Benutzer:WikiNel/Artikelentwurf ErgaenzungKniegelenksarthrose

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Implantierbare Gelenk-Entlastungsfeder

Seit Ende 2011 ist mit Implantation eines Entlastungsfeder-Systems eine weitere Gelenk-erhaltende Therapieoption in Deutschland verfügbar. Es ist indiziert für Patienten, die unter Schmerzen und Verlust der Kniefunktion aufgrund einer medialen Gonarthrose leiden und bei denen konservative Therapien wie Schmerzmittel und Knieschienen keine Besserung bringen. Je nach Schweregrad der Kniearthrose kann die Entlastungsfeder insbesondere für jüngere Betroffene eine Alternative zum Gelenkersatz sein oder zumindest seine Notwendigkeit deutlich hinauszögern. Eine seitlich am Gelenk ansetzende Entlastungsfeder reduziert das mediale Kompartiment bei jedem Schritt um bis zu 13 kg. Die Feder wird in Streckung komprimiert und übernimmt damit einen Teil der einwirkenden Last. In der Kniebeugungsphase ist die Feder funktionslos und übt keinen Zug aus. Die Reduktion der Gelenkbelastung soll den Arthroseschmerz deutlich lindern und der fortschreitenden Degeneration und dem Funktionsverlust entgegenwirken.[1][2][3][4]

Das System, bestehend aus einer Femur- und einer Tibiabasis sowie der dazwischen platzierten Entlastungsfeder, wird subkutan und extrakapsulär auf der medialen Seite des Knies implantiert und oberhalb des medialen Seitenbandes positioniert. Die Basiskörper werden an Tibia bzw. Femur mit mehreren Knochenschrauben verankert: Die femorale Basis kommt dabei unter dem Muskel Vastus Medialis auf dem Femur, die tibiale Basis anterior auf der medialen Tibia zu liegen. Die Verbindung zur Feder erfolgt jeweils über ein Kugelgelenk, das den normalen Bewegungsumfang des Knies erhalten soll (50° Varus-Valgus, 155° Flexion-Extension, >60° interne-externe Rotation).[5]

Da der Eingriff weder die Eröffnung der Gelenkkapsel noch eine Knochenentfernung oder -veränderung erfordert, ist er vollständig reversibel und schränkt andere, künftige Behandlungsoptionen nicht ein. Die reine Operationszeit liegt bei etwa 90 Minuten, der stationäre Aufenthalt dauert in der Regel bis zu fünf Tagen. Im Unterschied zur Umstellungsosteotomie ist schon während des Wundheilungsprozesses eine Teilbelastung an Unterarm-Gehstützen und nach Abschluss der Wundheilung eine sukzessive Vollbelastung des Beins erlaubt. Zur Nachbehandlung wird eine ambulante Physiotherapie für drei Monate und kontinuierliches Muskelaufbautraining empfohlen. Die Kosten der Implantation werden nach vorheriger Beantragung über den behandelnden Arzt von den Krankenkassen übernommen.

Das Knieimplantat-Set ist unter dem Namen KineSpring® System in Europa CE-zertifiziert, der Hersteller gab im Oktober 2013 die 500. Implantation weltweit bekannt.[6] Über Haltbarkeit, Spätkomplikationen und Langzeitergebnisse können noch keine Aussagen getroffen werden. Eine erste Untersuchung an 100 Patienten ergab, dass sich der Schweregrad der Knieschmerzen nach einem Jahr um 60% verbesserte (p < 0,001), 76% der Patienten erzielten eine mindestens 30%ige Verbesserung bzgl. Knieschmerzen. Es wurde eine signifikante Verbesserung in allen WOMAC-Kriterien erzielt: eine 56% Verbesserung bzgl. Schmerz, 57% Verbesserung bzgl. der Funktion und eine Verbesserung von 39% bzgl. Steifigkeit (jeweils p < 0,001). Der Prozentsatz der Patienten, die eine mindestens 20%ige Verbesserung der WOMAC-Kriterien erreichten, betrug 74% bzgl. Schmerz, 83% bzgl. Funktion, und 67% bzgl. Steifigkeit. Sechs Patienten wurden innerhalb des Nachbeobachtungszeitraums ein weiteres Mal operiert: Sie erhielten eine Knie-TEP oder eine hohe Tibiaosteotomie.[7] In einer laufenden internationalen Multicenter-Studie (GOAL-Trial) wird aktuell die Effektivität der Entlastungsfeder-Implantation im Vergleich zur hohen Tibiaosteotomie untersucht.

Literatur

Einzelnachweise