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Kirche von Nordosten
Kirche von Südwesten

Die Evangelische Kirche in Oberrosphe, einem Ortsteil von Wetter im hessischen Landkreis Marburg-Biedenkopf, ist eine im Kern romanische Saalkirche aus der Zeit um 1100. Ihre maßgebliche Gestalt erhielt sie durch einen spätgotischen Umbau im 15. Jahrhundert, auf den der Fünfachtelschluss und die [[Fachwerkbau |Fachwerkaufstockung]] zurückgehen. Die Kirche ist hessisches Kulturdenkmal und ortsbildprägend.

Geschichte

Die Gründung der Kirche fällt ins 11. oder 12. Jahrhundert. Im Jahr 1283 ist ein Priester (sacerdos) bezeugt. Im Mittelalter gehörte Oberrosphe zum Sendbezirk Schönstadt und Diakonat Christenberg im Archidiakonat St. Stephan in der Erzdiözese Mainz.[1] Oberrosphe bildete bereits in vorreformatorischer Zeit eine eigene Pfarrei, die keine Filialgemeinde hatte. Mit Einführung der Reformation in Gladenbach wurde Oberrosphe 1528 evangelisch. Hermann (Johannes) Wiln (Wyln) war bis 1527 katholischer Priester und wechselte dann zum evangelischen Glauben. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurden Unterrosphe und Göttingen nach Oberrosphe eingepfarrt.[2] Im Jahr 1606 folgte ein Wechsel zum reformierten Bekenntnis, um 1624 wieder zum lutherischen zurückzukehren.[3]

1821 wurde der Dachreiter erneuert.

Die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Rosphetal-Mellnau gehört im Kirchenkreis Kirchhain zur Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck.

Architektur

Die annähernd geostete Kirche ist Dorfzentrum in erhöhter, wehrhafter Lage errichtet.

Der romanische Saalbau auf rechteckigem Grundriss wurde an der Südseite ursprünglich durch ein schlichtes rundbogiges Portal erschlossen, das heute mit einer eingelassenen Grabplatte vermauert ist. Das Schiff wird an der Südseiten durch je zwei spitzbogige Maßwerkfenster und an der Nordseite durch ein viereckiges Fenster belichtet. Die zwei Bleiglasfenster an der Südseite schuf Erhardt Jakobus Klonk im Jahr 1966. Die beiden ins Abstrakte gehende Gestalten sind fast ausschließlich in Grautönen gefertigt.

Der polygonale Fünfachtelschluss im Osten ist gegenüber dem Schiff eingezogen.

Innenausstattung

Innenraum Richtung Chor
Barocker Kanzelkorb

Der Innenraum wird von einer hölzernen Flachdecke abgeschlossen, die auf einem Längsunterzug ruht. Dieser wird von einer achtseitigen Mittelstütze mit Bügen getragen. Die hölzerne Winkelempore im Nordwesten ruht auf vierkantigen Eichenpfosten mit Bügen.

Die wuchtige polygonale Kanzel aus dem Jahr 1712 am südlichen Chorbogen fertigte Meister Josias Wolrat Brützel aus Korbach mit ländlichen Schnitzereien. Der reich verzierte Kanzelkorb ruht auf einer Rundsäule, die in der oberen Hälfte mit Akanthusblättern verziert ist. Die Kanzelfelder haben vergoldete hochrechteckige Füllungen mit einem Rundbogen. Die Kanzelfelder werden durch geflügelte Engelköpfe mit Fruchtgehängen gegliedert. Darüber und darunter vermittelt je ein vergoldetes Akanthusblatt zu den profilierten Kranzgesimsen. Das mittlere Kanzelfeld zeigt den Gekreuzigten mit der Inschrift INRI. Unterhalb der Füllung ist als Inschrift zu lesen „AMOR MEUS CRUCIFIXUS EST“ (Meine Liebe ist der Gekreuzigte). Die flankierenden Kanzelfelder zeigen die vier Evangelisten mit der aufgeschlagenen Bibel. Die Kanzelrückwand leitet zum sechsseitigen Schalldeckel über, dessen Form mit dem Kanzelkorb korrespondiert. An der Unterseite ist ein weiße Taube in einem vergoldeten Strahlenkranz angebracht. Die beiden Kranzgesimse werden durch geflügelte Engelköpfe und durch vergoldete Akanthusblätter unter den Auskragungen verbunden. Eine hohe Volutenkrone mit Früchten wird von einem vergoldeten Pelikan bekrönt, der sich die blutende Brust aufreißt und seine drei Jungen nährt, Symbol für Christus, der sein Leben dahingibt. Am nördlichen Chorbogen ist das pokalförmige Taufbecken aus rotem Sandstein aufgestellt. Die Inschrift nennt den Namen von Pfarrer Johann Hermann Manger und das Jahr 1681.

An der Südwand ist zwischen den beiden Fenstern ein Bibelspruch aus Sir 24,18+19+47 LUT in schwarzer Frakturschrift mit einer großen Initiale gemalt: „Ich bin auffgewachsen wie ein palmbaum Am Wasser, Und wie die Rosenstöcke, So mann zu jericho erzeucht / Wie ein schöner Oelbaum auff freiem Felde Ich bin auf gewachsen wie Ahornen / Da sehet ihr, Daß ich nicht allein for mich arbeite, Sondern für alle die der Weisheit begehren, Sir 24 CVV18 · 19 · 47 ·“. Der Wandspruch wird von einer Schnörkelgirlande umrahmt und hat in der Mitte eine Henkelvase mit roten und schwarzen Blumen.

Orgel

Orgel von 1969

Eine erste Orgel wurde 1876 gebraucht erworben. 1969 von Klaus Lötzerich gebaut. Im flachen Prospekt stehen im quadratischen Mittelpfeifen Pfeifen des Prinzipal 4′ in pyramidenförmiger Anordnung. Zwei flankierende hochrechteckige Felder haben vorne je vier hölzerne Pfeifen des Subbass 16′. Das Instrument verfügt über sieben Register auf einem Manual und Pedal. Die Trakturen sind mit mechanischen Schleifladen ausgeführt. Die Orgel weist folgende Disposition auf:

Manual C–g3
Gedackt 8′
Prinzipal 4′
Rohrflöte 4′
Quinte 223
Octave 2′
Mixtur III
Pedal C–f1
Subbass 16′

Literatur

  • Irmgard Bott u. a. (Bearb.): Fachwerkkirchen in Hessen. Hrsg.: Förderkreis Alte Kirchen e.V., Marburg. 4. Auflage. Langewiesche, Königstein im Taunus 1987, ISBN 3-7845-2442-7.
  • Wilhelm Classen: Die kirchliche Organisation Alt-Hessens im Mittelalter samt einem Umriß der neuzeitlichen Entwicklung. Elwert, Marburg 1929, S. 122.
  • Wilhelm Diehl: Pfarrer- und Schulmeisterbuch für die acquirierten Lande und die verlorenen Gebiete (= Hassia sacra. Bd. 7). Selbstverlag, Darmstadt 1933, S. 323–324.
  • Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Hessen I. Regierungsbezirke Gießen und Kassel. Bearbeitet von Folkhard Cremer, Tobias Michael Wolf und anderen. Deutscher Kunstverlag, München u. a. 2008, ISBN 978-3-422-03092-3, S. 729.
  • Oskar Hütteroth, Hilmar Milbradt: Die althessischen Pfarrer der Reformationszeit. Bd. 3: Nachträge, Gemeindeverzeichnis und Indices. Elwert, Marburg 1966, S. 529.

Weblinks

Commons: Kirche Oberrosphe – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Classen: Die kirchliche Organisation Alt-Hessens im Mittelalter samt einem Umriß der neuzeitlichen Entwicklung. 1929, S. 122.
  2. Wilhelm Diehl: Pfarrer- und Schulmeisterbuch für die acquirierten Lande und die verlorenen Gebiete. 1933, S. 323–324.
  3. Oberrosphe. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde (HLGL), abgerufen am 7. September 2021.

Koordinaten: 50° 54′ 42,92″ N, 8° 46′ 37,57″ O


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