Benutzer:Weltenspringerin/Christel Fricke
Christel Johanna Fricke (geboren 1955 in Berlin) ist eine deutsche Philosophin und Hochschullehrerin.[1]
Beruflicher Werdegang
Von 1974 bis 1981 studierte Fricke Philosophie und Romanistik an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg.[1] 1976/1977 nahm sie mit einem DAAD-Stipendium ein Auslandssemester an der Universität Poitiers wahr. 1981 schloss sie ihr Studium in Heidelberg mit dem Staatsexamen in Philosophie und Französischer Sprach- und Literaturwissenschaft ab. Es folgte ein Promotionsstudium, bei dem sie zeitweise durch Stipendien von der Universität Heidelberg und von der Studienstiftung des deutschen Volkes Stipendien unterstützt wurde. 1988 wurde Fricke an der Philosophischen Fakultät der Universität Heidelberg promoviert und habilitierte sich dort 1998.[2]
Von 1986 bis 1999 war sie in unterschiedlichen Funktionen an der Universität Heidelberg beschäftigt. Im Wintersemester 1998/1999 vertrat sie Professor Martin Seel am Zentrum für Philosophie und Grundlagen der Wissenschaft an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Es folgten Lehraufträge und Gastprofessuren an der Universidade Federal do Rio Grande do Sul im brasilianischen Porto Alegre, an der Emory University in Atlanta, Georgia, und an der Fakultät für Philosophie der Universität Heidelberg. Mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft nutzte sie von 2002 bis 2003 ein Forschungsstipendium an der Fakultät für Philosophie der Universität Karlsruhe, um das Projekt „Objektive Gültigkeit und Motivationskraft von moralischen Normen – Zur Moralphilosophie von Adam Smith“ voran zu bringen. Im Sommersemester 2002 vertrat sie Professor Ursula Wolf an der Philosophischen Fakultät der Universität Mannheim.[3]
Fricke ist seit 2003 Professor für Philosophie an der Fakultät für Philosophie, Klassische Studien und Kunstgeschichte der Universität Oslo.[3]
Neben ihren universitären Aufgaben engagierte sich Fricke im Centre for the Study of Mind in Nature (CSMN), einem Exzellenzzentrum das an der Universität Oslo angesiedelt war. Von 2007 bis 2010 war sie dessen Direktorin, seit 2010 war sie dort Forschungsdirektorin der Unterabteilung „Moral Agency (Moralische Handeln)“, bis die Initiative 2017 für beendet erklärt wurde. Die Institution hatte es sich zum Ziel gesetzt, die Normativität des menschlichen Handelns zu ermitteln und zu untersuchen.[4]
Seit 2008 ist Fricke Mitglied der Norwegischen Akademie der Wissenschaften und seit 2010 von Det Kongelige Norske Videnskabers Selskab (Königlich Norwegische Wissenschaftliche Gesellschaft).[3]
Forschungsposition
Fricke hat sich mit Moraltheorie, Ästhetik und der philosophischen Aufklärung beschäftigt. Sie vertritt eine konstruktivistische Auffassung von Moral, die sich stark an Smiths Werk orientiert.[5]
Fricke hat Adam Smith und seine Moraltheorie zu einem ihrer zentralen Themen erkoren. In zahlreichen wissenschaftlichen Artikeln hat sie seine Positionen abgeklopft und anderen Philosophen wie Kant, Rousseau, Hume oder Husserl gegenübergestellt. So stellte sie mit dem Co-Herausgeber Hans-Peter Schüttnach den – in Deutschland vor allem als Nationalökonom bekannten – schottischen Philosophen einer breiteren Öffentlichkeit in dem Sammelband „Adam Smith als Moralphilosoph“ vor: "Wir glauben, dass es der philosophischen Diskussion in Deutschland guttäte, von dem, was in diesem Band verhandelt wird, Kenntnis zu nehmen."[6]
Veröffentlichungen (Auswahl)
- Kants Theorie des reinen Geschmacksurteils. De Gruyter, Berlin 1990.
- Zeichenprozeß und ästhetische Erfahrung. Wilhelm Fink Verlag, München 2001.
- mit Hans-Peter Schütt (Hrsg.): Adam Smith als Moralphilosoph. Walter de Gruyter, Berlin 2005.
- Genesis und Geltung moralischer Normen. Ein Gedankenexperiment von Adam Smith. 2005.
- Die Ethik der Vergebung. Eine Sammlung von Essays. In: Routledge-Studien in Ethik und Moraltheorie. Band 14. New York 2011.
- Was wir einander nicht antun können. Über Vergebung und moralische Verwundbarkeit. New York 2011.
- Adam Smith and „the most sacred rules of justice“. In: The Adam Smith Review. Vorträge des Symposiums „Adam Smith and Conditions of a Moral Society“. Band 6, 2018, ISBN 978-1-136-72772-6 (englisch).
- Intersubjektivität und Objektivität bei Adam Smith und Edmund Husserl. Eine Sammlung von Essays. In: Philosophische Forschung. Band 8. Ontos Verlag, Frankfurt am Main, Paris, Lancaster, New Brunswick 2012.
- Meinungsverschiedenheiten überwinden - Adam Smith und Edmund Husserl über Strategien zur Begründung deskriptiver und wertender Urteile. Berlin 2012.
- Adam Smith. Der sympathische Prozess und der Ursprung und die Funktion des Gewissens. Oxford 2013.
- mit Julia Annas, Emilie Aussant, Douglas Cairns, Maria A. Carrasco, Hugo David, Christoph Harbsmeier, Michael Puett, Øyvind Rabbås, Paul Woodruff: Nature, Culture, Gods, and Reason. Exploring Evaluative and Normative Constraints on Right Action in a Historical and Comparative Perspective. Springer Netherlands, 2015.
- mit Frode Kjosavik, Christian Beyer (Hrsg.): Husserl’s Phenomenology of Intersubjectivity. Routledge, New York / London 2018.
- Husserls Phänomenologie der Intersubjektivität. Historische Interpretationen und zeitgenössische Anwendungen Routledge-Forschung in der Phänomenologie. New York 2019.
- Unparteilichkeit durch „moralische Optik“. Warum Adam Smith David Humes moralische Sentimentalität revidierte. Edinburgh 2021.
Literatur
- Andrea Klonschinski: Frauen in der akademischen Philosophie in Deutschland – Eine Bestandsaufnahme. In: Zeitschrift für philosophische Forschung. Band 74, Nr. 4, Dezember 2020, S. 593–616.
Weblinks
- Offizielle Website von Christel Fricke. Abgerufen am 29. September 2022.
- Artikelliste von Christel Fricke. University of Oslo, abgerufen am 30. September 2022.
- Literatur von und über Weltenspringerin/Christel Fricke in der bibliografischen Datenbank WorldCat
- Literatur von und über Weltenspringerin/Christel Fricke im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Christel Fricke - Vorstellung von Fragestellungen am Wissenschaftskolleg zu Berlin auf YouTube, 22. Oktober 2020, abgerufen am 30. September 2022 (englisch).
- mit María Alejandra Carrasco: Adam Smith’s Impartial Spectator. Econ Journal Watch, Mai 2016, abgerufen am 30. September 2022 (englisch).
- 10 Monate und mehr als 100 Geschichten. 2020, abgerufen am 30. September 2022.
Einzelnachweise
- ↑ a b Christel Fricke, Dr. phil. Wissenschaftskolleg zu Berlin, abgerufen am 29. September 2022.
- ↑ Curriculum vitae: academic education. Christel Fricke, abgerufen am 30. September 2022.
- ↑ a b c Curriculum vitae: academic career. Christel Fricke, abgerufen am 29. September 2022 (englisch).
- ↑ CSMN - Centre for the Study of Mind in Nature. University of Oslo, abgerufen am 30. September 2022 (englisch).
- ↑ Christel Fricke. Econ Journal Watch, abgerufen am 30. September 2022 (englisch).
- ↑ Michael Pawlik: Welch ein Frühlingsvergnügen! Heute schon Adam Smith gelesen? Eine Anleitung zur Lektüre. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29. Mai 2006, abgerufen am 30. September 2022.
{{Normdaten|TYP=p|GND=112246117|LCCN=n90708166|VIAF=32042510}}
{{SORTIERUNG:Fricke, Christel}} [[:Kategorie:Philosoph]] [[:Kategorie:Hochschullehrer]] [[:Kategorie:Deutscher]] [[:Kategorie:Geboren 1955]] [[:Kategorie:Frau]]
{{Personendaten |NAME=Fricke, Christel |ALTERNATIVNAMEN=Christel Johanna Fricke |KURZBESCHREIBUNG=deutsche Philosophin |GEBURTSDATUM=1955 |GEBURTSORT=[[Berlin]] |STERBEDATUM= |STERBEORT= }}