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Wilhelm Ernst Christiani (* 23. April 1731 in Kiel; † 1. September 1793 in Kiel) war ein deutscher Historiker und Bibliothekar.

Leben

Christiani wurde als Sohn des Apotheker Konrad Christiani († 1745) und Maria Lucia geb. Waldschmidt († 1764) geboren. Nach dem Abitur an der Kieler Gelehrtenschule studierte er nacheinander in Kiel, Jena und Rostock die Studiengänge Theologie, alte Sprachen, Mathematik und Geschichte.

1748 schrieb er sich mit gerade einmal 17 Jahren an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel für Theologie ein. Hier begeisterten ihn besonders seine Professoren F. Koës und A. H. Lackmann für das Studium der Geschichte. 1751 wechselte er an die Universität Jena, wo er sein Studium fortsetzte und 1758 in die Herzoglich Teutsche Gesellschaft eintrat. An der Universität Rostock wurde er im Jahr 1757 Magister der Philosophie.
Anschließend kehrte er zu seiner Mutter in seine Geburtsstadt zurück, wo er als eine Art Privatlehrer junge Menschen auf die akademische Ausbildung vorbereitete. Er wurde zunächst zum Doktor ernannt und im Jahr 1761 als außerordentlicher Professor für Naturrecht und Politik angestellt. Drei Jahre später erhob man ihn in den Stand des ordentlichen Professors. Außerdem übernahm er das Amt des Bibliothekars. Als der damalige Professor für Beredsamkeit und Poesie, Schwanitz, lange krank war und sein Nachfolger, der Philologe Wilhelm August Ernesti nicht erschien, übernahm Wilhelm Ernst Christiani am 22. 10. 1765 die Aufgaben von Schwanitz. Im selben Jahr heiratete er Maria Dorothea Mielck (* 20. 2. 1743 † 1. 7. 1798) und hatte mit ihr fünf Töchter und vier Söhne.
Von dem 1769 nach Göttingen abgewanderten Professor Köhler erhielt er 1770 außerdem den Lehrstuhl für Geschichte. Er hielt Vorlesungen über Universalgeschichte, europäische Staatengeschichte, Kirchengeschichte, deutsche Reichsgeschichte und vaterländische Geschichte. Christiani wurde die Aufgabe übertragen, zu den Geburtstagen des Landesherrn Programme zu entwerfen und Reden zu halten. Außerdem organisierte er wegen seiner Professur für Beredsamkeit an der Christian-Albrechts-Universität vier Festveranstaltungen im Jahr: zu Ostern, zu Pfingsten, an Michaelis und zu Weihnachten. 1773 gründete Christiani gemeinsam mit seinem Kollegen C.C.L. Hirschfeld die Kieler literarische Gesellschaft, welche eine Art Lesegesellschaft darstellte. Im Jahr 1777 wurde er Königlich Dänischer Justizrat und trat 1790 in die [[Königlich Dänische Akademie der Wissenschaften mit Sitz in Kopenhagen ein.
Ab 1785 verschlechterte sich Christianis gesundheitlicher Zustand zusehends. Er litt an Gicht und starb schließlich am 1. 9. 1793 an den Folgen eines Schlaganfalls.

Leistungen

Christiani leitete die Kielische gelehrte Zeitung, schrieb Gedichte und überstetze Lieder aus dem Dänischen und verfasste zahlreiche Denkschriften, Aufsätze, Reden und Programme.
Zwei seiner Reden sind besonders hervorzuheben: die Rede mit dem Titel „Von dem wahren Begriff der herrschenden Religion eines Staates“, gehalten im Jahr 1767 anlässlich des Geburtstages des damaligen Landesherrn und jene Rede, die er 1788 über den damaligen Kanzler Johann Andreas Cramer hielt. Erwähnenswert ist außerdem Christianis 1767 erschienene Schrift „Die gute Sache der Dissidenten in Polen“.
In seinem Werk über "Die Geschichte der Glaubensreinigung in Deutschland und in den Herzogthümern Schleswig und Hollstein" behandelte er die Probleme der Reformation in Deutschland in der Zeit von 1517 bis 1555. Christiani wies nach, dass die Reformationsgeschichte nicht ohne Zusammenhang mit der politischen Geschichte betrachtet und gewerten dürfe.
Zwischen 1775 und 1779 arbeitete er an seinem Werk „Geschichte der Herzogthümer Schleswig und Hollstein“. Dies stellte einen weiteren Schwerpunkt von Christianis Forschungen dar. Zu Recherchezwecken unternahm er zwei Reisen nach Kopenhagen, wo er das Königliche Archiv besuchte. Christiani wollte in seinem Werk nicht nur die Geschichte der Regenten und des politischen Geschehens beleuchten, sondern auch die rechtlichen, sozialen, wirtschaftlichen und und kulturellen Zustände im Land schildern. Zu seinen wichtigsten Schriften zählt außerdem die Bearbeitung von Millots Universalgeschichte. Er fügte kleinere Anmerkungen hinzu und schrieb das Werk bis hin zum Tod von Friedrich dem Großen fort. Hierbei beachtete er auch aktuelle politische Ereignisse. Besonders zu beachten ist Christianis Darstellung der Unabhängigkeitserklärung Amerikas.
Von 1786 bis 1789 veröffentlichte Christiani außerdem vier Programme zu „Materialien zur Geschichte Herzogs Johann des Jüngeren, des Stammvaters des Augustenburgischen Hauses“.
Christiani beteiligte sich sein ganzes Leben über in gelehrten und literarischen Gesellschaften und wirkte an deren Publikationen mit. Als Anerkennung seiner großartigen Leistungen erhielt Christiani 1779 und 1788 den Historischen Preis der Gesellschaft und wurde außerdem am 12. 1. 1770 zum Großfürstlichen Kanzleirat ernannt.

Schriften

  • Geschichte der Herzogthümer Schleswig und Hollstein 6 Bde.
  • Die gute Sache der Dissidenten in Polen, 1767.
  • Geschichte der Glaubensreinigung in Deutschland und in den Herzogthümern Schleswig und Hollstein 1765.

Reden

  • Rede auf das hohe Vermählungsfest Seiner Königlichen Hoheit des Herrn Friedrich, Kronprinzen zu Dännemark und der durchlauchstigsten Prinzessin Maria Sophia Friederica, gebohrnen Princessin von Hessen im Namen der Königlichen Universität zu Kiel), 31. Juli 1790
  • Gedächtnisrede auf den verewigten Canzler, Herrn Johann Andreas Cramer, der Theologie Doctor und erstem ordentlichen öffentlichen Lehrer, 23. Juli 1788
  • Rede auf dem Vermählungs-Fest der Kronprinzessin Louise Auguste, Kronprinzessin zu Dännemark und des Erbprinzen Friedrich Christian, Erben zu Norwegen, 1786
  • Von dem wahren Begriff der herrschenden Religion eines Staates, 1767

Literatur

  • B. Kordes' Lexikon der jetzt lebenden Schl. Holst. Schriftsteller.
  • Henning Ratjen: Christiani, Wilhelm Ernst. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 4, Duncker & Humblot, Leipzig 1876, S. 214–216.
  • Schlichtegroll, Friedrich: Nekrolog auf das Jahr ... : enthaltend Nachrichten von dem Leben merkwürdiger in diesem Jahre verstorbener Personen / gesammelt von Friedrich Schlichtegroll. - Gotha 1791-1806.
  • Koppe, Johann Christian: Lexicon der jetzt in Teutschland lebenden juristischen Schriftsteller und akademischen Lehrer / bearbeitet von Johann Christian Koppe. Leipzig 1793.
  • Baur, Samuel: Allgemeines historisches Handwörterbuch aller merkwürdigen Personen, die in dem letzten Jahrzehend des 18. Jahrhunderts gestorben sind, Ulm 1803.
  • Volbehr, Friedrich, Weyl, Richard: Professoren und Dozenten der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel 1665-1954, Kiel 1956.
  • Meusel, Johann Georg: Lexikon der vom Jahr 1750 bis 1800 verstorbenen teutschen Schriftsteller, Leipzig 1802-1815.

Weblinks

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