Benutzer:Wikanius/openHPI
openHPI ist ein webbasiertes Portal für E-Learning, auf dem kostenlose und frei zugängliche Massive Open Online Courses (MOOCs) zu Themen aus dem Bereich Informationstechnologie angeboten werden[1][2][3]. ‚Massive‘ und ‚Open‘ bezieht sich dabei auf den Umstand, dass sich prinzipiell eine unbegrenzte Zahl an interessierten Teilnehmenden ohne formale Zugangsvoraussetzungen für die Kurse registrieren und mitmachen kann[4]. openHPI wird entwickelt und betrieben vom an die Universität Potsdam angeschlossenen, privaten Hasso-Plattner-Institut für Softwaresystemtechnik (HPI). Während bei anderen MOOC-Portalen wie etwa Coursera die Kursinhalte überwiegend von den kooperierenden Universitäten beigetragen werden, sind auf openHPI bislang ausschließlich solche Kurse zu finden, die vom Betreiber der Plattform selbst produziert und verantwortet werden. Dabei handelt es sich inhaltlich meist um Adaptionen aus dem Curriculum des Präsenzstudiums am HPI, die speziell für die Verwendung in der Online-Umgebung aufbereitet und angereichert werden. Die Kurssprache ist je nach Kurs Deutsch oder Englisch.
Geschichte
Während das E-Learning-Format Massive Open Online Course (MOOCs) zunächst in Nordamerika aufkam und sich auch dort die Plattformen mit den bis heute meisten Teilnehmenden etabliert haben (wie z.B. Coursera, edX, Udacity), wurden MOOCs in Deutschland erst etwas später bekannt und die Zahl der angebotenen Kurse sowie deren Teilnehmerzahlen fallen hierzulande etwas geringer aus.[5][6] OpenHPI gehörte 2012 allerdings neben einem Angebot der Leuphana Universität Lüneburg zu den MOOC Pionieren in Deutschland[7][8].
Der erste auf openHPI angebotene Kurs hatte „In-Memory Data-Management“ zum Thema, wobei von insgesamt 16.000 registrierten Lernern 4000 aktiv teilnahmen und über 2000 nach Kursende ein Zertifikat erlangten[9]. Bislang sind insgesamt rund 30 Online-Kurse auf der Webseite von openHPI angeboten worden, laufen gerade, oder sind für das Jahr 2016 angekündigt (Stand Dezember 2015)[10]. Dabei wurden einzelne Themen im Rahmen eines erneuten Durchlaufes des ursprünglichen Kurses wiederholt.
Mit nach eigenen Angaben bislang insgesamt ca. 214.000 Kursteilnahmen (Stand Dezember 2015)[11] für die angebotenen Kurse ist openHPI damit neben iversity eines der größten von Deutschland aus betriebenen MOOC-Portale[12]. Ausgewählte Kurse von openHPI werden zudem mit chinesischen Untertiteln auf einer in China gehosteten Instanz der Plattform angeboten. Grund dafür ist die chinesische Firewall, die nur einen eingeschränkten Zugriff aus dem Land heraus auf Multimedia-Inhalte im Ausland erlaubt.[13]
Seit 2013 nutzt außerdem die SAP AG die technische Plattform von openHPI, um einen Teil ihres eigenen Fortbildungsangebots für Mitarbeiter und Kunden, aber auch weitere interessierte Gruppen öffentlich zugänglich zu machen (openSAP)[14][15]. Zudem wurde auf der CeBIT 2015 bekanntgegeben, dass unter der Domain mooc.house eine Whitelabel-Version der Plattform zur Verfügung steht, auf der interessierte Unternehmen und Institutionen eigene Online-Kurse anbieten können.[16][17]
openHPI wurde auf der Bildungsmesse didacta mit dem digita Preis 2014 im Bereich Berufliche Bildung und Studium für sein E-Learning-Angebot ausgezeichnet[18]. 2015 wurde openHPI von der bundesweiten Initiative Deutschland - Land der Ideen zum "Ausgezeichneten Ort" gekürt [19]. Im Publikumsvoting desselben Wettbewerbs kam openHPI auf den zweiten Platz [20]. Ebenfalls 2015 erhielt openHPI den German Design Award 2016 des Rates für Formgebung für exzellentes Communications Design [21].
Format und Ablauf der Kurse
Die Kurse auf openHPI folgen typischerweise einem sechswöchigen Zeitplan. Innerhalb einer Kurswoche können die Lernenden örtlich und zeitlich flexibel auf die Kursmaterialien zugreifen, Quizzes als Selbsttest für das eigene Verständnis durchführen sowie sich im Diskussionsforum austauschen. Eine Android App ermöglichst das Lernen auch unterwegs. Bis zum Ende einer Woche ist eine Hausaufgabe zur Leistungsüberprüfung einzureichen und am Ende eines Kurses kann eine Abschlussklausur (in Form eines umfangreicheren Quizzes) bearbeitet werden, wobei sich die Teilnehmer ab 50 Prozent der erreichbaren Punkte in Hausaufgaben und Klausur für ein kostenloses Zertifikat über den erfolgreichen Abschluss des Kurses qualifizieren.[22][23] Neben diesem sechswöchigen Kursformat ist seit 2015 auch ein kürzeres, zweiwöchiges Workshop-Format auf der Plattform mit dem Fokus auf spezifische Fragestellungen der IT-Sicherheit angekündigt[24].
Technische Aspekte
Die openHPI Plattform basierte zunächst auf dem verbreiteten Learning Management System (LMS) Canvas, wobei ein überarbeitetes Front-End verwendet und weitere Anpassungen vorgenommen wurden. Die Erfahrungen mit den ersten Kursen zeigten jedoch, dass ein solcher technischer Kern wenig geeignet ist, um eine Lernumgebung für potenziell zigtausende Kursteilnehmer zu skalieren. Deshalb wurde eine komplett neue Plattform im Sinne einer Serviceorientierten Architektur (SOA) entwickelt, die eine bessere Skalierbarkeit sowie Flexibilität hinsichtlich der Integration weiterer Features erlaubt. Das Streaming der Kursvideos erfolgt im Hintergrund über den Anbieter Vimeo. Der in die Plattform integrierte Video-Player erlaubt das synchrone Abspielen zweier Video-Quellen, z.B. die Aufzeichnung einer Vorlesung zusammen mit den dazugehörenden Präsentationsfolien.[25] 2015 wurde die openHPI-Plattform um CodeOcean erweitert, eine Programmierplattform, die als Open Source-Lösung verfügbar ist. Durch sie ist das Programmieren direkt im Browser möglich. Sie wurde bislang in den openHPI-Kursen "Java für Einsteiger", "Web Technologies" und "Spielend Programmieren lernen" eingesetzt.
Weblinks
- offizielle Webpräsenz von openHPI
- Liste mit diversen Online-Kursen auf Class Central
- Liste mit diversen Online-Kursen auf MOOC List
- Portal der EU-Kommission zu frei zugänglichen Bildungsangeboten: Open Education Europa
- "Report to the European Commission on new modes of learning and teaching in higher education": E-Book
Einzelnachweise
- ↑ Ruben Karschnick: Hasso-Plattner-Institut bietet kostenlose Informatikkurse im Netz an. In: ZEIT Online vom 31.07.2012, abgerufen am 17.03.2015
- ↑ Online lernen: Zum Nulltarif dem Professor lauschen. In: test.de vom 9.4.2014, abgerufen am 16.03.2015
- ↑ Daniel Kastner: Online-Seminare an Unis: Tablets raus, Massenarbeit!, In: Spiegel Onine vom 5.11.2014, abgerufen am 16.03.2015
- ↑ Astrid Herbold: Havard für alle. In: Der Tagesspiegel vom 7.1.2015, abgerufen am 16.03.2015
- ↑ Matthias Becker: Ein Weltmarkt für Internet-Bildung. In: heise online. 19.01.2014, abgerufen am 17.03.2015
- ↑ Katy Jordan: MOOC Completion Rates: The Data. Webseite and Blog einer PhD Studentin, die dort Zahlen zu Einschreibungen und Kursabschlüssen visualisiert
- ↑ Nadine Bös: Das vernetzte Lernen kommt nach Deutschland. In: FAZ vom 14.12.2012, abgerufen am 16.03.2015
- ↑ Interaktive Vorlesungen im Netz zwischen Hype und Alltag. In: Sueddeutsche Zeitung, dpa-Meldung vom 10.12.2013, abgerufen am 17.03.2015
- ↑ Die Bildungsstürmer. In: Brandeins, 07/2013, abgerufen am 16.03.2015
- ↑ Kursübersicht auf der Webseite von openHPI
- ↑ [1] Pressemitteilung des Hasso-Plattner-Instituts vom 15.10.2015, abgerufen am 20.12.2015
- ↑ Anke Schaefer: Chancen der MOOCs. Beitrag des rbb vom 26.03.2015, abgerufen am 12.04.2015.
- ↑ Eine eigene Plattform für China. Interview mit HPI-Direktor Prof. Meinel im DE Magazin Deutschland vom 05.08.2014, abgerufen am 22.03.2015
- ↑ Thomas Kuhn: Kostenlose Online-Vorlesungen für Software-Entwickler. In: Wirtschaftwoche vom 27.04.2013, abgerufen am 22.03.2015
- ↑ SAP nutzt openHPI-Plattform für eigene offene Onlinekurse Pressemitteilung vom 06.05.2013, abgerufen vom Internetportal IW-Online am 22.03.2015
- ↑ Blog-Post vom 24.03.2015
- ↑ Webseite mooc.house
- ↑ openHPI-Webseite des digita-Preises Blog-Post vom 24.03.2015.
- ↑ https://www.land-der-ideen.de/ausgezeichnete-orte/preistraeger/internet-bildungsplattform-openhpi
- ↑ https://www.land-der-ideen.de/wettbewerbe/ausgezeichnete-orte-2015-stadt-land-netz/publikumssieger-2015
- ↑ http://www.presseportal.de/pm/22537/3161387
- ↑ Christoph Meinel: openHPI - das MOOC-Angebot des Hasso-Plattner-Instituts. In: Rolf Schulmeister (Hrsg.): MOOCs – Offene Bildung oder Geschäftsmodell? Waxmann, Münster 2013, ISBN 978-3-8309-2960-4 (PDF-Volltext).
- ↑ Annette Weiß: Videoschnipsel, Selbsttests und Quizfragen. In: Deutschland Radio Kultur, Beitrag vom 28.10.2013, abgerufen am 16.03.2015
- ↑ Safer Internet Day: Kostenlos E-Mail-Verschlüsselung lernen in Onlineworkshop von openHPI Pressemitteilung des Hasso-Plattner-Instituts vom 02.02.2015, abgerufen am 16.03.2015
- ↑ Meinel, Totschnig, Willems: openHPI: Evolution of a MOOC platform from LMS to SOA. Hasso-Plattner-Institut, 2013 (PDF-Datei, 109 KB)