Benutzer:Yotwen/Robert Adamson(Philosoph)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Robert Adamson, ca. 1890

Robert Adamson (*19. Januar 1852 in Kingsbarns, Fife[1][2]5. Februar 1902 in Glasgow) war ein schottischer Philosoph und Hochschullehrer.[3][4]

Leben

Adamson wurde als fünftes der sechs Kinder von Robert Adamson und Mary Agnes Buist, Tochter von Matthew Buist, dem Landverwalter von Charles Hamilton, 8. Earl of Haddington geboren.[3][4] Adamsons Geburtsort wird mal mit Edinburgh[3][4] angegeben, mal mit Kingsbarns, Fife.[1][2] Sein Vater war Rechtsanwalt in Dunbar und später in Coldstream, zog aber vor der Geburt seines Sohnes Robert mit der Familie nach Edinburgh.[3][4] Er verstarb, als der Junge drei Jahre alt war.[3][4] Seine Witwe musste nun die Kinder mit wenig Geldmitteln aufziehen.[3] Robert machte eine Blitzkarriere an der Schule.[3]

Mit 14 Jahren nahm Adamson 1866 sein Studium an der University of Edinburgh auf, wo er mit Auszeichnungen in Metaphysik und englischer Literatur 1871 abschloss.[4][1] Als Jahrgangsbester verbrachte er den Sommer zum Studium an der Universität Heidelberg und übernahm bei seiner Rückkehr eine Assistenzstelle beim amtierenden Professor für Moralphilosophie, Henry Calderwood, und von 1872 bis 1874 bei Alexander Campbell Fraser, Professor für Logik und Metaphysik.[3][4][1]

Während dieser Zeit las Adamson sehr viel in der Signet Bibliothek und anderen und sammelte fleissig Weiterbildungs-Stipendien und Fellowships einschließlich des TyndallBruce-Stipendiums, der Hamilton-Fellowship (1872), der Ferguson- (1872) und einer Shaw-Fellowship (1873) die allen offenstehen, die einen Abschluss an einer schottischen Universität vorweisen können.[3][4] 1874 wurde er in den Prüfungsausschuss der Universität berufen und schloss sich der Redaktion der Encyclopædia Britannica (9. Ausgabe) an.[4] Er trug zum dritten und vierten Band eine Vielzahl von Artikeln über allgemeine Literaturthemen bei und begann im dritten Band eine Reihe von wichtigen philosophischen Artikeln.[4] Darunter befindet sich auch der Artikel zu Francis Bacon, der von James Spedding begonnen aber später an Adamson abgetreten wurde.[4] Hier zeigte sich zu ersten Mal Adamsons Fähigkeiten als Philosophiekritiker und Geschichstsforscher.[4] Es folgten Biographien von Hume, Kant, Fichte und Schelling und sehr gelehrte Artikel zur Logik.[4]

Im Sommer 1876 wurde Adamson als Nachfolger von William Stanley Jevons zum Professor für Philosophie und politische Ökonomie am Owens College der Universität Manchester berufen.[3][4][1] Nach sechs Jahren wurde er von der Pflicht befreit, Ökonomie zu lehren.[4] Er weitete daraufhin seine Arbeit im Bereich der philosophischen Lehre deutlich aus, ganz besonders ab 1880, als ihm die Gründung der Victoria University, heute Teil der University of Manchester, ihm die Forschungsfreiheit gab.[4] 1883 ehrte ihn die University of Glasgow mit einem Ehrendoktor (LL.D.).[3][4]

1893 wurde er zum Regius Professor of Logic an der University of Aberdeen berufen.[3][4][1] Er blieb nur zwei Jahre und zog schon 1895 nach Glasgow, nachdem die University of Glasgow ihm den Lehrstuhl für Logik und Rhetorik angeboten hatte.[3][4][1]

Zwischen 1885 und 1901 diente er sechs mal in Prüfungsausschüssen der University Cambridge, von 1887 bis 91 war er im Prüfungsausschuss der University of London und er war das erste externe Mitglied der Prüfungskommission der University of Wales von 1896 bis 99.[4]

Am 5. Februar 1902 erlag er einer Typhusinfektion in Glasgow.[4] Sein Körper wurde verbrannt. Seine Ehefrau seit 1881, Margaret, Tochter des Kaufmanns David Duncan aus Manchester, überlebte ihn mit zwei seiner Söhne und vier Töchtern.[4]

Universitätspolitik

Adamson nahm aktiv an der Hochschulpolitik seiner Zeit teil. In Manchester förderte er die Zulassung von Frauen zum Studium gleichberechtigt mit Männern.[4] Er war ein Befürworter der Forschungs- und Lehrfreiheit und übernahm, als die Gründung der Victoria-University ihm dazu die Gelegenheit gab, eine Führungsrolle bei der Organisation der Institution.[4] Er arbeitete als Registrar des neugeschaffenen Board of Studies, dann als erster Sekretär und später als Vorsitzender des Boards.[4] Darüber hinaus gab er wesentliche Impulse für die Universitätsfachschaft zur Ausbildung von Lehrkräften.[4] In Glasgow diente er dem Universitätsgericht und später dem Senat und übernahm früh eine Führungsrolle zur Reformierung des Trimestersystems der schottischen Universitäten.[4] Politisch unterstütze er die Advanced Liberal Party.[4]

Forschung und Lehre

War Adamson in jungen Jahren auch ein gefräßiger Leser und fruchtbarer Autor, so änderte sich das in späteren Jahren, teils unter den Anforderungen für seine Lehrtätigkeit und weitere akademische Leistungen, teilweise aber auch durch eine Änderung seiner philosophischen Grundhaltung.[4] In jungen Jahre hatte der sich eine idealistische Haltung angeeignet, die man der vorherrschenden neo-hegelianischen Schule zuordnen kann.[4] Diese lehrte er auch in späteren Jahren.[4] Gleichzeitig fand Adamson es zunehmend schwierig, eine kohärente Interpretation der Realität verschiedener Aussagen zu erreichen und der Anpassung dieser an die vermehrt berichteten Erkenntnisse aus Naturwissenschaften und Geschichte, die die moderne Forschung seiner Zeit produzierte.[4] In seinen späteren Arbeiten verließ er den Idealismus und zielte auf einen philosophischen Konstruktivismus, den er ohne Zögern als „Naturalismus“ oder „Realismus“ beschrieb.[4] Damit meinte er keineswegs, dass der externe Mechanismus der Dinge in Raum und Zeit gleich der Summe der Realitäten sei.[4] Vielmehr glaubte er zur philosophischen Wahrheit zu gelangen, indem er die Ergebnisse abstrakter Konzepte in konkrete Erfahrungen umwandelte.[4] So ist das Bewußtsein seiner Meinung zwar durchaus vorhanden, aber der Natur weder unter- noch übergeordnet; beide sind Teilmanifestationen der Realität.[4]

Adamson skizziert diese Theorie des Wissens in den Abschlußbemerkungen seiner posthum veröffentlichten Vorlesungen über moderne Philosophie.[4] Die Theorie wurde aber nie detailliert ausgearbeitet, noch wurde sie mit der gleichen gründlichen Kritik analysiert, mit der er seine idealistische Philosophie prüfte.[4]

Sowohl in seinen frühen als auch in seinen späten Jahren entwickelte er seine Ansichten durch die kritische Untersuchung der Gedankengeschichte.[4]

[4] [4]

Adamson und Kant

In Schottland war Kant lange Zeit als ein „Philosoph unter vielen“ wahrgenommen worden.[2] Dugald Stewart (1753 - 1823) hatte auf der Basis lateinischer Schriften und einiger Übersetzungen Kants Argumentation mit Ansätzen schottischer Philosophen wie Thomas Reid und David Hume verglichen und fand in Kants Überlegungen keine erwähnenswerten Fortschritte gegenüber den schottischen oder sogar britischen Gelehrten.[2] Einer kritischen Untersuchung halten seine Argumente sicherlich nicht stand, aber er begründete eine Lehrmeinung, die in Schottland lange Zeit Bestand hatte.[2]

Eine Änderung wurde durch Robert Andersson und Andrew Seth herbeigeführt, der später den Namen Andrew Seth Pringle-Pattison annehmen würde, um die Bedingung einer Erbschaft zu erfüllen.[2] Adamson veröffentlichte 1879 eine Einführung zu Kant, in welcher er die Zentralität des Urteilsvermögens in Kants Philosophie hervorhob.[2] Seth zeigte in seinem Werk „The Scottish Philosophy“, dass es genau dieses Urteilsvermögen war, mit dem man Reids schwache Argumentation gegen Hume fundieren könne.[2] Zeitlich könnte man Edward Cairds als den ersten benennen, der Kants Bedeutung in Schottland bekannt machte, da er schon 1877 A Critical Account of the Philosophy of Kant veröffentlicht hatte und damit zwei Jahre vor Adamson und noch mehr Jahre vor Seth.[2] Allerdings erschien Cairds Hauptwerk The Critical Philosophy of Kant erst 1889 und behandelte eine deutlich umfänglicheren Bereich von Kants Philosophie als die knappe Einführung von Andersson.[2] Man kann also begründen, dass Adamson und Seth als Steigbügelhalter von Caird wirkten.[2]

Obwohl in seiner Zeit in Manchester veröffentlicht, basierte Adamsons Buch über Kant auf Vorlesungen, die er im Januar 1879 im Rahmen der Shaw-Fellowship in Edinburgh gehalten hatte.[2] In den ersten beiden Vorlesungen hatte Adamson Kant selbst bearbeitet.[2] Die dritte Vorlesung handelte von der Bearbeitung Kants durch die Deutschen Hermann Cohen und Friedrich Albert Lange.[2] In seiner Behandlung Kants benannte Adamson mehrere Punkte, die in späteren Bearbeitungen durch Caird, Norman Kemp Smith oder Herbert James Paton widerkehrten.[2]

  • Kants Verwendung des Urteils handelt nicht primär von der Möglichkeit von a-priori-Wissen, sondern versucht ein viel tiefer liegendes Problem zu lösen, nämlich Kant versucht die Möglichkeit von Wissen im Allgemeinen zu lösen.
  • *

[2] [2] [2]


Bibliographie

  • 1879: On the philosophy of Kant
  • 1880: Fichte
  • 1901: A short History of Logic
  • 1903: The development of modern philosophy, with other lectures and essays
  • 1908: The development of Greek philosophy

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g unbekannt: Robert Adamson. In: Webseite der University of Glasgow. University of Glasgow, 9. November 2015, abgerufen am 1. August 2020 (englisch).
  2. a b c d e f g h i j k l m n o p q r Paul Guyer: The Scottish Reception of Kant. Common Sense and Idealism. In: Gordon Graham (Hrsg.): Scottish Philosophy in the Nineteenth and Twentieth Centuries. 1. Auflage. Oxford University Press, Oxford 2015, ISBN 978-0-19-956068-4, Kap. 6, S. 118–157 (englisch).
  3. a b c d e f g h i j k l m unbekannt: Robert Adamson - Encyclopedia. In: Encyclopedia Britannica 1911. Abgerufen am 7. August 2020 (englisch).
  4. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae af ag ah ai aj ak al am an ao William Robertson Smith: Adamson, Robert. In: Dictionary of National Biography, 1912 supplement. Abgerufen am 1. August 2020 (englisch).


{{Normdaten|TYP=p|GND=|LCCN=|VIAF=32065722}}

{{SORTIERUNG:Adamson, Robert}}

[[Kategorie:Philosoph (19. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Philosoph (20. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Schotte]]
[[Kategorie:Brite]]
[[Kategorie:Geboren 1852]]
[[Kategorie:Gestorben 1902]]
[[Kategorie:Mann]]

{{Personendaten
|NAME=Adamson, Robert
|ALTERNATIVNAMEN=
|KURZBESCHREIBUNG=schottischer Philosoph
|GEBURTSDATUM=[[19. Januar]] [[1852]]
|GEBURTSORT=[[Edinburgh]], Schottland
|STERBEDATUM=[[5. Februar]] [[1902]]
|STERBEORT=[[Glasgow]]
}}