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Renate Erika Marsch (* 21.6.1935 in Beeskow) ist eine deutsche Journalistin, die seit 1973 in Polen lebt.

Leben =

Renate ist das vierte von fünf Kindern des Forstmeisters Wolfgang Marsch und dessen Ehefrau Ursula Marsch. Ihre Kindheit verbrachte sie in ihrem Elternhaus, einem Forsthaus mit angeschlossener Landwirtschaft in Kummersdorf bei Zossen.

Die NS-Zeit und der 2. Weltkrieg prägte ihre Kindheit. In der Nacht zum 1. September 1943 wurde ihr Elternhaus ausgebombt. Am 23. April 1945 erlebte sie den Tod ihres Vaters, der von einem russischen Soldaten erschossen wurde. Renate war tief beeindruckt von der Güte und Hilfsbereitschaft der Nonnen des nahe gelegenen Klosters Alexanderdorf, die während des Krieges unentwegt Flüchtlinge versorgten, die vor der zurückweichenden Ostfront flohen. Daher besuchte sie, obwohl evangelisch getauft, auf Vermittlung der Nonnen zunächst das katholische Ursulinen-Internat in Neustadt/Dosse und später das Kaiserin-Augusta Stift in Potsdam. Hier fühlte sie sich umgeben von Mädchen ihres Alters, die alle einen Elternteil oder beide Eltern verloren hatten, besonders wohl. Ihr Abitur legte sie im Jahre 1954 in der Dreilinden-Schule in Westberlin ab. Danach studierte sie Jura in Berlin und Göttingen. Zwischendurch packte sie das Fernweh und sie unternahm eine abenteuerliche Tramptour durch Skandinavien, wobei sie einige Wochen auf einem Schiff der Hurtigroute arbeitete.

Nach der ersten juristischen Staatsprüfung im Jahre 1958 fuhr sie mit Rucksack per Anhalter nach Paris, damals im Zuge des aufkommenden Existenzialismus Inbegriff des geistigen Aufbruchs. Renate verbrachte dort über ein Jahr als Aussteigerin, arbeitete als Zimmermädchen, als Nachhilfelehrerin, als Babysitterin und als Putzhilfe. Gerade so viel verdienen, wie man zum Leben braucht, war das Motto ihres damaligen Lebensstiles.

Als sie dringend Geld brauchte und nicht mehr nur Aushilfsjobs machen wollte, blätterte sie das Pariser Telefonbuch durch, um eine Anstellung bei einer deutschen Institution in Paris zu finden. So begann ihre Karriere bei der Deutschen Presseagentur in Paris, zunächst als Aushilfssekretärin, dann als freie Mitarbeiterin der Kulturabteilung. Im Jahre 1961 wurde sie nach Hamburg versetzt, wo sie ein Volontariat ableistete. Im Jahre 1965 wurde die Korrespondentenstelle in Warschau frei. Da kein erfahrener Kollege in das damals sehr arme kommunistische Land wollte, und sie sich abenteuerlustig und interessiert zeigte, nahm sie die Stelle an. Sie lernte schnell die polnische Sprache und fand sich in schwierigen Zeiten bei dauernder Mangelwirtschaft gut zurecht. Dort lernte sie ihren Mann Wladek Potocki kennen, der aus einem bekannten polnischen Adelsgeschlecht stammt. Sie heirateten im Jahre 1971 in Hamburg. Im April 1972 kam ihr Sohn Alexander und im Oktober 1973 ihre Tochter Katharina zur Welt.

Da ihr Mann Wladek großes Heimweh verspürte, erlaubte die dpa ihr, ab dem Jahre 1973 wieder die Auslandskorrespondentenstelle in Warschau zu besetzen, die sie bis zu ihrem Ruhestand im Jahre 1996 innehielt. Sie erlebte die politischen Umwälzungen in Polen ausgelöst durch die Solidarnosc Bewegung bis hin zu einer demokratisch gewählten Regierung mit. Dank ihrer langjährigen Tätigkeit konnte sie ein umfangreiches Netzwerk von Kontakten aufbauen und pflegte besondere Beziehungen zu den damaligen Oppositionellen, wie zum Beispiel dem späteren Präsidenten Lech Walesa, dem späteren Ministerpräsidenten Tadeusz Mazowiecki und dem späteren Außenminister Wladyslaw Bartoszewski . Die damaligen Oppositionellen nutzen die Kontakte zu Westjournalisten, um ihre Botschaften in die Öffentlichkeit zu bringen. Renate zeigte sich sehr aufgeschlossen gegenüber den Sorgen der einfachen Polen, indem sie half, wo immer sie konnte.

Wirklich bekannt wurde Renate durch die live im Fernsehen übertragenen Pressekonferenzen des damaligen Pressesprechers Jerzy Urban, den sie mit "frechen" Fragen löcherte. Sie erkundigte sich zum Beispiel nach dem Verbleib von politischen Gefangenen und verlas eine Liste mit Namen. Da die damalige Regierung unter Wojciech Jaruzelski sich nicht zu sehr mit der Bevölkerung anlegen wollte, kamen einige Gefangene dank der Intervention von Renate frei. Bei allen großen Demonstrationen und Protestaktionen in den Kirchen war sie dabei und berichtete authentisch und mutig über das politische und gesellschaftliche Geschehen. Fremde Menschen steckten ihr Zettel mit Botschaften zu, von denen sie hofften, dass diese so an die Öffentlichkeit gelangten.

Nach der Wende trat Renate häufig im polnischen Fernsehen, vor allem im ersten freien Fernsehsender: "Näher an der Welt" auf. In Deutschland war sie einmal Gast beim Frühschoppen von Werner Höfer und zusammen mit Lech Walesa bei Boulevard Bio; diese Sendung wurde am 22.11.1994 ausgestrahlt.

Nach ihrer Pensionierung im Jahre 1996 arbeitete sie noch einige Zeit als dpa Sonderkorrespondentin, zuständig für den russischen Teil Ostpreußens. Sie zog zunächst nach Kosewo und später nach Galkowo in den Masuren, wo ihr Sohn Alexander einen Gasthof betreibt. Dort richtete sie den Salon "Dönhoff" ein, der an die berühmte ostpreußische Gräfin Marion Dönhoff erinnert. Mittlerweile gilt der Salon "Dönhoff" als Geheimtipp vor allem bei deutschen Heimattouristen. Renate führt persönlich durch den Salon, den sie mit vielen Erinnerungsstücken an die Gräfin sowie mit einer kleinen Bibliothek über Deutsche in den Masuren und vielen Kriegs- und Nachkriegsgeschichten ausgestattet hat. Ganz im Sinne der großen Gräfin setzte sich Renate für den Ausbau der deutsche - polnischen Kulturbeziehungen ein, so unterstützte sie den Aufbau des deutsch- polnischen Gymnasiums in Nikolaiken und initiierte die Einrichtung einer Gedenkstätte zu Ehren des deutschen Schriftstellers Ernst Wiechert. Sie half zahlreichen Fernsehteams und Journalisten bei ihren Recherchen und Dreharbeiten und machte allerlei Gäste mit den Schönheiten der Masuren vertraut.

Auszeichnungen

- 9. Mai 1990: Theodor-Wolff Preis für den Beitrag: - "Polen vor einer Gratwanderung mit vielen Unbekannten" vom 20. August 1989.

- 9. Juni 1994: Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland für die besonderen Verdienste um die deutsch-polnische Nachbarschaft.

- 4. Juni 2013 Offizierskreuz der Wiedergeburt Polens für die Verdienste in der Unterstützung der demokratischen Prozesse in Polen, für wahrheitsgetreue Berichterstattung über die Lage Polens während des Kriegsrechts und besondere journalistische Leistung.

- Juni 2019: Preis der Wojwodschaft Masurien und Ermland für die Verdienste für die Region.

Weblinks

[1] - Die Unwillkommenen in Masuren von Marina Jenker.

[2] Pferde, Wagen und Salon, Ausflug ins masurische Dorf Galkowo von Martin Sander.

[3] dpa: Polen zeichnet langjährige dpa Korrespondentin Renate Marsch-Potocka aus.

[4] Brief von Renate Marsch-Potocka an den Ministerpräsidenten des Landes Schleswig Holstein, Herrn Peter Harry Carstensen.

[5] Deutsche Welle: Die Wächterin des Dönhoff Erbes von Linda Vierecke.

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