heimgekehrt beschloß er, bei der Pädagogik zu bleiben. 1876 wurde er Pofessor für neuere Sprachen am Stuttgarter Eberhard-Ludwig-Gymnasium. 1899 Direktor der Hofbibliothek, abe schon 1900 in den Ruhestand versetzt."
Schriften
- Französische Einflüsse bei Schiller. In: Programm des Eberhard–Ludwigs–Gymnasiums in Stuttgart zum Schlusse des Schuljahrs 1884–85. Stuttgart 1885, S. 3–52. (online_pxy bei Google Books)
- Aus der Geschichte des Eberhard–Ludwig–Gymnasiums in Stuttgart. (Festschrift zur Jubelfeier des Eberhard-Ludwig-Gymnasiums in Stuttgart. Zugleich Programm zum Schlusse des Schuljahres 1885-1886. Stuttgart 1886, S. 1-104##.
- Nachträge zur Geschichte des Eberhard–Ludwig–Gymnasiums. I. Folge. 4. (40 S.) 1887. Programm des E.–L.Gymnasinms zu Stuttgart, Nr. 551.
- Mömpelgards schöne Tage. Stuttgart 1887.
- Corrigé des thèmes allemands contenus dans la grammaire française d'Eugène Borel. Rédigé sur les textes de la vingtième éditon et publié à l'usage exclusif des professeurs et des institutrices. Stuttgart 1898.
- Ludwigsburgs Gewerbsleben im vorigen Jahrhundert. Ludwigsburg 1889.
- Festschrift zum fünfundzwanzigjährigen Regierungs–Jubiläum Seiner Majestät des Königs Karl von Württemberg 1864–1889. Ausgegeben von Ueber Land und Meer, Deutsche Illustrirte Zeitung. Stuttgart-Leipzig-Berlin-Wien 1889.
- Ludwigsburg gegen Ende des vorigen Jahrhunderts. Ein Vortrag gehalten vor dem Handels– und Gewerbe–Verein zu Ludwigsburg am 24. Februar 1890. Ludwigsburg 1890.
- Ludwigsburg unter König Friedrich. Zwei Vorträge. Ludwigsburg 1892.
- Rede bei der Feier des hundertjährigen Geburtstags Gustav Schwabs gehalten den 18. Juni 1892 im Festasaal des Eberhard–Ludwigsgymnasium zu Stuttgart. In: Zur Erinnerung an Gustav Schwab 1792–1892. Festreden und Gedichte bei der Feier seines Hundertjährigen Geburtstags in Stuttgart, Urach, Gomaringen und Rorschach nebst Mitteilungen aus Familienpapieren. Stuttgart 1892, S. 9–20. (online) bei Internet Archive
- Alt-Ludwigsburg: Vorträge und Abhandlungen. ## 1892.
- Königin Mathilde von Württemberg und die Ludwigsburger. Ludwigsburg 1897.
- Ludwig Uhland in Paris. In: Staatsanzeiger für Württemberg. Literarische Beilage. 1899, S. 144/159.
- Zur Geschichte der Stuttgarter Schützengilde. Eine Festschrift zur Feier ihres 400jährigen Bestandes 1500-1900. Illustriert von Peter Schnorr. Stuttgart 1901.
- Reiterfestspiel des Dragoner Regiments König zur Feier seines 100jährigen Bestehens. Stuttgart 1905.
- Das frühere Museums- und jetzige Ratskellergebäude in Ludwigsburg. In: Ludwigsburger Geschichtsblätter 6 (1911), S. 76-88.
- Brigade-Gerneral Ferdinand Friedrich Heinrich von Mylius. In: Ludwigsburger Zeitung vom 23. November 1912##. 3. Bl. S. 1 f.##
- Nummer 1 ist eine Ostergabe von Otto Schanzenbach im Jahr des Drucks (1891) auf das Wie-dererstehen der Leutrumsehen Grablege:
- Ein Stern Schwabens. In: Vom Fels zum Meer. Jg. 11/ 1890?
Schanzenbach, O. — Ein Rousseaujünger im Hause Württemberg (Progr. Stuttgart, 1889).
- Ein Rousseaujünger im Hause Württemberg. In: Festgabe des Eberhard-Ludwigs-Gymnasiums in Stuttgart zu der Jubelfeier der 25jährigen Regierung SR. Maj. des Königs Karl von Württemberg 25. Juni 1889. Zugleich Programmabhandlungen für das Ende des Schuljahrs 1888/89. Stuttgart 1889.
- Zur Erinnerung an Ernst Friedrich Kauffmann. In: Schwäbische Kronik Nr. 550 vom 25. Nov. 1903.
- Entre und parmi von Prof. Dr. Otto Schanzenbach in Stuttgart.
- Wer Silber liebt und treu wie Gold.
Borel, Eugène, Grammaire française à l'usage des allemands. Ouvrage dont les principes s'appuient sur le dictionnaire de l'Académie et sur les meilleurs traités de grammaire publiés jusqu'à ce jour. Revue et augmentée par Otto Schanzenbach, Stuttgart, Neff, 2" 1896
O. Schanzenbach, Ludwigsburgs Anfänge: SchwäbKron. No. 208 ...
O. Schanzenbach, Chn. F. D. Schubart: Über Land und Meer. 1891. Nr. 52.
nachruf Gerok
Schanzenbach, Otto: Lenau in Eßlingen. In: Schwäbische Kronik, des Schwäbischen Merkurs zweite Abteilung (Stuttgart). Nr. 223. 16. 5. 1904 (Abendblatt). S. 7.
- Ein neues Württemberger Lied. (Gotthold Kimmerle: Ein frischer Mut und Liederlust, Widmungskomposition HB XVII 909)
--- [Informationen zur dargestellten Person:] Otto Friedrich Schanzenbach (27.2.1837-28.7.1910), deutscher Student, Theologe, Bibliotheksdirektor; aus Ludwigsburg stammend, Vater: Christoph Schanzenbach, Sattler in Ludwigsburg; 1855-59 Studium in Tübingen, zuletzt Direktor der Hofbibliothek in Stuttgart; Vater des Otto Schanzenbach (1870-?) und des Walther Schanzenbach (1874-?).
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Ehrungen
- 1897: Ehrenmitgliedschaft im neu gegründeten »Historischen Verein für Ludwigsburg und Umgebung« (heute: »Historischer Verein für Stadt und Kreis Ludwigsburg e.V.«)
- 1897: Verleihung der Kleinen Medaille für Kunst und Wissenschaft König Wilhelms II. von Württemberg und zwar "am Band des Kronenordens".[17]
- 1927: Benennung der Schanzenbachstraße in der Ludwigsburger Weststadt.
Literatur
- Art. "Schanzenbach, Otto." In: Kürschners deutscher Litteratur-Kalender auf das Jahr 1903. Jg. 25. Leipzig 1903, Sp. 1165. (online bei Google Books)
- Art. "Schanzenbach, Otto." In: Jahrbuch der deutschen Bibliotheken. Jg. 1. Leipzig 1902, S. 102. (online (Vorschau) bei Google Books)
- Lexikon deutscher Bibliothekare im Haupt- und Nebenamt bei Fürsten, Staaten und Städten. Hrsg. von Karl Bader. Leipzig 1925, S.##.
- Oskar Paret: Otto Schanzenbach. In: Hie gut Württemberg. Beilage zur Ludwigsburger Kreiszeitung 11 (1960), S. 35.
- Albert Sting: Art. "Schanzenbach, Otto." In: Geschichte der Stadt Ludwigsburg. Bd. 2: Von 1816 bis zum Kriegsende 1945. Ludwigsburg 2004 (ISBN 3930872080), S. 475.
Einzelnachweise
- ↑ Schanzenbach findet sich auch als "Studierende(r) der Philosophie" unter den Württembergern im "Königlichen Seminar"; Tübinger Universitätsschriften aus dem Jahre 1855. Tübingen 1856, S. 21 f. Nr. 513. (online bei Google Books) – "Sem. aus Ludwigsburg", 1855–1859: UAT 42/19,30
- ↑ Borel war in der ersten Hälfte des 19. Jh. Französischleher am Stuttgarter Polytechnikum und dem Katharinenstift gewesen.
- ↑ Zeitschrift für die österreichischen Gymnasien. 50 (1899), S. 525. online_pxy bei Google Books
- ↑ Bayerische Blätter für das Gymnasialschulwesen. 37 (1901), S. 637. online_pxy bei Google Books
- ↑ Franco-Gallia. Kritisches Organ für französische Sprache und Literatur. 13 (1896), S. 31. online_pxy bei Google Books
- ↑ Franco-Gallia: Kritisches Organ für Französische Sprache und Literatur 2 (1895), S. 336–338, S. 336. (online_pxy bei Google Books)
- ↑ Ebda. S. 336.
- ↑ Centralblatt für Bibliothekswesen 17 (1900), S. 86. (online_pxy)
- ↑ Allgemeine Zeitung, Beilage vom 09.11.1895, S. 8. (online bei digiPress)
- ↑ 6ter Rechenschaftsbericht über das Jahr 1. April 1901/1902. Marbach 1902, S. 5. (online_pxy bei Google Books)
- ↑ 6ter Rechenschaftsbericht über das Jahr 1. April 1901/1902. Marbach 1902, S. 63. (online_pxy bei Google Books)
- ↑ Allgemeine Zeitung (München), Beilage. Nr. 273 vom 28. November 1900, S. 8. (online bei digiPress) – Centralblatt für Bibliothekswesen 16 (1899), S. 580.
- ↑ Allgemeine Zeitung, 12.10.1891, S. 2. (online)
- ↑ Jahresbericht 11 (1907), S. 15.
- ↑ Jahresbericht der deutschen Bibliotheken 13 (1909) S. 12.
- ↑ Jahresbericht## der deutschen Bibliotheken 7##13 (1909), S. 135; vgl. auch Zentralblatt für Bibliothekswesen 25 (1908), S. 240. (online_pxy) – Die Angabe von Paret: Otto Schanzenbach (s. Literatur], Schanzenbach habe sich bereits "im Juli 1900, im Alter von erst 63 Jahren," in den Ruhestand versetzen lassen, gilt lediglich für seine Tätigkeit als Lehrer, nicht für die des Bibliotheksdirektors.
- ↑ Ulrich Klein u. Albert Raff: Die Württembergischen Medaillen von 1864–1933 (einschließlich der Orden und Ehrenzeichen) (=Süddeutsche Münzkataloge. Bd. 12). Stuttgart 2010 ISBN 3-936047-02-2, S. 149.